eckhart schrieb:hat Akexander Kissler für die NZZ dem Wahrheitsgehalt, wie sie correctiv (und auch der Guardian) aufgedeckt haben, sogar angezweifelt ...
Er hat zum einen die für ihn überzogene Rhetorik in der Berichterstattung (Wannsee-Vergleich) kritisiert, zum anderen für die Migrationspläne in Potsdam fehlende Beweise ins Feld geführt. Er gibt auch zu Bedenken, dass ein privates Treffen abgehört wurde.
Sollte der Verdacht (Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit außer Landes zu schaffen) stimmen, sehe er das als "grausam" und distanziere sich ausdrücklich davon. Der Kontext seiner Argumentation erschließt sich nur aus der gesamten Sendung.
Kissler spricht von einer negativen Grundstimmung in Deutschland und sieht einen Zusammenhang mit der Ampel, bzw. der Vorgängerin. Die politische Führung samt Kanzler regiere an den Leuten vorbei (verfassungswidrige Verwendung der Corona Gelder, Erweiterung des Kanzleramtes ...), Glaubwürdigkeit und Vertrauen seien dabei verloren gegangen (man fühle sich sprichwörtlich über den Kopf verwaltet) und die Gesellschaft befinde sich aktuell in einer Disbalance. Seiner Einschätzung nach könnten sich Handwerk und Mittelstand den Bauernprotesten anschließen. Grund dafür sei der zunehmende Rechtfertigungsdruck des einzelnen Bürgers am Beispiel Klima, gesellschaftliche Transformation und noch irgendwas. Menschen möchten sich demnach ihr Leben selbstbestimmt einrichten können, was aber aufgrund einer Ideologisierung der Politik laut seinem Statement immer schwerer möglich sei. Dieses Gesamtgefüge ist für ihn verantwortlich dafür, dass der Graben zwischen Bürgern und Regierenden weiter angewachsen ist, die Lust auf gemeinschaftliches Handeln oder Engagement wäre damit verloren gegangen.
Ich selbst habe die Aussagen von Kissler und Neubauer so aufgenommen, dass die AFD als Stoßdämpfer für die Fehler der Regierung eine durchaus willkommene Funktion hat, man eben aber auch damit einen großen Teil der Bevölkerung abspaltet und verliert. (Bauernproteste werden instrumentalisiert == Bauernproteste sind Käse == Protest ist Käse). Die um sich greifende Gleichsetzung der AFD mit der NSDAP (Die NSDAP hat in der damaligen Reichspartei personell eine Fortsetzung gefunden, die AFD gründete sich zuerst aus dem Protest gegen die Eurorettungspolitik) nimmt immer groteskere und bedenklichere Züge an.
Kadavergehorsam zu der jeweiligen Regierung, Dramatisierung, Harmoniebedürfnis, fehlende Differenzierung plus daraus relutierende Gleichsetzung, reflexhafte Brandmauern sowie das ersehnte Verbot der AFD sind meiner Meinung nach hier kontraproduktiv, was heißt, das macht die AFD erst stark! Man müsste wieder ein wenig vor der eigenen Türe kehren. Die Wähler der AFD verdienen ein genaueres Hinschauen, dazu hat sich Neubauer ziemlich basisnah geäußert.
nasenstüber schrieb:Ich bin gegen ein Verbot der AfD; sie ist nur ein Symptom, nicht die Ursache für Rechtsextremismus.
In der Sendung wurde das ähnlich wahrgenommen, es wurde ungefähr davon gesprochen, dass die Welle nicht von der AfD verursacht wurde und nur die Schaumkrone auf der Welle ist. Wenn dieser kleine Perspektivwechsel gelingen würde, könnten die Dinge eines Tages vielleicht sogar wieder besser laufen.