@Dennis75 @Optimist Da ich noch einmal direkt angesprochen wurde, möchte ich mich auch nicht um eine Antwort drücken.
Mein grundsätzlicher Einwand gegen die Argumentationsweise ist, dass hier mit Logik argumentiert wird, aber bei genauerem Hinsehen die Prämissen nicht empirisch validiert sind. Leichendiebstahl ist ein Verbrechen. Wer einen Leichendiebstahl begeht, ist ein Verbrecher. Verbrecher werden bestraft, wenn sie als solche erkannt werden. Das Risiko, bestraft zu werden, motiviert den Verbrecher, seine Tat im Verborgenen zu begehen.
Zum Tathergang:
Der Leichendiebstahl muss also begangen werden, wenn möglichst keine Zeugen am Tatort auftauchen können. Dafür bietet sich die Nachtzeit an. Es ist grundsätzlich möglich, zur Nachtzeit einen Leichendiebstahl zu begehen, ohne dabei erwischt zu werden.
Zum Tatmotiv:
Das Motiv für den Leichendiebstahl kann sein, den Auferstehungsmythos, der prophezeit worden war, glaubhaft zu verbreiten, indem durch Unbeteiligte das leere Grab vorgefunden wird. Dies würde den Gruppenzusammenhalt in der Urgemeinde stärken und ggf. weitere Menschen dazu motivieren, der Urgemeinde beizutreten und seinerseits den Christus-Mythos weiterzuverbreiten.
Die gestohlene Leiche muss natürlich beseitigt werden. Das kann geschehen, indem z.B. ein bereits bestehendes Grab in der Nähe genutzt wird, um dort die Leiche zu verstecken. Die Leiche kann aber auch an einem anderen Ort irgendwo in der Umgebung verscharrt werden, ohne dass die Stelle als Grab erkennbar wird. Hier kann man sich viele Möglichkeiten ausdenken, die ein spurloses Verschwinden der Leiche erklärbar werden lassen, ohne auf übernatürliche Mysterien zurückgreifen zu müssen.
Zum Täter:
Dass der Täter unter psychischer Anspannung gestanden hat, als er seine Tat beging, dürfte nachvollziehbar sein, da er mit empfindlicher Bestrafung rechnen musste, wenn er entlarvt würde. Daraus aber eine psychische Störung oder gar Wahnsinn abzuleiten, geht meiner Meinung nach zu weit. Wie ich bereits schrieb, handelte dieser Mann wahrscheinlich im guten Glauben, etwas richtiges, weil Jesus als Messias kennzeichnendes zu tun.
Möglicherweise sah er sich in einer Mission, die Prophezeiung der Auferstehung zu erfüllen, nachdem er gesehen hat, dass Jesus als ganz gewöhnlicher Mensch ganz gewöhnlich am Kreuz gestorben ist, ohne dass ein göttlicher Eingriff erfolgt ist. Das ist zwar spekulativ, aber dennoch eine plausible Möglichkeit, um das Überwinden der Skrupel auf ganz natürliche und nachvollziehbare Weise zu erklären. Vielleicht war die Urgemeinde wegen des kläglichen Scheiterns von Jesus als Prophet in Auflösung begriffen und der Täter wollte durch seine Tat ein symbolisches Zeichen dafür setzen, dass der Vertrauensvorschuss nicht vergebens gewesen ist.
Alles das ist weder verrückt, noch im Hinblick auf die Aussicht des Erfolgs wahnwitzig und selbstzerstörerisch, denn wie sich gezeigt hat, war der Täter ja offensichtlich erfolgreich, so dass sein Kalkül - sollte es so oder ähnlich abgelaufen sein - in vollem Maße aufging. Und grundsätzlich geht ja jeder Täter davon aus, dass er mit seiner Tat ungeschoren davon kommt. Irgendwelche irrationalen Gedanken kann ich daraus nicht ableiten.
FAZIT: Aus logischen Gründen und aus empirischen Gründen ist nicht ersichtlich, dass ein Leichendiebstahl ausgeschlossen werden kann. Die Prämisse, dass die Angst vor Bestrafung unbedingt und in jedem Fall von der Tat abgeschreckt hätte, ist nicht haltbar, weil sowohl hinsichtlich des Tathergangs wie auch des Tatmotivs plausible Möglichkeiten bestanden haben, sich über die geltenden Gesetze hinwegzusetzen sowie eventuelle jenseitige Strafen durch den Glauben an Jesus als nichtig zu betrachten.