Kybernetis schrieb:Christiliche Fundamentalisten sind auch christen
Schon. Aber wenn Du nur deren Gott widerlegen kannst, dann kannst Du offensichtlich nicht denGott der nichtfundamentalistischen Christen widerlegen. Deine eigene Aussage. Also machst Du hier den Unterschied, nicht ich.
Kybernetis schrieb:Moderate Christen, welche die Bibel nicht wörtlich nehmen und vieles als metaphorisch oder moralische Allegorien ansehen, haben eher einen deistischen Gott
Issn kleines Bisserl anderser. Der Gott der Deisten ging ab Lissabon an der Theodizee allmählich in die Knie und führte so zum schleichenden Niedergang des Deismus. Die frustrierten Ex-Deisten wurden dann in der Aufklärung zu Kritikern eben dieses Deistengottes, und so hat die Aufklärung und in ihrem Gefolge der Atheismus stets den Gott der Deisten vor Augen, den sie zu widerlegen suchen, den, der am Leid der Welt scheitert, an der Unfähigkeit, in seiner Allmacht einen Stein zu erschaffen, der zu schwer für ihn zum Tragen sei. Und stets ist es diesen Deistengottwiderlegern einRätsel, wieso die nichtdeistischen Christen von dieser ihrer Widerlegung so unbetroffen wirken. Nicht weil sie zu doof der zu ideologisch eingepeitscht wären, nicht weil der Deistengott nicht zu widerlegen sei (oh doch, das ist er ja gerade), sondern weil der Deistengott nicht mal eben der Christengott ist.
Klar ist, daß die deistische Gottesvorstellung auch in die Gottesvorstellung der gottgläubigen Aufklärer eingewirkt hat, selbst in kirchliche Gottesvorstellungen. Deswegen ist der Christengott dennoch kein Deistengott. Auch die deistische Eschatologie wirkte nur minimal aufs Christentum zurück, dafür aber massivst auf die Aufklärung, die ja quasi ne deistische Endzeitbewegung war. Sieht man ja auch - nomen est omen - an der Symbolhaftigkeit der Bezeichnung "Aufklärung", vergleichbar der in einem NT-Brief gezeichneten Bild vom Tag des Herrn als eines hellen Tages, für den die irdische Erscheinung Jesu Christi der helle Morgenstern war, der den Tag ankündigt, vorbereitet und zu ihm überleitet.
Kybernetis schrieb:Schon merkwürdig, wenn das Christentum die ultimative Wahrheit wäre, dürfte es nur ein Gottesbild geben
Wenn ich wahrhaft existieren würde, dann dürfte es auch nur ein Pertti-Bild in den Köpfen derer geben, die mich kennen, gell? Doch für die einen bin ich der religiöse Eiferer, für die anderen der Gottesleugner. Einige meinen, ich lehne jegliches Mysteriöse ab, andere meinen, ich sei da tief drin verwurzelt. Kannste alles hier auf Allmy in Beiträgen finden. Für einige hau ich auf anderer Leute Auffassung sofort drauf und versuche gar nicht erst, sie zu verstehen, andere loben mich für meine Geduld und Ausdauer, mit der ich mich in abstruse Sachen reindenke und mit den Vertretern ruhig-sachlich diskutiere, wo sie schon längst ausgeflippt wären.
Nee, Du, Das Bild, das man sich von was Realem / wem Realen macht, dieses Bild kann so unterschiedlich ausfallen, ohne deswegen die Realität des so unterschiedlich Betrachteten zu tangieren. Daß Dir dies nicht klar ist, wenn Du jenes "Argument" von den unterschiedlichen Bildern als Infragestellung der Realität Gottes anführst, das zeigt nur eines: daß Du Dir aus ideologischer Vorentscheidung selbst verwehrt hast, dieses "Argument" einmal gegenzuprüfen.
Kybernetis schrieb:Eine allwissende, allgütige und allmächtige Gottheit dürfte...
Und da haben wir ihn wieder, den Deistengott. Ich streite meinem Gott diese Eigenschaften nicht gleich ab, aber so fasse ich sein Wesen und sein Handeln nicht zusammen. Gibst Du so eine Definition nem Christen vor, dann würde er sicher geneigt sein zu sagen, ja das beschreibt meinen Gott. Doch solltest Du ohne Vorgaben einfach mal fragen, was einen Christen Gott so ausmacht, was er an ihm so besonders findet usw.
Aber statt mich zu fragen, setzt Du mir diesen fertiggestrickten Popanz vor.
Kybernetis schrieb:Das Buch dieses Gottes müsste perfekt sein.
Je nach dem, was für Dich perfekt bedeutet. Für mich wäre zum Beispiel ein perfekter Mensch einer, der auch seine Ecken und Kanten und sogar Widersprüche hat. Einer, der nicht alles hat oder kann, weil er sonst nach nichts streben würde, sich nicht verändern, weiterentwickeln könnte.
Für mich ist die Bibel perfekt. Auch und gerade mit ihren innerbiblischen Widersprüchen und Gegensätzlichkeiten, die mich daran hindern, eine Sache stets nur aus dem einen Blickwinkel zu betrachten. Es gibt auch Passagen in der Bibel, die mir ethisch so dermaßen gegen den Strich gehen, daß ich die betreffenden Passagen am liebsten aus der Bibel schneiden und zerschreddern würde. Doch muß ich damit leben, daß sie nun mal drinnen stehen, und so muß ich mich ein Leben lang mit ihnen auseinandersetzen, mich an ihnen reiben, mich immer wieder neu positionieren, auch wenns immer die selbe Position sein mag. Denoch fällt sie immer leicht anders nuanciert aus. "Abraham ist bereit und willens, seinen Sohn zu opfern" - das ist z.B. so ne Stelle, wo mir echt ein ganzer Federbusch wächst, wenn ich sowas les.
Aber es ist perfekt, daß ich nicht Sachen einmal für ethisch falsch halte und sie danach nie wieder auch nur mit dem Ar*** ansehe. Nein, selbst klare Entscheidungen müssen immer wieder infragegestellt werden, neu verhandelt. Mit einfachen Lösungen und Absolutismen kommt man nicht gut durchs Leben. Da ist die Bibel für mich der perfekte Lehrmeister.