Heide_witzka schrieb:Für mich ist es selbstverständlich, dass nach meinem Ableben alles noch Brauchbaren meines Körpers unentgeltlich genutzt werden darf, wenn es nach Bedürftigkeit vergeben wird und nicht nach Kaufkraft.
Ja, für dich. Aber du kannst doch nicht allen ernstes aus deiner Sicht, eine Moral und Ethik ableiten, die du pauschalisiert und auf dieser Grundlage anderen Attribute zuschreibst wie "sozial" und "unsozial" sie wären, solange du deine Moral nicht auf ein erkennbares Fundament stellst.
Da bringen auch solche Floskeln wie, jeder setzt seine Priorität anders nicht viel. Das ist selbsterklärend. Selbst aus der Priorisierung von Geld kann man noch kein unsoziales Verhalten ableiten, schon gar nicht aber wenn die Beweggründe nicht klar sind.
So mag der eine ruhigen Gewissens die Priorität setzen, dass seine Organe nach Bedürftigkeit vergeben werden. Unterschlagen wird dann aber eventuell, dass seine Nachkommen schon finanziell abgesichert sind. Wäre dann es nicht sozialer, seinen eigenen Nachkommen ein abgesichertes Leben zu ermöglichen, indem man seine Organe gegen Geld hinterlässt? Wie gesagt, nach dem eigenen Ableben, kann keiner mehr von irgendetwas profitieren. Derjenige der also entgeltlich seine Organe hinterlässt, wird sehr wahrscheinlich das Leben der Kinder, Familie priorisieren und dann erst das Leben des potentiellen Empfängers. Sehe ich per se nichts verwerfliches dran.
Heide_witzka schrieb:Ja, auch Ärzte müssen leben, essen, sich kleiden ect..
So wie jeder andere auch.
Ist das so verwunderlich?
Aber irgendwie zieht das bei einem Hirntoten nicht so richtig.
Bei Hinrtoten nicht, wohl aber bei Lebenden, die spenden könnten.
Ich mache dem Arzt mit 80 tsd Brutto im Jahr auch keinen Vorwurf, wenn er nicht bis zum H4-Satz (oder von mir aus dem doppelten H4-Satz) alles spendet.
Du aber machst pauschal auch demjenigen einen Vorwurf, der am finanziellen Minimum lebend, sich entscheidet auf ein ähnlichen Konsumniveau zu kommen wie der Facharzt. Von Chefärzten etc. mal ganz zu schweigen.
Heide_witzka schrieb:Für mich ist es unsozial aus meinem toten Körper noch Kapital schlagen zu wollen auf Kosten ernsthaft Erkrankter bzw. der Allgemeinheit.
Wie gesagt, Bedürftigkeit treibt Menschen dazu, aus ihren lebenden Körpern Kapital zu schlagen und das teils ziemlich stark gegen ihren Willen. Dann kommst du und haust auf die rauf, die sich vorstellen, aus ihren toten Körpern Kapital für ihre Familien zu schlagen.
Heide_witzka schrieb:Auch hier, das kannst du so sehen. Menschen die spenden, und ich meine hier wirklich spenden, geben durchaus Geld dafür, dass es Menschen besser geht, die sie nicht kennen.
Bezweifel ich nicht, genauso wenig wie ich bezweifle, dass es Organspender gibt, die es nun einmal unentgeltlich tun. Beides ist auch absolut zu begrüßen. Mich stört einfach die Verurteilung einer Position, die auch verständlich ist und dann nicht besonder gut begründet wird.
Es ist auch recht einfach die Sichtweise zu entkräften, auch wenn ich das Resultat gar nicht gut finde. Überlegen wir uns mal einfach, wie sehr sich die Durchschnittsperson Gedanken darüber macht, wie sie das Erbe möglichst steuerfrei an die Nachkommen weitergibt. Dafür werden Heerscharen an Anwälten bezahlt.
Es könnte jetzt aber so verstanden werden, als würde ich mich gegen die Organspende aussprechen. Das ist mitnichten der Fall. Jeder sollte meiner Meinung nach Spenden, selbstverständlich im Idealfall (und der praktischen Realität) auch ohne eine finanzielle Entschädigung.
Denn im Grunde gibt es keinen Schaden. Auf der anderen Seite wird ein Leben gerettet. Wünschenswert in der Diskussion finde ich nur, dass auch die „Eiferer“ einer Widerspruchslösung erkennen, wie man die entstehende Bevormundung doch vermeiden sollte und es auch berechtigt Unmut über diese Lösung geben kann. Außerdem sollte man auch berücksichtigen, dass vielen der Körper nach dem Hirntod etwas bedeutet, wahrscheinlich nicht nur der eigene, sondern gerade der von Nahestehenden. Der Tod meines Kindes wäre so schrecklich, dass die Vorstellung, der kleine Körper würde in seiner Integrität, Würde und Schönheit auch noch verletzt werden, komplett auf Ablehnung stieße. Auch in einer völlig areligiösen Sicht ist der Bezug zu dem noch warmen, blutdurchströmten Körper noch stark emotional und da greifen dann Argumente, dass dieser Körper ohnehin verbrannt oder von Würmern gefressen wird mMn nicht.
Es ist vielmehr die Erinnerung, die noch lebendig vor einem ist und zerstört wird.
ABER.. und das sollte sich halt auch jeder vergegenwärtigen. Auf der anderen Seite wäre ein ebenso würdevoller, schöner kleiner Körper, den man noch dazu mit Leben füllen könnte. Beides abzuwägen führt für mich nur zu der Lösung, Leben zu erhalten. Der Gedanke, einem anderen Kind das Leben zu ermöglichen und die Erinnerung, etwas Wertvolles weitergegeben zu haben überwiegt da für mich deutlich.
Was das Problem sein mag wenn man über eine finanzielle Entschädigung nachdenkt..
:ask: Der Anteil derer, die dadurch zum Spenden motiviert werden könnten, könnte den Anteil derer, die auf die unentgeltliche Spende dann verzichten würden unterschreiten. In Summe könnte sich das negativ auswirken.. wie auch immer, viel hypothetisches Blabla.
Einfach Spenden!
https://www.organspende-info.de/organspendeausweis-download-und-bestellen.html