@Argus7 Luther war kein fanatischer Judenhasser.
Viele dumme Leute allerdings (wozu ich dich jetzt nicht zähle, da ich zu wenig über dich weiss) denken das, aus bequemem Unwissen vor allem.
Allerdings gibt's selbst Hochschulprofessoren, die so einen Quatsch erzählen von wegen:,,Luther hat die Gaskammern im 3. Reich ermöglicht...".
Tatsache ist folgendes:
Eine generelle Ablehnung und Misstrauen gegenüber Juden war zu Luthers Zeiten, auch vor und nach ihm, nichts ungewöhnliches.
Das war praktisch Allgemeingut in Europa. Natürlich ist es irgendwie paradox, den Juden Landbesitz oder die Ausübung von Handwerksberufen zu verbieten, sie damit praktisch zu Bankgeschäften, lukrativem Handel und großer Wertschätzung von Bildung (um intelligente Geschäfte abzuziehen) zu zwingen und sich dann drüber aufzuregen, dass sie angeblich gierig wären und die Leute abzocken würden...
Aber das ist hier nicht Thema.
Vom Grundsatz her war der frühere, jüngere Luther nicht judenfeindlicher, als der damalige Durchschnittseuropäer.
Also wenn, dann bitte die ganze Vergangenheit verwerfen und noch mal neu anfangen
;)Auch Erasmus von Rotterdamm, der gerne als ein Vater des Humanismus gefeiert wird, war ein Judenfeind, zumindest zeitweilig.
Bei Luther lagen die Dinge so, dass er in einer ganzen Reihe von Texten Juden ausdrücklich vor Verfolgung in Schutz nahm!
Er propagierte, dass man sie nicht mit Gewalt missionieren oder gewaltsam verfolgen sollte und schrieb explizit, dass, hätte ihn die katholische Kirche so zum Christen machen wollen, wie sie es bei den Juden versuchte (mit Zwang, Gewalt und Unterdrückung), dann wäre er selbst auch kein Christ geworden.
Was stimmt, ist, dass Martin Luther das Judentum für überholt und den Heilsweg über die alleinige Einhaltung der Thora als falsch betrachtete.
Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass er Christ war. Zudem sah er das Judentum als eine werksgerechte Religion an. Werksgerechtigkeit aber, also die Rechtfertigung des Menschens vor Gott, indem der Mensch sich einfach nur möglichst an alle Vorgaben und Gesetze Gottes hält, widerspricht radikal dem Verständnis Luthers in Bezug auf die ,,soli".
Den Vorwurf hat er aber nicht nur Juden gemacht, sondern auch der katholischen Kirche.
Weiterhin sollte man bedenken, dass Luther, wie viele, die damals in der Lage waren, Hebräisch zu übersetzen und zu lesen, unter dem Verdacht stand, ein Judenfreund zu sein.
Solche Vorwürfe konnten zu jener Zeit leider schnell gefährlich werden.
Luther betrachtete die Juden zunächst als fehlgeleitet, glaubte aber, dass sie ebenfalls am Heil teilhaben und ziemlich leicht den wahren, christlichen Glauben annehmen konnten.
Warum, fragt man sich, änderte sich dann seine Haltung so radikal?
Weil seine Reformationslehren in der jüdischen Gemeinde nur einen geringen Anklang fanden, die meisten Juden hielten weiter zu ihrer Religion.
Das sorgte für wachsende Frustration und Ärger, bis hin zu Feindseligkeit.
Noch ein Faktor war ein Irrtum in Zusammenhang mit einer kleinen, christlichen Abspaltung namens ,,Sabbater", die unter anderem den Sabbat als heiligen Tag in der Woche einstuften und auch andere Ansichten vertraten, die Luthers Vorstellungen zuwider liefen.
Er (und andere) nahmen an dieses Verhalten sei von der jüdischen Religion inspiriert (was möglicherweise auch stimmt).
Für ihn war das ein weiterer Beweis dafür, dass die Juden verstockt und unverständig seien und sogar eine Gefahr für seine neuen, reformatorischen Ideen.
Daher schließlich seine Abneigung.
Die Nazis später haben natürlich die entsprechenden Texte fröhlich für ihre Propagandazwecke benutzt und frühere Schriften Luthers verschwiegen.
Und die Loser der damaligen, evangelischen Landeskirchen haben das Verhalten aus mir unverständlichen Gründen befördert.
Aber Luther einfach nur als Judenfeind bezeichnen und in den Schmutz zu ziehen, was er geleistet hat, finde ich nicht gut.