Ninurta schrieb:Ja les doch erst mal fertig, bevor du wertest.
Ja bring
Du doch besser mal Belege für
Deine Behauptungen; das ist nicht mein Job, Dir hinterherzuputzen!
Also, wie groß ist denn nun der Anteil der Schöpfungsstories mit ner erkennbaren "Zahlenmystik der Vier" in Deiner PDF?
Ninurta schrieb:Es gibt in den Mythen auch nicht irgendeine Zahl, es sind immer die gleichen. Dabei findest du die Vier immer ganz weit oben in der Häufigkeit und zwar im globalen Maßstab.
Das ist ne Binsenweisheit. Praktisch überall kommt ne Vier weitaus häufiger vor als ne Fünftausenddreihundertsechsunddreißig. Aber ebenso kommt ne Zwei im Mittel häufiger vor als ne Vier, und am häufigsten die Eins. Klar, die Vier is wiederum öfter anzutreffen als etwa die Sechs.
Das ist ne Regel. Je kleiner eine Zahl ist, desto häufiger begegnet sie. Und zwar exponentiell, nicht linear.
Ich hab mal für ne Wortschatzanalyse das Vokabular von "Hänsel und Gretel" erfaßt. Das Märchen hat ne Textlänge von 2600 Wörtern, dabei tauchen 606 verschiedene Vokabeln auf. Ganze 318 dieser Vokabeln, über die Hälfte, kommen im Text nur ein einziges Mal vor. An zweimal vorkommenden Vokabeln gibt es noch immerhin 117. Nur noch 44 tauchen drei mal auf, vier Male sinds nur noch 30. 5: 22; 6: 10; 7: 11, 8: 5; 9: 2; 10: 9; 11: 4; 12: 6; 13: 2; 14: 2; 15: 1; 16: 2; 17: 3; 18: 1; 19: 1. Zwanzig mal kommt keine einzige Vokabel vor, erst wieder eine Vokabel in 23 Belegen. Die Lücken werden immer größer, und es gibt fast nur noch Einsen bei der Vokabelzahl gleicher Häufigkeit.
Und wenn wir bei den obigen Ergebnissen wieder nachschauen, wie oft eine Vokabelhäufigkeitszahl nur einmal erreicht wird, dann zwei mal, drei..., dann haben wir schon wieder so ne Verteilung: 1: 12x; 2: 6x; 3: 2x; 4,5,6: 1x, dann zum ersten Mal 0.
Egal, was Du zählst usw., stets wirst Du diese Regel erkennen, daß ne Vier, wenn sie mehrfach begegnet, deutlich häufiger vorkommt als ne deutlich größere Zahl. (Schwankungen bei nahe benachbarten Zahlen gibts schon mal, als Zufallsschwankungen; siehe oben, daß es nur zwei Vokabeln gibt, die neun Male bei Hänsel und Gretel vorkommen, aber gleich neun Vokabeln mit zehn Treffern.)
Von den 606 verschiedenen Vokabeln, die bei Hänsel und Gretel vorkommen, finden wir fast jedes zwanzigste Wort genau vier Mal vor. Ist das "Zahlenmystik der Vier"? Könnte man beinahe sagen, aber es ist schlicht ne statistische Regel, keine Mystik.
Ninurta schrieb:Zur griechischen Mythologie: die beinhaltet ihre vier Winde bei Homer.
Zwar nicht an der Stelle, die die Wikipedia angibt, aber doch immerhin dichte bei (Odyssee 5, 295 statt 291). Ich zitier mal die Zeilen 295 und 296:
σὺν δ' εὖρός τε νότος τ' ἔπεσον ζέφυρός τε δυσαὴς
καὶ βορέης αἰθρηγενέτης, μέγα κῦμα κυλίνδων.
Unter sich stürmten der Ost und der Süd und der sausende Westwind,
Auch der hellfrierende Nord, und wälzte gewaltige Wogen.
Ja, da stehen vier Winde. Steht dort, daß es die komplette Crew der Anemoi, Kinder des Astraios und der Eos sind?
Und geht es da überhaupt um Schöpfung oder Weltordnung?
Ninurta schrieb:Du findest sogar in ihrem Motiv dem Turm der Winde die Verbindung zu einer Säule.
Häää? Der "Turm der Winde" ist kein mythisches Überlieferungselement, sondern schlicht ein Bauwerk in Athen. Abgesehen von der Darstellung der acht Winde besaß das Gebäude außen mehrere Sonnenuhren, im Innern eine Wasseruhr und auf dem Dach eine Wetterfahne. Das Ding war ne Art "Wetterstation" mit nem Bisserl an mythischer Ornamentik (Wettertriton statt Wetterhahn). Aber doch keine Axis Mundi!
Ninurta schrieb:Zu Huluppu: du siehst doch hoffentlich diesen Baum nicht als normalen Baum an? Der verkörpert nichts anderes als eine Variante des Weltenbaums.
In der Erzählung stecken allenfalls einige Weltenbaum-Elemente drin. So könnte man den "Befall" des Baumes durch Schlange, Lilit und Anzu-Vogel als Bedrohung des Weltenbaumes durch das Chaos verstehen. Dumm nur, daß zwar eine Schlange als Chaosmacht bekannt ist, aber der Anzu-Vogel, so ambivalent er doch auftreten kann, ist dennoch kein Repräsentant des Chaoswassers (Flut, Urozean), sondern des Schöpfungswassers: die den Boden belebende Wolke. Wenn er hier ne Plage für den Baum ist, dann nicht als Chaoswesen. Selbst die Rolle der Lilitu (oder des männlichen Lilu sowie der Ardat-Lilu) in der akkadischen und vor allem sumerischen Mythologie ist alles andere als klar. Sie hat durchaus dämonische Züge, aber daß sie mit dem Chaos zusammenhinge, davon ist mir nichts bekannt. Dir?
Der Euphrat jedenfalls ist der, der den Huluppubaum nährt, aber auch fortzuspülen trachtet. Letzteres ist zwar ebenfalls ne Bedrohung, aber doch keine durch Chaoswasser. Vielmehr ist er als das Kulturland versorgender Fluß eher ein Produkt jenes Wassers, das klassischerweise vom Weltenbaum selbst ausgeht, bildlich vielfach dargestellt als zwei Wasserläufe, die seitlich vom Lebensbaum abfließen (um die Welt zu versorgen; bezeichnenderweise ist einer der vier Flüsse, die aus dem Wasser aus der Mitte des biblischen Garten Eddens (wo der Baum des Lebens steht!) entspringen, eben dieser Euphrat! Der Huluppu-Baum ist also Nutznießer, nicht Quelle des die Weltordnung gewährleistenden Schöpfungswassers.
Und was nun ganz und gar nicht zum Weltenbaum paßt, ist, daß der Huluppu-Baum gefällt wird. Den Weltenbaum zu fällen hieße die Weltordnung zu zerstören. Das aber passiert nicht, sondern es werden positive Objekte daraus gefertigt.
Ninurta schrieb:Das Motiv Schlange und Baum siehst du nicht als mythisch an?
Wie viel Mythen kennst Du mit Schlange und Baum? In der biblischen Geschichte jedenfalls hat die Schlange selbst gar keinen Bezug zum Baum. Sie greift nicht dessen Wurzeln an, sie wohnt nicht in dessen Geäst, nährt sich nicht von seinen Früchten odgl. Immerhin überredet sie die Frau, von dem Baum zu essen, aber das war es auch.
Ninurta schrieb:Da ist einfach nur Kontinuität sichtbar.
Mal abgesehen, daß sowohl "Schlange" als auch "Baum" in dieser sumerischen und jener biblischen Geschichte vorkommen - welche Erzählzüge gehen denn da zusammen, daß Du da irgendne Kontinuität erkennen zu können meinst?
Bin gespannt, ob Du diesmal auch wirklich mal antwortest.