Dafür grassiert die politische Gewalt. Salafisten belagern den Fernseh-Medienpark am Rande der Stadt und rufen verschlüsselt zum politischen Mord auf. Jeden Tag schlachten sie symbolisch eine Ziege, die sie ElBaradei, Sabahi oder Moussa nennen - nach den Spitzenpolitikern der Opposition. Am Wochenende überfielen ihre bärtigen Schläger die Parteizentrale der alten liberalen Wafd-Partei mitten im Zentrum Kairos.
Der neu ernannte Generalstaatsanwalt schwadroniert von revolutionärer Justiz. Während der Krawalle vor dem Präsidentenpalast versuchten Greiftrupps der Muslimbrüder, aus Anti-Mursi-Demonstranten herauszuprügeln, sie seien vom alten Regime bezahlte Schläger. Im Gegenzug gingen 35 Parteibüros der Muslimbrüder in Flammen auf, darunter auch die nagelneue Zentrale im Kairoer Stadtteil Muqqattam.
Zwei Jahre nach der Revolution auf dem Tahrir-Platz haben die Muslimbrüder mit ihrem machtversessenen Verfassungsdrama Ägypten in eine Sackgasse hineinmanövriert. Wirtschaftlich hat das Land nichts mehr zuzusetzen. Politisch ist es gelähmt wie nie zuvor. Und die Gesellschaft trudelt hilflos dem heraufziehenden Haushaltsnotstand mit fast zwangsläufigen sozialen Turbulenzen entgegen.
Mit traditionellen Moralforderungen nach Scharia, Vielehe oder Alkoholverbot ist in Ägypten kein Staat mehr zu machen. Zu Fragen von sozialer Gerechtigkeit, Armutsbekämpfung und staatlicher Sozialpolitik dagegen schweigt sich die Islamisten-Verfassung weitgehend aus. Islam ist die Lösung - mit dieser quasi-göttlichen Verheißung waren die Muslimbrüder nach dem Sturz Mubaraks politisch angetreten. Dem wird nun eine sehr irdische Ernüchterung folgen.
Ein Ja für die Verfassung ist ein Ja für den Islam - solche simplen Parolen ziehen allenfalls noch auf den Dörfern, wo viele Analphabeten leben
http://mobil.zeit.de/politik/ausland/2012-12/aegypten-volksabstimmung-verfassungWobei ....
Das wirtschaftliche interessiert die Islamisten nicht . Die wollen ihren Gottesstaat haben ,um jeden Preis.