KL21 schrieb:Dabei ist es doch so, das gerade Wiedergeburt im Buddhismus nicht mehr auftreten soll, das ist doch der Sinn, aber viele erhoffen sich tatsächlich wiedergeboren zu werden
Und zumal Menschen meist gar nicht wissen, das es innerhalb des Buddhismus mehrere Wiedergeburtsmodelle gibt, die eben nicht alle darauf basieren, nach seinem Tod irgend ein weiteres Leben zu führen.
Es gibt auch psychologische Modelle, in denen Wiedergeburt nichts anderes als die ständige Veränderung des menschlichen Geisteszustandes beschreibt, aber soweit informieren sich die meisten Menschen gar nicht.
Viel lieber alles unter einen Kamm scheren und ganz schnell wieder vergessen.
KL21 schrieb: Welches Mißverständnis der Lehre.
Eins von Tausenden. Genauso wie das Missverständnis bezüglich des Leidens.
Im Buddhismus steht nämlich nichts anderes als das Ende des Leidens im Vordergrund. Die Frage ist, wie Leiden definiert wird und wie dieser Leidensfreie Zustand erreicht werden kann.
Leiden ist, in diesem Fall, jene Konstante, die allem Dasein zugrunde liegt; es entsteht dadurch, dass wir uns an eine Welt binden, in der nichts von Bestand ist und bewahrt werden kann.
Der Begriff »Leiden« wird im Buddhismus ja viel weiter gefasst als in der christlich-abendländischen Denktradition. Leiden ist mehr als nur Schmerz, Traurigkeit, Drangsal, Angsterfahrungen, Isolation, Todesgewissheit usw.. Leiden ist ein Teil unseres selbst geschaffenen Wesens; es ist ein Ausdruck für die karmische Gebundenheit und all das, was den Menschen an die Bedingungen dieser Welt fesselt, was ihn seinen Wünschen, Sehnsüchten und Leidenschaften ausliefert.
Leiden ist das grundlegende Charakteristikum einer jeden Existenz, denn in allem, was entsteht und sich vollzieht, ist das Ende immer schon mitangelegt. Unbeständigkeit, Vergänglichkeit, Wesenlosigkeit sind somit die Merkmale, die allem Dasein anhaften und mit dem Begriff »Leiden« gekennzeichnet werden.
Hier kommen wir zur Erleuchtung. Denn der Mensch gewinnt mit Erleuchtung nichts.
Er verliert etwas und genau das (!) bedenken viele nicht.
Erleuchtung bedeutet zu erkennen, dass man in Wahrheit kein vom Rest der Welt getrenntes Ich ist. Dass in Wirklichkeit alles Eins ist.
In dem Moment da sich die Vorstellung, ein kleines, getrenntes Ich zu sein (als Selbst-Identität) auflöst - gibt es auch keine Grundlage mehr für Angst. Und was anderes ist Leiden als Angst?! Angst etwas zu verlieren oder Angst etwas nicht zu bekommen...?
Mit der Erleuchtung wird das Ich als Illusion erkannt.
Wer also, wenn da keiner mehr ist, sollte nun noch Angst haben?
Die Angst mag zwar noch eine ganze Weile als psychische Tendenz bzw. als Gewohnheit auftreten - aber mit der Zeit wird sie weniger.
Umgekehrt betrachtet, entspannt sich der Mensch immer mehr in seine vergängliche Existenz. Man begegnet den unangenehmen Realitäten des Lebens immer leichter mit einem "Ja". Nicht aus Berechnung, sondern aus dem spontanen Sehen, dass jeder psychische Widerstand gegen die Realität sinnlos und leidvoll wäre.
Es gibt ein Reich, wo nicht Erde noch Wasser ist, nicht Feuer noch Luft, nicht Raumunendlichkeit, nicht Bewusstseinsunendlichkeit, noch Nichtsein, dort ist weder Wahrnehmung , noch Nichtwahrnehmung, weder diese Welt noch jene Welt, weder Sonne noch Mond. Das nenne ich nicht Kommen, noch Gehen, noch Bleiben,weder Vergehen noch Entstehen. Ohne Grundlage, ohne Fortentwicklung, ohne Halt ist es: Dort ist des Leidens Ende.
( Buddha , Udana 8,1 ) Wenn das nicht Erlösung ist, was dann ?
KL21 schrieb:Es ist einfacher einem übermächtigen Wesen die Verantwortung zu übertragen, als sie selbst zu entwickeln.
Ja, das ist wohl war.
Welch ein fataler Irrtum. Wenn der Mensch ausgebeutet wird, dann wehrt er sich auch. Wenn ein Hund dauernd geschlagen wird, dann wird er irgendwann beißen und was ist dann das Urteil ? Na der Hund ist schuld, wie sollte es auch anders sein. Man kann das beliebig forführen, aber begreifen wird es aus Ignoranz fast Niemand.
Wo man auf die Selbsterhöhung zu sprechen kommt. Wieso ist vegetarische Ernährung im Buddhismus gerne gesehen ? Weil es keine Grundlage dafür gibt, andere Tiere in Milliardenhoher Anzahl leiden zu lassen, nur damit man selbst etwas "leckeres" auf dem Teller hat.
Ich meine, jeder sollte selbst wissen wie er sich ernährt und im Buddhismus gibt es diesbezüglich auch keine Verbote, aber schon alleine in diesem Beispiel kann man die verheerenden Auswirkungen der trügerischen, menschlichen Konzepte sehen.
Weil es lecker ist, heißt es. Aber was ist lecker ? Ab wann wird "lecker" zu Sucht, wo liegt die Grenze von dem, was wir für "lecker" tun ?
Wer bestimmt was richtig ist, oder eben nicht. Wieso gilt das Töten millionender Tiere pro Tag als ethisch akzeptiert, beim Töten eines einzelnen Menschen ist aber die ganze Welt außer Atem ?
Dualismus, Materialismus und die Illusion eines permanenten Ichs. Die Lehre Buddhas kann man auf alle, tagtäglich erlebten Situationen anwenden und sie funktioniert immer und immer wieder.
Und trotzdem, anstatt die Weisheiten dieser Lehre zu verwenden um vielleicht einen kleinen Beitrag zu einer leidfreieren Welt zu leisten, verweigert man dies entweder aus purer Ignoranz, oder aus der Überheblichkeit heraus, das man etwas besseres kennt.
Ich stelle den Buddhismus hier nicht als Lösung für alles und jeden hin, das ist er nicht, wird er niemals sein, und will er auch nicht sein, aber in Anbetracht dessen, was ein Mensch uns alles beibringen kann, ist es unglaublich schade, wie die Menschen sich heutzutage ihren eigenen und den Weg anderer Lebewesen, zur Leidfreiheit, aus purem Trotz vermasseln.
@KL21