DerMüller71 schrieb:Wie gesagt, im letzten Moment spielt dieses "ach hätte ich doch nur" ohnehin keine Rolle mehr. Und die Annahme, dass so ein "unbekümmertes" Leben glücklicher macht, lässt sich durch Studien nicht wirklich halten. Nach denen scheinen Gläubige im Schnitt glücklicher zu sein. Das ist im Übrigen auch mein Eindruck (ich selbst bin Agnostiker). Ich bin in meinem Leben schon vielen sehr gläubigen Menschen begegnet und diese waren durchweg ausgeglichen und glücklich (sie haben auch häufig nicht so viel hinterfragt wie ich..). Immerhin waren sie überzeugt, dass alles gut wird, alles einen Sinn hat usw. Wenn der Glaube dazu führt, dass man in ständiger Angst lebt, dann kann dies auch anders sein.
Es mag durchaus zutreffen, dass gläubige Menschen scheinbar glücklicher sind als Nichtgläubige. Wenn aber dieses glücklich sein auf einem Selbstbetrug beruht, dann ist es mit der Qualität dieses Glücks allerdings nicht weit her. Man kann aber auch davon ausgehen, dass Nichtgläubige sich eher mit den Realitäten des Lebens (und dem Sinn des Lebens) auseinander setzen, als dies im Glauben ruhende Menschen tun. Dass Religion Opium fürs Volk ist, war nicht nur eine Erkenntnis von Karl Marx. (Lenin hat diesen Satz aufgenommen und ebenfalls propagiert.) Diese Erkenntnis wird auch - unabhängig von Marx und Lenin - von anderen Philosophen, wie z.B. Ludwig Feuerbach, geteilt.
Auszug aus dem Internet:
Religion wurde seit dem 17. Jahrhundert als Priesterbetrug kritisiert, so durch Herbert von Cherbury. In schärferer Form behauptete Anthony Collins um die Wende zum 18. Jahrhundert, dass in der Religion nur Betrug herrsche, und beeinflusste mit seinen Schriften die französische Aufklärung. Für Julien Offray de La Mettrie garantiert nur der Atheismus das Wohlergehen der Menschheit, weil Glaubenskriege verhindert werden. Nach Claude Adrien Helvétius ist Religion das eingebildete Interesse der betrogenen Völker, blind bleiben zu wollen. Nach Paul Henri Thiry d’Holbach zerstört ein Atheist die „dem Menschengeschlecht schädlichen Hirngespinste“. Für Voltaire sind Religionsstifter Betrüger um der Herrschaft willen, andererseits sichere der Glaube an Gott den Bestand der menschlichen Gesellschaft. Ernster genommen als während der Aufklärung wurde die gleichwohl zwiespältige gesellschaftliche Ordnungsfunktion der Religion nach den Erfahrungen des Terrors der antikirchlichen französischen Revolution. So überliefert Pierre-Joseph Proudhon den Ausspruch seines Onkels: „Die Religion ist so notwendig für den Menschen wie das Brot, sie ist ihm so verderblich wie das Gift.“
(Zitatende)
Dass die Religion von den Herrschenden schon immer der Machterhaltung und der Disziplinierung des Volkes diente, ist eine historisch belegte Tatsache. Selbst Martin Luther vertrat die Ansicht, dass die Obrigkeit von Gott eingesetzt sei und man ihr zu gehorchen habe.
Wie auch immer: Das Glück der Gottgläubigen ist für zum Denken befähigte Menschen ein sehr fragliches Glück. Aber um zu dieser Erkenntnis zu kommen, müsste das selbstkritische Denken bei den Gottgläubigen einsetzen. Alle diesbezüglichen Versuche, aufklärend zu wirken, scheitern in der Regel an den festgemauerten Ansichten der Gottesanhänger. Dazu einmal mehr der Ausspruch von Ludwig Feuerbach:
"Der Gottglaube nährt sich aus dem Wunsch, der eigenen Selbsttäuschung zur Wahrheit zu verhelfen!"