mstry schrieb:Vom Baum der Erkenntnis zu essen kann keine Schuld gewesen sein, weil man ohne die Kenntnis des Unterschieds von gut und böse nicht schuldfähig ist. Wenn tatsächlich ein Verbot bestand nach dem Apfel zu greifen, hätten Adam und Eva erst im nachhinein erkennen können, dass die Überschreitung des Verbots böse ist. Zum Tatzeitpunkt waren sie damit schuldunfähig. Wenn im Umgang mit Erkenntnis etwas als schuldhaft zu betrachten ist, dann das Gegenteil dessen, was die Bibel als Ursünde bezeichnet. Nicht Erkenntnis ist schuldhaft, sondern die Weigerung, sie anzunehmen, obwohl das Erkennbare offenkundig ist.
Natürlich ist es keine Schuld, ich sehe das genauso. Es ist sowieso eine Methapher und man sollte es keinesfalls wörtlich nehmen.
In den mesopotamischen Mythen gibt es die Geschichte von Adapa, der von seinem Gott Ea aufgetragen bekam, Brot und Wasser zu verweigern, wenn er von Anu, dem höchsten Gott dieses angeboten bekommt. Dies geschah dann, und WEIL er es verweigert hat, das Brot und das Wasser des ewigen Lebens zu sich zu nehmen, wurde er als Sterblicher auf die Erde zurückbefördert.
Diese mesopotamischen Mythen sind älter als die biblischen Geschichten.
" So wie Gott zwei Seiten hat, die Gnade und die Strenge, so ist auch der Mensch."war der Satz, worauf Niselprim schrieb "der Mensch ist nicht wie Gott"....
Bei den zwei Seiten gehts um die Dualität des irdischen Lebens. Eben "Gut und böse", wobei dieses gut und böse als Metapher betrachtet werden könnte, für das Leben und Tod. Und für alle Gegensätze, woraus die Welt ja besteht bzw "aufrecht erhalten" wird.
Ich denke, die biblische Geschichte, begonnen mit der Genesis, beschreibt nicht nur eine makrokosmische Entwicklung der Welt und Menschheit, sondern auch gleichzeitig die Entwicklung einer mikrokosmischen Welt, nämlich das Werden eines einzelnen Menschen.
So könnte "Es werde Licht" als die Befruchtung betrachtet werden, und die 6 schöpfungstage als Zeit, die das befruchtete Ei braucht, um sich am 7. Tag in die Gebärmutter einzunisten, an dem Tag, an dem Gott ruht. Die Sintflut könnte eine Geburt sein, Noah als die "Ordnung der Weltgesetze"(Gen 9:18 und Gen 9:25,26,27)
mstry schrieb:Zum Thema der Vollkommenheit:
Leben wir wirklich in der besten aller ggf. möglichen Welten?
Warum hat das biblische Gottesbild Jhvh nicht gleich alle Wesen vollkommen werden lassen?
Einen freien Willen besitzt der Mensch nicht, da Freiheit auch frei von Bedingungen ist, der Wille beim Menschen aber durch die stärksten und gewichtigsten Gründe bedingt ist, auf die er selbst jedoch keinen Einfluss hat.
Solange der Mensch einen Körper hat, der Bedürfnisse hat, der ernährt sein will und auch genug Schlaf abbekommen sollte, solange der Mensch LEBT in dieser Welt, muss er sich wohl damit abfinden, dass er seine Freiheit im Inneren finden kann, jedoch nicht immer in den alltäglichen Anforderungen des Lebens.
:)