@vincent Die Vorstellung der Familienehre ist in unserer gegenwärtigen Kultur geringer ausgeprägt, das ist richtig.
Weil auch die Familienbande weniger Bedeutung haben und weniger fest sind, denke ich.
In unserer Gesellschaft ist es ziemlich akzeptiert, wenn die Kinder einen ganz anderen Beruf annehmen, als die Eltern das wünschen.
Man kann ewig Single bleiben oder Dreiecksbeziehungen haben, man kann sich von der Familie völlig abkapseln, man muss nicht den Partner oder die Partnerin heiraten, die die Eltern ausgesucht haben.
In anderen Kulturen ist das undenkbar, da wird noch der Beruf ausgeübt, den der Vater macht und geheiratet wird der Typ, den Frau vorgesetzt bekommt.
Ich denke, so weit zurück liegt die höhere Wertschätzung der Familie und die Vorstellung einer Familienehre aber auch bei uns noch nicht.
Mir hat man erzählt, dass beispielsweise die Großeltern die Schwester meines Vaters und deren Freund damals ,,gezwungen" haben, zu heiraten, sonst hätten sie nicht ihr Einverständnis gegeben und der Ruf der Familie wäre angekratzt gewesen.
Außereheliche Affären waren auch vor einigen Jahrzehnten noch eher schlecht angesehen.
Da könnte man schon konstruieren, dass auch ein familiärer Ehrbegriff vorliegt.
Stimmt aber schon, ungewöhnlich wären jetzt wohl Ehrenmorde, weil die Schwester/Cousine/Tochter nicht so will, wie man selbst.