@canales Ich bin eigentlich keiner, der gerne solche ,,hätte man mal..."-Diskussionen betreibt, weil die Vergangenheit halt Vergangenheit und nicht änderbar ist.
Aber:
canales schrieb:Weil es bislang nicht benötigt wurde und für die Zahlen bislang ausreichte.
Klar könnte man sagen sie hätten es wissen müssen...das dürfte jedoch kaum einen AfD-Wähler abgehalten haben.
Wann war denn absehbar, dass nicht nur ein paar wenige Asylbewerber auftauchen, sondern Hunderttausende bis Millionen?
Ist ja nicht so, dass man eines Abends ins Bett ging und am folgenden Morgen, bumm, standen auf einmal hunderttausend Menschen auf der Matte
:DWäre es so schwer gewesen, Leute abzustellen, welche eine einheitliche Registrierung übernehmen? Fingerabdruckscanner aufstellen, Daten aufnehmen, auf eine Unterkunft verteilen.
Aber nein, stattdessen gab es das große Geschiebe, keiner wollte Verantwortung übernehmen, keiner wollte die Asylbewerber in seiner Stadt oder seinem Stadtteil, die Politiker wollten keinen Ärger mit ihren Wählern, keiner hatte Lust, das Geld für notwendige Maßnahmen locker zu machen.
Es wurde von zu vielen zu sehr spekuliert, dass der Kelch an ihnen vorüber geht - dabei begriffen die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung nicht, dass sie durch ihre Spekulationen und Untätigkeit erst Recht Schwierigkeiten kriegen würden und es später erst Recht teuer und stressig würde.
Also ich denke schon, dass so einige Leute die AfD gewählt haben, weil die Union und SPD einfach vielfach das Bild abgaben, hilflos, tatenlos und überfordert zu sein.
canales schrieb:Man wird über Qualifizierungsmaßnahmen, die es bei der letzten größeren Flüchtlingsbewegung in den 90ern nicht gab versuchen die Leute in Arbeit zu bringen. Damals hat es auch ohne diese Maßnahmen weitgehend geklappt.
Möglich. In den 90ern war ich ein Kleinkind, dazu kann ich nichts sagen.
In jedem Fall wurden existierende Konzepte nicht artikuliert. Ich kann mich spontan jedenfalls an keinen Minister oder Generalsekretär oder Parteichef erinnern, der sich mal hingestellt und in einer Pressekonferenz detaillierte Pläne zu Qualifizierung und Integration ausgebreitet hätte.
canales schrieb:Wer behauptet außer Dir so etwas?
Das ergibt sich doch von selbst.
Du musst in Deutschland für viele Berufe normalerweise eine jahrelange Ausbildung oder ein Studium hinlegen, wofür es jeweils noch gewisse Bildungshintergründe braucht. Abgesehen von der Sprache.
Diese Vorbildung ist aber nur eingeschränkt bei den aktuellen Asylbewerbern und Berechtigten vorhanden.
In Afghanistan oder Irak gibt es kein funktionierendes Schulsystem, welches mit unserem vergleichbar wäre. Gleiches gilt für Ausbildungen. Einige lernen in Deutschland das erste Mal überhaupt lesen und schreiben, sie können das noch gar nicht in ihrer eigenen Sprache. Ich helfe bei einem Sprachkurs für afghanische Flüchtlinge mit, das sind persönliche Erfahrungen.
Du hast Recht, einige sind richtig klasse, bei anderen ist sehr viel Arbeit zu leisten.
Trotzdem haben aber Politik und Medien der Öffentlichkeit in der jüngeren Vergangenheit ständig verkauft, dass die Asylbewerber/Berechtigten unseren Fachkräftemangel beheben würden.
Dann fragt man sich doch: Warum können Menschen ohne Sprachkenntnisse und mit einem Vorbildungsniveau, das nur schwierig vergeichbar ist mit dem deutschen Niveau, so schnell den Fachkräftemangel beheben?
Sind die aus irgendeinem Grund einfach schlauer und tatkräftiger, als die Deutschen? Machen die Deutschen einfach alles falsch, weil sie so lange lernen/studieren?
Oder könnte es vielleicht doch sein, dass da etwas mehr Qualifizierungsmaßnahmen nötig sind und die Behebung des Fachkräftemangels noch einige Jahre auf sich warten lässt?
In diesem Punkt fehlt mir die Ehrlichkeit seitens der Union und der SPD.
Ich helfe selbst schon aktiv bei Integrationsmaßnahmen und tue dies auch weiterhin aus Überzeugung.
Ich finde aber, man sollte sich das auch bewusst machen, dass die konkrete Arbeit mehr erfordert, als nur etwas guten Willen.
Richtig wäre es von Union und SPD gewesen, zu sagen:,,Hey, es verlangt zwar eine Menge Arbeit, keine Frage, aber wir kriegen das hin, die Integration und die Weiterbildung!"
Das hätte überzeugendermaßen Seriösität und Tatkraft signalisiert.
Die Ergebnisse für die AfD sind zu einem guten Teil mit Protestwahl zu erklären sowie mit der Schwäche der Volksparteien.
Diese hätten nicht von Anfang an für alles eine Lösung präsentieren müssen.
Aber sie hätten das Gefühl vermitteln müssen, die Lage unter Kontrolle bekommen zu können, die richtigen, ordnenden Maßnahmen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise vornehmen zu können.