@Glünggi @ilke @Luminarah @def etc.
Glünggi schrieb:- Artikel 4 spricht den Islam-Gelehrten des Al-Azhar-Institutes in Kairo die Interpretationshoheit in Fragen des islamischen Rechts (Scharia) zu. Dies war bisher den Richtern vorbehalten. Da die Verfassung zudem festlegt, dass «die Prinzipien der islamischen Scharia die Hauptquelle der Gesetzgebung sind», erhalten die Religionsgelehrten so Einfluss auf die Gesetzgebung.
Denke Scharia wäre mit den meisten Grundgesetzen kompatibel,
hat früher Leute auch beschützt vor ungerechten, willkürlichen Strafen und Folter die von den jeweiligen "Herrscher, Regime, Diktaturen" ausgeübt wurden. Deshalb steht sie als etwas von Gott, also über den Menschen und deren Willkür stehendes da, in den Träumen einiger Gläubigen.
Tatsache ist das solch ein Rechtssystem der Willkür ausgesetzt ist, ohne ziviles Grundgesetz
bist du dem Urteil und der Einschätzung des Dorfpfarrers ausgesetzt,
ohne andere Einspruchsmöglichkeiten, als im Koran stehen,
und der wird komplett anders interpretiert, als du es siehst...
"Die Attraktion der Scharia in der islamischen Welt
Ein Gesetz gegen Willkür und dessen Missbrauch durch fundamentalistische Interpreten
Von Arnold Hottinger
Die meisten Europäer verstehen nicht, warum viele Muslime die Scharia preisen und verehren - und warum sehr viele von ihnen sie wieder einführen und unter ihr leben möchten. Diese Vorliebe können sie sich nur durch religiösem Fanatismus erklären.
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Regeln der Religion für die Welt
An diesem Punkt treffen Jurisprudenz und Theologie aufeinander. Die Scharia ist nicht nur Jurisprudenz, sondern auch Theologie. Wie alle Theologie kommt sie um Interpretation nicht herum. Um den Willen Gottes zu ermitteln, gehen die Gelehrten auf fünf Quellen zurück, die in der Fachsprache "Usul ad-Din" genannt werden, das heisst "Grundlagen der Religion", nicht "des Rechtes" - so sehr wird die Scharia von ihren Fachleuten als "die Religion schlechthin" empfunden.
Die beiden wichtigsten Rechts- oder eben Religions-Quellen sind zuerst der Koran, dann die Überlieferungen vom Tun und Lassen und von den Aussprüchen des Propheten ("Hadith" genannt); als dritte kommen Analogieschlüsse hinzu; als vierte die "Übereinkunft der Gelehrten", und als fünfte Quelle erkennen manche der Rechtsschulen das Gemeinwohl der Muslime an.
Aus diesen Quellen haben die Gottesgelehrten über Jahrhunderte der "Anstregungen", die man den "Grossen Jihad" nennt (im Gegensatz zum "Kleinen Jihad", der den Heiligen Krieg meint),
ein gewaltiges, unübersehbar reiches und vielfältiges Gebäude von Rechtsmeinungen und Rechtsgrundsätzen aufgerichtet, das Bibliotheken um Bibliotheken von Fachliteratur umfasst...
Die Scharia der Scharia-Fundamentalisten
"Scharia" in ihrem Munde hat wenig mit der komplexen und vielgestaltigen historischen Realität des Begriffes zu tun. Sie stellen sich darunter eine Gesellschaft vor, die der saudischen gleichen würde, und in der jedenfalls sie und die Gottesgelehrten, deren Gefolgschaft sie bilden, das Sagen hätten - natürlich auch darüber, wie die von ihnen angestrebte Scharia praktisch zu handhaben sei.
Dass dies zu Zuständen führen könnte, wie sie unter den Taleban in Afghanistan bestanden, nehmen sie in Kauf; sie stellen sich wahrscheinlich vague vor, dass sie selbst und ihre Freunde in dem erhofften Scharia-Staat jedenfalls die Hauptrolle spielen dürften.
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Gefährlich ist die fundamentalistisch entstellte Scharia
Aus alledem kann man schliessen: Es ist nicht die Scharia, die den westlichen Beobachtern Angst machen sollte, denn die Scharia ist nicht nur der Auslegung fähig; sie beruht auf vielfachen und verschiedenartigen Auslegungen. Gefährlich ist vielmehr eine fundamentalistisch entstellte Scharia, von der behauptet wird, sie sei in der Lage, den Willen Gottes mit absoluter Sicherheit, ein für allemal niederzulegen."
http://www.journal21.ch/die-attraktion-der-scharia-der-islamischen-welt