ATGC schrieb:Der Atheismus ist da nur Beiwerk und nicht Leitideologie.
Na Du glaubst ja lustige Sachen. Sofern das Dein Glauben ist und nicht ne pia fraus, zur Immunisierung vorgebracht. Grundlage der Definierung von Gesellschaften, Klassen, der Beschreibung von Prozessen, Widersprüchen, antagonistischen, und schließlich deren Lösung, ist nun mal der historische Materialismus von Marx. Er ist die Basis und die Quelle. Und zum Materialismus gehört nun mal die Ablehnung von Idee, Bewußtsein, Gott als Grundlage anstelle - oder auch nur neben! - der Materie.
Schön aber zu sehen, wie Du aus einer Darlegung, wonach der Kommunismus atheistisch sei, zu einem "auf Atheismus reduzieren" machst. Echt Chuzpe!
ATGC schrieb:Man unterscheidet hier zwischen schwachem Atheismus ("Ich glaube nicht, dass es Gott gibt.") und starkem Atheismus ("Ich glaube, dass es keinen Gott gibt.").
Man? "Man" säuft sich hier allenfalls was schön. Nicht daß ich diese Auffassung nicht schon x-mal in der einen oder anderen Weise gehört und gelesen hätte. Nein, aber was es gibt, das ist der weltanschauliche Atheismus und der methodische Atheismus. Ersterer kommt bei Menschen vor, letztererim Wissenschaftsbereich. Dort ist es allerdings schlicht Agnostizismus mit der ausdrücklichen Selbstauflage, weltanschauungsübergreifend zu arbeiten und daher Weltanschauliches komplett unberücksichtigt zu lassen.
Die Atheisten, die hier unterwegs sind, zeichnen sich freilich nicht gerade dadurch aus, sich mit Äußerungen über Gott, Engel, Wunder, Schöpfung udgl. zurückzuhalten, mit den Urteilen und Bewertungen zu sparen "falsch, gibts nicht, unwahrscheinlich, nichts als", bla und keks. Hier reden keine Agnostiker, hier posten keine methodischen Atheisten. Hier stehen Atheisten Tastatur bei Fuß, um aller Welt zu zeigen, wie dumm und falsch Gottglaube doch ist.
ATGC schrieb:Letzte Variante wird oft auch als Anti-Theismus bezeichnet, was allerdings wieder zu Missverständnissen Anlass geben könnte.
Atheismus ist Antitheismus. Die einzige sinnvolle Unterscheidung zwischen beiden Begriffen im weltanschaulichen Bereich wäre noch die, daß es auch Atheisten geben soll, die kein Interesse daran haben, Theisten umzustimmen. Selbst als ich noch Atheist war, kannte ich solche nicht wirklich.
OK, dann gibt es noch solche, die weltanschaulich so gut wie gar nichts sind; auch ne Form von methodischem Atheismus. Einfach gar keine Gedanken darüber machen. Das ist quasi ein Atheismus, der noch nie von Gott gehört hat und daher keine Stellung gegen Gott beziehen will = kann. Nie drüber nachgedacht is ein bissel wie nie von gehört.
Das wäre quasi unbewußter Atheismus. Bewußter Atheismus hingegen ist starker Atheismus (bewußte Entscheidung) und Glaube.
AtheistIII schrieb:Ich habe nichts dagegen einen Schöpfer zu postulieren, aber er ist eben auch nicht wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher als mein besoffener Quadreis.
Das kann ich unterschreiben. Hatte ja selbst hier schon was in der Art geschrieben gehabt:
Kein Atheist kann mittels ET das Entstehen von Bewusstsein erklären.
Das kann auch kein Nicht-Atheist erklären. Gottgläubige können zwar einen Gott als Verursacher menschlichen Bewußtseins behaupten, aber wie aus Unbewußtem Bewußtes wird, ist damit nicht erklärt. Irgendne Genese behaupten können freilich auch Atheisten. Wo ist also in Deinen Augen ein Unterschied? Wo ein Nachteil der Atheisten?
Und speziell zum kosmogonischen "Fragezeichen", daß es eine sehr berechtigte Frage ist, wieso das notwendigerweise dann Gott sein müsse, könne genauso gut was anderes sein.
AtheistIII schrieb:Natürlich, aber "möglich" und "geplant" sind zwei ziemlich unterschiedliche Paar Schuhe.
Mir gings nicht um eine Gleichsetzung von möglich und geplant, sondern von der Komplexität der anfänglichen Bedingungen unseres Universums. Nur die materiale Ausgestaltung desMöglichen waram Anfang wenig komplex und später z.T. hochkomplex. Das Universum mit seinen Bedingungen hingegen war von Anfang an komplex genug, solche materiale Komplexität zu beherbergen. In diesem Sinne ist Komplexität am Anfang a) gegeben und b) unbedingt notwendig für spätere materiale Komplexität.
AtheistIII schrieb:In dem Fall wäre die korrekte Frage warum eine "unbedingte Existenz" anzunehmen ist und warum das Universum selbst nicht unbedingt existieren kann.
Diese Diskussion kannst Du vor gut 20 Seiten nachlesen; die hatten wir im Juli hier geführt. Leider über mehrere Seiten. Du kannst freilich auch den kosmologischen Gottesbeweis und Kants Entkräftung dieses Gottesbeweises lesen. Der Witz ist, daß Kant dasselbe machte. Er widerlegte nicht die unbedingte Existenz des "?", er widerlegte den zwingenden Schluß auf Gott.
Ach übrigens: das Bildchen ist grottenfalsch; selbst für angelsächsische Verhältnisse nicht sonderlich geeignet. Agnostiker sind keine Theisten. Es gibt Theisten mit agnostischen Zügen, aber das sind keine Agnostiker. In US mag es weniger geben, aber hier in D bilden die, die an Gott glauben, aber sich bewußt sind, es nicht sicher zu wissen (und es erst recht nicht beweisen zu können), die totale Mehrheit. Dennoch glauben sie, vertrauen also auf die Richtigkeit ihres Glaubensinhalts, und sind dabei nicht agnostisch drauf. In ihrem Reden anderen gegenüber, da dürften sich dann die von mir angesprochenen "agnostischen Züge" äußern.