@robert-capa Schauen wir uns doch mal den Spiegel und seine journalistischen Qualitäten an, oder? Ich würde mich freuen wenn du diese Meldung jetzt ähnlich analysierst wie das RT Video.
Wir wir alle wissen, äußert sich der Bericht in keinster Weise zur Schuldfrage sondern behandelt nur den Einsatz des Gases. Welches? Wieviel? Wo?
Der Spiegel formuliert das allerdings in altbekannter Weise etwas um. Soll sich jeder selbst ein Bild machen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-inspekteure-bestaetigen-den-giftgaseinsatz-in-syrien-a-922606.htmlUno-Bericht zu Giftgas in Syrien: "Schüttelkrämpfe, Vernichtungsgefühl, Bewusstlosigkeit"
Es ist ein Report des Grauens: In ihrem Bericht an den Sicherheitsrat bestätigen die Uno-Inspektoren den Giftgaseinsatz in Syrien. Die Schuldfrage umgehen sie dezent. Doch die von ihnen gesammelten technischen Details lassen kaum Zweifel, dass das Assad-Regime verantwortlich ist.
Die Rakete steckte noch im Krater. Das 6,30 Meter lange Geschoss, das teils kyrillische Buchstaben trug, war in den Terrassenfliesen eingeschlagen, hinter einem Wohnhaus in Muadamija, einem Vorort von Damaskus. Ähnliche Trümmer landeten anderswo auf dem Dach eines Hauses und in den Etagen darunter sowie in einem offenen Feld. So auch die Überreste eines Sprengkopfes, 70 Zentimeter lang - groß genug, um "56 Liter Flüssigkeit" zu fassen, "plus/minus sechs Liter".
Diese Flüssigkeit war Sarin. Das Giftgas fand sich in Bodenproben an den Einschlagstellen und in Blut-, Haar- und Urinproben der Bewohner, die teils schwer verletzt überlebten. Gesamtmenge des eingesetzten Sarins: bis zu 350 Liter.
Akribisch haben die Uno-Waffeninspektoren zusammengestellt, was sie vor Ort entdeckt haben bei ihren Untersuchungen zum Massaker vom 21. August bei Damaskus, bei dem rund 1400 Menschen umkamen. Ihr38-seitiger Bericht, den Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon an diesem Montag in New York "schweren Herzens" dem Sicherheitsrat präsentierte, belegt "unmissverständlich und objektiv", was seit langem vermutet wurde: An jenem Tag seien in Syrien "große Mengen" Chemiewaffen gegen Zivilisten zum Einsatz gekommen.
"Die Ergebnisse sind überwältigend und unbestreitbar"
Auf dieses Urteil hat die Welt gewartet. Es bestätigt den unausgesprochenen Hintergrund des Genfer Chemiewaffen-Rahmenabkommens zwischen dem russischen Außenminister und seinem US-Kollegen - und wird den nun folgenden Verhandlungen um eine Uno-Resolution neuen Schwung geben.
"Die Ergebnisse sind überwältigend und unbestreitbar", sagte Ban vor den Vertretern der 15 Sicherheitsratsmitglieder. "Die Fakten sprechen für sich." Es handele sich um den schwersten Giftgaseinsatz seit dem Angriff des irakischen Despoten Saddam Hussein auf die Kurden 1988. "Dies ist ein Kriegsverbrechen", erklärte Ban. Ein Verstoß gegen das Völkerrecht, dessen Hintermänner zur Verantwortung gezogen werden müssten.
Zwar enthält der Bericht - der anschließend an alle Uno-Mitgliedstaaten weitergereicht wurde - keine direkte Schuldzuweisung. Das war auch nie der Auftrag der Inspektoren gewesen. Doch die Details lassen kaum mehr Zweifel, dass das Regime des syrischen Machthabers Baschar al-Assad verantwortlich war - ein Vorwurf, den die Vetomacht Russland bisher entschiedenst zurückgewiesen hat.
"Die technischen Einzelheiten des Uno-Berichts machen deutlich, dass nur das Regime diesen großangelegten Chemiewaffenangriff unternommen haben kann", sagte Samantha Power, die Uno-Botschafterin der USA, nach der Sitzung. Darauf deuten nicht nur die aufgefundenen "professionellen" Waffen hin - Raketen, wie sie das syrische Regime nutzt.
Russland will sich vom Bericht offenbar nicht beeindrucken lassen
"Es gibt nun keinen Zweifel mehr, dass das Regime Chemiewaffen eingesetzt hat", sekundierte auch der britische Uno-Botschafter Sir Mark Lyall Grant. Der Bericht habe bestätigt: "Das Regime war verantwortlich." Ähnlich äußerte sich Frankreichs stellvertretender Uno-Botschafter Alexis Lamek.
Doch Russland will sich von dem Bericht offenbar nicht beeindrucken lassen. Aus hochrangigen Sicherheitskreisen in Moskau hieß es noch am Wochenende gegenüber SPIEGEL ONLINE, Russland habe Beweise, die Zweifel an einem Befehl für den Giftgasangriff durch Assad selber untermauern könnten und statt dessen auf die Rebellen hindeuteten.
Der Uno-Bericht selbst umschreibt die Schuldfrage dezent. "Die Raketen kamen aus dem Nordwesten", heißt es etwa über Muadamija. Auch in Zamalka und Ayn Tarma, zwei Einschlaggebieten nordöstlich von Damaskus, sei es möglich, "die wahrscheinliche Flugbahn der Projektile mit einem ausreichenden Maß an Genauigkeit festzustellen". Die Koordinaten in dem Bericht decken sich mit Untersuchungen der Human Rights Watch (HRW), wonach sich die Raketenflugbahnen auf von Regimetruppen kontrollierte Gebiete zurückverfolgen lassen.
Die Inspektoren unter Leitung des schwedischen Wissenschaftlers Åke Sellström verbrachten insgesamt vier Tage in den betroffenen Vororten. Die Arbeit sei "komplex und delikat" gewesen, schreiben sie: Täglich habe es einen nur fünfstündigen Waffenstillstand gegeben.
Mehr als 50 Überlebende und Zeugen befragt
Trotzdem konnten sie mehr als 50 Überlebende und Zeugen befragen, darunter Patienten und medizinisches Personal. Sie dokumentierten Munitionsfunde, entnahmen Boden- und Wasserproben sowie Haar-, Urin- und Blutproben und diagnostizierten Symptome.
Die Beweise für Sarin seien "klar und überzeugend", schreiben sie. "Überlebende berichteten, dass sie nach einem Raketenangriff schnell an einer Reihe von Symptomen gelitten hätten, darunter Atembeschwerden, Orientierungslosigkeit, gereizten Augen, Sehproblemen, Übelkeit, Brechreiz und genereller Schwäche. Viele verloren das Bewusstsein. Rettungskräfte beschrieben, wie sie eine große Anzahl von Individueen auf dem Boden liegen sahen, viele tot oder bewusstlos." Viele Opfer hätten keine "äußeren Zeichen von Verletzung" gehabt.
Das Wetter habe die Lage nur verschlimmert: Wegen fallender Temperaturen und der Abwärtsströmung der Luft sei das Gas in die Keller und unteren Hausgeschosse gedrungen, wo die Menschen Zuflucht gesucht hätten.
Auch Hilfskräfte seien erkrankt. Einer habe seine Symptome so beschrieben: "Sehtrübung, Schwächeanfälle, Schüttelkrämpfe, Vernichtungsgefühl, danach Bewusstlosigkeit."
350 Liter Sarin - das 35fache des U-Bahn-Anschlags von Tokio
Die Uno-Inspektoren untersuchten 36 Überlebende im Alter von sieben bis 68 Jahren. In 85 Prozent ihrer Blutproben und 91 Prozent der Urinproben habe sich Sarin erwiesen. Ebenso bei 30 Bodenproben von den verschiedenen Einschlagstellen: Sarin sei "in einer Mehrheit der Proben festgestellt" worden.
Die Gesamtmenge von bis zu 350 Litern entspricht nach Angaben von Botschafter Lyall Grant dem 35fachen dessen, was Terroristen 1995 bei einem Anschlag auf die U-Bahn in Tokio freisetzten. Damals kamen 13 Menschen um. Sellström habe auf Nachfrage Russlands erklärt, dass die Qualität des Sarins höher gewesen sein als das, das Saddam Hussein 1988 verwendet habe, berichtete Power.
Die Veröffentlichung des Berichts war von Pannen begleitet. Erst plapperte Ban am Freitag bei einem Auftritt vor einer Frauenorganisation, den er angeblich für "privat" hielt, den Tenor des Reports aus: Er enthalte "überwältigende" Beweise für einen Giftgaseinsatz. Die Bemerkung verbreitete sich schnell bis nach Genf weiter, wo US-Außenminister John Kerry und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow in einer Sackgasse steckten. Erst als Kerry die Bemerkung Bans aufbrachte, so die "Washington Post", seien die Russen von ihrer harten Position abgerückt.
Sicherheitsrat muss nun über eine Resolution beraten
Am Wochenende dann verbreitete die Uno ein Foto von dem Moment, als Sellström den da noch geheimen Bericht offiziell an Ban übergab. Auf dem Bild ist die erste Textseite zu erkennen - und mit einigen Mühen zu lesen.
Als nächstes wird der Sicherheitsrat über eine Resolution beraten, die das Abkommen von Genf verankert. Diese Gespräche dürften einige Zeit dauern. Kommende Woche beginnt die alljährliche Uno-Vollversammlung, bei der Dutzende Staatschef nach New York kommen, darunter Obama, Russlands Präsident Wladimir Putin und ihre Amtskollegen François Hollande aus Frankreich und David Cameron aus Großbritannien. Zur Syrien-Frage soll es am Rande der Uno separate Gipfeltreffen geben.
Die Verhandlungen haken an mehreren Punkten. Soll die Uno-Resolution Syrien militärische Gewalt androhen, wie es die USA fordern, doch Russland ablehnt? Soll das Assad-Regime vor den Internationalen Strafgerichtshof gebracht werden? Auch ist noch völlig offen, wie genau die syrischen Chemiewaffen sichergestellt, kontrolliert und beseitigt werden sollen.