sacredheart schrieb:Das Fatale scheint zu sein, die Kombination aus Islam und einem sehr überhöhten Ehrgefühl.
Dieses Ehrgefühl sehe ich eigentlich als Abwesenheit von etwas an, auf dass man wirklich mit Stolz schauen kann.
der Kern ist ein archaisches Menschenbild (dieses gibt es auch unabhängig vom Islam, kann aber wiederum in stark religiös geprägten Gemeinschaften verstärkt(da konserviert) auftreten), welches Frauen zum Besitz des Vaters/Ehemannes macht. Welches Frauen verbietet, sich unverschleiert in der Öffentlichkeit zu bewegen - und sollten sie dennoch einen westlichen Lebensstil bevorzugen, in Lebensgefahr bringt.
Kern ist weiterhin, dass die Individualrechte hinter den Kollektivrechten zurückstehen.
sacredheart schrieb:Die Männer, die sehr oft von Ehre schwadronieren, sind in aller Regel die absoluten Looser. Wer im Leben nichts auf die Kette kriegt, der hält dann anstelle von etwas Erreichtem die Fahne einer abstrakten Ehre hoch.
Insofern ist aus meiner Sicht ein überhöhter Ehrbegriff einfach ein Zeichen von Dummheit.
nein. es ist Ausdruck von sozialer Kontrolle durch eine patriachalisch geprägte Gruppe, die Tötung zur Wiederherstellung der Ehre ausdrücklich billig oder gar fordert.
Dem kann sich ein gebildeter Mensch vielleicht eher entziehen weil er materiell nicht auf die Fürsorge der Gruppe angewiesen ist und die engen sozialen Bande leichter hinter sich lassen kann als ein ungebildeter, arbeits- und einkommensloser Mensch, der von der Familie Unterstützung erfährt.
dazu habe ich einen Artikel aus 2011 gefunden, er beantwortet eine Reihe von Fragen, die hier immer wieder gestellt und diskutiert werden.
Wie wird ein Mann zum "Ehrenmörder"? Psychologie-Professor Jan Ilhan Kizilhan hat mit 21 türkischstämmigen Tätern gesprochen – sie sind keine typischen Killer.
"Er muss zeigen, dass er Kontrolle hat"
Die "Ehrenmörder" sind wesentlich religiöser und patriarchalischer als die anderen Täter. Viele haben auch in ihrer eigenen Kindheit Gewalt erlebt. Ein sogenannter Ehrenmörder handelt auch nicht aus einem Impuls heraus, er hat die Tat schon lange Zeit im Voraus geplant, meistens über Monate hinweg. Sie kommen meist aus kollektiv-traditionellen Gesellschaften...
Die Ehrenmörder, die wir gesprochen haben, haben nicht die typischen Merkmale eines Killers oder Gewalttäters, sie sind vorher nicht straffällig geworden. Bis zu dieser Tat handelt es sich um ganz gewöhnliche Mitglieder der Gesellschaft, die dann durch eine Ehrverletzung ins Wanken gebracht werden.
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Frauen übernehmen die patriarchalischen Denkstrukturen von Männern. Häufig fordern die Frauen in der Familie sogar stärker, solch eine Tat zu begehen. Sie machen größeren Druck auf die Männer, das Thema wird innerhalb der Gemeinschaft heftig diskutiert, die Betroffenen werden psychisch unter Druck gesetzt. Diese "Gespräche" der Frauen bei Besuchen, Feierlichkeiten oder am Telefon führen oft zur Verstärkung des Konflikts.
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Angenommen, ein Deutscher tötet seine Partnerin aus Eifersucht. Das ist doch nichts anderes, als wenn ein Türke das macht.
Auf emotionaler Ebene handelt es sich um einen Unterschied. Die psychischen Prozesse sind vergleichbar, aber der soziale Druck unterscheidet sich hier. Der muslimische Mann weiß, dass eine öffentlich gewordene Ehrverletzung ihn unter Druck setzt. Er weiß, er muss sein Ansehen wiederherstellen. Vergleichbares erleben wir bei einem deutschen Mann nicht..
leider kann ich nicht den gesamten Artikel zitieren.
http://www.taz.de/!5108678/interessant zum Abschluss noch dieser Ausblick des Befragten:
Sie fordern eine innere Reform der patriarchalisch strukturierten Gesellschaften. Werden sich solche Kreise der Aufklärung öffnen?
Für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre bin ich für Deutschland weniger optimistisch. Wir gehen soziologisch davon aus, dass in dieser Zeit ein Machtwechsel zwischen den Migrantengenerationen stattfindet, sich die Probleme noch zuspitzen werden. Wir werden noch mehr Konflikte haben, möglicherweise mit noch mehr Gewalt und sogenannten Ehrenmorden konfrontiert werden, bis diese Übergangsphase beendet ist.
wie gesagt, 2011 war das.
durch die große Zuwanderung über das Asylrecht und beabsichtigten Familiennachzug
könnten sich die Probleme - mit zeitlichem Versatz - noch einmal verschärfen.
wie gesagt, Konjunktiv.
Vielleicht hat die europäische Mehrheitsbevölkerung auch dazugelernt und lässt PAralellstrukturen unter Einwanderungsfamilien nicht mehr so leicht und unbeobachtet geschehen. Vielleicht kommt es in Zukunft zu wesentlich mehr inter-kulturellen Ehen und damit zu einer Aufweichung des archaischen Weltbildes, OHNE das Frauen um ihr Leben fürchten müssen