@Medianempire @Glünggi @Nahtern @Achill @clubmaster Medianempire schrieb:Mal schauen was die Konferenz in Genf mit sich bringt..
"Wie konnten denn die islamistischen Gruppen wie Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIS) oder Al-Kaida in Syrien so an Stärke gewinnen?
Im Wesentlichen liegt es daran, dass die Alternativen fehlten oder zu schwach waren. Eine schlaue Beobachterin der Entwicklungen in Syrien hat nach einer Untersuchung all der kämpfenden Gruppen festgestellt, dass man in Syrien keine islamistische Revolution habe. Aber wir haben hier eine radikal-islamistische Finanzierung des Aufstandes in Syrien.
Gruppen wie Al-Kaida, die Nusra-Front und auch ISIS haben viel Geld aus zum Beispiel Privatkreisen in Kuwait und Saudi-Arabien bekommen. Die moderate, demokratische, nur zum Teil säkulare Opposition wurde weitgehend im Regen stehen gelassen von denjenigen, die gesagt haben, dass sie sie unterstützen würden. Und dazu gehören auch die europäischen Staaten.
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Richten sich die Handlungen der verschiedenen Gruppen und auch die Rhetorik an die jeweiligen Unterstützer aus dem Ausland?
Alle Gruppen versuchen, auf ihre jeweiligen Unterstützer Eindruck zu machen. Das tun sie zum Teil, indem sie Personen in Führungsränge befördern, die dem einen oder anderen Staat genehm sind. Die Freie Syrische Armee hat sehr früh Erklärungen unterschrieben, dass sie sich an das humanitäre Völkerrecht halten wird. Auch das ist natürlich ein Zeichen an die potenziellen Unterstützer aus dem Westen gewesen. Die Al-Kaida-Gruppen, die verüben zum Teil abscheuliche, verbrecherische Akte, um sie gleichzeitig auf Video aufzunehmen, um damit sowohl Rekruten anzuwerben als auch Gelder einzusammeln.
"Es braucht einen Waffenstillstand"
Welche Möglichkeiten gibt es denn dann, gegen das Erstarken von Islamisten vorzugehen?
Es braucht einen Waffenstillstand. In dem Moment, wo der Krieg eine Pause macht, kommt die Zivilgesellschaft zurück. Und die will auch keine Regierung aus Al-Kaida. Al-Kaida und ihr nahestehende Truppen florieren dort, wo Gewalt, Chaos und Anarchie herrschen. Aber wenn der Krieg stoppt, dann wird die Unterstützung für sie geringer und andere Kräfte können sich formieren.
Aber wer kann denn so einen Waffenstillstand aushandeln?
Die internationale Gemeinschaft bereitet gerade die sogenannte Genf-II-Konferenz, die im Januar in Montreux stattfinden wird, vor. Dort werden die Vertreter der Oppositionsgruppen, des Regimes und die internationalen Unterstützer zusammenkommen. Die Hoffnung, dass man dort Frieden schließt oder eine Übergangsregierung einsetzt, geht viel zu weit. Aber vielleicht kann man bei dieser Konferenz einen Prozess beginnen und der könnte mit einem Waffenstillstand beginnen. Al-Kaida wird sich zwar nicht verpflichtet fühlen, sich daran zu halten. Aber, und da sind wir bei Ihrer ersten Frage: Alle internationalen Parteien, die heute eine oder mehrere Konfliktparteien unterstützen, müssen ihren Klienten sagen: "Es gibt keine Waffenlieferungen mehr oder Unterstützung, wenn ihr euch nicht auf einen Waffenstillstand einlasst."
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http://www.dw.de/perthes-der-syrienkrieg-muss-eine-pause-machen/a-17327264Apropos
Ashert001 schrieb:Flickwerk aus diesen Söldnern
"Staffelläufer des Heiligen Kriegs
Tschetschenien, Afghanistan, Bosnien, jetzt Syrien: Immer mehr junge Männer reisen von Land zu Land, um für den Aufbau islamistischer Systeme zu streiten. Die Europäer gehören dabei oft zu den Radikalsten.
Er selbst ist jetzt zu alt für den Heiligen Krieg, aber sein Lebensweg bleibt beispielhaft: Nasr al-Bahri hat in Bosnien gekämpft, in Afghanistan, Tschetschenien, Somalia – ein Staffelläufer im weltweiten Jihad. Er war Leibwächter von Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden, von dessen Lehre er sich zwar nach aussen hin inzwischen abgewandt hat. In seinem Herzen wird er das, was er getan hat, aber weiter für richtig halten: Der Heilige Krieg ist, so sagen die Orthodoxen und Radikalen unter den Muslimen, die Pflicht eines Gläubigen. Und auch wenn Bin Laden inzwischen tot ist, sind Tausende junge Männer weiterhin bereit, für die «Befreiung» eines islamischen Landes zu sterben – diesmal in Syrien.
Und die Ausländer kommen in immer grösserer Zahl. Auch aus Europa. In der Levante sollen inzwischen mehr muslimische Internationalisten kämpfen als in den Achtzigerjahren in Afghanistan, dem ersten grossen Jihad der jüngeren Zeit. Experten vom International Centre fo the Study of Radicalisation (ICSR) gehen in einer aktuellen Studie von bis zu 11'000 ausländischen Kämpfern in Syrien aus. Die ICSR-Studie analysiert, dass mittlerweile ein Zehntel der circa 100'000 Aufständischen, die gegen das Assad-Regime kämpfen, keine Syrer sind. Es sind Männer aus mehr als 70 verschiedenen Ländern: aus der islamischen Welt, aus Saudiarabien, Jordanien, Jemen, Ägypten, Nordafrika, der Türkei, aus dem Kaukasus. An ihrer Seite stehen Muslime aus Südostasien, aber eben immer häufiger auch aus den USA, England, Frankreich, Belgien.
Folge des Irakkriegs
Der Anstieg europäischer Gotteskrieger ist besonders auffällig: Die Zahl der Westeuropäer hat sich gegenüber früheren Untersuchungen verdreifacht. Unter den bis zu 1800 Europäern sollen etwa aus Deutschland 240 Jihadisten sein, die in den vergangenen drei Jahren in der Levante gekämpft haben oder dort gestorben sind. Bei Muslimen aus den arabischen Staaten hingegen kann die Attraktivität des syrischen Jihad wenig verwundern. Wie Osama Bin Ladens früherer Leibwächter sind sie der Meinung, dass den Palästinensern und den Muslimen historisches Unrecht geschehen ist durch die Gründung des Staates Israel, durch den amerikanischen Einmarsch im Irak, durch die internationale Koalition in Afghanistan, durch den Krieg der Russen im Kaukasus. In der gesamten muslimischen Welt ist diese Sicht der Dinge mehrheitsfähig.
Nicht umsonst kommt die grösste Gruppe der Jihadisten in Syrien aus dem Nachbarland Jordanien. In den Flüchtlingslagern an der Grenze sehen und hören sie, was Assads Krieg mit den Menschen macht. Die, die das Gemetzel nicht aus der Nähe verfolgen, finden ihr ideologisches Futter im Internet, auf Arabisch, Englisch, Deutsch, Französisch. Auf Jihadisten-Websites und in Chaträumen radikalisieren Anwerber gezielt junge Männer und Frauen mit einer Mischung aus Religion, Moral und Politik. Auch die Kontakte für die Reise ins Kriegsgebiet sind dort zu finden. Der Jemenit Bahri hatte seinerzeit Politologie studiert. Doch die Worte Bin Ladens hatten höheres Gewicht bei der Formung seines Weltbilds: «In drei Tagen erklärte der Scheich mir die Welt.»
Warum Syrien? Der Bürgerkrieg wird zunehmend religiös geprägt: Auf der Seite des Regimes kämpfen Schiiten, seien es die Alawiten der Assad-Familie oder die von ihm angeheuerten Kämpfer der libanesischen Hizbollah, der iranischen Revolutionsgarden oder der Schiiten-Miliz aus dem Irak.
Die Rebellen hingegen sind Sunniten, sie geraten ins Hintertreffen: «Das könnte der Auslöser dafür sein, dass Sunniten den Konflikt zunehmend als einen Krieg der Religionsgruppen betrachten, in dem die Sunniten zusammenstehen müssen, um den Vormarsch der Schiiten aufzuhalten», heisst es in der aktuellen ICSR-Studie.
Solidarität mit den bedrohten Glaubensbrüdern im jahrhundertealten Streit der beiden islamischen Glaubensgruppen, das ist nach Meinung der ICSR-Experten der Grund dafür, dass der Kampf in Syrien für Sunniten aus aller Welt attraktiv ist. Das passt zur Ideologie der radikalen Sunniten-Prediger im Internet, für die Schiiten Ketzer sind, die den Tod verdienen.
Terrorgefahr steigt
Dabei stärken die Internationalisten die Radikalsten unter den Radikalen in Syrien selbst: ICSR-Direktor Peter Neumann sagt, dass die ausländischen Militanten sich fast automatisch den ultraorthodoxen Gruppen unter den Rebellen anschliessen, der al-Qaida nahestehenden Al-Nusra-Front oder dem «Islamischen Staat im Irak und in al-Sham» (ISIS). Diese kämpfen nicht nur gegen Assad, sie schiessen auch für die Gründung eines Kalifatstaats in Syrien.
Grosssyrien war in der frühen Phase des Islam Sitz der Omaijaden. Die frühmittelalterliche Dynastie hat eine der erfolgreichsten Phasen des islamischen Weltreichs geprägt. Damals war die Religion des Propheten Mohammed auf dem Vormarsch, eroberte den Nahen Osten und Nordafrika. Für die heutigen Islamisten hat dies Vorbildcharakter.
Neben der Ideologie gibt es einen weiteren, praktischen Grund für die Anziehungskraft der radikalen Gruppen: «Sie haben die beste Reputation und die grösste Kampfkraft. Und sie behandeln ihre Rekruten am besten», so das ICSR. Wenn die ausländischen Militanten ihren Jihad überleben, bringen sie neben ihrer Ideologie jede Menge Erfahrung im Schiessen und Bombenlegen sowie Kontakte zu anderen Militanten mit nach Hause. So werden die Netzwerke in den Heimatstaaten zwangsläufig enger, es steigt also die Gefahr von Terrorangriffen in anderen Teilen der Welt.
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http://www.derbund.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Staffellaeufer-des-Heiligen-Kriegs/story/14792660?dossier_id=965