CDU/CSU

bgeoweh schrieb:Mach doch, es hält dich keiner davon ab. Normalen Menschen ist sowas einfach weitgehend egal. In die eine wie in die andere Richtung. Das sind eigentlich fast alles Twitter-Und-Journalisten-Kreistänze. Das dringt in die "reale Welt" kaum vor.

Da Onlinezeitungen hohe reichweiten haben und social media auch, dringt eine menge davon in die reale welt vor und wahlentscheidungen werden beeinflusst. Sonst müsste man sich ja nicht dafür öffentlich entschuldigen.

bgeoweh schrieb:Ja, du siehst doch dass es geht. Die tiktok-Kiddies werden wieder zwei Tage lang versuchen den Hashtag aufzublasen, das war's dann. Du hast doch gerade gesehen, dass selbst das beschissene Handling der Flutkatastrophe praktisch keinen nennenswerten Einfluss auf die Umfragen hatte, meinst du echt ein paar Sätze in einem Buch von vor 12 Jahren werden da die große Wende bringen? Das ist doch Selbstverarsche.

Doch, ich hab gesehen, dass das sehr wohl einen Einfluss auf die Umfragewerte hat und der Niedergang der Grünen bzw. die Stärkephase der Union erstmal vorbei ist.

Du verstehst nicht, wie das funktioniert: Es geht um storyphasen. Als Baerbock aufgestellt wurde war laschet in einer schwächephase. Die story war da, dass er von markus söder bedrängt wird, dass ihn keiner mag, dass AB das alles ganz toll macht und die Grünen auch. Das lief dann gut 14 Tage so. Dann wurde es den leuten langweilig und etwas neues musste her.

Also kamen Baerbocks patzer. das war eine story, die dann länger ging, 1,5 Monate oder so, aber auch das wird dann irgendwann langweilig ("jo ok, die macht blöde sachen, kenn ich schon, was soll's?"). Zeitungen brauchen aber clicks. Olaf Scholz interessiert niemanden (zu Unrecht, ist aber so).

Die nächste Zäsur kam mit der Flutkatastrophe, etwas neues, was durch die medien geht. Plötzlich ist das KLimathema da und laschet liefert einen grund, seine führungsfähigkeit in Frage zu stellen. Und jetzt haben wir die neue story. Auch in den nächsten Tagen wird man auf laschet einhauen.
Dass jetzt allerlei onlinezeitungen (so wie vorher bei den grünen) sachen titeln, wie, dass die Umfragewerte der CDU drastisch fallen (bevor sie das überhaupt tun, wenn sie nur um 2% runtergehen) ist kein Zufall.
Das ist die Story für den Monat August, wenigstens einen Teil davon. Dass man jetzt das Plagiat von Laschet ausgegraben hat, darüber redet, ob Söder oder sogar Reul für Laschet zum Problem werden könnten usw. usf. ist ebenfalls kein Zufall, sondern passt in diese Artikelphase einfach rein.

Die Frage ist immer, wann die nächste story kommt und welche das sein wird. Daraus resultierend darfst du aber nicht die Umfrageergebnisse JETZT betrachten (2% minus, könnte man verkraften) sondern musst bedenken, dass man noch weitere Wochen auf die CDU einschlagen wird und das KLimathema streuen wird in den Medien. Bis sich entweder die Grünen wieder einen enormen Patzer leisten oder eine andere Story kommt.

Die Frage ist jetzt, ob laschet noch mehr angriffsfläche bieten wird. Nach Laschet lacht kommt jetzt sein Plagiat. Und wenn es zehnmal eigentlich (genau wie bei baerbock) nicht so schlimm ist, hält es das feuer der story am laufen.

Und jetzt kommen die artikel:

https://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/armin-laschet-csu-besorgt-um-den-kanzlerkandidaten-17460736.html (paywall, aber allein die überschrift: "Kann das mit Laschet gut gehen?")

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/politbarometer-laschet-union-verluste-sonntagsfrage-100.html (Archiv-Version vom 30.07.2021)

AUCH ARMIN LASCHET HAT ABGESCHRIEBEN!

https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/laschet-auch-der-nrw-landeschef-hat-abgeschrieben-buch-aus-dem-jahr-2009-77235608.bild.html


Und natürlich:

https://www.sueddeutsche.de/politik/bundestagswahl-2021-soeder-laschet-1.5363330

Söder warnt laschet: Das reicht nicht.



Und diese Artikel werden alle einen Effekt haben, in ihrer Summe. Genauso,w ie sie das, obwohl es Kleinigkeiten waren, bei AB hatten.

shionoro schrieb:Und diese Artikel werden alle einen Effekt haben, in ihrer Summe. Genauso,w ie sie das, obwohl es Kleinigkeiten waren, bei AB hatten.

Jaja, und mit dem Angriff Steiner kommt das alles in Ordnung und der Endsieg rollt von Charlottenburg bis Moskau durch...

Vollkommen utopisches Gefasel, sorry aber das ist echt nicht mehr normal.

shionoro schrieb:Und diese Artikel werden alle einen Effekt haben, in ihrer Summe. Genauso,w ie sie das, obwohl es Kleinigkeiten waren, bei AB hatten

@shionoro
Dann kommt der Olaf vielleicht doch noch auf 20 Prozent.

@bgeoweh

Du verstehst halt nicht, wie medien funktionieren. Ok.

WolfgangT schrieb:Dann kommt der Olaf vielleicht doch noch auf 20 Prozent.

Kann gut sein, so schlecht sieht es für ihn nicht aus.

shionoro schrieb:Laschet hat plagiiert, so wie alle anderen politiker auch. Aber wenn man auf baerbock dafür überhaupt meint einschlagen zu müssen, dann sollte man das wohl auch bei armin laschet tun.

Nö, es gibt da keine Regel dafür. Ich persönlich nehme Fehlverhalten um so mehr krumm, je mehr jemand glaubt, selbst ein Vorbild zu sein, den Moralisten gibt und die Leute gängeln will. Bei lockeren, hemdsärmeligen Typen dagegen bewerte ich das ebenfalls etwas lockerer.

@Tripane

Bzw., wem man zu Unrecht vorwirft, er sei ein Moralist.

Ich habe was Lustiges gefunden. Ist zwar OT, aber es geht um einen Kanzlerkandidaten:

Schafft er es jetzt auch endlich mal ins Rampenlicht? Immer wieder verbreitet SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz in den letzten Tagen im Internet und offline Plagiatsgerüchte über sich selbst, damit in diesem Wahlkampf auch endlich mal über ihn geredet wird.

...

Doch auch im Internet ist Scholz mit zahlreichen Fake-Accounts eifrig dabei, sich selbst des Plagiats zu bezichtigen. "Vergesst Baerbock, Leute! Olaf Scholz hat sein Buch 'Hoffnungsland: Eine neue deutsche Wirklichkeit' komplett abgeschrieben, teilweise sogar bei armen Grundschülern, Witwen und Waisenkindern", lautet etwa einer der Posts, mit denen der SPD-Kanzlerkandidat für Aufmerksamkeit sorgen will.

Zusätzlich schickt Scholz anonyme Hinweise an die "Bild"-Zeitung mit vorformulierten Schlagzeilenvorschlägen wie "Hat Olaf abgeSCHOLZt?" oder "Genosse Plagiator - Sozialismus jetzt auch im Urheberrecht?"

Mit seiner Taktik konnte Scholz jedoch bis heute keinen nachhaltigen Erfolg verzeichnen: Bislang weigern sich sämtliche renommierte Plagiatsjäger, sein Buch zu überprüfen, weil es "zu langweilig" sei und "Politiker von Kleinparteien die meisten Deutschen sowieso nicht interessieren."

Quelle: https://www.der-postillon.com/2021/07/olaf.html

shionoro schrieb:Söder warnt laschet: Das reicht nicht.

Recht hat er. Aber die Probleme sind halt hausgemacht. Hätte man sich auf Söder als Kanzlerkandidaten geeinigt wäre man jetzt wahrscheinlich nahe der 35 bis 40%!

Aber irgendwie sind auch alle drei größeren Parteien komisch. Hätten wir jetzt Söder gegen Habeck gegen Dreyer würde der Wahlkampf wahrscheinlich richtig Spaß machen.

Soll mir aber auch alles recht sein, solange die FDP auf ein historisch gutes Ergebnis zu rennt.

@Atrox

Das sind genau wie die Überlegungen, mit Habeck hätte man doch bestimmt viel mehr Stimmen. Das ist hinfällig. Wie man Söder oder Habeck angegriffen hätte, kann man heute nicht sagen.

Was ich Söder lasse: Ich glaube, er hat recht damit, dass er jetzt den schnellen Kohleausstieg fordert. Also, richtig ist das so oder so, aber ich meine damit, er hat recht damit, dass die Union jetzt sowas aus taktischen Gründen fordern sollte, um den Leuten, die durch die Flutkatastrophe verunsichert sind, das Geüfhl zu geben, die Union mache doch was und nicht auf die Idee kommen, doch zu den Grünen zu wechseln.

Das hat Laschet nicht hinbekommen, weil er keine klare forderung aufgestellt hat, so wie söder, sondern nur ein allgemeines 'jo wir müssen mehr für klimaschutz machen'. Das glaubt ihm auch ein ihm geneigter wähler eher nicht.

shionoro schrieb:Was ich Söder lasse: Ich glaube, er hat recht damit, dass er jetzt den schnellen Kohleausstieg fordert.

Das ist bereits die Vorbereitung dafür, nach der Wahl in der Schwarz-Grünen Koalition mit dem Angebot "Kohleausstieg jetzt für AKW-Laufzeitverlängerung" die Grünen zu spalten.

@bgeoweh

Kann gut sein, clever ist es so oder so.

shionoro schrieb:Kann gut sein, clever ist es so oder so.

Es nutzt halt geschickt die Bruchlinie zwischen den "alten" Grünen mit Wurzeln in der Anti-AKW-Bewegung und den "neuen" Grünen mit der "Klimarettung über alles"-Grundeinstellung aus. Gerade in der Regierungsverantwortung war die Lagerpolitik zwischen "Realos" und "Fundis" immer die größte Schwäche bei den Grünen.

shionoro schrieb:Das sind genau wie die Überlegungen, mit Habeck hätte man doch bestimmt viel mehr Stimmen. Das ist hinfällig. Wie man Söder oder Habeck angegriffen hätte, kann man heute nicht sagen.

Natürlich nicht. Aber die Spekulation sei ja erlaubt.

Top Ten: Laschet und Baerbock im Negativbereich
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Angela Merkel weiterhin auf Platz eins mit einem Durchschnittswert von 2,6 (Juli I: 2,5) auf der Skala von +5 bis -5. Es folgen mit deutlichem Abstand Markus Söder mit 1,4 (Juli I: 1,4), Olaf Scholz mit 1,2 (Juli I: 1,0) und Robert Habeck mit 1,1 (Juli I: 0,8). Heiko Maas mit 0,9 und Horst Seehofer mit 0,4 sind wieder in den Top Ten vertreten. Auf Platz sieben liegt Christian Lindner mit 0,2 (Juli I: 0,2), danach kommt Jens Spahn ebenfalls mit 0,2 (Juli I: 0,2). Erstmals im Negativ-Bereich und mit massiven Ansehensverlusten liegt Armin Laschet mit minus 0,2 (Juli I: 0,5). Schlusslicht bleibt Annalena Baerbock mit minus 0,5 (Juli I: minus 0,5).

Quelle: https://www.forschungsgruppe.de/Aktuelles/Politbarometer/

Ich denke an dieser Stelle eben schon, dass anderes Personal ziemlich an den Ergebnissen gerüttelt hätte.

Atrox schrieb:Ich denke an dieser Stelle eben schon, dass anderes Personal ziemlich an den Ergebnissen gerüttelt hätte.

Glaube ich nicht, diesen intensiven Wahlkampfblick hält niemand lange aus, irgendwelche "schmutzigen" Geheimnisse hat jeder, und wenn nicht kann man immer noch jedes Wort auf die Goldwaage legen, da findet sich dann schon irgendwas.

@bgeoweh

Zumindest im Vergleich Söder/Laschet kann man schon sagen, dass Söder den gewichtigen Vorteil hat, dass die meisten seine Corona-Politik ganz gut fanden, während Laschet da eher experimentell und vage unterwegs war und sich dazu noch mit fragwürdigen Wissenschaftlern eingelassen hat.

Atrox schrieb:dass Söder den gewichtigen Vorteil hat, dass die meisten seine Corona-Politik ganz gut fanden, während Laschet da eher experimentell und vage unterwegs war und sich dazu noch mit fragwürdigen Wissenschaftlern eingelassen hat.

Ich würde fast behaupten, dass auch das Corona-Thema zumindest etwas überschätzt wird.

Und, dass darf man auch nicht vergessen: gerade zum Zeitpunkt der Kandidatenaufstellung konnte noch niemand wissen, wie sich das Corona-Thema entwickeln würde, und dass es uns noch so lange beschäftigen würde. Wäre Corona nach Weihnachten "vorbei" gewesen sähe die heutige Einschätzung auch ganz anders aus, dann wäre Söder der Betonkopf-Hardliner und Möchtegerndiktator gewesen und Laissez-faire-Laschet hätte alles richtig gemacht.

Söder ist auch auf anderen Linien angreifbar (seine Unterstützung für Andreas Scheuer bspw.) die heute nur niemand fährt weil man sie sich für die Zukunft warmhalten will...

Alles nicht so einfach.

bgeoweh schrieb:Söder ist auch auf anderen Linien angreifbar (seine Unterstützung für Andreas Scheuer bspw.) die heute nur niemand fährt weil man sie sich für die Zukunft warmhalten will...

Das ist durchaus ein Punkt. Wobei die Grünen mit Hofreiter ja auch ihren persönlichen Scheuer haben und der nicht relevant in der Schusslinie ist.

Relevant sehe ich aber auch mit wieviel Bonus man so in den Wahlkampf geht. Söder hätte sicherlich auch ein paar Skandale locker weg moderieren können. Laschet hatte auch einen gewissen Bonus, einfach weil es in NRW verglichen mit der rot-Grünen Regierung ganz vernünftig läuft. Deswegen läuft es bei AB halt nicht so gut. Der einzige Bonus den sie mitnehmen konnte war die als Geschlossenheit präsentierte Hinterzimmerpolitik der Grünen.

Es bleibt ein Graus, was die Grünen aus der Situation machen, dass Klimaschutz im Moment DAS Thema ist.

Atrox schrieb:Es bleibt ein Graus, was die Grünen aus der Situation machen, dass Klimaschutz im Moment DAS Thema ist.

Die Grünen haben das substanzielle Problem dass sie momentan in einer Art Engtanz mit der Union sind: eigentlich müssten sie sie auf der Klimaschiene vorrangig angreifen, und zwar ganz aggressiv: die Themen liegen auf der Hand, die Union hatte ewig und drei Tage Regierungsverantwortung, da könnte man voll in die Offensive gehen. Aber, und da kommt die Hemmung her: einerseits wollen die Grünen nach der Wahl aller Voraussicht nach mit der Union koalieren, man kann also nicht die Punkte angreifen die man möglicherweise nacher in den Verhandlungen als Zugeständnis aufgeben muss. Und, und das wird unterschätzt: die Alternative zu Schwarz-Grün ist Grün-SPD-irgendwas - dafür braucht man eine einigermaßen starke SPD, und die trifft man wenn man auf die GroKo einhaut ja zwangsläufig mit.

Dadurch geht es für die Grünen eigentlich aus einer dominierenden Ausgangsposition nicht vor und nicht zurück.

Atrox schrieb:Es bleibt ein Graus, was die Grünen aus der Situation machen, dass Klimaschutz im Moment DAS Thema ist.

Annalena ist die beste Wahlkämpferin für Scholz und Laschet. Mit Habeck wäre es viel enger gewesen für Laschet, der ja nun wirklich nicht der Wunschkandidat der Konservativen ist.

Atrox schrieb:Zumindest im Vergleich Söder/Laschet kann man schon sagen, dass Söder den gewichtigen Vorteil hat, dass die meisten seine Corona-Politik ganz gut fanden, während Laschet da eher experimentell und vage unterwegs war und sich dazu noch mit fragwürdigen Wissenschaftlern eingelassen hat.

Um das nochmal aufzugreifen, ich habe da mal ein wenig nachgelesen - so beliebt scheint Söder, und speziell Söders Coronapolitik, zumindest den Umfragen nach nicht zu sein:

Bei den Landtagswahlumfragen hat er auf den letzten Jahreswechsel bezogen fast 10% verloren (von 48% auf 39%), den Verlust hat allerdings nicht der politische Gegner hinzugewonnen, sondern FDP, freie Wähler und die AFD, also gerade das konservative und Anti-Maßnahmen-Lager. https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/bayern.htm

Witzigerweise spiegelt sich das absolut überhaupt nicht in den Bayern-spezifischen Wahlumfragen zur Bundestagswahl, da bleibt die CSU auf den letzten Jahreswechsel gesehen stabil, es zeigt sich aber ebenso ein massiver Zugewinn bei der FDP (+5%) und freien Wählern (+4%), hier gehen die Verluste hauptsächlich zulasten der AFD (-4%) und der anderen "Sonstigen". https://www.wahlrecht.de/umfragen/laender.htm#by

Bei den freien Wählern kündigt sich im Übrigen ohnehin eine Überraschung an, die so bis jetzt kaum öffentlich thematisiert wurde: in Bayern (immerhin 1/6 aller Wahlberechtigten) stehen die aktuell in den Umfragen bei 7%, in NRW stehen "Sonstige" ohne weitere Unterteilung bei 7%, in BaWü wird leider auch nicht getrennt ausgewiesen (Sonstige: 5%), in RLP stehen die FW bei 3%... es wäre also durchaus denkbar, dass die über Direktmandate und Stimmen aus dem Süden eventuell genug Abgeordnete für eine eigene Fraktion zusammenbekommen, wenn nicht sogar die 5%-Hürde reißen...