Heide_witzka schrieb:Oder halt ein Kunstwerk, dass dem bekannten Procedere Rechnung trägt.
Grundsätzlich naheliegend. Aber in einem Punkt paßt dies nicht.
Während in den Evangelien der Auferstandene seinen Jüngern die Nägelmale präsentiert, zeigt er ihnen seine Hände (bzw. verweist mit Worten auf diese). In der christlichen Darstellung gehen die Nägel stets durch die Handteller. Schon bei der allerältesten (erhaltenen) Darstellung aus dem Jahr 432, knapp 100 Jahre nach Abschaffung der Kreuzigungsstrafe im Römischen Reich, ist dies der Fall.
Original anzeigen (0,4 MB)Bereits damals war also nicht mehr bekannt, daß bei einer Nagelung des zu Kreuzigenden die Nägel durch die Handwurzelknochen getrieben wurden (eine Nagelung durch die Handteller hätte zu Ausrissen führen können).
Der Gekreuzigte auf dem Tuch jedenfalls hat seine Nägelmale an den Handwurzeln. Dies ist also ein Merkmal, das ein mittelalterlicher Fälscher nicht aus "dem bekannten Procedere" hätte übernehmen können.
Heide_witzka schrieb:Man liest viel. Unter anderem, dass die Blutflecken zwar hervorragend zu einem am Kreuz hängenden Menschen passen würden, allerdings nicht zu jemandem, den man gewaschen und gesalbt da hineingelegt hat.
Wer wurde denn bittschön gewaschen und gesalbt? Jesus - nach den Evangelien - jedenfalls nicht. Der mußte schnellschnell in ein naheliegendes Grab gelegt werden, weil es kurz vor Anbruch des Sabbats (Freitag Abend) war. Nach dem Sabbat, also am Sonntag in aller Frühe, gingen dann die Frauen zum Grab, um dann die entsprechende Totenherrichtung (Salben etc) vorzunehmen.
Nur im Johannesevangelium wird mitgeteilt, daß bereits bei der schnellen Grablege die von Nikodemus bereitgestellten Pflanzen Myrrhe und Aloe mit in das Leichentuch eingewickelt wurden. Es soll sich allerdings um 100 (römische) Pfund davon gehandelt haben, also schlappe 32...33 Kilo! Glaubhaft?
Wie gesagt, die anderen Evangelien wird extra darauf verwiesen, daß die knappe Zeit bis zum Sabbat eine Totenwaschung etc. unmöglich gemacht hat. Selbst im Johannesevangelium wird darauf verwiesen, daß nicht viel Zeit war, weswegen ein Grab direkt neben der Hinrichtungsstätte genommen wurde. Ebenso wird auch im Johannesevangelium berichtet, daß nach dem Sabbat Maria Magdalena zum Grab ging. Der Grund wird nicht genannt; bei Markus und Lukas aber wird er angeführt: die Nachholung der Totensalbung. Johannes ließ das weg, eben weil er schon zuvor ne Mega-Salb-Aktion eingebastelt hat.
Niselprim schrieb:Man braucht ja nur jemand kreuzigen und in ein Grabtuch wickeln - und schon hat man ein Grabtuch.
Dann müßte man schon mal
wenigstens zwei gekreuzigt haben. Beim ersten dürften die Hände ausgerissen sein; frühestens beim zweiten werdense auf den Trichter der Handwurzelnagelung gekommen sein.
Allerdings weisen die Geißelungsmale auf eine typische römische Peitschenart hin, bei der ans Peitschenende kleine Metallstücke eingearbeitet wurden, welche die Haut des zu Geißelnden in sehr typischer Manier verletzen. Wie auch auf dem Grabtuch zu sehen ist. Im Mittelalter verwendete man sowas nicht. Kann man auch nicht aus Ex-Zyklotropens "Procedere" folgern.