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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

3.720 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Verbrechen, Ehre ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 11:18
@kleinundgrün

Wir müssen auch gar nicht darüber diskutieren, ob ein 'Ehrenmord' an einem homosexuellen Familienmitglied vergleichbar schändlich wäre. Der Knackpunkt ist, ich wüsste nicht, dass dies bei Nichtmuslimen in Deutschland in den letzten 20 Jahren vorgekommen wäre. Dein Argument wäre begrenzt stichhaltig, wenn es solche Fälle überhaupt gäbe.

Ich bemühe mal einen Vergleich: Wenn Du im Kryptozoologie Thread behauptest, der Megalodon habe überlebt und ein anderer User bezweifelt dies oder fragt nach Belegen, kannst Du es nicht sinnvoll mit der Aussage belegen, der Plesiosaurier hätte ja auch überlebt.

Also mir sind keine nichtmuslimischen Ehrenmorde aus religiösem Fanatismus (in aller Regel kombiniert mit einem aus Dummheit überhöhten diffusen Ehrbegriff) in Deutschland bekannt, weder an Hetero- noch an homosexuellen Kindern oder Geschwistern.


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 11:18
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Nein ist es nicht. Wer behauptet so was?
Wurde hier öffters behauptet, kann ich ja am Ende nix für.
Nur bleibt es ja darauf stehen, dass Morde mit Hintergrund #lifestyle #gay nur von sehr frommen Dudes oder Bros begangen werden die sehr auf die Ehre der Familie bedacht sind. Was für ein dummer scheiss.

Ich lasse mich jetzt nicht auf das Wörtchen "nur" festnageln, kannst du direkt vergessen :)


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 11:31
Interessant finde ich ganz allgemein die Motivlage zu beleuchten. Der Islam an sich scheint keine Ehrenmorde auszulösen, jedenfalls kenne ich einige muslimische Männer, deren Töchter einen Freund haben, der ganz entspannt von der Familie toleriert wird. Da hat der Vater zwar auch ein Messer in der Hand, aber der Freund auch und alle sitzen entspannt am Tisch und Essen.

Das Fatale scheint zu sein, die Kombination aus Islam und einem sehr überhöhten Ehrgefühl.

Dieses Ehrgefühl sehe ich eigentlich als Abwesenheit von etwas an, auf dass man wirklich mit Stolz schauen kann.

Die Männer, die sehr oft von Ehre schwadronieren, sind in aller Regel die absoluten Looser. Wer im Leben nichts auf die Kette kriegt, der hält dann anstelle von etwas Erreichtem die Fahne einer abstrakten Ehre hoch.
Insofern ist aus meiner Sicht ein überhöhter Ehrbegriff einfach ein Zeichen von Dummheit.

Die Typen in den Jogginghosen 'Was kucksu odda isch mach disch Messa' sind ja in aller Regel auch einfach nur furchtbar dumm und Versager im Leben.

Es gibt ja auch Länder mit sehr großem Nationalstolz. Wenn man sich die dann mal genauer anschaut, will man da auch nicht tot über den Gartenzaun hängen.

Immerhin dieses ganze Getue um Stolz und Ehre ist uns in der Verarbeitung der Nazi Zeit ganz erfolgreich ausgetrieben worden und ich vermisse dies nicht.


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 11:36
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Es gibt ja auch Länder mit sehr großem Nationalstolz.
Frankreich zum Beispiel. Oder Japan.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn man sich die dann mal genauer anschaut, will man da auch nicht tot über den Gartenzaun hängen.
Gibt Schlimmeres.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Immerhin dieses ganze Getue um Stolz und Ehre ist uns in der Verarbeitung der Nazi Zeit ganz erfolgreich ausgetrieben worden und ich vermisse dies nicht.
Du warst dabei? Ich schätzte dich jünger. Im Übrigen macht auch hier die Dosis das Gift, gegen ein Gefühl wie Stolz und Ehre ist überhaupt nichts einzuwenden. Kannst das aber auch streichen und nur noch von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen sprechen.


Dann erhalten wir uns die lieb gewonnene, negative Konnotation von Stolz und Ehre und verwenden sie ausschließlich noch für die Was-gucksd-du-Jogginghosenträger.


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 11:45
@KFB

Ich dacht eigentlich zB an den Iran, der anläßlich des Films '300' - einer Comicadaptation einer freien Nacherzählung einer 2400 Jahre alten Geschichte Protestnoten einlegte, weil man das Land dort sehr nehativ dargestellt hätte. Das fand ich völlig absurd.

Umgekehrt kommen 'wir' in einigen Asterix Comics auch nicht gerade gut weg, aber fast niemand hätte ein so geringes Selbstbewusstsein, daraufhin ein mimimimi anzustimmen.

Ein anderes Beispiel:

Anläßlich des Sommermärchens warb ein Großbordell in Köln mit einem Großplakat, auf dem auch die Flaggen aller Teilnehmerländer waren. Saudi Arabien legte scharfen Protest ein und die Flagge wurde geschwärzt.

Selbstbewußtsein würde ich so definieren, dass ein Land doch nicht durch do etwas beschädigt wird. Man muss nicht stolz darauf sein, kann dies aber locker abperlen lassen.

Glaubst Du Frankreich hätte es nötig, auf so etwas zu reagieren? Wohl kaum.

'Überhöhtes Ehrgefühl' kommt in dem zum Ausdruck, was in der Realität passiert ist. Nationales Selbstbewusstsein ist schlicht das Gegenteil. Weiterhin sollte ein Land, das kritische Personen von Killer Kommandos töten läßt, wohl zu allem die Klappe halten, wer so etwas tut, hat keine Ehre, die beschmutzt werden könnte.

Tatsächlich hätte ich mich in meinem vorigen Post klarer ausdrücken können. Wer Selbstbewußtsein hat, lächelt einen Pöbler an, wer überhöhtes Ehrgefühl anstelle von Verstand hat, schlägt zu.


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 11:52
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich dacht eigentlich zB an den Iran
Schon klar, aber du hast mit deiner Aussage nichts eingeschränkt. Daher meine Erwiderung.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Tatsächlich hätte ich mich in meinem vorigen Post klarer ausdrücken können. Wer Selbstbewußtsein hat, lächelt einen Pöbler an, wer überhöhtes Ehrgefühl anstelle von Verstand hat, schlägt zu.
Ich verstehe schon was du meinst, finde aber den Begriff "Ehre" mittlerweile viel zu negativ behaftet.

Mal aus Spaß und der Vollständigkeit halber, hier die Definition von
Ehre
- Ansehen aufgrund offenbaren oder vorausgesetzten (besonders sittlichen) Wertes; Wertschätzung durch andere Menschen
- Zeichen oder Bezeigung der Wertschätzung
Gefühl für die eigene Ehre
- (veraltet) Jungfräulichkeit eines jungen Mädchens
- (Golf) Berechtigung, den ersten Schlag auf einem Abschlag zu machen
Stolz
- ausgeprägtes, jemandem von Natur mitgegebenes Selbstwertgefühl
- Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung
Finde ich jetzt, gemäß Definition, beides gar nicht so schlimm. Ich gehe aber mit dir konform, das manche Einzelperson oder auch Großteile bestimmter Kulturkreise eine, für unser Empfinden, falsche und schadhafte Überzeugung dieser Begriffe haben (und teils auch leben).



Vielleicht gelingt es dir ja nun, mich etwas besser zu verstehen.


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 12:03
@KFB

Da sind wir wohl gar nicht weit auseinander.

Ich habe oft erlebt, was 'überhöhtes Ehrgefühl' so anrichtet bzw wie viel einfacher das Leben in Abwesenheit dieses Störfaktors ist. Schon im normalen Arbeitsalltag ist es wesentlich effektiver und auch angenehmer, wenn Kollegen sich nicht als Rivalen sehen. Ich muss nicht immer die Nr 1 sein. Wenn andere das genau so sehen, wird das allen nützen.

Was richtet überhöhtes Ehrgefühl nicht alleine schon im Straßenverkehr an?

Ehrenmorde sind natürlich eine ganz widerwärtige Ausdrucksform dieses Problems.

Auf eine Gemeinschaft bezogen: Wie beschissen muss ein Land sein, einen kritischen Journalisten irgendwo ermorden zu lassen? Ich bin jedenfalls glücklich in einem Land zu leben, in dem Journalisten von Compact, TAZ oder auch Aquarienfreund niemand das Recht auf Leben abspricht. Und ich möchte, dass das so bleibt.

Und daher verabscheue ich alle Gestalten, die zB glaubten, ein paar Karikaturen wären eine ausreichende Rechtfertigung für einen Massenmord. Die fühlten sich auch in ihrer Ehre verletzt, ohne jemals eine gehabt zu haben.


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 12:30
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Anläßlich des Sommermärchens warb ein Großbordell in Köln mit einem Großplakat, auf dem auch die Flaggen aller Teilnehmerländer waren. Saudi Arabien legte scharfen Protest ein und die Flagge wurde geschwärzt.

Selbstbewußtsein würde ich so definieren, dass ein Land doch nicht durch do etwas beschädigt wird. Man muss nicht stolz darauf sein, kann dies aber locker abperlen lassen.
Nur kurz als Trivia-Einschub:

Auf der saudischen Flagge steht das muslimische Glaubensbekenntnis und somit auch der Name "Allah", der als heilig gilt dies das etc. pp.
Die Aufregung generierte sich in dem Fall wohl eher aus gekränkten religiösen Gefühlen, statt verletzen Nationalstolz.


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 12:34
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das Fatale scheint zu sein, die Kombination aus Islam und einem sehr überhöhten Ehrgefühl.

Dieses Ehrgefühl sehe ich eigentlich als Abwesenheit von etwas an, auf dass man wirklich mit Stolz schauen kann.
der Kern ist ein archaisches Menschenbild (dieses gibt es auch unabhängig vom Islam, kann aber wiederum in stark religiös geprägten Gemeinschaften verstärkt(da konserviert) auftreten), welches Frauen zum Besitz des Vaters/Ehemannes macht. Welches Frauen verbietet, sich unverschleiert in der Öffentlichkeit zu bewegen - und sollten sie dennoch einen westlichen Lebensstil bevorzugen, in Lebensgefahr bringt.
Kern ist weiterhin, dass die Individualrechte hinter den Kollektivrechten zurückstehen.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Die Männer, die sehr oft von Ehre schwadronieren, sind in aller Regel die absoluten Looser. Wer im Leben nichts auf die Kette kriegt, der hält dann anstelle von etwas Erreichtem die Fahne einer abstrakten Ehre hoch.
Insofern ist aus meiner Sicht ein überhöhter Ehrbegriff einfach ein Zeichen von Dummheit.
nein. es ist Ausdruck von sozialer Kontrolle durch eine patriachalisch geprägte Gruppe, die Tötung zur Wiederherstellung der Ehre ausdrücklich billig oder gar fordert.
Dem kann sich ein gebildeter Mensch vielleicht eher entziehen weil er materiell nicht auf die Fürsorge der Gruppe angewiesen ist und die engen sozialen Bande leichter hinter sich lassen kann als ein ungebildeter, arbeits- und einkommensloser Mensch, der von der Familie Unterstützung erfährt.

dazu habe ich einen Artikel aus 2011 gefunden, er beantwortet eine Reihe von Fragen, die hier immer wieder gestellt und diskutiert werden.
Wie wird ein Mann zum "Ehrenmörder"? Psychologie-Professor Jan Ilhan Kizilhan hat mit 21 türkischstämmigen Tätern gesprochen – sie sind keine typischen Killer.
"Er muss zeigen, dass er Kontrolle hat"
Die "Ehrenmörder" sind wesentlich religiöser und patriarchalischer als die anderen Täter. Viele haben auch in ihrer eigenen Kindheit Gewalt erlebt. Ein sogenannter Ehrenmörder handelt auch nicht aus einem Impuls heraus, er hat die Tat schon lange Zeit im Voraus geplant, meistens über Monate hinweg. Sie kommen meist aus kollektiv-traditionellen Gesellschaften...

Die Ehrenmörder, die wir gesprochen haben, haben nicht die typischen Merkmale eines Killers oder Gewalttäters, sie sind vorher nicht straffällig geworden. Bis zu dieser Tat handelt es sich um ganz gewöhnliche Mitglieder der Gesellschaft, die dann durch eine Ehrverletzung ins Wanken gebracht werden.
...
Frauen übernehmen die patriarchalischen Denkstrukturen von Männern. Häufig fordern die Frauen in der Familie sogar stärker, solch eine Tat zu begehen. Sie machen größeren Druck auf die Männer, das Thema wird innerhalb der Gemeinschaft heftig diskutiert, die Betroffenen werden psychisch unter Druck gesetzt. Diese "Gespräche" der Frauen bei Besuchen, Feierlichkeiten oder am Telefon führen oft zur Verstärkung des Konflikts.

...
Angenommen, ein Deutscher tötet seine Partnerin aus Eifersucht. Das ist doch nichts anderes, als wenn ein Türke das macht.

Auf emotionaler Ebene handelt es sich um einen Unterschied. Die psychischen Prozesse sind vergleichbar, aber der soziale Druck unterscheidet sich hier. Der muslimische Mann weiß, dass eine öffentlich gewordene Ehrverletzung ihn unter Druck setzt. Er weiß, er muss sein Ansehen wiederherstellen. Vergleichbares erleben wir bei einem deutschen Mann nicht..
leider kann ich nicht den gesamten Artikel zitieren.
http://www.taz.de/!5108678/

interessant zum Abschluss noch dieser Ausblick des Befragten:
Sie fordern eine innere Reform der patriarchalisch strukturierten Gesellschaften. Werden sich solche Kreise der Aufklärung öffnen?

Für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre bin ich für Deutschland weniger optimistisch. Wir gehen soziologisch davon aus, dass in dieser Zeit ein Machtwechsel zwischen den Migrantengenerationen stattfindet, sich die Probleme noch zuspitzen werden. Wir werden noch mehr Konflikte haben, möglicherweise mit noch mehr Gewalt und sogenannten Ehrenmorden konfrontiert werden, bis diese Übergangsphase beendet ist.
wie gesagt, 2011 war das.
durch die große Zuwanderung über das Asylrecht und beabsichtigten Familiennachzug könnten sich die Probleme - mit zeitlichem Versatz - noch einmal verschärfen.
wie gesagt, Konjunktiv.

Vielleicht hat die europäische Mehrheitsbevölkerung auch dazugelernt und lässt PAralellstrukturen unter Einwanderungsfamilien nicht mehr so leicht und unbeobachtet geschehen. Vielleicht kommt es in Zukunft zu wesentlich mehr inter-kulturellen Ehen und damit zu einer Aufweichung des archaischen Weltbildes, OHNE das Frauen um ihr Leben fürchten müssen


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04.12.2018 um 12:45
@lawine

Danke für den Artikel, der war sehr lesenswert. Ich sehe nicht, dass wir da so weit auseinander liegen. Männer, die aus solchen Strukturen kommen, die entsprechende 'Wertvorstellungen' haben, sind in der Regel auch sehr ungebildet, sonst hätten sie diese Vorstellungen doch sicherlich auf dem Wege einer umfassendes humanistischen Bildung modifiziert.

Aber wie sollen denn diese interkulturellen Verbindungen aussehen. Eine Frau, die in eine solche Familie einheiratet, wird deren Vorstellungen einfach übernehmen müssen, wenn sie an ihrem Leben hängt.

Der umgekehrte Fall - Mädchen aus streng muslimischer Familie - heiratet in eine weltoffene Familie ein - wird wohl eher selten stattfinden, schon weil dies wohl kaum den Beifall der Primärfamilie der jungen Dame findet und ihr Leben dann ja auch in Gefahr wäre. Während solche Leute selbstverständlich unsere finanzielle Unterstützung annehmen und sicher auch nicht ihr Weihnachtsgeld zurückgeben, betrachten solche Familien 'uns' ja nicht als gleichwertige Menschen.

Die interkulturellen Verbindungen zwischen weltoffenen Deutschen und weltoffenen Migranten werden einfach die Ebenen von Menschen, die zum Ehrenmord neigen, nicht erreichen.

Ich sehe auch nicht, wie unsere Gesellschaft dazugelernt hätte und Parallelstrukturen nicht mehr zulassen würde. Es gibt ja nicht mal Lösungsansätze für das Problem der Libanesenclans. Dass da in den vergangenen Monaten mal ein paar Immobilien und Autos öffentlichkeitswirksam beschlagnahmt wurden, ist ja auch nur hilfloses Gestocher, das die Strukturen nicht verändert. Es dient nur der Besänftigung der Öffentlichkeit.


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04.12.2018 um 12:57
Außerdem sehe ich noch einen Aspekt, der das Gesamtproblem verschärft. Schon seit vielen Jahren kommen viel mehr Männer als Frauen zu uns. Daraus resultiert, dass ein Mann, der hier lebt, es nicht einfach hat, eine Ehefrau vor Ort zu finden.

Was ich bei mehreren Kollegen schon vor Jahren erlebt hatte:

Dann wird die Familie beauftragt eine Frau zu suchen und sie tut das dann auch. Der Herr ist schon deutlich im 'H'-Kennzeichen fähigen Alter, die Dame gerade 19 Jahre alt, weil man ja wert auf eine Jungfrau legt. Die Dame nun ist jung und naiv, sie weiss aber sie heiratet einen Mann im 'unglaublich reichen und fortschrittlichen' Deutschland und hat entsprechende Erwartungen eines mondänen Lebensstils.

Dann kommt sie langsam in der Realität, sprich einer tristen Vorortmietwohnung an. Beide sind am Ende oft enttäuscht. Der Mann hat Angst, seine junge und in seinen Augen sehr attraktive Frau zu verlieren, also wird sie sehr ans Haus gebunden. Sie hat nun aber Lust auf einen freieren Lebensstil, was die Angst des Gatten noch verstärkt und somit auch die Tendenz, die Dame in der Wohnung zu belassen. Ich kenne keine Geschichte, die im Ehrenmord geendet hätte, aber einige mit 2 unglücklichen Ehepartnern.

Schwierige Ehen gibt es überall, aber die Startkonstellationen dieser Ehen sehe ich als besonders schwierig an.

Als Mann kann ich die Faszination 'Jungfrau' nicht so nachvollziehen. Wenn ich ein Billiardturnier auf internationalem Niveau möchte, ist es kontraproduktiv wenn einer der Mitspieler noch nie ein Queue in der Hand hatte.


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04.12.2018 um 13:06
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Als Mann kann ich die Faszination 'Jungfrau' nicht so nachvollziehen.
Du bist halt der Erste, für andere ist es ein tolles Gefühl einen Neuwagen zu besitzen. War halt noch kein anderer drin (außer dem Techniker bzw Gynäkologe).
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn ich ein Billiardturnier auf internationalem Niveau
Der Vergleich hinkt etwas, impliziert nämlich das jeder Geschlechtsakt etwas "außergewöhnliches" ist.


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04.12.2018 um 13:11
@KFB

Ich sehe in der Faszination Jungfrau (außer dem Neuwagengeruch) auch den Wunsch nach einem Machtgefälle. Es ist ja meistens nicht so, dass auch der Herr sich aufgespart hat, wie in seltsamen evangelikalen Sekten in den USA. Der war schon für 30€... und nicht nur einmal und sieht da auch kein Problem drin. Damit hat er den automatisch den 'Längsten' und ist der dollste Hengst, eben weil es keinen anderen gab und sie hinterher nicht sagen kann: Also der Typ, den ich vor Dir hatte, der hat aber... oder auch: Größer wird der nicht ? Wer ein Monopol hat, ist automatisch der Beste und muss keinem Vergleich standhalten.

Eine Frau mittleren Alters mit bewegtem Vorleben hingegen hat auch einen Erwartungshorizont.

Vielleicht bin aber auch ich anders als die Anderen, weil mich auch im Automobilbereich ein hoher Kilometerstand noch nie abgeschreckt hat. Und von keinem meiner Autos war ich richtig enttäuscht.


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Ehrenmorde/Verbrechen im Namen der Ehre auch hier

04.12.2018 um 13:18
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Es ist ja meistens nicht so, dass auch der Herr sich aufgespart hat
Doch, das gibt es durchaus auch in den "kritischen" Kulturkreisen, nicht nur in evangelikalen Sekten.

Der Trend zur Jungfräulichkeit bis zur Ehe nimmt auch in weniger religiösen Kreisen Fahrt auf, dem Akt wird so wieder mehr Bedeutung zugesprochen.

Kein Partnerkarussell mehr, rein und wieder raus, Nächste bitte.


Es gibt aber sehr unterschiedliche Motivationen, auch die negativen die du bereits erwähnt hast.

Letztens lief im BR eine recht interessante Doku und ich hoffe, das hier ist die richtige. Kann gerade nicht reinschauen.
https://www.youtube.com/watch?v=N9Wl4e3IHz0 (Video: 2017‐07‐19 ‐ Glaubenskrieger Hassan gegen den Rest der Welt)


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04.12.2018 um 13:23
@KFB

Völlig unabhängig vom Islam sehe ich es eher kritisch, wenn man die Bedeutung von Sex damit wieder höher ansiedelt.
Erstens ist das eine Fallhöhe, von der man schmerzhaft abstürzen kann, zweitens wird der technische Aspekt damit vernachlässigt. Schließlich rufen schon Bildungspolitiker zum lebenslangen Lernen auf.

In der Realität glaube ich, dass viele davon profitieren, einen Erfahrungshorizont zu haben und damit in der Lage sind, auch mehr Freude zu schenken. Dafür muss man ja nicht jeden Tag eine / einen andere / anderen haben.

Außerdem denke ich, dass Menschen, die sich in ihrer Jugend aufgespart haben und dann in einem Beziehungsalltag angekommen sind, später besonders anfällig sind für 'Ich habe was verpasst', wenn sie anhand erster grauer Haare oder der ersten Brille feststellen, dass das Leben auch für sie eine endliche Ressource ist.


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04.12.2018 um 13:28
@sacredheart
Jo, das sehen wir zwar ähnlich, entfernen uns aber gerade meilenweit vom eigentlichen Thema.


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04.12.2018 um 13:29
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Dann wird die Familie beauftragt eine Frau zu suchen und sie tut das dann auch. Der Herr ist schon deutlich im 'H'-Kennzeichen fähigen Alter, die Dame gerade 19 Jahre alt, weil man ja wert auf eine Jungfrau legt
ziemlich alt.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Es ist ja meistens nicht so, dass auch der Herr sich aufgespart hat, wie in seltsamen evangelikalen Sekten in den USA.
in den evangelikalen Sekten/Kirchen ist es dennoch eine individuelle Entscheidung der Frau, sich für den späteren Ehemann "aufzubewahren". dass es einen sozialen Druck gibt durch die gemeinschaft, unbenommen
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich sehe in der Faszination Jungfrau (außer dem Neuwagengeruch) auch den Wunsch nach einem Machtgefälle.
es geht neben dem Machtgefälle vorallem um BESITZansprüche.

die Frau gehört in archaisch/patriachalischen Gruppen nicht sich selbst sondern gehört erst dem Vater (ihrer Familie) und dann dem Ehemann. nur aus diesem Grund ist es möglich, dass ihr Fehlverhalten die Familienehre verletzt.
Zwangsheiraten finden ja genau aus diesem Grund statt: die Frau darf nur bedingt entscheiden, weil Vater und künftiger Mann für sie entscheiden (sie darf evt einen Partner ablehnen, der für sie ausgesucht wurde, aber sie darf nicht selsbt wählen)


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04.12.2018 um 13:33
Ich gelobe mit diesem Psot das off Topic erst mal einzustellen, finde aber gerade das Gespräch zu interessant.

@lawine

Machtgefälle helfen ja dabei, Besitzansprüche aufrechtzuerhalten.

Und völlig off Topic aber lustig: Im Rückblick auf meine erste Ehe würde ich mir wünschen, ich hätte damals nicht selbst eintscheiden dürfen, da wäre mir viel erspart geblieben. Die Grundidee, dass ein sehr junger Mensch ohne Erfahrung eine derart weitreichende Entscheidung alleine trifft, führt eben auch zu Fehlern. Damit bin ich nicht für Zwangsehen, ganz bestimmt nicht. Nur gerade in meinem Fall wäre die bestimmt angenehmer verlaufen, als das, was ich mir selbst angetan hatte.

Deshalb war ich auch immer für die Homo Ehe. Warum sollte es denen denn besser ergehen als mir?

So fertig mit off topic


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04.12.2018 um 14:10
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Was ich bei mehreren Kollegen schon vor Jahren erlebt hatte:

Dann wird die Familie beauftragt eine Frau zu suchen und sie tut das dann auch. Der Herr ist schon deutlich im 'H'-Kennzeichen fähigen Alter, die Dame gerade 19 Jahre alt, weil man ja wert auf eine Jungfrau legt. Die Dame nun ist jung und naiv, sie weiss aber sie heiratet einen Mann im 'unglaublich reichen und fortschrittlichen' Deutschland und hat entsprechende Erwartungen eines mondänen Lebensstils.
@sacredheart
Manchmal verhält es sich auch "anders rum". ;)

Meine äußerst mitteilungsbedürftige Zimmernachbarin (27-jährig) im Krankenhaus war türkischstämmig, unhübsch und übergewichtig.
Die Familie besaß einen großen Supermarkt mit etlichen Mitarbeitern, überwiegend schwarz arbeitende Mitglieder der weitverzweigten Familie.

Da sie wohl wegen ihres unvorteilhaften Aussehens keine Bewerber aus Deutschland fand, wurde für sie ein Ehemann aus der Türkei "organisiert".

Er kam sie im Krankenhaus besuchen und wirkte auf mich wie ein schüchterner, unterwürfiger und unbeholfener Dorfjunge. Er konnte nur wenige Worte Deutsch sprechen, obwohl er bereits seit mehr als 1 Jahr in Berlin lebte.

Die Mitpatientin erzählte mir ganz stolz, dass sie ihren Mann (24-jährig) unter der Fuchtel hat, weil:
1. Er kaum lesen u. schreiben kann und außer Ziegen hüten nichts gelernt hat.
2. Er daher vollkommen auf sie und ihre Familie angewiesen ist, im Familienunternehmen (schwarz) beschäftigt wird bzw. arbeiten muss.
3. Sie alles regelt und bestimmt, weil er keine eigenen Leute (Familie, Freunde) in Berlin hat.
4. Sie (oder Familienangehörige) sämtliche Behördengänge, Krankenkasse, Ausländeramt etc. erledigt, vor allem Sozialamtsangelegenheiten, da sie als Paar offiziell kein Einkommen haben und daher Harz 4 bekommen.


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04.12.2018 um 14:26
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wir müssen auch gar nicht darüber diskutieren, ob ein 'Ehrenmord' an einem homosexuellen Familienmitglied vergleichbar schändlich wäre.
Gut, wenn wir hier Konsens haben, wären wir einen Schritt weiter.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Der Knackpunkt ist, ich wüsste nicht, dass dies bei Nichtmuslimen in Deutschland in den letzten 20 Jahren vorgekommen wäre.
Wie gesagt, googled man danach, findet man diverse Fälle in christlich geprägten Ländern (USA, Portugal). Auf die Schnelle fand ich keinen Fall in Deutschland, aber bisher waren wir auch noch nicht so weit, das als gleichwertig zu betrachten.
Sofern da echtes Interesse besteht, können wir das gerne vertiefen. Es ist allerdings schwierig, Tatumstände von Verbrechen öffentlich zu finden, in der Regel wird über Mordumstände nicht allzu ausführlich berichtet.

Im meinen Augen ist die Diskussion ganz schön abgeglitten, weil einige hier einfach in eine Art Beißreflex verfallen sind, obwohl das eigentlich ziemlich differenziert auseinander gesetzt wurde. Da war wohl die Vermutung die Mutter der Lektüre.
Wenn wir uns davon entfernen, wäre es sicher besser.


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