Arrakai schrieb:Das verleiht seinen Aussaugen schon ein gewisses Gewicht...
Auf dem Hintergrund von
Arrakai schrieb:Das ist [...] ein reines Autoritätsargument und sagt nichts über die inhaltliche Richtigkeit seiner Aussagen aus.
wüßte ich nicht, was für eine Relevanz dieses "gewisse Gewicht" jetzt haben sollte. Im Zusammenhang von Passion, Tod und Auferstehung werden im ganzen NT verschiedene Aspekte angesprochen. Der Aspekt der Sündhaftigkeit und Verlorenheit der Menschheit, für die ein Sündopfer notwendig ist, der Aspekt des Erlösungsplans, der Leidensbereitschaft Christi, auch der Aspekt der tiefen Trauer Gottes, aber eben auch der Liebe Gottes zu den Menschen, die den Sohn in die Leidensbereitschaft und den Vater in die Trauer führt. Das und etliches Andere.
Aber wo taucht denn da einmal der Heilige Geist im Zusammenhang mit der Passion Christi auf? Der Geist ist vieles. Er ist in der Schöpfung involviert ("Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern"), ja er erschafft jeden einzelnen Menschen ("Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben"). Darüber hinaus erfüllte er vormals die Propheten, und ohne ihn kann niemand Jesus den Herrn nennen. Er verleiht besondere Befähigungen ("Gaben des Geistes"), er gebiert die Kirche ("Pfingsten"), er vertritt Christus als der Paraklet, der "Tröster" während dessen irdischer Abwesenheit seit Himmelfahrt. Aber über eine Einbindung des Geistes in Passion und Ostern läßt die Schrift nichts verlautbaren.
Das soll nicht heißen, daß der Heilige Geist da nicht involviert gewesen wäre. Das wird er schon! Aber wir erfahren nicht, wie. Die Bibel gibt da keinen Hinweis zu. Also ist alles, was wir über die Beteiligung des Geistes an Leiden, Tod und Auferstehung Christi sagen, "ausgedacht" (wie ich es nannte) und
nicht "sola scriptura" (worauf Du so richtig hingewiesen hast).
In der Geschichte der christlichen Theologie gab und gibt es immer wieder die Vorstellung, die Trinität so zu beschreiben, daß z.B. der Vater das göttliche Ich darstellt, der Sohn das göttliche Du, und der Geist ist dann eben diese Beziehung zwischen Ich und Du. Schon Kirchenvater Augustinus von Hippo sagte im 4.Jh.: "Wo es die Liebe gibt, gibt es eine Dreifaltigkeit: einen Liebenden, einen Geliebten und eine Quelle der Liebe. Wenn du die Liebe siehst, siehst du die Dreifaltigkeit." Wenn Du nach
trinität ich du beziehung googelst, findest Du zahlreiche Beispiele für diese bzw. ähnliche Vorstellungen.
Das ist alles nicht schlecht, kann sehr inspirierend und bereichernd sein, hat aber eben den großen Haken, daß der Geist in der gesamten Bibel nirgends als eine Art "Vermittlung zwischen Vater und Sohn" odgl. fungiert. Darüber kann man mit Nutzen meditieren, aber es ist nicht biblisch. Und kann daher auch nicht behauptet werden. So kann man sich einen "Gott der Philosophen" basteln. Aber nicht einen "Gott der Offenbarung", dafür brauchts den Bezug auf "das Offenbarte".
Moltmann steht ebenfalls in dieser Tradition. Und er setzt diese hier voraus, wenn er schreibt "Was aus dem Geschehen zwischen dem Vater und dem Sohn hervorgeht, muß dann als der Geist der Hingabe des Vaters und des Sohnes verstanden werden". Der Vorwurf, Moltmann mogele hier die Trinität bereits hinein, ist vollauf berechtigt. Moltmann "folgert" nicht, sondern setzt voraus. Er hätte schreiben können
Was aus dem Geschehen zwischen dem Vater und dem Sohn hervorgeht, muß dann als [...] Hingabe des Vaters und des Sohnes verstanden werden
So wäre der Satz völlig korrekt, wiewohl ein wenig tautologisch. Aber das Auffüllen mit "der Geist der" ist durch nichts anderes motiviert als mit der theologischen Voraussetzung, den Geist als das Beziehungsgefüge zwischen Ich und Du zu definieren. Vorab!