Nemon schrieb:Ich war in der heißen Phase dieses Threads nicht dabei und habe jetzt auf Anhieb die Stellen nicht gefunden, die ich meine, wenn ich nach den offensichtlichsten Fake-Merkmalen frage: Falsche Proportionen Gesicht und Körper, Armlängen / fehlende Verzerrung (also plane Darstellung, auch die Haare "hängen" im Abdruck) / Wundmale in den Handflächen statt Gelenken und so weiter.
Schade, daß Du hier nicht in besagter Threadphase bei warst, denn alle die von Dir aufgezählten Sachen ließen sich problemlos aufklären. Entweder Du liest Dir den Thread mal durch (wahlweise auch nur meine Beiträge, da ich auf alles das eingegangen bin, das wäre kürzer, aber besser: alles). Oder wir müssen halt mal wieder vom Urschleim an alles erneut durchkauen. Hatt ich ja dem Portolkyz angeboten, äh, Protzoklyzz... aaah: dem Zyklotrop.
Nemon schrieb:Der Fall wäre für mich schon per oberflächlicher Betrachtung klar
Eben! Ohne nur oberflächlich ist der Fall nämlich überhaupt nicht so klar.
Nemon schrieb:Es gibt da, glaube ich, die eine oder andere exemplarische Ausftellung, wie viele Finger, Fußnägel, Ohrläppchen usw. dieser oder jener Heilige zu Lebzeiten gehabt haben müsste, um die gegebenen Inventarlisten zu bedienen
Nein, gibt es nicht. Wenn - aber selbst das ist nicht wirklich gesichert - dann gibt es "Splitter vom Heiligen Kreuz", die zusammen mehr als nur ein Kreuz ergäben. Aber selbst das wurde nur ständig kolportiert, ohne daß mal irgendwas als Quelle für angegeben wurde. Es gab Fälschungen, keine Frage, es gab auch Unsicherheiten (für manchen "religiösen Promi" werden mehrere Gräber verehrt, ohne daß man sicher sein kann, welches nun das rechte sei - wenn überhaupt eins). Aber auch auf der anderen Seite gibt es haufenweise Übertreibungen, Fälschungen etc. Eben daß es Dokumente über die übermäßige Fingerzahlen von solchen Reliquienheiligen gäbe, daß da Millionen von Hexen verbrannt wurden, von Kirchens, und was es sonst noch so an Aufklärungsmärchen gibt (oder die Sache mit dem Konzil unter Konstantin, wo der Bibelkanon festgelegt wurde und frühere Schriften entfernt worden seien, Romanerfindung von Dan Brown).
Nemon schrieb:Wenn es auf dem Weg läge, würde ich es mir ansehen. Aber nicht dafür Schlange stehen.
Mußt Du nicht weit laufen. OK, es liegt im portugiuesischen Fatima. Reicht aber
hier lang. OK, mittlerweile wurde diese Seite gehörig abgeändert, die zahlreichen nichtkatholischen und sogar atheistischen Zeugen des Sonnenwunders finden sich nur noch im Zitat des Priesters De Marchi (immerhin wurde das nicht rausgeschmissen), und die Beobachtungen aus kilometerweiter Entfernung sind ebenfalls verschwunden. Vom Professor Jose Maria de Almeida Garret von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Coimbra habense nur die Schätzung der Personen drin gelassen, bringen nicht dessen Beschreibung des Phänomens. Heute werden vor allem die sehr unterschiedlichen Schilderungen zitiert und Kritiken an den Zeugen. Bezeichnend auch, daß der Artikel insgesamt 15 Anmerkungen hat, wovon allein 11 auf den dritten Abschnitt fallen; wohingegen im zweiten Abschnitt (Zeugen) nur eine einzige Anmerkung vorkommt - zu McClure, der als Kronzeuge für die Unglaubwürdigkeit der Schilderung de Marchis positioniert wurde. Ansonsten wäre der Artikel, wie er jetzt dasteht in seiner Belegarmut (und mangelnden Ausgewogenheit) eigentlich ein Fall für die Überarbeitungs-Kritik. Aber gerade dadurch, daß die atheistischen Zeugen nicht ganz verschwunden sind, daß selbst der das Wunder bezeugende Professor nicht gänzlich rausgekickt wurde (auch wenn er nicht Joseph Garrett heißt, sondern Jose Maria de Almeida Garrett), und daß die "wunderbereinigende" Überarbeitung so schluderig und belegarm stattgefunden hat, durch das alles kann man noch immer gut erkennen, wie viel Mühe man sich gibt, es herunterzuspielen. Das Sonnenwunder von Fatima ist ein überwältigend massiv bezeugtes Wunder. Ein Marienwunder, was ich als Protestant natürlich kategorisch infragestelle. Aber ich komm nicht umhin festzustellen, daß hier ein Wunder vorliegt, gegen dessen Bezeugung ich nicht anstinken kann, so sehr ich es möchte. Mir bleibt nur, und dieses Recht gestehe ich mir wie auch Dir zu, es dennoch nicht für ein Wunder zu halten. Aber es ist eines, das sich nicht mit Fakten entkräften läßt, das nicht auf Haluzination reduziert werden kann. Wer das Wunder nicht akzeptieren will, der kann das nur
glauben, daß es keins war, mehr hat niemand dafür in der Hand. Wer es aber für ein Wunder hält, der hat hier mal die Fakten auf seiner Seite. Es ist da was passiert, was auch immer, es läßt sich nicht entkräften.
withe schrieb:Manopello Fälschung?
Ja natürlich! OK, Fälschung ist vielleicht nicht das richtige Wort, das Bild mag ursprünglich nur eine fromme Kopie des Turiner Grabtuchs gewesen sein, das dann naturalistisch "vervollständigt wurde. Man kann beide Tücher übereinanderlegen und erhält eine perfekte Übereinstimmung, sodaß ein "gemeinsamer Ursprung" (A von B / B von A / A und B von C) unzweifelhaft ist.
Original anzeigen (0,4 MB)(Wikipedia)
Selbst die leichte Bananenform des Gesichts ist identisch, alles überlappt sauber, ist also nicht nur abgemalt, sondern abgepaust.
Nun könnte man ja meinen, wenn das Grabtuch als "Abdruck" eines darunterliegenden Toten entstanden ist, könnte das Tuch von Manoppello ja eben das aufs Gesicht gelegte Schweißtuch sein, sodaß sich das Antlitz gleichermaßen auf Schweißtuch und Grabtuch übertragen hätte. Dumm nur, daß die Augen auf dem Tuch von Manoppello geöffnet sind, die auf dem Grabtuch nur wie geöffnete Augen aussehen, auf dem Fotonegativ vom frühen 20. Jh. dann aber als tatsächlich geschlossen erkannt wurden. Damit steht fest, daß die Abbildung von Manoppello nur eine nachträgliche Art "Abzeichnung" des Konterfeis vom Turiner Sindone sein kann. Kein Fotonegativ vermag aus dem Manopello-Bild tatsächlich geschlossene Augen zu erzeugen! Es ist also kein Acheiropoieton, sondern menschliche Anfertigung vom Turiner Grabtuch her.
Als solche kann das Tuch durchaus seine Verehrung genießen, welche es erhält. Es ist eine Ikone - und viele Ikonen sind ja "nur" Abzeichnungen älterer Ikonen, was völlig legitim ist und innerkatholisch Verehrung rechtfertigt. Aber eine Reliquie ist es nicht, das kann katholisch nur dem Grabtuch von Turin zugestanden werden.
withe schrieb:Die Vermehrung der Reliquien lässt sich dadurch erklären, dass mangels Originalmasse der Gegenstände und Körperteile das Vorhandene, wo möglich, zerkleinert wurde
In der Tat wurde zuallermeist dies getan. Anfangs wars ein Heiliger am Stück, irgendwann wurde noch der kleinste Fingerknöchel halbiert. Mal überspitzt gesagt. Vor allem, als im Spätmittelalter der Kirchenbbauboom in Europa herrschte, und noch jede Dorfkirche irgendne Reliquie benötigte.