bgn schrieb:Gab es in Bayern kein Aufklärungsunterricht was in der Geschichte passiert ist, in den 1980er Jahren?
Und das gerade wir Deutschen eine besondere Verantwortung tragen?
Das frage ich mich auch. Die 80er in Bayern waren die Strauß-Jahre, MP von 1980 bis 1988. Uns in Norddeutschland wurde stets das Top-Niveau des bayrischen Abiturs vor Augen gehalten. Gesellschaftspolitisch wohl nicht so. Bayern war damals für uns komplett "unsexy".
Wir haben mit unserem Friedenspastor, evangelisch-lutherisch, als Vorkonfirmanten die aufgezeichneten Baugrenzen der ehemaligen Synagoge in Hannover besichtigt, mit 13.
Mit 14 Besichtigung des KZ Bergen-Belsen, in der 10. Klasse Besichtigung des KZ Dachau, in der 11. Klasse Besichtigung des KZ Buchenwald während der Studienfahrt in der DDR.
Der Nationalsozialismus wie auch die Vorwehen in der Weimarer Republik waren von der 7. bis 11. Klasse durchgängig Thema in Deutsch, Geschichte, Werte und Normen. Es war fast etwas zu viel; uns war jedoch klar warum. Ich hatte Geschichte bis zum Abitur als viertes Prüfungsfach. Die Vermittlung der deutschen Geschichte endete mit der Gründung der BRD und dem Grundgesetz.
In meinem Gymnasium auf dem Land gab es keine politische Agitation, wir waren damals eher unpolitisch, umweltbewusst und fanden die konservative Politik der "alten, weißen Männer der CDU" peinlich. In den neun Jahren Gymnasium gab es nicht einen politischen Vorfall, nicht in meinem Jahrgang und auch nicht in den älteren oder jüngeren.
Ein Clown wie Aiwanger wäre da schnell durch Missachtung der Schüler mundtot geworden. Ich erinnere, dass eine Schülerin sich mal zaghaft solidarisch zu den Haftbedingungen der RAF-Leute äußerte, sie hatte damit keinen Erfolg weder bei uns Schülern noch bei den Lehrern, obwohl einige Alt68er darunter waren.
Unsere Lehrer waren modern, jung, einige nicht so pädagogisch talentierte Quereinsteiger dabei infolge Lehrermangel, halt die Realität der Babyboomer Generationen mit fünf Parallelklassen in einem Jahrgang (125 Schüler in der fünften Klasse, 77 Abiturienten neun Jahre später). Die letzten Dinos der Lehrer gingen in Pension als ich in die siebte kam, ein Glücksfall.
Mit so einer Aktion wie sie Aiwanger zugeschrieben wird und seiner heutigen lavierenden Reaktion darauf zufolge wohl auch zu Recht, hätte sich "bei uns" niemand provozierend positionieren können, es hätte das gesellschaftliche Aus bedeutet und wir würden uns heute noch dran erinnern.
Mir ist auch nicht klar, warum die Jugendzeit als Phase frei von altersgerechter Verantwortung romantisiert wird. Wir Mädchen auf dem Gymnasium aus einem harmonischen Elternhaus waren sehr verantwortungsbewusst, es gab mal komische Fehler, diese aber aus Unwissenheit, weil unsere Eltern uns doch noch sehr behütet aufwachsen ließen.
Und wir Pubertierenden (der Generation "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo") wussten auch: Wer Probleme machte in der Zeit, der hatte wirklich echte Probleme, mit sich, mit den Eltern. Nicht lustig das.
Kennt jemand das Thema der Strafarbeit Aiwangers?