kleinundgrün schrieb: Aber Morde aus verletzter Eitelkeit oder Morde, die aus einer falsch verstandenen moralischen Wertung her rühren, sicherlich schon.
nach unserem, westlichen Verständnis, ist Mord/Totschlag ein schweres Verbrechen. Es ist kein ehrenhaftes Verhalten, einen Menschen absichtlich und gegen seinen Willen zu töten.
die absichtliche Tötung eines anderen Menschen, weil er gegen Regeln des Anstandes verstoßen hat, findet im westlichen Wertekanon unter keinen Umständen Billigung oder gar Anerkennung.
Wenn zB ein gekränkter Ehemann seine fremdgehende Frau im Zorn absichtlich tötet, macht ihn das in den Augen seiner Familie noch längst nicht zu einem Ehrenmann! Und in der GEsellschaft schon mal überhaupt nicht.
Unsere westlichen Wertvorstellungen verpflichten uns zum Schutz des Lebens eines jeden einzelnen Menschens.
Die Familie profitiert von einem Todschlag/Mord nicht (Wiederherstellung der Ehre) -- weil die Frau/der Mann nicht der Familie gehört, sondern als Individuum angesehen wird.
Wenn ein gekränkter Ehemann seine fremdgehende Frau im absichtlich Zorn tötet, beruht diese Tötung auschließlich aus seinen eigenen Motiven. Einen Auftrag/eine Verabredung einer ganzen Familie wirst du da nicht finden.
kleinundgrün schrieb:Letztlich macht es keinen Unterschied, ob ich meine Komplexe zusätzlich noch mit einem religiösen Mäntelchen umhülle
doch, es macht einen Unterschied, ob eine Frau/Mädchen, manchmal auch ein Mann/Junge von seiner Familie oder von einem Einzeltäter mit Billigung der Familie getötet wird, um im Ansehen der community ehrenhaft dazustehen. wenn das ganze auch noch als "gottgewollt" deklariert wird, stellt man sich komplett außerhalb der geltenden Rechtssprechung und empfinden/begründet dieses Töten als ALTERNATIVLOS.
Frauen (manchmal auch Männer) müssen, um der Gefahr der Tötung durch die Familie zu entgehen, ihr ganzes Leben lang mehr oder weniger strenge Regeln befolgen.
In diesem Weltbild gibt es kein Individuum mit individuellen Rechten und auch dem Recht, auf einen individuellen Lebensentwurf.
Das Individuum hat sich alternativlos dem Kollektiv zu fügen und unterliegt lebenslang einer engen Kontrolle.
indem an einzelnen Personen zur Wiederherstellung der Ehre einer Familie getötet wird, mit Billigung oder gar im Auftrag einer Gruppe (Familie, religiöse Gruppe, Wertegemeinschaft innerhalb einer Einwanderungsgruppe) werden rechtsstaatliche Wertvortstellung vollkommen auf den Kopf gestellt -- und das GEfährliche:
dies erfährt in entsprechenden communities auch noch Zustimmung.
sacredheart schrieb:Unter Ehrenmorden versteht man aber häufig die Tötung von Töchtern oder Schwestern, weil diese einen Freund oder einen der Familie nicht genehmen Freund hat.
Ohne Tötung der ehrverletzenden Person bleibt der Ehrverlust der Familie bestehen.
deshalb versteht man unter Ehrenmord eine für alle Beteiligten unausweichliche, meist geplante/verabredetet UND vor allem gebilligte Tötung zur Wiederherstellung der Familienehre (Verletzung der in der Familie geltenden Normen), zu der es keine Alternative gibt.