Sideshow-Bob schrieb:...und nicht nur Petrus war nach Jesu Ableben missonarisch tätig, sondern ist der wesentliche Tenor der apostolischen Schriften und auch Praxis der ersten Christen
Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mich nicht mehr recht daran erinnere.
Sideshow-Bob schrieb:a) ja, da sind wir uns grundsätzlich einig – und man muss anmerken, dass vieles formal oder praktisch ja auch völlig von den hier betrachteten Kernsortiment der Bibel abweicht – ich weiß nicht, was es beim “Nächsten Lieben“ falsch zu verstehen gibt, wenn es sogar per Definition erweitert wurde, auch seine “Feinde zu lieben“?!
b) der Kreis über ein Bewerten der christlichen Positionen, die hier im Thread angesprochen sind, schließt sich doch genau da, wo Du anfängst Extremismus und Fundamentalismus praktisch Fallbezogen zu definieren: sind es damit nicht die Leute, die Evangelisieren? - oder darauf bestehen, das Gott eine "geglaubte Realität" ist, die alle Menschen betrifft? - ausgerechnet DIE Kernprozente der Bibel?!
In einem Thread, in dem es nun einmal darum geht, ob man zu 100% an die Bibel glaubt, beziehe ich mich selbstverständlich auch auf jene, die genau das tun. Und ja, einen 100%igen Glauben an den wortgetreuen Inhalt der Bibel halte ich auch für Extremismus.
Und das bringt mich dann eben zu diesem Punkt:
Sideshow-Bob schrieb:Unsere Gesellschaftlichen Regeln, Gesetze, Bedürfnisse setzen sich bedingt aus verschiedenen Einflüssen und Ansichten unserer Gesellschaft zusammen, bei denen viele Interessen, Weltbilder und Ideologien eine Rolle spielen – eine nun – so auszugrenzen, ist doch auch ein Extremismus (als wenn alle anderen Weltbilder/Einflüsse nur rational wären?– oder zuweilen gar zu rational – das E-Wort kann ich ja hier nicht mehr sagen).
Wenn ich von Einflussnahme auf die Gesellschaft spreche, meine ich nicht allgemeine Dinge, wie Wahlrecht usw., sondern ich spreche von direkter Einflussnahme z. B. auf den Lehrplan, von Sonderstellungen, unangemessener Rücksichtnahme und ähnlichem.
Beispielhaft ist hier der Versuch der Kreationisten, die Schöpfungslehre in den naturwissenschaftlichen Lehrplan aufnehmen zu lassen. Ein anderes, wenn auch nicht wirklich wichtiges Beispiel sind bestimmte gesetzliche Feiertage.
Unabhängig davon, dass diese Feiertage einen religiösen Hintergrund haben und man mit Recht sagen könnte, dass sie dann abgeschafft werden müssten, wenn man Religionen aus der rechtsstaatlichen Ordnung heraushalten wollte, sind diese Feiertage nun einmal gesetzliche Feiertage, was bedeutet, dass auch Muslime, Buddhisten, Anhänger anderer Religionen und Atheisten an diesen Tagen frei haben. Allerdings dürfen die an einigen Feiertagen nicht tanzen...das halte ich, mit Verlaub, für völligen Schwachsinn!
Was nun das Beispiel der Wissenschaftler betrifft:
Wenn ich mich recht erinnere, wurde diese Erhebung von der Academy of Science durchgeführt. Sie betrifft die Elite der forschenden Naturwissenschaftler. Es geht hier nicht um alle Wissenschaftler, da dürfte der Anteil der an Gott glaubenden noch höher sein, sondern eben um einen sehr begrenzten Kreis von Naturwissenschaftlern, deren gesamtes Schaffen auf Evidenz basiert. Für mich, dem sich das Konzept "Glaube" einfach nicht erschließt, ist es tatsächlich erschreckend, dass es Menschen gibt, deren gesamtes Werk aus evidenzbasierter Forschungsarbeit besteht und die dennoch an etwas glauben, für dass es nicht den geringsten Hinweis gibt.
Sideshow-Bob schrieb:Verzeih' mir, wenn ich es so überspitzt schlussfolgere, aber nach Deinem Modell, hättest Du doch Max Planck als "erschrenkende" Fehlbesetzung in der Wissenschaft werten müssen, um nicht “rausschmeißen“ zu sagen – da hätte er nicht mal das Gegebene abliefern können?! - und bietet so eher ein Beispiel, wie eine “Gott-Allergie*“, die Menschheit um eine einzigartige Möglichkeit/Arbeit gebracht hätte?!
Das ist natürlich Quark. Diese 7% gehören zu den angesehendsten Wissenschaftlern unserer Zeit. Niemand würde ihnen deswegen Forschungsgelder streichen oder ähnliches.
Das ist, auch wenn Du das sicher nicht gerne lesen wirst, ein weiterer Unterschied der säkkularen Gesellschaft gegenüber der religiösen. Umgekehrt wird nämlich eine Person, die sich als Atheist zu erkennen gibt, in den religiösen Kreisen nicht mehr geduldet oder zumindest zweitklassig behandelt.
Hierfür habe ich sogar ein persönliches Beispiel. Ich habe in den späten 80er Jahren eine Zeit als "Drum-Tech" gearbeitet. D. h., ich habe für Schlagzeuger das Set aufgebaut, gestimmt, mikrophoniert, gebastelt, getüftelt usw. Das habe ich überwiegend für einen damals aufstrebenden jungen Drummer getan, dessen Namen ich hier nicht nennen möchte.
Er war ein religiöser Mensch und spielte daher auch recht viel in der christlichen Szene, die übrigens eine recht große Schallplattenindustrie aufwies und immer noch großen Einfluss hat.
Wir haben eine Platte aufgenommen und für nahezu jeden Song einen anderen Drumsound kreiert. Der Produzent war begeistert, weil er noch nie so schnell so viele Ideen umsetzen konnte, wie an diesem Tag. Tatsächlich spielte der Drummer an diesem Tag 8 oder 9 Titel ein und ich arbeitete dazwischen an den Sounds.
Am Abend war der Produzent überaus zufrieden, was er durch etliche "Hallelujahs" bekundete, aber auf meine Frage, ob denn dann auch ein Credit auf der Platte für mich zu erwarten wäre, bekam ich die Antwort "Nicht für Säkkularmusiker, nein."
Das war nur eine bespielhafte Situation von vielen ähnlichen. Auch der Drummer selbst erwies sich als berechnender Egoist, der bei Gesprächen mit wichtigen Personen der Branche meine Arbeit als die seine ausgab, was dann, als er das auch gegenüber Chester Thompson tat, zum Bruch zwischen uns führte.
Er heiratete dann die Cousine eines der wichtigsten Produzenten der christlichen Szene und landete schließlich bei einer der erfolgreichsten deutschen Bands, die sich auch aus der christlichen Szene rekrutiert hatte. Alles Berechnung, wenn Du mich fragst, aber gut, es ging ja nicht um den Drummer, sondern um die Szene, die eben alles daran setzt, unter sich zu bleiben.
Zurück zur Wissenschaft:
Was ich meine ist folgendes: Ein Naturwissenschaftler hat die Aufgabe, herauszufinden, wie die Natur funktioniert, wie das Universum funktioniert usw.
Wenn er aber an die Grenze dessen kommt, was er aktuell erklären, berechnen oder auch nur abschätzen, sich vorstellen kann und dort dann Gott einsetzt, weil er nicht weiter kommt, limitiert er sich und seine Möglichkeiten. Noch schlimmer: Wenn er die Mittel und Fähigkeiten hätte, etwas zu ergründen, zu erklären, es aber nicht machen will, weil er damit seinen Glauben ad absurdum führen müsste, dann limitiert er sich und die Wissenschaft.
Verstehst Du, was ich meine?
Ich nehme zwar nicht an, dass das bei den 7%, die oben angeführt sind, geschehen ist oder geschehen wird, aber es ist in der Vergangenheit geschehen, bei brillanten Wissenschaftlern, wie Newton z. B.
Dein immer wieder vorgetragener Einwand mit der Eugenik ist da für mich irrelevant. Die Wissenschaft hat die Aufgabe, etwas zu erklären. Es dann anzuwenden ist eine völlig andere Baustelle und hier ist eine ethische Gesellschaft gefragt, die überlegt, welche Anwendung sinnvoll und human ist und welche nicht.