Realo schrieb:Humanismus ist es für sich selbst (innerhalb des Kulturraums); Kulturchauvinismus wird es, wenn man etwas Unliebsames, das man gerne vermeiden möchte (in diesem Fall Ehrenmorde) ausschließlich der "gegnerischen" Kultur zuschreibt, um sich über diese zu erheben.
Wie bereits erwähnt, in Deutschland wird niemand dafür gefeiert, dass er Ehrenmorde begeht. Höchstens am Stammtisch nach ordentlich Bier und von einigen armen Irren gibt es die Aussage, das sei richtig gewesen, dass Hans die Else erstochen hat, weil sie ihn betrogen hat.
Aber es gibt in Deutschland keine Ehrenmordkultur. Du wirst kein Beispiel in der Gegenwart dafür finden, dass solche Leute gefeiert werden und breite Teile der Gesellschaft ihr Handeln als richtig bezeichnen.
In anderen Kulturen ist genau das der Fall. Diese Kulturen sind zeitgleich dominiert durch einen strengen, traditionalistischen Islam.
Kultur und Religion sind nicht gleichbedeutend, jedoch eng verwoben und von gegenseitigem Einfluss. Ein Teil der Legitimation zur Unterdrückung von Frauen wird aus der Religion, also dem Islam, bezogen. Ein anderer Teil stammt aus der Tradition.
Was man sagen kann, ist, dass Ehrenmorde nicht
islamspezifisch sind oder
ausschließlich in muslimisch dominierten Kulturen zu finden.
Es ist durchaus richtig, auf Mafiakreise zu verweisen, wo ebenfalls die Vorstellung herrscht, dass Ehrenmänner unter gewissen Umständen töten müssen.
Richtig ist aber, dass Ehrenmorde
auch Teil einer traditionell muslimischen Kultur sind.
Wer
dieser Kultur folgt,
der ist nicht kompatibel mit der im heutigen Deutschland herrschenden Kultur und ihren Gepflogenheiten.
In der heutigen deutschen Kultur sind Ehrenmorde ebenso verpöhnt, wie andere Ehrverbrechen.