Das Turiner Grabtuch
20.07.2018 um 00:27@Doverex
Das scheint mir dann doch ein wenig arg weit hergeholt.
Erst mal, das italienische "sindone" kommt direkt aus dem Griechischen, wo das Grabtuch "Σινδόνη του Τορίνο" oder "Ιερά Σινδόνη" genannt wird, "Sindónê tou Torino" (Turiner Leinen) bzw. "Hierà Sindónê" (Heiliges Leinen). Das geht zurück auf das antike griechische "σινδών", was eine Bezeichnung für feinen Leinenstoff war bzw. für Gewänder aus diesem Leinen. Diese Vokabel taucht im NT sechs mal auf, vier mal bei Matthäus, Markus und Lukas für das Leinentuch, in das Jesu Leichnam gelegt wird, und zwei mal als das Bekleidungsstück, welches der fliehende Jünger bei Jesu Gefangennahme zurückläßt. Dieses Wort wird aber schon weit früher benutzt; bei Herodot taucht es bereits auf, als Bezeichnung für leinene Kleider, aber auch für die Binden der ägyptischen Mumifizierung.
Daß "sindôn" mal "sinda" oder "sindien" geheißen haben soll, konnte ich nicht verifizieren, es klingt mir ehrlich gesagt nicht korrekt. Auch eine Bezugname der Wortherkunft auf Indien klingt nicht sehr wahrscheinlich. Im griechischen Wiki-Artikel zum "Hierà Sindónê" fand ich diese Etymologie ebenfalls nicht. Immerhin findet sich im "Intermediate Greek-English Lexicon" von Henry George Liddell und Robert Scott zu "sindôn" die Anmerkung "(prob. derived from Ἰνδός, Sind)". Doch ist das nicht sehr glaubwürdig. "Sindôn" ist im Griechischen gebildet aus der Wurzel "sindo-" und der Endung "-on". Hindos hingegen (in der Bedeutung "Inder" wie "Indus") besteht aus der Wortwurzel "hind-" und der Endung "-os". Das Eigenschaftswort von "hindos" ist "hindikos", "indisch". Wogegen bei der Beugung von "sindôn" eben "sindonos" (Genitiv), "sindoni" (Dativ) oder "sindona" (Akkusativ) (mit Füll-N) wird. Ein weiterer Grund gegen diese Etymologie ist, daß im Griechischen aus einem S-anlautenden Wort kein H-anlautendes gebildet wird. Diese sind zwar in der Tat oft eng verwandt, doch wurde entweder im Griechischen aus einem S ein H, oder in anderen Sprachen aus demH ein S. Gut zu erkennen bei diversen H-anlautenden griechischen Wörtern im Vergleich mit anderen Sprachen
gr. hexa - lat. sexa (sechs);
gr. hyper - lat. super (über);
gr. hypo - lat. sub (unter);
gr. hals - dt. Salz..;
...
Doch selbst wenn wir mal annehmen, daß die Griechen das "sindôn" nach "Hindos" bildeten, um auf die indische Herkunft eines besonderen Leinengewebes hinzuweisen, so muß dies vor Herodot (5.Jh. v.Chr.) passiert sein. Daß noch zu Christi Zeiten mit "sindôn" ein in Indien hergestellter Stoff gemeint sein soll, ist geradezu hanebüchen, da schon Herodot das Wort auf ägyptische Stoffe bezog, die er gewiß nicht als in Indien hergestellt aufgefaßt hat. Mit "sindôn" ist einfach Leinen gemeint. Nix Indien.
Und auch an den zahlreichen indischen DNS-Spuren habeich so meine Zweifel. Ein in Indien hergestellter Stoff mag ja durch einige indische Hände gegangen sein, jedoch schwerlich durch tausende, wenn er als guter Leinenstoff in Judäa verkauft werden sollte. Oder im Mittelalter in Europa. Jedoch ist er seit dem Mittelalter durch richtig viele Hände gegangen, Pilgerhände. Wenn also massenhaft DNA von Menschen dagefunden werden kann, dann nicht indische.
Ohnehin frage ich mich, wieso sich die indische DNA im Staub des Grabtuches gefunden haben soll statt im Gewebe. Schließlich wird der Staub doch wohl eher in all den Jahrhunderten des abwechselnden Ausstellens und Verwahrens des Tuches hinzugekommen sein und nicht während der Fertigung in Indien oder dem Verpacken für den Fernhandel.
Daran stimmt wie mir scheint schlicht gar nichts. Außer daß einige darüber nachdenken, ob die Wortherkunft für "sindôn" was mit Indien zu tun haben könnte.
Das scheint mir dann doch ein wenig arg weit hergeholt.
Erst mal, das italienische "sindone" kommt direkt aus dem Griechischen, wo das Grabtuch "Σινδόνη του Τορίνο" oder "Ιερά Σινδόνη" genannt wird, "Sindónê tou Torino" (Turiner Leinen) bzw. "Hierà Sindónê" (Heiliges Leinen). Das geht zurück auf das antike griechische "σινδών", was eine Bezeichnung für feinen Leinenstoff war bzw. für Gewänder aus diesem Leinen. Diese Vokabel taucht im NT sechs mal auf, vier mal bei Matthäus, Markus und Lukas für das Leinentuch, in das Jesu Leichnam gelegt wird, und zwei mal als das Bekleidungsstück, welches der fliehende Jünger bei Jesu Gefangennahme zurückläßt. Dieses Wort wird aber schon weit früher benutzt; bei Herodot taucht es bereits auf, als Bezeichnung für leinene Kleider, aber auch für die Binden der ägyptischen Mumifizierung.
Daß "sindôn" mal "sinda" oder "sindien" geheißen haben soll, konnte ich nicht verifizieren, es klingt mir ehrlich gesagt nicht korrekt. Auch eine Bezugname der Wortherkunft auf Indien klingt nicht sehr wahrscheinlich. Im griechischen Wiki-Artikel zum "Hierà Sindónê" fand ich diese Etymologie ebenfalls nicht. Immerhin findet sich im "Intermediate Greek-English Lexicon" von Henry George Liddell und Robert Scott zu "sindôn" die Anmerkung "(prob. derived from Ἰνδός, Sind)". Doch ist das nicht sehr glaubwürdig. "Sindôn" ist im Griechischen gebildet aus der Wurzel "sindo-" und der Endung "-on". Hindos hingegen (in der Bedeutung "Inder" wie "Indus") besteht aus der Wortwurzel "hind-" und der Endung "-os". Das Eigenschaftswort von "hindos" ist "hindikos", "indisch". Wogegen bei der Beugung von "sindôn" eben "sindonos" (Genitiv), "sindoni" (Dativ) oder "sindona" (Akkusativ) (mit Füll-N) wird. Ein weiterer Grund gegen diese Etymologie ist, daß im Griechischen aus einem S-anlautenden Wort kein H-anlautendes gebildet wird. Diese sind zwar in der Tat oft eng verwandt, doch wurde entweder im Griechischen aus einem S ein H, oder in anderen Sprachen aus demH ein S. Gut zu erkennen bei diversen H-anlautenden griechischen Wörtern im Vergleich mit anderen Sprachen
gr. hexa - lat. sexa (sechs);
gr. hyper - lat. super (über);
gr. hypo - lat. sub (unter);
gr. hals - dt. Salz..;
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Doch selbst wenn wir mal annehmen, daß die Griechen das "sindôn" nach "Hindos" bildeten, um auf die indische Herkunft eines besonderen Leinengewebes hinzuweisen, so muß dies vor Herodot (5.Jh. v.Chr.) passiert sein. Daß noch zu Christi Zeiten mit "sindôn" ein in Indien hergestellter Stoff gemeint sein soll, ist geradezu hanebüchen, da schon Herodot das Wort auf ägyptische Stoffe bezog, die er gewiß nicht als in Indien hergestellt aufgefaßt hat. Mit "sindôn" ist einfach Leinen gemeint. Nix Indien.
Und auch an den zahlreichen indischen DNS-Spuren habeich so meine Zweifel. Ein in Indien hergestellter Stoff mag ja durch einige indische Hände gegangen sein, jedoch schwerlich durch tausende, wenn er als guter Leinenstoff in Judäa verkauft werden sollte. Oder im Mittelalter in Europa. Jedoch ist er seit dem Mittelalter durch richtig viele Hände gegangen, Pilgerhände. Wenn also massenhaft DNA von Menschen dagefunden werden kann, dann nicht indische.
Ohnehin frage ich mich, wieso sich die indische DNA im Staub des Grabtuches gefunden haben soll statt im Gewebe. Schließlich wird der Staub doch wohl eher in all den Jahrhunderten des abwechselnden Ausstellens und Verwahrens des Tuches hinzugekommen sein und nicht während der Fertigung in Indien oder dem Verpacken für den Fernhandel.
Daran stimmt wie mir scheint schlicht gar nichts. Außer daß einige darüber nachdenken, ob die Wortherkunft für "sindôn" was mit Indien zu tun haben könnte.