Simowitsch schrieb:Naja die Frage ist auch was man unter Kommunismus versteht.
Im Prinzip nur für eine Vergemeinschaftung der Produktionsmittel, so das nicht mehr einige wenige Besitz- und Eigentumsansprüche stellen sondern die Arbeiter und am Ende eben deren Arbeit in einem vernetzten Gefüge allen gehört. Sprich es basiert auf Austausch, Interaktion, Vernetzung, Vergemeinschaftung und möglichst entlastenden Verteilung von Arbeit und der produzierten Güter. So auch eine Vernetzung von Kommunen als ein großer Verbund in einer art Volksgenossenschaft. Um es ganz einfach zu machen, es geht um eine möglichst gerechte, klassenlose Verteilung von Lebensgrundlagen und etwas Lebensluxus. Im Anarchokommunismus gibt es auch einen Privatbesitz im Gegensatz zum reinen Kommunismus bei dem fast alles vergemeinschaftet wird, jedenfalls hauptsächlich die Produktionsmittel. Dieses Video erfasst das recht gut:
Was ist Anarchismus/Kommunismus? https://www.youtube.com/watch?v=-SAUtkOFWgYch möchte die wahre Bedeutung des Anarchismus und Kommunismus erklären, da die meisten Menschen ihre eigentliche Bedeutung überhaupt nicht kennen. Es ist mir wichtig, dass die Menschen den Zustand der Anarchie nicht mehr als Chaos auffassen und der Kommunismus nicht automatisch mit Parteidiktatur und Bolschewismus gleichgesetzt wird. Zuletzt spreche ich noch kurz vom Anarchokommunismus, der Verschmelzung aus beidem und dem eigentlichen Thema der Videos.
Simowitsch schrieb:Marx verstand darunter eine utopische Gesellschaft, die ohne Geld auskommt und in der jeder genug von allem hat, bei Lenin war es die Gleichheit, egal auf welchem Niveau, bei Stalin Kollektivierung und Industrialisierung.
Im Prinzip richtig, jedoch ist der Stalinismus nichts mehr was man als kommunistisch begreifen kann, es ist eher das Gegenteil, da es ein Despotismus war mit einer strikten Klassentrennung zwischen Arbeitern und der politischen Elite. Für Marx war es keine Utopie sondern mehr eine wirtschaftliche/gesellschaftliche Philosophie. Der Weg ist dabei das Ziel, doch das Ziel ist nicht das man kein Geld mehr hat, sondern das Arbeit gerecht, zu gerechten Bedingungen verteilt wird so das jeder einzelne davon profitiert und nicht einzelne die daran "Besitzansprüche" stellen und ihre Arbeiter als ihren Besitz betrachten wie die Produktionsmittel. Im Prinzip ist eine gute Freundschaft in der man sich gegenseitig selbstlos hilft schon eine Form des Kommunismus oder das Ehrenamt oder eben im Ansatz schon eine Genossenschaft bzw. ein genossenschaftlicher Betrieb.
Simowitsch schrieb:Bei Mao war es Gleichheit in einem noch weitergehenden Sinn, dass möglichst auch alle das gleiche anziehen sollten und ihr gesamtes Eigentum abgeben sollten. Bei Pol Pot sollte es eine rein landwirtschaftliche Ordnung sein, und allen sollte das Recht auf Bildung verweigert werden, damit alle gleich sind im Sinne von primitiven Bauern. In Nordkorea sollen alle dem Führer folgen und ein echter Kommunist ist jemand, der in der Armee möglichst lange dient.
Das alles sind Beispiele für einen Despotismus. Im Prinzip ist das Elitentum des Despotismus das absolute Gegenteil von Kommunismus, da jeder dieser Staaten und Systeme durch privilegierte Eliten geführt wurde. Besonders an Nordkorea kann man das sehen, die haben sogar in der Juche-Ideologie wurde sogar der Kommunismus aus dem Programm gestrichen, da dieser die Herrschaftsansprüche der politischen/militärischen Elite in Frage stellt.
Das Recht auf Bildung wäre essentiell für den Kommunismus und aus dem Grund fällt auch Pol Pot raus und er war mit seiner Agrarideologie eh viel zu eindimensional, weit weit weg vom kommunistischen Prinzip, auch wenn die landwirtschaftlichen Betriebe der Sache mal etwas nahe gekommen sind. Doch ohne Bildung und ohne Intellektuelle läuft nix. Übriegens an der Bildung sparen meist stark marktwirtschaftliche Staaten (wie die USA) viel zu sehr und schneiden sich damit ins eigene Fleisch, jedoch schaffen sie damit ein Elitenbildungsweg und einen für die Masse die produzieren und konsumieren soll, damit wird schon eine Aufsplittung der Klassen betrieben. Im Prinzip nix anderes als bei Pol Pot nur eben subtiler.
Simowitsch schrieb:Bei Tito ging es darum, möglichst viele Völker zu vereinen, und dabei (anders als in der Sowjetunion) keinem Volk den Vorzug geben, aber gleichwohl nationale Interessen unberücksichtigt zu lassen.
Das ist richtig, jedoch waren es Nationalisten die diese sehr positive Idee zerstört haben und damit einen Krieg ausgelöst haben, heute vermissen die meisten Menschen in Serbien, Kroatien bzw. generell auf dem ganzen Balkan die Zeit von Tito, es ist einfach nur noch ein chaotischer Scherbenhaufen der auf der Stelle tritt und noch immer nationale Spannungen hat.
Nationalistische Interessen sind wie eine art kollektiver Egoismus von bestimmten Völkern und Staaten, diese Denkweise halte ich nicht mehr für zeitgemäß.
Simowitsch schrieb:Für Honecker wird es um ganz praktische Dinge gegangen sein und er verstand unter Kommunismus vielleicht einfach nur die Lösung der Wohnungsfrage.
Na ja er war eh immer zurückhaltend mit Meinungen und Einschätzungen, er stand sich meist selbst im Weg. Hier mal seine Sichtweise über den Sozialismus:
https://www.youtube.com/watch?v=I75iMmhP5iU (Video: Erich Honecker äußert sich zur möglichen Zukunft des Sozialismus (10.10.1991))Der Staatsratsvorsitzende der ein Jahr zuvor durch die Vereinigung untergegangenen DDR, Erich Honecker, äußerte sich in seinem zwischenzeitlichen Moskauer Exil einmal gegenüber den westdeutschen Medien. In diesem Filmausschnitt wird deutlich, dass der Sozialismus mit dem Zusammenbruch des Ostblocks keineswegs untergegangen ist, sondern sich neu als die bessere Gesellschaftsordnung etablieren wird. So lautet zumindest Erich Honeckers Botschaft.
Er mag engstirnig und nen Nuschelkopf gewesen sein, doch er hatte durchaus klare Vorstellungen, nur hat er sie selten geäußert und sein größter Fehler war es die DDR in die Isolation zu treiben, so auch beim Ausbau nötiger Netzwerke zu blockieren. Denn auch im Sozialismus bedarf es einem Handel mit Gütern und auch da muss es noch Tauschmittel geben die das ermöglichen, doch ohne gute Netzwerke kommt es schnell zu Mängeln und die DDR hatte keinen Marschallplan wie der Westen, so kam es sehr schnell zu wirtschaftlichen Mängeln und es war klar das die vom 2.WK angeschlagene UdSSR die selbst viele Schäden zu tragen hatte, bzw. Wunden zu heilen hatte der DDR da kaum helfen konnte, im Gegenteil die DDR musste der UdSSR helfen (was auch gerechtfertigt war). Es ist also alles nicht ganz so einfach wie es der Westen gern hätte.
Man sollte bedenken das es für den Sozialismus und später dann auch Kommunismus/Anarchismus nötig ist eine gute, vernetzte Infrastruktur zu besitzen, ohne diese Grundlage funktioniert es nicht, darum bedarf es immer an bestimmten Entwicklungsetappen die dafür nötig sind. Man kann es nicht über Nacht wie ein Betriebssystem installieren. Das braucht Zeit und ist ähnlich wie die Evolution zu betrachten. Irgendwann wird der Mensch es verstehen und wird merken was wirklich wichtig und für das Leben essentiell ist, er wird auch lernen das es durchaus möglich ist die Welt etwas gerechter zu gestalten, es ist eben ein Lernprozess, bei dem es manchmal 3 Schritte nach vorn geht, dann und wann auch mal wieder ein paar Schritte zurück, doch in der Summe kommt man dann doch mal vorwärts. Am Ende will der Mensch nur das seine Grundbedürfnisse und etwas Lebensluxus (im gesunden Maße) gedeckt wird. Die Sehnsucht nach sozialer Stabilität, Sicherheit und etwas mehr zwischenmenschlicher Wärme teilen denke ich alle Menschen, fügt man noch etwas Freiheit und Selbstbestimmung dazu wird man schon den Anarchokommunismus erleben ohne das man ihn als solches bezeichnen muss, denn lebt man in einer solchen Gesellschaft bedarf es keiner Begrifflichkeiten mehr die es zu erkämpfen gilt.
Ich denke in dem Punkt wären sich die meisten Kapitalisten, Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten einig. Am ende wird man erkennen das es Eliten, Banker, Monopolisten, Despoten und selbsternannte Führer waren die schon immer das Leben auf diesem Planeten schwerer gemacht haben als es eigentlich ist, denn Teamwork macht sich immer bezahlt, egal in welchem System man lebt!
Ich denke mal da denken wir ähnlich oder?