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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

3.317 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Skandal, NPD ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Venom ehemaliges Mitglied

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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

13.07.2018 um 23:30
Ich glaube das Urteil diese Frau lebenslang im Knast hängen zu lassen ohne Möglichkeit auf Bewährung war eine richtige Entscheidung auch wenn die Braunen jetzt in sozialen Netzwerken rumheulen und ihre VT propagieren. Es interessiert keinen ob sie dieses Urteil scheiße finden.


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

13.07.2018 um 23:35
Ich bin da noch nicht so sicher, ob das schon das Ende war. Wer weiß, ob das Urteil bestand hat und nicht kassiert wird.


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

14.07.2018 um 00:27
Da sind wir uns alle nicht so sicher und das macht auch gar nichts.
Sollte das Urteil abgemildert werden, wird in der Folge der Druck darauf zunehmen, die Ermittlungen verstärkt wieder aufzunehmen.

Da schützen auch selbst irgendwo eventuell entstehende rechtspopulistische Regierungen nicht davor.


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

14.07.2018 um 18:57
Vielleicht wendet sich das Blatt, und es wird noch etwas ans Tageslicht befördert.
Irgendwie hat das ganze schon ein paar Parallelen wie zum „Schmücker Prozess“.

Die Rolle des Verfassungsschutzes müsste aufgeklärt werden!


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

15.07.2018 um 13:43
Zitat von EichhörnchenEichhörnchen schrieb:Vielleicht wendet sich das Blatt, und es wird noch etwas ans Tageslicht befördert.
Irgendwie hat das ganze schon ein paar Parallelen wie zum „Schmücker Prozess“.

Die Rolle des Verfassungsschutzes müsste aufgeklärt werden!
Ich hoffe darauf auch immer noch, befürchte aber, daß das niemals geklärt werden wird, weil da die Hand drauf gehalten wird. Man muss sich ja nur ansehen, wie die ganze Sache um zB Temme vertuscht und verschleiert wurde. Nicht ohne Grund will der Verfassungsschutz den NSU Bericht 120 Jahre wegschliessen. Wenn man bedenkt, daß selbst der Hauptteil der JFK Akten nicht so lange unter Verschluss war, kann man sich nur an den Kopf packen. Das ist auch nicht mehr mit Quellenschutz oä zu erklären.


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

16.07.2018 um 19:27
@Photographer73 @eckhart @Venom @Fichtenmoped

Richtig so:

Die Bundesanwaltschaft legt jetzt Revision gegen das zu milde Urteil gegen Emminger ein.


http://www.fr.de/politik/rechtsextremismus/nsu-neonazi/nsu-bundesanwaltschaft-geht-gegen-urteil-im-nsu-prozess-vor-a-1545339

Der braune Mob hatte das milde Urteil sage und schreibe als Erfolg gefeiert und stilisieren den Emminger zum neuen Helden der Neonaziszene.
http://www.taz.de/!5517433/
https://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Der-Tag-der-Entscheidung-Was-das-Urteil-im-NSU-Prozess-bedeutet-und-wie-es-weit-1892837265


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

21.07.2018 um 20:07
ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass das irgendwo auf den 138 Seiten hier schonmal diskutiert worden sein muss, aber ich kann bei der Suche nichts finden, daher frage ich nochmal mit der Bitte, die entsprechende Stelle zu verlinken:

Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, wie der NSU seine Opfer ausgewählt hat?

Auffällig finde ich, dass von den neun Opfern der Ceska-Mordserie acht Opfer Türken bzw. Deutsche mit türkischen Wurzeln waren und von diesen acht Opfern wiederum fünf Kurden waren.
Wenn das Motiv der Taten allein Rassismus war und das Ziel es war, Angst und Schrecken unter Migranten zu verbreiten, hätte der NSU dann die Opfer nicht "zufälliger" ausgewählt bzw. sogar auf eine gewisse "Diversität" bei den Opfern geachtet?
Natürlich stellen Türken die größte Gruppe der in Deutschland lebenden und arbeitenden Migranten dar, aber gerade im Osten der Republik, wo der NSU ja seine Wurzeln hatte, gibt (und gab es auch damals) es auch eine sehr große Zahl von Vietnamesen, von denen auch viele zB. kleine Trödelläden oder Asia-Imbisse betreiben und damit sehr gut in das sonst gültige Schema der Anschläge auf kleine Geschäftsleute passen würden, ebenso gibt es, wenn auch in kleineren Zahlen, aber doch in hinreichend signifikanter Zahl Marrokkaner, Tunesier, Ägypter, Iraner, Schwarzafrikaner, Südostasiaten, speziell im Osten auch Kubaner uvm., die solche Läden betreiben. Auch waren in den 90ern viele Osteuropäer und Russlanddeutsche gekommen und gerade kurz vor bzw. zur Zeit der Ceska-Serie kamen viele Flüchtlinge aus dem ex-Jugoslawien, wobei letztere vielleicht nicht so oft ins Schema passten, weil sie als Flüchtlinge eher seltener eigene kleine Läden betrieben.

Jedenfalls finde ich die Konzentration auf Türken als Ziele auffällig und seltsam und es legt für mich den Gedanken nahe, dass es da einen Hintergrund für gibt! Könnte die Auswahl der Ziele durch Dritte erfolgt sein, die nicht (nur) Rassismus, sondern eine weitere Agenda damit verfolgten?
Wäre es denkbar, dass die Uwes Auftragskiller waren, die zwar selbst durch Naziideologie und Rassismus geprägt keine Skrupel beim Töten von Migranten hatten, tatsächlich aber im Auftrag von jemandem handelten, der ganz andere Ziele dabei hatte?


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22.07.2018 um 01:14
@otternase

Frag doch mal beim Verfassungsschutz.


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

22.07.2018 um 01:27
Zitat von otternaseotternase schrieb:Jedenfalls finde ich die Konzentration auf Türken als Ziele auffällig und seltsam
Ich finds schäbig!
Weil der NSU damit erreichte, dass der Öffentlichkeit vorgegaukelt wurde, dass es sich bloß um einen Zwist zwischen Türken handele, der zudem noch das Leben unschuldiger Deutscher bedrohe.
In diese Richtung wurde ja auch mehr als lange ermittelt.

"zufälligerere Auswahl der Opfer durch den NSU bzw. gewisser Diversität" hätte diesem Ergebnis entgegengewirkt!


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

22.07.2018 um 07:34
das bringt mich gleich auf die zweite Frage:

Warum endete die Ceska-Serie?

Die Serie begann am 9. September 2000 und lief dann mit relativ hoher Schlagzahl bis zum 6. April 2006, endete da aber. Das Trio wurde jedoch erst im November 2011, also rund fünf Jahre später gefasst.
Die Lücke ist insoweit noch deutlich, als dass nach dem Mord an Kiesewetter im April 2007 und dem Auffliegen überhaupt keine weiteren Anschläge mehr verübt wurden und auch zwischen 18. Januar 2007 und 11. September 2011 keine Banküberfälle begangen wurden?

Gab es zwischen 2007 und 2011 doch noch Anschläge des NSU, die ihnen nur nicht zugeordnet werden konnten?
Oder war dem Trio nach dem Anschlag auf Halit Yozgat, bei dem ja Andreas Temme, ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes sich im gleichen Gebäude aufhielt, ein Ende der Aktivitäten verordnet worden?
Oder hat das Trio nach dem erfolgreichsten Banküberfall im Januar 2007 mit 170.000 EUR Beute sich (erstmal) zur Ruhe gesetzt?


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

22.07.2018 um 07:48
@otternase
Wenn man nicht jeden Tag auswärts für besser essen geht,Drogen konsumiert bis der Arzt kommt,sich alle drei Monate neu einkleidet nach dem heissesten Scheiss und sich nicht Sitzmöbel von Rolf Benz oder Le Corbusier holt,dann können drei Leute mit dem Geld fünf,sechs,sieben Jahre hinkommen.Tzschäpe war Zeug,Quartier und Kassenmeister,kann mir gut vorstellen das deren Kassenwesen eisenhart war.
Naja und wer weiss welche Anschläge die noch auf dem Kerbholz haben


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

22.07.2018 um 08:00
@Warhead
genau diese Vermutung hatte ich ja auch geschrieben. Von all den Banküberfällen waren die beiden nach dem letzten Ceska Mord begangenen die mit Abstand erfolgreichsten, im November 2006 lag die Beute bei knapp 90.000 Euro, im Januar 2007 eben bei 170.000 Euro. Davon konnten sie dann in der Tat längere Zeit leben.

Aber wenn das Trio "missionsgetrieben" handelte, aus Fremdenhass, warum gaben sie dann die Anschläge auf? Hätten sie nicht gerade die nun erreichte finanzielle Absicherung dafür nutzen können, umso mehr ihrer Nazi-Mission nachzugehen?

Und wieder bringt mich das zur Frage: waren NSU Täter wirklich "Überzeugungstäter" oder nicht eventuell Auftragsmörder? Wäre es nicht denkbar, dass sie die Anschläge nicht (allein) aus Überzeugung begingen, sondern für ihre Anschläge bezahlt wurden und eben nach den erfolgreichen Banküberfällen es (erstmal) nicht mehr nötig hatten, Mordaufträge zu übernehmen?


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

22.07.2018 um 08:58
@otternase

Bliebe aber die Frage, wer ist der Mann im Hintergrund und noch viel wichtiger, was wollte er erreichen ? Ich halte die beiden Uwes nicht für die absoluten Superhirne, eher für Schlägertypen, die das grobe erledigen. Vielleicht suchte Zschäpe die Opfer aus ? Wenn die Beiden Auftragskiller gewesen wären, hätte sich der Auftraggeber etwas davon versprechen müssen, genau diese Leute beseitigen zu lassen. Dafür sehe ich aber keine Anhaltspunkte, das waren keine Milieugrößen oä. Revierkämpfe scheiden damit schon mal aus.


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

22.07.2018 um 10:29
Anlässlich des kürzlich erfolgten Urteils im NSU-Prozess hat die Nebenklage eine entsprechende Stellungnahme veröffentlicht:

Wir als Nebenklagevertreter*innen erklären für unsere Mandant*innen:

Wir sind nicht nur enttäuscht, sondern auch wütend über das Urteil. Nicht nur, weil die Angeklagten Eminger und Wohlleben deutlich niedrigere Strafen erhalten haben, als es die Bundesanwaltschaft gefordert hatte. Viel schlimmer ist für die Nebenkläger*innen, dass das Urteil ein Schlussstrich sein will. Das Gericht stellt den NSU als abgeschottetes Trio dar, das bereits vor dem Untertauchen seine Entscheidungen alleine traf. Es spricht auch die Ermittlungsbehörden davon frei, dass sie Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe nach deren Untertauchen hätten finden können und müssen. Den Verfassungsschutz und die strukturell rassistischen Ermittlungen zu Lasten der Angehörigen der Opfer erwähnt es gar nicht.

Wie das Gericht zu seinen Feststellungen kommt, ist nicht nachvollziehbar. Sie sind durch die Erkenntnisse in der Beweisaufnahme, aber auch in den Untersuchungsausschüssen widerlegt. Dieses Urteil ist daher alles andere als ein Erfolg der rechtsstaatlichen Justiz gegen Einflussnahmen von außen. Denn das Gericht hat insoweit gerade nicht akribisch Erkenntnisse aus einer umfassenden Beweisaufnahme ausgewertet. Zum Beispiel stellte das Gericht fest, dass Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe “zu dritt und ohne weitere Personen” Anschläge planten, ausspähten und durchführten. Dabei hatte das Gericht die Beweisaufnahme auf diese Frage nach weiteren Unterstützern, u.a. an den Tatorten, gar nicht erstreckt. Soweit die Beweisaufnahme Teil-Erkenntnisse zum Netzwerk des NSU erbracht hat, hat das Gericht diese entweder ganz ignoriert oder sogar das Gegenteil des Festgestellten behauptet. Mit seinem Urteil hat sich das Oberlandesgericht damit im Sinne der Staatsräson als Staats-Schutz-Senat im Wortsinne betätigt.

[...]

Insgesamt stellt sich das Gericht mit seinem Urteil an die Seite der Bundesanwaltschaft, indem es ihrer – längst widerlegten – These der isolierten Dreierzelle folgt. Indem es zudem die Rolle von Polizei und Geheimdiensten vollständig außen vor lässt, ist dieses Urteil Wasser auf die Mühlen derer, die den NSU-Komplex für aufgeklärt und aufgearbeitet erklären und zur Tagesordnung übergehen wollen.

[...]

Notwendig ist auch eine rückhaltlose Aufklärung der Rolle der Nachrichtendienste und Strafverfolgungsbehörden. Durch ihr Handeln haben sie die Verbrechen des NSU ermöglicht. Der Verfassungsschutz selbst hat durch Aktenvernichtungen und offene Lügen die Aufklärung be- und verhindert.

Das nach der Selbstbekennung des NSU gegebene Aufklärungsversprechen haben die Behörden systematisch gebrochen. Die Bundesanwaltschaft und das Bundeskriminalamt haben ihre Ermittlungen frühzeitig mit ihrer „Trio-These“ verengt, was das Urteil heute zum Entsetzen der Nebenkläger*innen bestätigt hat. Der Verfassungsschutz selbst hat durch Aktenvernichtungen und offene Lügen die Aufklärung be- und verhindert.
https://www.nsu-nebenklage.de/blog/2018/07/11/11-07-2018-presseerklaerung-von-nebenklagevertreterinnen-zum-ende-des-nsu-verfahrens/#more-2278

So sehr ich auch die Wut, Frustration, Enttäuschung, Bestürzung der Nebenklage im NSU-Prozess was die milde Verurteilung von Wohlleben, Eminger und Gerlach angeht teile als auch nachvollziehen kann so sehr ist und bleibt die von ihnen propagierte Netzwerktheorie eine rein spekulative Behauptung für die es keine ausreichenden Beweise gibt! Das lässt sich auch mitunter daran erkennen das es bis zum heutigen Tag keinerlei konkrete Informationen über dieses angebliche Netzwerk, seine Struktur, Hierarchie, Mitglieder, Organisation etc. existieren - nichts was irgendwie einer kriminalistischen Überprüfung oder dessen Standards standhalten würde. Und das Ende im NSU-Prozess stellt auch mitnichten ein Ende des staatlichen Ermittlungsverfahrens dar, das muss an dieser Stelle mal ganz klar gesagt werden, nur bedarf es dazu eben auch konkreter Beweise für weitere juristische Schritte wie der Generalbundesanwalt es im Interview mit Tagesschau explizit betont:
"Die Akte NSU wird nicht geschlossen"

Für Generalbundesanwalt Frank ist das Urteil im NSU-Prozess kein Schlussstrich. Er will die Ermittlungen zu möglichen Unterstützern weiterführen, sagt er im Interview. Eine neue Strategie gegen Rechts trage erste Früchte.

tagesschau.de: Herr Generalbundesanwalt, inwieweit sehen Sie sich durch das Urteil in Ihrem Strafantrag bestätigt?

Peter Frank: Das heutige Urteil des Senats bestätigt unsere Anklage und auch unsere Schlussanträge im Wesentlichen. Insbesondere in den für uns entscheidenden und zentralen Fragen, nämlich dass Frau Zschäpe Mitglied der terroristischen Vereinigung NSU und Mittäterin der NSU-Mordanschlags- und Raubserie war, ist der Senat unserer Einschätzung gefolgt. Das bedeutet für uns aber jetzt keinen Schlussstrich. Die Akte NSU wird mit dem heutigen Urteil für uns nicht geschlossen sein.

tagesschau.de: Die Verteidiger von Beate Zschäpe werden in Revision gehen, das haben sie gleich nach dem Urteil angekündigt. Sehen Sie dem gelassen entgegen?

Frank: Das haben wir erwartet.

Ermittlungen nur auf faktenbasierenden Tatsachen"

tagesschau.de: Der Prozess in München sollte auch zur Aufklärung der Mordserie und der Umstände beitragen. Von den Anwälten der Opferfamilien wurde der Vorwurf erhoben, dass die Strafverfolgungsbehörden den Fall gar nicht ausermittelt hätten. Die Zahl der Unterstützer, heißt es immer wieder, werde auf mehr als 100 geschätzt. Müssen sich die Ermittlungsbehörden da nicht ernste Versäumnisse vorwerfen lassen?

Frank: Wir haben in langen und umfangreichen Ermittlungen sehr viele Zeugen vernommen, sehr viele Beweisgegenstände erhoben. Aber auch für uns sind nach diesem Prozess, nach dieser Hauptverhandlung noch Fragen offen - Fragen, die auch seitens der Nebenklage der Angehörigen der Opfer gestellt wurden. Deswegen schließen wir die Akte des NSU nicht.

Wir haben auch während des Prozesses unsere Ermittlungen zur Struktur des NSU fortgeführt. Das ist für uns heute deswegen auch kein Schlussstrich. Wir müssen aber immer Vermutungen von Fakten, von eindeutigen Tatsachen und Beweisen trennen. Wir als Ermittler und ich als Generalbundesanwalt habe die Aufgabe, Ermittlungen nur auf faktenbasierenden Tatsachen zu führen.

NSU als Verpflichtung für die Bundesanwaltschaft

tagesschau.de: Wenn Sie aber sagen, Sie werden weiter ermitteln, dann gehen Sie also auch davon aus, dass es noch weitere Unterstützer gegeben haben muss?

Frank: Für uns stellten sich auch während des Verfahrens noch Fragen. Fragen zum Beispiel nach den vielen Waffen, die man beim NSU geführt hat. Die Angehörigen hatten die Frage: Gab es Unterstützernetzwerke vor Ort? Wir haben im Rahmen unserer Ermittlungen bislang keine konkreten eindeutigen Beweise gefunden, dass es ein deutschlandweites Unterstützernetzwerk gab, über die Personen, die heute verurteilt wurden, hinaus. Aber diese Fragen sind natürlich da. Und wir werden im Rahmen unserer Ermittlungen, wenn wir neue Ansatzpunkte bekommen, diesen auch nachgehen. Deswegen werden die Ermittlungen heute nicht geschlossen. Das ist aber nicht einfach. Gerade der heutige Teilfreispruch für André E. zeigt, wie schwierig es ist, eine Person aus dem rechten Umfeld von Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe strafrechtlich als Beteiligte an der NSU-Mordserie zu belangen.

tagesschau.de: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt konnten ja jahrelang unbehelligt neun Migranten und eine Polizistin umbringen. Haben während der Mordserie die Ermittlungsbehörden nicht erheblich versagt, auch die Bundesanwaltschaft?

Frank: Der 4. November 2011, als der NSU aufflog, war ein bitterer Tag für alle Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden - weil hier offenbar wurde, was an rassistischer Motivlage dieser Mordserie nicht erkannt wurde. Deswegen ist der 4. November 2011 ein Tag, der tiefe Spuren hinterlassen hat. Da ist auch Vertrauen verloren gegangen. Deswegen ist dieser 4. November 2011 für uns, für die Bundesanwaltschaft und auch für mich eine Verpflichtung. Wir dürfen und wir werden deswegen auch das Kapitel NSU nicht schließen.
http://www.tagesschau.de/inland/interview-generalbundesanwalt-nsu-101.html

Die Aussagen von Generalbundesanwalt Frank werden auch von dem ehemaligen Vorsitzenden des NSU-Untersuchungsausschusses Bundestag II, Clemens Binninger, gestützt:
"Wo wir immer noch ein großes Fragezeichen machen"

Clemens Binninger: Guten Morgen, Frau Engels.

Engels: Welches ist die Frage im Zusammenhang mit dem NSU, die Sie nach all den Jahren am stärksten noch umtreibt, weil Sie offen geblieben ist?

Binninger: War der NSU wirklich nur ein Trio, so wie es die Bundesanwaltschaft ja formuliert, und kann es wirklich sein, dass alle 27 Verbrechen – wir reden ja über zehn Morde, zwei Sprengstoffanschläge und 15 Banküberfälle – nur von den beiden Männern alleine begangen wurden? Das war die Frage, die sich für uns auch parteiübergreifend im Untersuchungsausschuss gestellt hat und wo wir auch nach unserer Arbeit immer noch ein großes Fragezeichen machen.

Erwartung, dass Ermittlungen nochmal "intensiv aufgegriffen werden"

Engels: Warum muss diese Frage offen bleiben?

Binninger: Nun, man hat intensiv ermittelt. Man muss dem Eindruck entgegenwirken, dass hier nicht alles versucht wurde. Man hat sich vielleicht früh festgelegt und hat gesagt, diese Hypothese ist für uns die überzeugendste seitens der Ermittler, und wir haben letztendlich auch keine neuen Beweise finden können, aber natürlich eine Reihe von Zweifeln. Ich will sie mal kurz nennen. Die Auswahl mancher Tatorte ist ja so ungewöhnlich, dass viele gesagt haben, auch Zeugen bei uns, dazu braucht man eigentlich Ortskunde, da fährt man nicht zufällig, aus Zwickau kommend, daran vorbei oder darauf zu. Wir haben den Umstand, dass wir an keinem der 27 Tatorte DNA von Mundlos und Böhnhardt gefunden haben, keine Fingerabdrücke, auch keine ganz klaren Zeugenaussagen, all diese Dinge. Und es bleibt auch offen zu sagen, kann man so etwas wirklich begehen, gerade Anfang der 2000er-Jahre, mit hohem Fahndungsdruck noch nach dem Trio, wo man das Trio ja noch gesucht hat, ohne jemals entdeckt zu werden, ohne Spuren zu hinterlassen, ohne wirkliche Helfer am Tatort gehabt zu haben. Das ist das und im Moment gibt es dazu keine Antworten. Es gibt allerdings - und darauf setze ich auch ein bisschen - nach wie vor ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt, das die Generalbundesanwaltschaft führt. Es gibt weitere Ermittlungsverfahren gegen Beschuldigte. Meine und die Erwartung meiner Kollegen im Ausschuss war schon auch, dass dort solche Fragen, die nicht in München geklärt werden konnten und dort auch nicht Gegenstand der Verhandlung waren, intensiv in diesen Ermittlungsverfahren noch mal aufgegriffen werden.

Kein Anhaltspunkt für Schuld eines Verfassungsschutzamtes

Engels: Bei der Frage, warum so viele Kenntnisse offenbar auch dieses Trio hatte, bei all diesen Fragen, ob der Kreis der NSU-Gruppe größer war, kommt ja immer wieder der Verfassungsschutz und seine Rolle in den Blick. Sicher ist, dass der Verfassungsschutz Aktenpapiere vernichtet, zum Teil zurückgehalten hat, V-Leute im rechtsextremen Bereich auch als Quelle geschützt hat. 2012 trat der Verfassungsschutzpräsident Fromm zurück. Würden Sie so weit gehen, dass der Verfassungsschutz eine frühere Enttarnung des NSU verhindert hat?

Binninger: Nein, soweit würde ich nicht gehen. Und was mir an der jetzt einmal etwas einseitigen Betonung - kein Vorwurf an Sie, aber ich nehme das ja auch wahr im Vorbericht - auf den Verfassungsschutz nicht gefällt und dem haben wir im Ausschuss auch widersprochen: Es gab nicht den einen Fehler und es gab nicht die eine schuldige Behörde. Schwere Fehler, Versäumnisse, Fehleinschätzungen sind an vielen Stellen passiert: Bei den Nachrichtendiensten unbestritten, bei der Polizei auch, bei der Justiz und bei der Politik. Und wir haben wirklich in einer Art und Weise und intensiv - das konnte das Gericht ja gar nicht - die Arbeit der Verfassungsschutzämter untersucht, wie es, glaube ich, noch nie in der Geschichte unseres Landes vorkam. Wir konnten V-Mann-Akten einsehen, wir haben sogar ehemalige V-Leute vernommen, V-Mann-Führer - das sind dann die Beamten, die dafür zuständig sind - in einer Tiefe, wie es sie noch nie gab. Dabei, finde ich, muss man, wenn man fair bleibt, differenzieren, und das habe ich immer versucht und meine Kollegen auch. Wir haben klar benannt, dass wirklich schwere Fehler passiert sind, aber wir konnten keinen Anhaltspunkt dafür finden, weder in den Akten, noch bei den Zeugenbefragungen, dass einem Verfassungsschutzamt der Aufenthaltsort des Trios oder gar schlimmer das Agieren des Trios irgendwie bekannt gewesen wäre. Dass es möglicherweise V-Leute gab - es gab ja eine Menge – im Umfeld des Trios, die vielleicht gewusst haben, wo deren Unterschlupf ist, es dann aber nicht gesagt haben, das halte ich für wahrscheinlich und schlimm genug. Aber jetzt einseitig beim Verfassungsschutz zu sagen, die haben das alles verhindert und unterminiert, das wäre nicht gerecht. Schwere Fehler ja und harsche und deutliche Kritik ja, auch angebracht, und notwendige Reformen, die wir angemahnt haben, die dann auch umgesetzt wurden, die gab es dann auch.

https://www.deutschlandfunk.de/nsu-ausschussvorsitzender-ueber-ermittlungsarbeit-es-gab.694.de.html?dram:article_id=422607



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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

22.07.2018 um 12:06
Was die Ermittlungsausschüsse einsehen konnten, waren die Akten, die der Verfassungsschutz zur Verfügung stellte. Was in den zufällig geschredderten Akten zu finden gewesen wäre, steht auf einem ganz anderen Blatt. Der Verfassungsschutz hat be- und verhindert. Allein der Umgang mit dem Fall Temme zeigt das sehr deutlich. Ich kann mich deshalb der Nebenklage nur anschließen.


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22.07.2018 um 12:32
Das ist ein Zirkelschluss: Wenn man nicht weiss welchen genauen Inhalts die Akten gewesen sind kann man auch nicht sagen das sie etwas wichtiges enthalten haben müssen und deshalb vernichtet wurden. Aus dem bloßen Umstand der Zerstörung kann man nichts konkretes ableiten.


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22.07.2018 um 13:05
@Mauser

Natürlich, man wollte bloß Platz im Schrank schaffen. Daß Zschäpe sich gerade kurz vorher gestellt hatte und einigen Leuten nun evt. der Arsch auf Grundeis ging, ist vollkommen unplausibel... Auch war es bestimmt nur ein weiteres Versehen, daß sogar dann noch Akten vernichtet wurden, nachdem dies bereits untersagt wurde. Wie sagte der zuständige Abteilungsleiter, der das schreddern in Auftrag gab so schön - Vernichtete Akten können nicht mehr geprüft werden.


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

22.07.2018 um 14:36
Das beweist noch immer nicht das geringste und solange der genaue Inhalt der Akten als auch der Grund für ihre Vernichtung nicht bekannt ist sind jedwede Mutmaßungen darüber Spekulationen aus dem Kaffeesatz.


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22.07.2018 um 20:56
Zitat von otternaseotternase schrieb:Warum endete die Ceska-Serie?
nochmal dazu: mir fiel gerade bei weiterer Lektüre auf, dass bei dem letzten Opfer, Halit Yozgat, bemerkt wird, dass er zu der Tatzeit sich eigentlich nicht im Laden hätte aufhalten sollen, dass er nur im Laden war, weil sein Vater sich verspätet hatte.
Halit Yozgat fällt zudem aus dem typischen Muster, weil er als einziges Opfer in Deutschland (Kassel) geboren wurde.

Wenn ich die Theorie von Auftragsmorden weiterspinne, so wäre ja denkbar, dass der Anschlag eigentlich dem Vater galt, die Uwes also den Falschen töteten. Und dann wäre eine mögliche Erklärung dafür, dass es im Anschluss keine weiteren Taten gab, die, dass der Auftraggeber zu den Uwes sagte "Ihr habt Scheiße gebaut, den Falschen erschossen, ihr bekommt keine Aufträge mehr..."


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Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU)

24.07.2018 um 01:50
@otternase: Wer könnte denn Deiner Theorie nach ein eventueller Auftraggeber sein?

Für mich waren das sehr, von Ihrer eigenen Ideologie überzeugte Täter. Als Beispiel die Paulchen Panther CD oder das abgewandelte Monopoly Spiel.
Natürlich davon ausgegangen das die Uwe's das überhaupt waren. Wie wir alle wissen wurde bei keiner (!) der Taten, auch an M. K.'s Waffe nicht, jemals ein Fingerabdruck geschweige denn eine DNA Spur gefunden.


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