@Elsbeth_M @Ursella.Harden @GiusAcc @AlteTante @HeurekaAHOI @Kayla @clas Ich möchte zunächst mal auf die bisher vorliegenden Kommentare eingehen. Vorab das Positive über Luther:
Er hat den unseligen Geist, der die katholische Kirche in seiner Zeit beherrscht und geprägt hat erkannt und angeprangert. Dafür steht z.B., dass er den Ablasshandel als offensichtlichen Missstand verurteilte und dessen Abschaffung forderte.
Im folgenden zitiere ich aus einer Veröffentlichung des Philosophen, Theologen und Kirchenkritikers Hubertus Mynarek. Seine Forderungen: "Entmythisiert, entmystifiziert, entdivinisiert (entgöttlicht) ohne alle Einschränkungen und Verschleierungen Martin Luther, zeigt seine vergessenen, verdrängten, öffentlich tabuisierten und totgeschwiegenen Aspekte, um jedem an der Wahrheit interessierten die Möglichkeit zu geben, sich ein Gesamtbild von ihm als Charakter, Lehrer und Täter zu machen. Es sei höchste Zeit, nach 500 Jahren die ganze Wahrheit ans Licht zu bringen, den ungeschönten Luther in seiner ernüchternden, befremdenden, ja auch erschreckenden Realität der Öffentlichkeit zu präsentieren, die kirchlich produzierte, staatlich geförderte Licht- und Kultgestalt des Reformators auf ihr wahres, weit geringeres Maß zurückzuführen. (Zitatende)
Luther war bekanntlich auch ein geradezu erbarmungsloser Verfolger der Sekte der Täufer, die er "Wiedertäufer" nannte. Ganz im Stil der katholischen Inquisitoren des Mittelalters rief er die Bürger zum allgemeinen Denunziantentum auf und bereitete damit in klassischer Weise den Boden für den modernen Obrigkeits- und Überwachungsstaat im Sinne Orwells vor. Dies die Wertung von Mynarek.
Luther ist nach Mynarek kein tiefreligiöser Reformator, sondern ein von tausend Teufeln Besessener und Gerittener. Er sei auch nicht bloß irgendein Sektenjäger, sondern geradezu der von tausend Teufeln des Hasses und der Mordlust getriebener klassischer Typ des Ketzer- und Sektenvernichters, ein Großinquisitor neuen Stils.
In einem seiner übelsten Hasstraktate "Von den Juden und ihren Lügen", welches ich bereits in meiner Threaderöffnung erwähnte, forderte Luther seinen Landesherrn gar zur Vernichtung und Vertreibung der Juden auf. Ein Hass, der aber auch in den Sonntagsblättern einer protestantischen Wochenzeitschrift dokumentiert ist. Ab 1918, noch vor der Machtergreifung der Nazis, wurden die Juden "als die natürlichen Feinde der christlich-nationalen Tradition bezeichnet, die den "Zusammenbruch der christlichen und monarchistischen Ordnung" bewirkt hätten. Es sei auch an die antisemitischen Äußerungen des späteren Mitglieds der "Bekennenden Kirche" in Deutschland (EKD) nach 1945, Otto Dibelius erinnert, sei 1925 Generalsuperintendent der Kurmark in der evangelischen Kirche, er erklärte 1933, er habe schon in seiner Studentenzeit "im Kampf gegen Judentum und Sozialdemokratie gestanden." Diese Festrede hielt Dibelius am 21. März 1933 in der Potsdamer Nikolaikirche vor den neu gewählten, überwiegend nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten. Quelle: "Als die Zeugen schwiegen: Bekennende Kirchen und die Juden" von Wolfgang Gerlach)
Mit diesen Hinweisen auf das Verhalten der evangelischen Kirche in der Nazizeit, will ich auf die Auswirkungen hinweisen, die Luthers Judenhass auf Hitler und damit die NSDAP insgesamt hatte. Luthers Judenhass hat nämlich bis ins 20. Jahrhundert nachgewirkt und im deutschen Protestantismus zur geistigen Mitvorbereitung der Judenverfolgung durch die Nazis beigetragen. Ein schlimmes Kapitel in der Geschichte des Protestantismus. Luther hat nämlich in seinem Hasstraktat exakt das gefordert, was die Nazis 400 Jahre später in die Tat umgesetzt haben.
Und dies waren Luthers Forderungen: "Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe, und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich..."
"Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Dann treiben eben dasselbige drinnen, das sie in ihren Schulen treiben. Dafür mag man sie etwa unter ein Dach oder Stall tun, wie die Zigeuner, auf dass sie wissen, sie seien nicht Herrn in unserem Lande, wie sie rühmen, sondern im Elend und gefangen, wie sie ohne Unterlass vor Gott über uns Zeter schreien und klagen."
"Zum dritten, dass man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten, darin solche Abgötterei, Lügen, Fluch und Lästerung gelehrt wird."
"Zum vierten, dass man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren..."
"Zum fünften, dass man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe, denn sie haben nichts auf dem Lande zu schaffen, weil sie nicht Herren noch Amtleute noch Händler oder dergleichen sind; sie sollen daheim bleiben..."
"Zum sechsten, dass man ihnen den den Wucher verbiete, der ihnen von Mose verboten ist, wo sie nicht sind in ihrem Land Herren über fremde Länder, und nehme ihnen alle Barschaft und Kleinod an Silber und Gold, und lege es beiseit zu verwahren. Und dies die Ursache alles, was sie haben..., haben sie uns gestohlen und geraubt durch ihren Wucher, weil sie sonst keine Nahrung haben..."
"Zum siebten, dass man den jungen starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel und lasse sie ihr Brod verdienen im Schweiß der Nase, wie Adams Kindern auferlegt ist, 1. Mose 3, 19." Sollte das Arbeitsprogramm nicht klappen, dann "immer weg mit ihnen."
Immer noch der Ansicht, dass der Reformator Luther für uns (und die Welt) ein Vorbild sein kann?