Und jetzt zu deinen Ausführungen
@Sidhe(Ich kürze mal etwas, sonst wird das zu umfangreich)
Du schreibst:
"man muß erst einmal wissen, daß es die eine Wahrheit gibt. Da du aber immer noch von individuellen und subjektiven Wahrheiten sprichst, also den Wahrheitsbegriff in einen Plural setzt, muß ich davon ausgehen, daß dir wie gesagt der Begriff "Wahrheit" als solches noch nicht in seiner tatsächlichen Bedeutung geläufig ist."
Mag sein. Ist er es für dich, dann erkläre du mir mal was Wahrheit ist?
Du schreibst:
"Ich schrieb eingangs schon, daß die Wahrheit an sich unveränderlich und ewig gleich gültig ist.
Daraus läßt sich die Tatsache ableiten, daß der Mensch keine eigene Wahrheit haben kann, da dies ja rückwirkend bedeuten würde, die Wahrheit würde sich den Menschen in ihrer individuellen Sichtweise anpassen. Es ist jedoch genau andersherum: der Mensch hat sich anzupassen und zu suchen, hat zu erkennen und dabei seinen Horizont immer mehr zu erweitern."
Das ist schon Richtig. Wenn es überhaupt eine Wahrheit gibt, dann ist diese wie sie ist und darin nicht veränderbar und sie ist natürlich auch gültig. Allerdings ob sie ewig gültig ist, ist noch die Frage. Denn wenn "jetzt" das Telefon klingelt, dann ist das auch eine Wahrheit, aber das bedeutet nicht, dass das Telefon immer klingelt
:DVorausgesetzt, das Telefon klingelt auch wirklich, sonst wäre es nämlich eine Lüge
:DDass der Mensch keine eigenen Wahrheit haben kann, sehe ich nicht so. Wenn ich sage: Es geht gerade die Sonne unter, dann ist das für mich hier und jetzt die Wahrheit. Aber für einen Australier ist das natürlich Unfug. Denn da geht die Sonne erst viel später unter...
Insofern ist meine individuelle Wahrheit nicht falsch, nur weil sie für den Australier nicht gilt. Und somit gibt es eine solche individuelle oder subjektive Wahrheit eben doch ! Auch wenn du das noch so abstreitest.
Das Erkennen ist allerdings wichtig und wenn man erkennt, dass die Sonne hier zu einem anderen Zeitpunkt untergeht als in Australien, was nämlich auch wieder eine Wahrheit ist, erkennt man einen immer größeren Aspekt der Wahrheit und schließlich auch den Grund, warum es in unterschiedlichen Regionen der Erde auch unterschiedliche Zeiten des Sonnenunterganges gibt... Weil die Erde sich dreht und das ist wieder eine Wahrheit !
Solange wie man in der Wahrheit bleibt, also von einem kleinen Teilaspekt angefangen, wird man auch bei der steten Erweiterung in der Wahrheit bleiben und kann somit in eine immer größere Wahrheit hinein wachsen und seinen Horizont erweitern.
Du schreibst:
"Der Begriff Wahrheit ist ein Singular der keinen Plural zuläßt. Wer dies begreift begreift auch, daß es keine "Wahrheiten" geben kann, ebenso wenig wie dieses Wort (Wahrheiten) in Wirklichkeit existiert, es ist lediglich eine irrtümliche und unnatürliche Wortschöpfung.
Was "Wahrheit" bedeutet leitet sich von alleine aus dem Begriff ab."
Also ich sage, dass der Begriff Wahrheit auch den Plural zulässt. Wie ich schon sagte, ist es die Wahrheit, dass hier jetzt die Sonne untergeht - In Australien nicht, da ist die Wahrheit, dass sie zu einem anderen Zeitpunkt untergeht. Beide Wahrheiten schließen die größere Wahrheit die dahinter liegt, nämlich die auch erklärt, warum beides wahr ist, nicht aus, nämlich dass die Erde sich dreht.
Du schreibst:
"Das was du immer wieder erwähnst und als "subjektive Wahrheit" bezeichnest, ist die individuelle Wahrnehmung des Menschen, welche bei jedem anders und immer durch seinen eigenen inneren Fort- oder auch Rückschritt geprägt ist. Daher schrieb ich von der Möglichkeit, sich der Wahrheit durch aufrichtiges Suchen anzunähern und sie in ihrer objektiven Form, soweit es unser Begreifen zuläßt, aufzunehmen."
Gut, die individuellen Wahrnehmungen bezeichne ich als subjektive Wahrheit ja. Und die ist auch bei jedem Menschen anders, auch das ist eine Wahrheit !
:DIm großen und ganzen stimme ich dir zu, es ermöglicht aber der tiefer liegenden Wahrheit dahinter durchaus durch aufrichtiges Suchen anzunähern.
Das bedingt aber auch, dass ich dem Australier nicht unterstelle, dass er lügt, wenn er sagt: Nein, hier geht die Sonne nicht unter. Das bedingt, dass ich die Wahrheiten der anderen auch mit einbeziehe und so allmählich aus dem Puzzel von Teilwahrheiten zur größeren Wahrheit dahinter vordringen kann. Sobald ich meine Wahrheit als Absolutum für alle setze und sage: Wenn hier die Sonne jetzt untergeht, dann muss das für alle Menschen gelten, egal wo sie sich befinden, entferne ich mich schon von der Warhheit und komme nie dahinter, dass der Australier eine andere Wahrheit in Bezug auf den Zeitpunkt des Sonnenuntergangs hat und komme des weiteren auch nie dahinter, dass die Erde rund ist und sich dreht...
:DDu schreibst:
"Eine subjektive Wahrheit existiert nicht, da sich die Wahrheit und das Subjektive gegenseitig ausschließen. Genau das erkennt man durch das richtige Verständnis des Wahrheitsbegriffes."
"Es gibt also nur eine einzige objektive Wahrheit"
Mein Beispiel oben hat eigentlich erklärt, dass es eben sehr wohl subjektive Wahrheiten gibt und dass sie sich nicht gegenseitig ausschließen. Beide haben Recht, der eine, der sagt, hier in Deutschland geht die Sonne jetzt unter genauso wie der in Australien, bei dem das so nicht zutrifft. Obwohl die Aussagen sich widersprechen, nicht für alle gleichermaßen gültig sind, sind sie wahr und eröffnen einem eine noch größere dahinterliegende Wahrheit die auch den Grund dafür erkennen lässt, eben weil die Erde rund ist und sich dreht. Das ist die objektive Wahrheit und ich komme dahin durch das anerkennen von zwei subjektiven Wahrheiten
:DWenn es aber nur eine einzige objektive Wahrheit gibt und du jede subjektive Wahrheit ausschließt, dann würdest du gar nicht zu dieser objektiven Wahrheit vordringen können...
Du schreibst:
"Wenn dieser Glauben aber zu einer einzementierten Sichtweise wird, mit der du alles betrachtest, engst du deine Sicht zu einem Tunnelblick ein."
Das stimmt, daher zementiere ich auch nicht gerne
:D"Wenn jemand weiß, was wahr ist, so ist das ein natürlicher Zustand, den der Mensch von heute so nur nicht mehr kennt, weil er sich äußerst stark davon entfremdet hat."
Auch das stimmt. Aber der Mensch ist heute auch vorsichtiger und nachdenklicher und zurückhaltender geworden. Er nimmt alles viel genauer. Daher sagt er sich selbst (wenn er dazu in der Lage ist) Ich glaube, dass das was ich für wahr halte auch wahr ist. Es ist eine vorübergehende, oder vorläufige Einschätzung, wissend dass man eigentlich nichts weiß und sich auch irren kann !
Nur der, welcher ganz unreflektiert an eine Sache heran geht sagt: Das ist halt so und basta !
Du schreibst weiter:
"Und wenn nun dieser Jemand die Wahrheit kennt, kann er - das ist nur logisch - nichts Anderes mehr gelten lassen weil er weiß, daß es falsch ist. So simpel ist das, und keineswegs arrogant."
Sobald er auch in der Lage ist, seine Wahrheit zu begründen und nachvollziehbar zu machen, dass er alle anderen davon überzeugen kann: Jawohl so ist es - Dann ist er auch nicht arrogant.
Kann er aber die Wahrheit, die er erkannt hat als solche weder begründen noch nachweisen, bleibt aber trotzdem dabei, dass es wahr ist, dann ist das in meinen Augen Arroganz.
Es kann sich nur dann jemand der Wahrheit absolut sicher sein, wenn er sie erstens kennt und zweitens sie auch nachweisen und begründen kann. Ist er sich dabei schon unsicher, wird er gar nicht so lautstark von Wahrheit sprechen wollen, sondern eher von einer Mutmaßlichen Wahrheit...
Du schreibst:
"Man muß halt die faulen von den guten Früchten zu trennen wissen, und hierbei kommt es wieder auf das innere Gespür an, das eine Art Sensor für die Wahrheit besitzt welcher weit über das intellektuelle Verstandesdenken hinausgeht; denn sonst läuft man Gefahr, auch diejenigen zu verwerfen, die tatsächlich wissen, wovon sie reden, und dann hätte man das Kind mit dem Bade augeschüttet."
Auch dem stimme ich zu, wobei sich Wahrheit zwar schon auch erspühren lässt, aber zum Nachweisen genügt das leider nicht. Sondern nur zum Aufspüren der Wahrheit um sie möglicherweise zu finden, bedarf es eines guten Riechers dafür.
Ich schrieb:
"Indem ich manches offen lasse und sage: Ich glaube und denke dieses und jenes aber ich weiß es nicht, wie es wirklich ist, setze ich eigentlich eher keine Grenze sondern behalte mir eine letztendliche Ansicht von der Wahrheit eben offen."
Darauf Du:
"In der Wahrheit kann es keine Lücken geben. Nur vollstes Verständnis läßt sie klar vor Einem erstehen..."
In der Wahrheit selbst gibt es sicher keine Lücken, das habe ich ja auch gar nicht geschrieben. Aber im Erfassen der Wahrheit kann es durchaus Lücken geben.
Du schreibst:
"...im Schweigen liegt eine große Kraft und wer ruhig wird, in sich geht und sich seine eigene Kleinheit eingesteht, dem wird möglicherweise etwas zuteil.
Jedoch über Sachen zu reden von denen man nichts Genaues weiß ist unsinnig, es wird sowieso zuviel geredet."
Natürlich ist Schweigen durchaus auch wichtig. Aber doch nicht nur? Ich hab ja auch nicht gesagt, dass im Schweigen keine Kraft läge... Aber ich höre doch nicht auf, mir Gedanken über Gott und die Welt zu machen und mich mit meinen Mitmenschen auch darüber auszutauschen, weil Sidhe gesagt hat, man solle lieber schweigen???
Von etwas zu reden, von dem man nichts genaues weiß finde ich immer noch besser als überhaupt nicht mehr zu reden. - Denn wer kann von sich schon behaupten, er wisse alles ganz genau? Wir erarbeiten uns doch laufend nur Stückwerk an Wissen und vervollständigen dieses, aktualisieren usw... Dann dürfte ja der eigentlich weiß dass er nichts weiß am allerwenigsten sagen - Der sollte aber am meisten sagen !
Ich schrieb:
"Eigendünkel ist so ein Wort, welches eher zu jenen passt, die sich schon eine fertige Meinung gebildet haben in allen Dingen und von deren Richtigkeit völlig überzeugt sind und sich niemals von anderen jemals noch etwas sagen lassen."
Darauf Du:
"Warum sollte sich ein Lehrer etwas von einem Grundschüler sagen lassen? Erkennst du nicht den Hochmut, der da aus deinen Zeilen spricht?"
Habe ich geschrieben, alle Lehrer sollen sich gefälligst von Grundschülern etwas sagen lassen?
Abgesehen davon darf ein Grundschüler sehr wohl etwas sagen und wenn es wirklich besser ist als das was der Lehrer gesagt hat, warum nicht? Wenn es aber dummes Zeug ist, dann muss sich der Lehrer natürlich nichts von einem Schüler sagen lassen...
Wenn der Lehrer Recht hat, dann soll der Schüler dieses Wissen annehmen. Hat aber der Schüler Recht und der Lehrer hat sich geirrt (und das kann vorkommen), dann sollte der Schüler es auch sagen dürfen und der Lehrer es annehmen. Hochmut ist nur dann vorhanden, wenn der Lehrer sich vom Schüler grundsätzlich nichts sagen ließe, nicht einmal dann, wenn der Lehrer sich offenkundig geirrt haben sollte.
Ich fragte:
"Also, wie lautet die eine und einzige unumstößliche Wahrheit? Welche Farbe hat das Rapsfeld?"
Darauf Du:
"Du verwendest den Wahrheitsbegriff an völlig unpassender Stelle.
Wie mitras dir schon sagte, ist das, was du hier beschreibst, eine Wahrnehmung, Ansicht, Meinung, etc. pp. - Ausdrücke dafür gibt es viele."
Weiß ich doch und ich nenne sie subjektive Wahrheit, denn für mich als Subjekt Mensch ist der Raps Gelb. Aber das akzeptierst du einfach nicht...
Du:
"Wenn du nun wissen willst, welche Farbe der Raps hat, kannst du dies mithilfe wissenschaftlicher Meßmethoden herausfinden, das ist ganz einfach, man unternimmt eine Spektralanalyse der Farben und voilà - man hat seine objektive Antwort."
Richtig ! Dann haben wir eine objektive Wahrheit. Aber die subjektive ist dennoch nicht falsch.
Du:
"Nochmals: die Wahrnehmung kann individuell sein, die Wahrheit aber existiert unabhängig vom Beobachter."
Auch Richtig. Aber die Wahrnehmung des Beobachters ist auch eine Wahrheit, nämlich seine subjektive. Wieso akzeptierst du diese eigentlich nicht?
Du:
"Du magst dich Sucher nennen, aber mein Eindruck ist der, daß du höchstens ein halber Sucher bist, denn du bist bereits zu voreingenommen. Aber eine Chance hast du schon"
Danke, das ist aber zu gütig
:D Eine Chance hab ich wenigstens noch...
Wieso degradierst du mich von einem Suchenden zu einem halben Suchenden? Wieso nicht gleich zu einem Viertelsuchenden oder Achtelsuchenden...?
:D Warum überhaupt den Suchenden als solchen nicht stehen lassen können? Ok, dann bist du für mich auch keine Finderin der Wahrheit, sondern höchstens eine halbe Finderin
:DEinverstanden?
:D