@adonim: Ich habe das erst einmal einfach als Möglichkeit in Betracht gezogen, also den Kreuzestod. Und ja, ich glaube daran. Wenn es nicht der Messias war, war es ohnehin unbedeutend. Wenn er nicht gekreuzigt wurde, ist es auch unbedeutend. Aber wenn doch, dann ist die Frage nicht unbedeutend, ob dadurch überhaupt eine Erlösung stattgefunden hat - Und wenn ja, ob diese sozusagen wie eine Generalamnestie zu verstehen ist oder nur individuell, also davon Abhängig, ob man es glaubt.
Allerdings frage ich mich schon, warum überhaupt der Tod Jesu als Errettung oder Erlösung notwendig war und auch ob. - Schuld ist ein Problem, das so alt ist wie die Menschheit. Wenn mir gegenüber jemand schuldig wird, gibt es ja nicht für mich das Problem, wie ich damit umgehe, sondern für den an mir schuldig gewordenen. Was will ich überhaupt? Rache? Vergeltung? Schadensersatz? Oder will ich ihm gleiche Schuld zufügen? Und warum? Oder kann ich sagen: Ok, nehme ich dir nicht weiter übel, vergeben, vergessen, erledigt?
Muss der andere dann überhaupt noch etwas für mich tun, steht er dann überhaupt noch in meiner Schuld, wenn ich sie ihm vergebe? Eigentlich nicht. Die Frage ist durchaus berechtigt, warum musste eigentlich Jesus sterben? Wenn es denn eine Erlösungstat für uns war, hätte Gott uns unsere Schuld nicht einfach vergeben können?
Es heißt in der Bibel: Der Lohn der Sünde ist der Tod. - Bedeutet, wir müssen alle sterben, weil wir sündigen. Der Tod also ist die Strafe oder die Folge unserer Sünden. Nunja, nun hat Jesus zwar die Schuld am Kreuz für uns getragen und gebüßt und gesühnt, nach christlicher Lehre und musste an unserer statt dafür also sterben - aber nichtsdestotrotz blieb der Tod das Schicksal der Menschheit weiterhin, ob sie nun sündigten oder nicht, wir müssen trotzdem alle sterben...
Es gibt aber sehr wohl diese Möglichkeit, dass ein Bürge für einen anderen einsteht, dass der Bürge für den anderen auch die Schuld tragen muss, wenn er sich denn für jemanden verbürgt. Das bedeutet, nicht der schuldig gewordene, wird belangt und bestraft, sondern der Bürge steht für diesen gerade. Notfalls eben auch mit seinem Leben (Schiller - Die Bürgschaft).
Es gibt aber eben auch das, was man vor einem Gericht Begnadigung nennt. Trotz erwiesener Schuld, wird aus verschiedenen Gründen, die Strafe abgemildert, oder eben auch ganz fallen gelassen.
Und daher verstehe ich es auch nicht, warum ein Mensch Namens Jesus für die Schuld der Menschen einstehen sollte, wollte oder musste um diese Schuld zu tilgen. Denn ob Schuld angelastet wird oder nicht, hängt vom Richter ab - Und der kann, wenn er will auch Begandigungen aussprechen. Wozu war also jenes Sühneopfer oder Sündenopfer überhaupt notwendig?
Wenn es aber so gewesen ist, auch wenn ich nicht verstehe warum, dann frage ich mich: Warum soll nur der von solch einer Tat profitieren, der auch daran glaubt? Wenn sie denn so oder so geschehen ist, ist es an sich völlig unerheblich ob ich davon weiß oder nicht?
Wenn ich schuldig geworden bin und ein anderer hat für mich sozusagen eine Kautionssumme hinterlassen oder meine Schuld beglichen und ich werde, ohne zu wissen warum, frei gelassen oder frei gesprochen, aufgrund dieser Einlösung - Dann ist es unerheblich ob ich an diese Einlösung durch meinen Gönner glaube oder ob ich überhaupt davon weiß, denn das Lösegeld ist hinterlegt worden für mich. Nur wenn ich aber davon weiß und es ablehne, und sage: Nein, ich will lieber selber für meine Schuld gerade stehen, ich habe es verdient und ich sitze meine Schuld ab, ich nehme keine Hilfe an von jemand anderem, ich will nicht, dass ein anderer meine Schuld einlöst, dann sieht das ganze natürlich schon wieder anders aus. Das aber hat etwas mit meinem Willen zutun, nicht aber mit meinem Glauben.