martenot schrieb:Ich finde auch, dass die politische Mitte gar nicht so naserümpfend gesehen werden muss. Immerhin deckt man damit letztlich doch die Bedürfnisse möglichst vieler Menschen ab und schließt Kompromisse, mit denen möglichst viele leben können.
Die Frage ist eher, wie man "Mitte der Gesellschaft" definiert. Für manche bedeutet das halt, dass man so leben will wie 1955, für andere eben etwas anderes.
Und die, die Leben wie 1955 als Vorstellung von "normal" haben, finden sich heute in der CDU nicht mehr wieder. Das hat dann aber nichts mit "die CDU ist linksgrünversifft", zu tun, sondern liegt eben daran, dass man nicht mitbekommen hat (oder eben nicht mitbekommen will), dass die Gesellschaft nicht mehr so ist, wie sie 1955 war. Und dass folglich eine Politik von 1955 heute nicht mehr mehrheitsfähig wäre.
Ähnlich auch die Diskussion über das "C". Klar kann man sich als braver Katholik, der jeden Sonntag in der Kirche sitzt und auf das Wort des geistlichen Herrn hört, wünschen, dass die CDU eine Politik macht die sich ausschließlich an den großen christlichen Kirchen orientiert (obwohl die natürlich auch schon "linksgrünversifft") sind. Nur: wenn man sich anschaut, wie viele Leute überhaupt noch Mitglied der großen christlichen Konfessionen sind und sich auch brav daran orientieren was die Kirche lehrt, dann merkt man schnell, dass auch das heute keine Mehrheiten mehr bringt.
Kann man ja alles bedauern, wenn man mag - ändert aber nichts an den Tatsachen. Deswegen finde ich auch Sprüche wie "Jaja, wenn der Adenauer/ der Strauß noch mal wiederkäme" ziemlich sinnlos. Die haben eben in ganz anderen Zeiten gelebt und haben viele unserer heutigen Probleme nicht gekannt. Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen.