US -30% BIP weniger als Medien angeben Auszug GEAB N°43
14.10.2010 um 22:28Ich verfolge eine Seite seit paar Jahren http://www.leap2020.eu (Archiv-Version vom 09.10.2010) die bis jetzt sehr gute Zusammenfassung der Medien publizieren.
Es werden Internet Quellen angegeben und was man dort so liest passiert fast zu 100% es ist erstaunlich wie gut das ist aber auch beängstigend, dass das Geld und unsere Werte sich in diese Richtung entwickeln. Was hält ihr von der Seite?
Hier ein Auszug der Seite:http://www.leap2020.eu (Archiv-Version vom 09.10.2010)
Die fünf Abschnitte der weltweiten Phase des Zerfalls der Welt – und öffentlichen Ordnung: 4. Quartal (Q) 2009 bis Quartal 4 2013
- Auszug GEAB N°43 (18. März 2010) -
[..] In diesem Gesamtzusammenhang gehen wir davon aus, dass sich die Phase des Zerfalls der Welt- und öffentlichen Ordnung in fünf Unterabschnitte unterteilen wird:
0. Beginn der Phase der Auflösung der Welt- und öffentlichen Ordnung
1. 1. Abschnitt: Währungskonflikte und Finanzkatastrophen
2. 2. Abschnitt: Handelskonflikte
3. 3. Abschnitt: Staatenpleiten
4. 4. Abschnitt: soziale und politische Krisen und Unruhen
5. 5. Abschnitt: Außenpolitische Krisen
1. Abschnitt: Währungskonflikte und finanzielle Katastrophen – Q1 2010 bis Q4 2011
Entwicklung der Kredite für die chinesische Wirtschaft (02/2009 – 02/2010) (Balken: in Milliarden Yuan / Kurve: Entwicklung im Vergleich zum Vormonat in %) - Quellen: China Daily / Chinesische Zentralbank
« Währungskriege » werden durch Abwertungswettläufe ausgelöst; massive staatliche Intervention auf den Devisenmärkten; Jnformationsmanipulation mit dem Ziel, spekulative Gelder anzuziehen, …
Der Spekulationsangriff auf den Euro, den Hedge Fonds und Investmentbanken der Wall Street und der Londoner City unter Ausnutzung der finanziellen Schwierigkeiten Griechenlands lanciert hatten, ist nichts weiter als der Auftakt zu einer Phase der Währungskonflikte, die sich in den folgenden zwei Jahren häufen werden. Hauptfeld der Währungskonflikte werden dabei die Spannungen zwischen den USA und China über einen „angemessenen“ Wechselkurs Yuan-Dollar sein. Das britische Pfund wird bis zum Sommer 2010 (nach den Wahlen) das erste Opfer sein. Großbritannien wird sich in der Rolle Griechenlands wiederfinden: Die neue britische Regierung wird plötzlich, überraschend und völlig unvorhersehbar entdecken, dass der Zustand der öffentlichen Finanzen viel desolater ist als seit Beginn der Krise öffentlich eingeräumt. Von den Währungskonflikten sind sogar Länder betroffen, die bisher als Hochburgen der Geldstabilität galten. Die Schweizer Nationalbank betreibt seit geraumer Zeit gegenüber dem Euro eine Abwertungspolitik.
Diese « Währungskriege » werden auch auf dem Feld der Kapitalströme geführt werden, was eine wachsende Zahl von Ländern, insbs. die sogenannten Schwellenländern, dazu bringen wird, dem Beispiel Brasiliens folgend die Kapitalaus – und Einfuhren zu kontrollieren, um spekulative Kursschwankungen ihrer Währung zu verhindern (1). Der IWF, bereits 2009 durch die Einrichtung eines Art AWF (Asiatischer Währungsfonds) geschwächt, verlor durch die Entscheidung der Euroländer, seine Intervention in der Eurozone (Griechenland) zu verhindern, noch weiter an Bedeutung (2). Der Tätigkeitsbereich des IWF, der traditionell ein Werkzeug des amerikanischen Einflusses ist, wird immer mehr auf die Länder unter unmittelbarem Einfluss der USA und die ärmsten Länder der Dritten Welt beschränkt. Dies ist ein weiterer Nachweis der Auflösung der Strukturen der Nachkriegsweltordnung.
Das wachsende Misstrauen gegen die Geschäftspraktiken der großen Investmentbanken der Wall Street (für die die verdächtige Rolle von Goldman Sachs (3) in der Griechenlandkrise das perfekte Beispiel liefert) führt dazu, dass bei vielen Transaktionen und Geschäften die Banken der Wall Street inzwischen außen vor bleiben müssen. 2009 zählte nur eine amerikanische Investmentbank zu den zehn wichtigsten Banken, die mit der Ausgabe von Staatsanleihen europäischer Staaten betraut wurde. Dabei lag sie auf dem letzten Platz. In den vorhergehenden Jahren belegten amerikanische Banken noch die Hälfte der Plätze (4).
Schließlich werden all diese Währungskonflikte den Markt für US-Staatsanleihen und überhaupt aller Vermögenswerte, die auf Dollar lauten, destabilisieren, denn sie sind nichts weiter als der Ausdruck eines allgemeinen Misstrauens der Regierungen in Europa, Asien (5) und Latein-Amerika gegenüber der US-Währung, dem US-Finanzministerium, der Fed und den amerikanischen Banken (6).
Wir gehen davon aus, dass gegen Ende 2012, wenn in den USA, Europa und China (7) eine Wachablösung bei den Regierenden möglich ist, sich ein neues Zeitfenster öffnen wird, in dem die Politik die Lehren aus den vergangenen Währungskonflikten ziehen und endlich die notwendige Neugründung des internationalen Währungssystems angehen kann. Aber es ist überhaupt nicht gesagt, dass neue Machthaber diese neue Gelegenheit nicht genauso verschwenden werden wie ihre Vorgänger die von 2009. 2013 wird also ein Jahr des Übergangs werden, wobei es offen ist, ob es eine Wendung zum Besseren oder zum Schlechteren geben wird.
Weiterhin sind viele Banken immer noch an der Grenze zur Zahlungsunfähigkeit, weil sie viele ihrer Aktiva wertberichtigen oder abschreiben mussten; die Banken werden die Welt noch mit sehr schlechten Nachrichten überraschen. Die Bereitstellung von Liquidität durch die Zentralbanken der Welt kann das Problem der Überschuldung und Insolvenz auf Dauer nicht lösen. Die Schnelligkeit, mit der in den USA die Zahl der Bankenpleiten ansteigt (Nach Angaben des FDIC (8) befinden sich inzwischen 10% der US-Banken in Schwierigkeiten), wird dazu führen, dass in der ganzen Welt viele Finanzinstitute, Unternehmen und Fonds in den Bankrott gezwungen werden (9), die sich gerade 2006/2007, zum Höhepunkt der Finanz- und Kreditblase, verschuldet hatten, und die ihre Kredite 2011/2012 refinanzieren müssen.
2. Abschnitt: Handelskonflikte – Q3 2010 bis Q4 2013
« Handelskriege » werden ausbrechen, wenn überall und in jedem erdenklichen Sektor Zollschranken errichtet werden, auf die die betroffenen Länder mit Strafzöllen reagieren werden; die WHO wird nur noch eine Beobachterrolle ohne Einfluss einnehmen. Kapitalverkehr wird kontrolliert, bei öffentlichen Aufträgen nationale Präferenzen dekretiert, bestimmten ausländischen Unternehmen und Banken die Tätigkeit auf eigenem Hoheitsgebiet untersagt werden …
Einen Aspekt aus der Übersicht haben wir im vorhergehenden Abschnitt bereits angesprochen, nämlich dass bestimmten Banken die Tätigkeit auf bestimmten Märkten verboten werden wird, wie es in der Eurozone für einige amerikanische Investmentbanken bereits der Fall ist. Die Handelsbeziehungen zwischen China und den USA stehen wieder einmal im Zentrum dieser Art von Konflikten. Die Frage nach dem angemessenen Wechselkurs zwischen Dollar und Yuan wird wieder ein Element dieses Konflikts sein. Die USA, deren Präsident und seine Partei wegen der Novemberwahlen unter immensem Druck stehen, werden massiv Druck auf Peking ausüben, damit China den Yuan aufwerte, und dabei auch nicht vor Strafzöllen zurückschrecken. Peking wird auf Druck mit mehr Gegendruck antworten, um seine Marktanteile und seinen Export zu schützen und gegenüber seiner eigenen Öffentlichkeit zu zeigen, dass China sich von den USA nichts gefallen lässt. Denn auch in China ist die öffentliche Meinung inzwischen wichtig geworden.
Nachdem der Versuch, eine globale Klimapolitik zu vereinbaren, gescheitert ist, werden die Europäer immer häufiger die Trumpfkarte Umweltschutz ausspielen, um eine restriktivere Handelspolitik gegenüber Asien und den USA zu rechtfertigen. Auch wenn alle Welt nur die Beziehungen zwischen China und Amerika beobachten wird, sind in Wirklichkeit die transatlantischen Handelsbeziehungen aussagekräftiger für das Ausmaß der Handelskriege. Der Streit über den Vertrag für Tankflugzeuge der US Air Force hat den europäischen Regierungen bis sogar hin zu der britischen deutlich gemacht, dass Washington gar nicht daran denkt, seine Märkte zu öffnen. Die transatlantischen Beziehungen sind dabei, sich zu einem Nullsummenspiel zu entwickeln. Bei den transatlantischen Handelsbeziehungen gibt es viel Konfliktstoff. In den folgenden drei Jahren wird der Wert und das Volumen des Handels zwischen Europa und Amerika abnehmen.
3. Abschnitt: Staatsbankrotte – Q4 2009 bis Q3 2012
Zusammenstellung der Gesamtaufkäufe von britischen Staatsanleihen (Gilts) durch die Bank of England - Quellen: McCormick – Guardian, 02/2010
Unmöglichkeit oder immense Schwierigkeiten für Staaten mit großen Haushaltsdefiziten, sich auf den Finanzmärkten mit Krediten zu versorgen; Staatsbankrotte (einschließlich einzelner US-Bundesstaaten und autonomer Regionen)…
Es geht nicht so schnell wie wir noch im letzten Jahr mit der Zahlungsunfähigkeit Großbritanniens und der USA vorher gesagt hatten, aber die Zündschnur entlang Irland, Dubai und Griechenland brennt mit hoher Geschwindigkeit auf die beiden Pulverfässer USA und Großbritannien zu (10).
Die Griechenlandkrise hat der Eurozone ermöglicht, sich die Mittel zu geben, die im Fall von weiteren drohenden Staatsbankrotten unter den Euroländern eingesetzt werden können. Wenn man sich die Liste der acht Staaten in dieser Ausgabe des GEAB vor Augen hält, die stärker bankrottgefährdet sind als Griechenland (11), kann man sehr wohl die Aussage wagen, dass für einige Länder der Eurozone die Griechenlandkrise ein Glücksfall war, da sie nun damit rechnen können, dass ihnen unter vergleichbaren Umständen vergleichbar geholfen wird (europäische Hilfen im Austausch für europäische Haushaltskontrolle), so dass das Schlimmste vermieden werden kann.
Die, die ausschließlich auf die Hilfe des IWF zählen müssen sind damit die USA, Großbritannien und Japan. Da die Krise sich von den kleinen zu den großen Ländern auszubreiten scheint, gehen wir davon aus, dass die nächste Krise in Großbritannien (12) ausbrechen wird, unmittelbar gefolgt von Japan (13) und schließlich den USA (14). Aber wie man im September 2008 sehen konnte, kann diese Krise sich auch unvermittelt beschleunigen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass ein Bankrott Großbritanniens die beiden anderen Länder unmittelbar mit in die Zahlungsunfähigkeit reißt.
Und noch eine letzte Anmerkung: Wer den Erklärungen der chinesischen Regierung, sie werde weiterhin US-Staatssanleihen kaufen, glaubt, obwohl 2009 China mehr Staatsanleihen abgestoßen als gekauft hat (vgl. 42. Ausgabe des GEAB), dem sei in Erinnerung gerufen, dass man Menschen nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten beurteilen soll. Für Staaten gilt das ganz genauso.
4. Abschnitt: Soziale und politische Krisen und Unruhen – Q1 2010 bis Q4 2013
Arbeitslosigkeit der jungen Generation in Frankreich (1975 – 2009) - Quellen: AFP / Journal du Net, 02/2010
Zunahme von Streiks und sozialen Spannungen, Radikalsierung der sozialen Konflikte, wachsender Zuspruch für extremistische und fremdenfeindliche Parteien und Ideen, Teile der Mittelklasse rutschen in die Unterschicht ab, starker Anstieg von Gewaltkriminalität und Diebstählen, Zunahme von Handlungen an der Grenzlinie von Kriminalität und politischem Attentat (15), Anstieg des inneren Terrorismus, Sezessionsdrohungen von föderierten Staaten und autonomen Republiken, Einsatz der Armee zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung…
Es stimmt traurig, diese Sätze schreiben zu müssen, aber die tägliche Lektüre der Medien in den verschiedenen westlichen Ländern ist eine einzige Abfolge von Nachrichten, die diese Vorhersage bestätigen. In Europa werden die Wahlen in den Niederlanden dafür ein neues Beispiel liefern, wenn die Partei von Geerd Wilders einen bedeutenden Wahlerfolg erzielen und evtl. sogar zur zweitstärksten Partei wird.
In den USA zeigen der wachsende Zuspruch der Tea Parties (16) und die enorme Begeisterung für das Selbstmordattentat des Joe Stack gegen ein Finanzamt in Austin und das politische Testament, das er hinterließ, dass die immer stärker von Arbeitslosigkeit betroffene oder bedrohte Mittelklasse (17) sich radikalisiert; gleichzeitig gewinnt der innere Terrorismus gegen die Bundesregierung (18) wieder an Bedeutung. Noch härter als die Mittelklasse ist jedoch die Unterklasse von den Krise betroffen (19). Bei den Arbeitskräften mit geringer oder fehlender beruflicher Qualifikation soll die Arbeitslosenquote in einzelne Vierteln schon bei 50% liegen, was höher wäre als zur schlimmsten Zeit in der Great Depression, während sie bei der Mittelklasse noch bei 10% liegt. In Europa werden soziale Spannungen auch zunehmen, wenn für viele Arbeitslose die Unterstützung ausläuft, auch wenn sicherlich das soziale Netz, insbs. im Bereich der Gesundheit, die schlimmsten Auswirkungen abfedern wird. Aber die soziale „Herabsstufung“ der Mittelklasse (einschließlich der Rentner) und die Tatsache, dass die Jungen keine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen, sind die größten Gefahren für die Demokratie in den westlichen Staaten; denn die Mehrheit bei den Wahlen erzielen die Parteien, die diese Gruppen an sich binden können.
Auch in China ist mit Unruhen zu rechnen, wenn die Menschen erkennen werden müssen, dass der Aufschwung, der ihnen versprochen wurde (20), nur eine Illusion war.
5. Abschnitt: Außenpolitische Krisen
Rasche Verschärfung der diplomatischen Konfrontationen (von verbalen Schlagabtäuschen über Einschränkung der diplomatischen Beziehungen zu Abbruch der Beziehungen), Eskalation von « kalten » zu « heißen » Konflikten, Entstehung von neuen Krisenherden, zunehmend internationale Gipfel oder Konferenzen sine die aufgeschoben oder schlichtweg annulliert, zunehmendes Säbelrasseln in Handels- oder Währungskonflikten, Radikalisierung der Medien und der öffentlichen Meinungen…
Das Wiederauflammen des israelisch-palästinensischen Konflikts, das Scheitern des Iraks auf dem Weg zum demokratischen Rechtsstaat, die Niederlage der Nato in Afghanistan sind die Konfliktherde, an denen im nächsten Jahr die neuen großen Akteure der Weltpolitik sich gegenüber stehen werden und ihre Kräfte mit den dort allseits präsenten Amerikanern messen werden: Israel und Iran, Iran und Saudi-Arabien, Indien und Pakistan… Gleichzeitig werden sich die Spannungen wegen Taiwan, Georgien, Kolumbien und Venezuela erhöhen und die neuen Grenzen der nachlassenden amerikanischen Macht austesten. Wir gehen davon aus, dass das Scheitern des Kopenhagener Gipfels und die Tatsache, dass der G20 in die Quasi-Bedeutungslosigkeit abgetaucht ist, eine Zeit einläutet, in der die wichtigen Staatsmänner sich deutlich weniger auf internationalen Treffen sehen werden: Internationale Gipfel werden annulliert oder auf die lange Bank geschoben (wie die Doha-Runde der WHO), während die Substanzlosigkeit der Diplomatie mit endlosen, nutzlosen Verhandlungen überspielt werden soll. Im Gegensatz dazu werden sich die Treffen auf regionalem Niveau intensivieren, weil die Regionen daran arbeiten werden, sich zu Blöcken zu formen. Der latente Konflikt zwischen China und den USA (21) wird sich verschärfen. Wir gehen nicht davon aus, dass es bis 2013 zu größeren Kriegen kommen wird (was der Fall wäre, wenn zwei oder mehr große Staaten darin verwickelt wären), aber bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen kleineren Staaten werden zunehmen. Vor allen Dingen wird Säbelrasseln wieder zu einem Mittel der Außenpolitik. Das sind sehr schlechte Aussichten für das kommende Jahrzehnt. Auch hier bleibt die Hoffnung, dass 2012/2013 die (neuen) Machthaber die Gelegenheit ergreifen, diese gefährlichen Entwicklungen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Aber es ist nur eine Hoffnung.
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Noten:
(1) Quellen: Bloomberg, 25/02/2010; Figaro, 19/02/2010
(2) Die Einrichtung eines europäischen Währungsfonds ist mit der Griechenlandkrise plötzlich auf die politische europäische Tagesordnung gelangt. Seine Einrichtung innerhalb der nächsten zwei Jahre scheint absolut möglich zu sein. Ein Tabuthema wie Finanzhilfen für ein Euroland, das in Schwierigkeiten geraten ist, wurde mit einem Mal zu einem Dauerthema der hochrangigen Treffen der europäischen Regierungen und Institutionen. Wie üblich werden die Europäer durch eine Krise gezwungen, die EU weiter zu entwickeln. Das ist eine Vorgehensweise, die angelsächsische Beobachter, selbst wenn sie keine bösen Absichten verfolgen, häufig nicht in ihre Überlegungen einzubeziehen vermögen. (Paul Krugman mit seinem Artikel „The making of Euromess“ in der New York Times vom 14. Februar 2010 ist dafür ein gutes Beispiel; unterstellt, er verfolge keine bösen Absichten): Die Europäer stecken in einem politischen Prozess, in dem häufig Probleme auftauchen, für die Lösungen vorab nicht vorgesehen wurden. Aber da der Prozess der europäischen Integration eine Abfolge von Neudefinitionen der europäischen Zukunft ist, finden sich immer irgendwo in dem System Ideen, Überlegungen und Vorarbeiten, die zur Lösung des aktuellen Problems beitragen können. Da die vielen europäischen Verträge und Institutionen immer irgendwo ausreichend Spielraum für Reaktionen lassen, ist es letztendlich immer nur eine Frage des politischen Willens, ob neue Wege beschritten werden. Je größer die Krise, umso größer der politische Wille. Es ist schon überraschend, dass somit die Europäer besser im Krisenmanagement sind als die Amerikaner oder die Japaner, die innerhalb gefestigter Verfassungssysteme mit festen Regeln für alle Art von Problemlagen agieren müssen, soweit es ihre eigenen, sie unmittelbar betreffenden Krisen zu meistern gilt. Ganz anders sieht es aus bei Krisen, die die Europäer nur mittelbar betreffen. In solchen Fällen kommt der notwendige politische Wille eben nicht zu Stande und Europa bleibt ohnmächtig. Aber die umfassende weltweite Krise betrifft alle Länder unmittelbar; sie ist damit eine Herausforderung, für die die europäische Art des Krisenmanagements dem der anderen Länder überlegen ist. Wir wissen sehr wohl, dass wir hier eine These aufstellen, die konträr ist zur herrschenden Meinung über die Reaktionsfähigkeit der Europäer im Verhältnis zu den Amerikanern. Aber es ist ja gerade eine Aufgabe des GEAB, angebliche Wahrheiten als das zu demaskieren, was sie tatsächlich sind, nämlich Klischees.
(3) Goldman Sachs ist inzwischen in das Fadenkreuz der europäischen Behörden gerückt. Die 10 Fragen, die Simon Johnson für eine Prüfung der Rolle von Goldman Sachs bei der Beratung Griechenlands vorschlägt, sind ein gutes Beispiel für das, womit die Bank in den nächsten Wochen zu rechnen haben wird. Quelle: BaselineScenario, 14/02/2010
(4) Quelle: Guardian, 08/03/2010
(5) Sogar Südkorea, obwohl treuer Verbündeter der USA, beginnt sich Gedanken über die Zeit nach dem Dollar zu machen. Quelle: AsiaNewsYahoo, 28/02/2010
(6) Die europäischen Angriffe gegen die CDS wird für die Banken der Wall Street und der City erhebliche Konsequenzen zeitigen. Quelle: Le Temps, 10/03/2010
(7) Präsidentschaftswahlen in den USA und Frankreich, (einige Monate später) Bundestagswahlen in Deutschland, Erneuerung des chinesischen Politbüros beim XVIII. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas. Quelle: NRC, 05/03/2010
(8) Quelle: MarketWatch, 23/02/2010
(9) Wie viele der Banken Kuweits, die de facto zahlungsunfähig sind. Da hilft auch das ganze Geld aus der Erdölproduktion nicht. Quelle: Financial Times, 21/02/2010
(10) Das Puder ist eine komplexe Mischung aus Dollar, Pfund, unkontrollierten Haushaltsdefizite, britischen und amerikanischen Investmentbanken, Hedge Fonds und exotischen Finanzderivaten.
(11) In der nächsten Ausgabe des GEAB werden wird diese Liste noch anreichern, indem wir auch eine Analyse über die großen US-Bundesstaaten darin einfließen lassen werden. Dann ist sehr wohl möglich, dass unter den ersten acht nur noch ein oder zwei Staaten der Eurozone zu finden sein werden, weil die anderen von US-Bundesstaaten verdrängt wurden. Übrigens ist das Rating der Schulden Kaliforniens auf ein Niveau gefallen, das unter dem von Kasachstan liegt. Wird Borat Terminator als Gouverneur von Kalifornien ablösen? Quellen: Huffington Post, 01/03/2010; Los Angeles Times, 26/02/2009
(12) Sogar Ambrose Evans-Pitchard, der immer eine sehr britische Sichtweise an den Tag legt, warnt die Leser des Telegraph vom11. März 2010 vor britischen Staatsanleihen und dem bevorstehenden Zusammenbruch des britischen Pfunds. Die Rating-Agentur Moody's kündigt an, dass sie wahrscheinlich die Bonitätseinstufung der britischen Banken herabsetzen werde. Quelle: Wall Street Journal, 09/03/2010)
(13) Bisher konnte Japan sein immenses Defizit über Jahre ohne Probleme finanzieren. Diese Zeit scheint nun zu Ende zu gehen. Quelle: Telegraph, 08/03/2010
(14) CNN wagt das Wortspiel, von den USA als « United States of Iceland » , weil auf allen staatlichen Ebenen der USA (Bund, Staaten, Kreise und Gemeinden) sich die Gefahr von Bankrotten häuft. Quellen: CNNMoney, 11/03/2010; YahooFinance, 19/02/2010; MarketWatch, 18/02/2010; CNNMoney, 10/03/2010
(15) Das neuliche Bombenattentat gegen die Büros von JP Morgan Chase in Athen dürfte nur das erste in einer Reihe sein, insbs. in den USA. Quelle: Wall Street Journal, 18/02/2010
(16) Die Anhänger der Tea Parties wollen an den nächsten Wahlen zum US-Kongress im November 2010 teilnehmen; damit streut eine populistische Bewegung Sand in die gut geölte Zweiparteienmaschinerie der US-Politik. Quelle: TPMDC, 06/01/2010
(17) Quellen: MSNBC, 16/02/2010; CNBC, 21/02/2010
(18) Vgl. dazu im Kapitel « Empfehlungen » die Kriterien für eine Messung von sozialen und politischen Unruhen.
(19) In Frankreich wie auch in anderen Ländern explodiert die Zahl der Armen. Quelle: Libération, 25/02/2010
(20) Quellen: Global Times, 24/02/2010; Bloomberg, 24/02/2010
(21) Ein Konflikt, von dem der Spiegel vom 16. Februar 2010 meint, dass China einen Plan dabei verfolge, während die USA planlos agierten.
Es werden Internet Quellen angegeben und was man dort so liest passiert fast zu 100% es ist erstaunlich wie gut das ist aber auch beängstigend, dass das Geld und unsere Werte sich in diese Richtung entwickeln. Was hält ihr von der Seite?
Hier ein Auszug der Seite:http://www.leap2020.eu (Archiv-Version vom 09.10.2010)
Die fünf Abschnitte der weltweiten Phase des Zerfalls der Welt – und öffentlichen Ordnung: 4. Quartal (Q) 2009 bis Quartal 4 2013
- Auszug GEAB N°43 (18. März 2010) -
[..] In diesem Gesamtzusammenhang gehen wir davon aus, dass sich die Phase des Zerfalls der Welt- und öffentlichen Ordnung in fünf Unterabschnitte unterteilen wird:
0. Beginn der Phase der Auflösung der Welt- und öffentlichen Ordnung
1. 1. Abschnitt: Währungskonflikte und Finanzkatastrophen
2. 2. Abschnitt: Handelskonflikte
3. 3. Abschnitt: Staatenpleiten
4. 4. Abschnitt: soziale und politische Krisen und Unruhen
5. 5. Abschnitt: Außenpolitische Krisen
1. Abschnitt: Währungskonflikte und finanzielle Katastrophen – Q1 2010 bis Q4 2011
Entwicklung der Kredite für die chinesische Wirtschaft (02/2009 – 02/2010) (Balken: in Milliarden Yuan / Kurve: Entwicklung im Vergleich zum Vormonat in %) - Quellen: China Daily / Chinesische Zentralbank
« Währungskriege » werden durch Abwertungswettläufe ausgelöst; massive staatliche Intervention auf den Devisenmärkten; Jnformationsmanipulation mit dem Ziel, spekulative Gelder anzuziehen, …
Der Spekulationsangriff auf den Euro, den Hedge Fonds und Investmentbanken der Wall Street und der Londoner City unter Ausnutzung der finanziellen Schwierigkeiten Griechenlands lanciert hatten, ist nichts weiter als der Auftakt zu einer Phase der Währungskonflikte, die sich in den folgenden zwei Jahren häufen werden. Hauptfeld der Währungskonflikte werden dabei die Spannungen zwischen den USA und China über einen „angemessenen“ Wechselkurs Yuan-Dollar sein. Das britische Pfund wird bis zum Sommer 2010 (nach den Wahlen) das erste Opfer sein. Großbritannien wird sich in der Rolle Griechenlands wiederfinden: Die neue britische Regierung wird plötzlich, überraschend und völlig unvorhersehbar entdecken, dass der Zustand der öffentlichen Finanzen viel desolater ist als seit Beginn der Krise öffentlich eingeräumt. Von den Währungskonflikten sind sogar Länder betroffen, die bisher als Hochburgen der Geldstabilität galten. Die Schweizer Nationalbank betreibt seit geraumer Zeit gegenüber dem Euro eine Abwertungspolitik.
Diese « Währungskriege » werden auch auf dem Feld der Kapitalströme geführt werden, was eine wachsende Zahl von Ländern, insbs. die sogenannten Schwellenländern, dazu bringen wird, dem Beispiel Brasiliens folgend die Kapitalaus – und Einfuhren zu kontrollieren, um spekulative Kursschwankungen ihrer Währung zu verhindern (1). Der IWF, bereits 2009 durch die Einrichtung eines Art AWF (Asiatischer Währungsfonds) geschwächt, verlor durch die Entscheidung der Euroländer, seine Intervention in der Eurozone (Griechenland) zu verhindern, noch weiter an Bedeutung (2). Der Tätigkeitsbereich des IWF, der traditionell ein Werkzeug des amerikanischen Einflusses ist, wird immer mehr auf die Länder unter unmittelbarem Einfluss der USA und die ärmsten Länder der Dritten Welt beschränkt. Dies ist ein weiterer Nachweis der Auflösung der Strukturen der Nachkriegsweltordnung.
Das wachsende Misstrauen gegen die Geschäftspraktiken der großen Investmentbanken der Wall Street (für die die verdächtige Rolle von Goldman Sachs (3) in der Griechenlandkrise das perfekte Beispiel liefert) führt dazu, dass bei vielen Transaktionen und Geschäften die Banken der Wall Street inzwischen außen vor bleiben müssen. 2009 zählte nur eine amerikanische Investmentbank zu den zehn wichtigsten Banken, die mit der Ausgabe von Staatsanleihen europäischer Staaten betraut wurde. Dabei lag sie auf dem letzten Platz. In den vorhergehenden Jahren belegten amerikanische Banken noch die Hälfte der Plätze (4).
Schließlich werden all diese Währungskonflikte den Markt für US-Staatsanleihen und überhaupt aller Vermögenswerte, die auf Dollar lauten, destabilisieren, denn sie sind nichts weiter als der Ausdruck eines allgemeinen Misstrauens der Regierungen in Europa, Asien (5) und Latein-Amerika gegenüber der US-Währung, dem US-Finanzministerium, der Fed und den amerikanischen Banken (6).
Wir gehen davon aus, dass gegen Ende 2012, wenn in den USA, Europa und China (7) eine Wachablösung bei den Regierenden möglich ist, sich ein neues Zeitfenster öffnen wird, in dem die Politik die Lehren aus den vergangenen Währungskonflikten ziehen und endlich die notwendige Neugründung des internationalen Währungssystems angehen kann. Aber es ist überhaupt nicht gesagt, dass neue Machthaber diese neue Gelegenheit nicht genauso verschwenden werden wie ihre Vorgänger die von 2009. 2013 wird also ein Jahr des Übergangs werden, wobei es offen ist, ob es eine Wendung zum Besseren oder zum Schlechteren geben wird.
Weiterhin sind viele Banken immer noch an der Grenze zur Zahlungsunfähigkeit, weil sie viele ihrer Aktiva wertberichtigen oder abschreiben mussten; die Banken werden die Welt noch mit sehr schlechten Nachrichten überraschen. Die Bereitstellung von Liquidität durch die Zentralbanken der Welt kann das Problem der Überschuldung und Insolvenz auf Dauer nicht lösen. Die Schnelligkeit, mit der in den USA die Zahl der Bankenpleiten ansteigt (Nach Angaben des FDIC (8) befinden sich inzwischen 10% der US-Banken in Schwierigkeiten), wird dazu führen, dass in der ganzen Welt viele Finanzinstitute, Unternehmen und Fonds in den Bankrott gezwungen werden (9), die sich gerade 2006/2007, zum Höhepunkt der Finanz- und Kreditblase, verschuldet hatten, und die ihre Kredite 2011/2012 refinanzieren müssen.
2. Abschnitt: Handelskonflikte – Q3 2010 bis Q4 2013
« Handelskriege » werden ausbrechen, wenn überall und in jedem erdenklichen Sektor Zollschranken errichtet werden, auf die die betroffenen Länder mit Strafzöllen reagieren werden; die WHO wird nur noch eine Beobachterrolle ohne Einfluss einnehmen. Kapitalverkehr wird kontrolliert, bei öffentlichen Aufträgen nationale Präferenzen dekretiert, bestimmten ausländischen Unternehmen und Banken die Tätigkeit auf eigenem Hoheitsgebiet untersagt werden …
Einen Aspekt aus der Übersicht haben wir im vorhergehenden Abschnitt bereits angesprochen, nämlich dass bestimmten Banken die Tätigkeit auf bestimmten Märkten verboten werden wird, wie es in der Eurozone für einige amerikanische Investmentbanken bereits der Fall ist. Die Handelsbeziehungen zwischen China und den USA stehen wieder einmal im Zentrum dieser Art von Konflikten. Die Frage nach dem angemessenen Wechselkurs zwischen Dollar und Yuan wird wieder ein Element dieses Konflikts sein. Die USA, deren Präsident und seine Partei wegen der Novemberwahlen unter immensem Druck stehen, werden massiv Druck auf Peking ausüben, damit China den Yuan aufwerte, und dabei auch nicht vor Strafzöllen zurückschrecken. Peking wird auf Druck mit mehr Gegendruck antworten, um seine Marktanteile und seinen Export zu schützen und gegenüber seiner eigenen Öffentlichkeit zu zeigen, dass China sich von den USA nichts gefallen lässt. Denn auch in China ist die öffentliche Meinung inzwischen wichtig geworden.
Nachdem der Versuch, eine globale Klimapolitik zu vereinbaren, gescheitert ist, werden die Europäer immer häufiger die Trumpfkarte Umweltschutz ausspielen, um eine restriktivere Handelspolitik gegenüber Asien und den USA zu rechtfertigen. Auch wenn alle Welt nur die Beziehungen zwischen China und Amerika beobachten wird, sind in Wirklichkeit die transatlantischen Handelsbeziehungen aussagekräftiger für das Ausmaß der Handelskriege. Der Streit über den Vertrag für Tankflugzeuge der US Air Force hat den europäischen Regierungen bis sogar hin zu der britischen deutlich gemacht, dass Washington gar nicht daran denkt, seine Märkte zu öffnen. Die transatlantischen Beziehungen sind dabei, sich zu einem Nullsummenspiel zu entwickeln. Bei den transatlantischen Handelsbeziehungen gibt es viel Konfliktstoff. In den folgenden drei Jahren wird der Wert und das Volumen des Handels zwischen Europa und Amerika abnehmen.
3. Abschnitt: Staatsbankrotte – Q4 2009 bis Q3 2012
Zusammenstellung der Gesamtaufkäufe von britischen Staatsanleihen (Gilts) durch die Bank of England - Quellen: McCormick – Guardian, 02/2010
Unmöglichkeit oder immense Schwierigkeiten für Staaten mit großen Haushaltsdefiziten, sich auf den Finanzmärkten mit Krediten zu versorgen; Staatsbankrotte (einschließlich einzelner US-Bundesstaaten und autonomer Regionen)…
Es geht nicht so schnell wie wir noch im letzten Jahr mit der Zahlungsunfähigkeit Großbritanniens und der USA vorher gesagt hatten, aber die Zündschnur entlang Irland, Dubai und Griechenland brennt mit hoher Geschwindigkeit auf die beiden Pulverfässer USA und Großbritannien zu (10).
Die Griechenlandkrise hat der Eurozone ermöglicht, sich die Mittel zu geben, die im Fall von weiteren drohenden Staatsbankrotten unter den Euroländern eingesetzt werden können. Wenn man sich die Liste der acht Staaten in dieser Ausgabe des GEAB vor Augen hält, die stärker bankrottgefährdet sind als Griechenland (11), kann man sehr wohl die Aussage wagen, dass für einige Länder der Eurozone die Griechenlandkrise ein Glücksfall war, da sie nun damit rechnen können, dass ihnen unter vergleichbaren Umständen vergleichbar geholfen wird (europäische Hilfen im Austausch für europäische Haushaltskontrolle), so dass das Schlimmste vermieden werden kann.
Die, die ausschließlich auf die Hilfe des IWF zählen müssen sind damit die USA, Großbritannien und Japan. Da die Krise sich von den kleinen zu den großen Ländern auszubreiten scheint, gehen wir davon aus, dass die nächste Krise in Großbritannien (12) ausbrechen wird, unmittelbar gefolgt von Japan (13) und schließlich den USA (14). Aber wie man im September 2008 sehen konnte, kann diese Krise sich auch unvermittelt beschleunigen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass ein Bankrott Großbritanniens die beiden anderen Länder unmittelbar mit in die Zahlungsunfähigkeit reißt.
Und noch eine letzte Anmerkung: Wer den Erklärungen der chinesischen Regierung, sie werde weiterhin US-Staatssanleihen kaufen, glaubt, obwohl 2009 China mehr Staatsanleihen abgestoßen als gekauft hat (vgl. 42. Ausgabe des GEAB), dem sei in Erinnerung gerufen, dass man Menschen nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten beurteilen soll. Für Staaten gilt das ganz genauso.
4. Abschnitt: Soziale und politische Krisen und Unruhen – Q1 2010 bis Q4 2013
Arbeitslosigkeit der jungen Generation in Frankreich (1975 – 2009) - Quellen: AFP / Journal du Net, 02/2010
Zunahme von Streiks und sozialen Spannungen, Radikalsierung der sozialen Konflikte, wachsender Zuspruch für extremistische und fremdenfeindliche Parteien und Ideen, Teile der Mittelklasse rutschen in die Unterschicht ab, starker Anstieg von Gewaltkriminalität und Diebstählen, Zunahme von Handlungen an der Grenzlinie von Kriminalität und politischem Attentat (15), Anstieg des inneren Terrorismus, Sezessionsdrohungen von föderierten Staaten und autonomen Republiken, Einsatz der Armee zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung…
Es stimmt traurig, diese Sätze schreiben zu müssen, aber die tägliche Lektüre der Medien in den verschiedenen westlichen Ländern ist eine einzige Abfolge von Nachrichten, die diese Vorhersage bestätigen. In Europa werden die Wahlen in den Niederlanden dafür ein neues Beispiel liefern, wenn die Partei von Geerd Wilders einen bedeutenden Wahlerfolg erzielen und evtl. sogar zur zweitstärksten Partei wird.
In den USA zeigen der wachsende Zuspruch der Tea Parties (16) und die enorme Begeisterung für das Selbstmordattentat des Joe Stack gegen ein Finanzamt in Austin und das politische Testament, das er hinterließ, dass die immer stärker von Arbeitslosigkeit betroffene oder bedrohte Mittelklasse (17) sich radikalisiert; gleichzeitig gewinnt der innere Terrorismus gegen die Bundesregierung (18) wieder an Bedeutung. Noch härter als die Mittelklasse ist jedoch die Unterklasse von den Krise betroffen (19). Bei den Arbeitskräften mit geringer oder fehlender beruflicher Qualifikation soll die Arbeitslosenquote in einzelne Vierteln schon bei 50% liegen, was höher wäre als zur schlimmsten Zeit in der Great Depression, während sie bei der Mittelklasse noch bei 10% liegt. In Europa werden soziale Spannungen auch zunehmen, wenn für viele Arbeitslose die Unterstützung ausläuft, auch wenn sicherlich das soziale Netz, insbs. im Bereich der Gesundheit, die schlimmsten Auswirkungen abfedern wird. Aber die soziale „Herabsstufung“ der Mittelklasse (einschließlich der Rentner) und die Tatsache, dass die Jungen keine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen, sind die größten Gefahren für die Demokratie in den westlichen Staaten; denn die Mehrheit bei den Wahlen erzielen die Parteien, die diese Gruppen an sich binden können.
Auch in China ist mit Unruhen zu rechnen, wenn die Menschen erkennen werden müssen, dass der Aufschwung, der ihnen versprochen wurde (20), nur eine Illusion war.
5. Abschnitt: Außenpolitische Krisen
Rasche Verschärfung der diplomatischen Konfrontationen (von verbalen Schlagabtäuschen über Einschränkung der diplomatischen Beziehungen zu Abbruch der Beziehungen), Eskalation von « kalten » zu « heißen » Konflikten, Entstehung von neuen Krisenherden, zunehmend internationale Gipfel oder Konferenzen sine die aufgeschoben oder schlichtweg annulliert, zunehmendes Säbelrasseln in Handels- oder Währungskonflikten, Radikalisierung der Medien und der öffentlichen Meinungen…
Das Wiederauflammen des israelisch-palästinensischen Konflikts, das Scheitern des Iraks auf dem Weg zum demokratischen Rechtsstaat, die Niederlage der Nato in Afghanistan sind die Konfliktherde, an denen im nächsten Jahr die neuen großen Akteure der Weltpolitik sich gegenüber stehen werden und ihre Kräfte mit den dort allseits präsenten Amerikanern messen werden: Israel und Iran, Iran und Saudi-Arabien, Indien und Pakistan… Gleichzeitig werden sich die Spannungen wegen Taiwan, Georgien, Kolumbien und Venezuela erhöhen und die neuen Grenzen der nachlassenden amerikanischen Macht austesten. Wir gehen davon aus, dass das Scheitern des Kopenhagener Gipfels und die Tatsache, dass der G20 in die Quasi-Bedeutungslosigkeit abgetaucht ist, eine Zeit einläutet, in der die wichtigen Staatsmänner sich deutlich weniger auf internationalen Treffen sehen werden: Internationale Gipfel werden annulliert oder auf die lange Bank geschoben (wie die Doha-Runde der WHO), während die Substanzlosigkeit der Diplomatie mit endlosen, nutzlosen Verhandlungen überspielt werden soll. Im Gegensatz dazu werden sich die Treffen auf regionalem Niveau intensivieren, weil die Regionen daran arbeiten werden, sich zu Blöcken zu formen. Der latente Konflikt zwischen China und den USA (21) wird sich verschärfen. Wir gehen nicht davon aus, dass es bis 2013 zu größeren Kriegen kommen wird (was der Fall wäre, wenn zwei oder mehr große Staaten darin verwickelt wären), aber bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen kleineren Staaten werden zunehmen. Vor allen Dingen wird Säbelrasseln wieder zu einem Mittel der Außenpolitik. Das sind sehr schlechte Aussichten für das kommende Jahrzehnt. Auch hier bleibt die Hoffnung, dass 2012/2013 die (neuen) Machthaber die Gelegenheit ergreifen, diese gefährlichen Entwicklungen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Aber es ist nur eine Hoffnung.
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Noten:
(1) Quellen: Bloomberg, 25/02/2010; Figaro, 19/02/2010
(2) Die Einrichtung eines europäischen Währungsfonds ist mit der Griechenlandkrise plötzlich auf die politische europäische Tagesordnung gelangt. Seine Einrichtung innerhalb der nächsten zwei Jahre scheint absolut möglich zu sein. Ein Tabuthema wie Finanzhilfen für ein Euroland, das in Schwierigkeiten geraten ist, wurde mit einem Mal zu einem Dauerthema der hochrangigen Treffen der europäischen Regierungen und Institutionen. Wie üblich werden die Europäer durch eine Krise gezwungen, die EU weiter zu entwickeln. Das ist eine Vorgehensweise, die angelsächsische Beobachter, selbst wenn sie keine bösen Absichten verfolgen, häufig nicht in ihre Überlegungen einzubeziehen vermögen. (Paul Krugman mit seinem Artikel „The making of Euromess“ in der New York Times vom 14. Februar 2010 ist dafür ein gutes Beispiel; unterstellt, er verfolge keine bösen Absichten): Die Europäer stecken in einem politischen Prozess, in dem häufig Probleme auftauchen, für die Lösungen vorab nicht vorgesehen wurden. Aber da der Prozess der europäischen Integration eine Abfolge von Neudefinitionen der europäischen Zukunft ist, finden sich immer irgendwo in dem System Ideen, Überlegungen und Vorarbeiten, die zur Lösung des aktuellen Problems beitragen können. Da die vielen europäischen Verträge und Institutionen immer irgendwo ausreichend Spielraum für Reaktionen lassen, ist es letztendlich immer nur eine Frage des politischen Willens, ob neue Wege beschritten werden. Je größer die Krise, umso größer der politische Wille. Es ist schon überraschend, dass somit die Europäer besser im Krisenmanagement sind als die Amerikaner oder die Japaner, die innerhalb gefestigter Verfassungssysteme mit festen Regeln für alle Art von Problemlagen agieren müssen, soweit es ihre eigenen, sie unmittelbar betreffenden Krisen zu meistern gilt. Ganz anders sieht es aus bei Krisen, die die Europäer nur mittelbar betreffen. In solchen Fällen kommt der notwendige politische Wille eben nicht zu Stande und Europa bleibt ohnmächtig. Aber die umfassende weltweite Krise betrifft alle Länder unmittelbar; sie ist damit eine Herausforderung, für die die europäische Art des Krisenmanagements dem der anderen Länder überlegen ist. Wir wissen sehr wohl, dass wir hier eine These aufstellen, die konträr ist zur herrschenden Meinung über die Reaktionsfähigkeit der Europäer im Verhältnis zu den Amerikanern. Aber es ist ja gerade eine Aufgabe des GEAB, angebliche Wahrheiten als das zu demaskieren, was sie tatsächlich sind, nämlich Klischees.
(3) Goldman Sachs ist inzwischen in das Fadenkreuz der europäischen Behörden gerückt. Die 10 Fragen, die Simon Johnson für eine Prüfung der Rolle von Goldman Sachs bei der Beratung Griechenlands vorschlägt, sind ein gutes Beispiel für das, womit die Bank in den nächsten Wochen zu rechnen haben wird. Quelle: BaselineScenario, 14/02/2010
(4) Quelle: Guardian, 08/03/2010
(5) Sogar Südkorea, obwohl treuer Verbündeter der USA, beginnt sich Gedanken über die Zeit nach dem Dollar zu machen. Quelle: AsiaNewsYahoo, 28/02/2010
(6) Die europäischen Angriffe gegen die CDS wird für die Banken der Wall Street und der City erhebliche Konsequenzen zeitigen. Quelle: Le Temps, 10/03/2010
(7) Präsidentschaftswahlen in den USA und Frankreich, (einige Monate später) Bundestagswahlen in Deutschland, Erneuerung des chinesischen Politbüros beim XVIII. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas. Quelle: NRC, 05/03/2010
(8) Quelle: MarketWatch, 23/02/2010
(9) Wie viele der Banken Kuweits, die de facto zahlungsunfähig sind. Da hilft auch das ganze Geld aus der Erdölproduktion nicht. Quelle: Financial Times, 21/02/2010
(10) Das Puder ist eine komplexe Mischung aus Dollar, Pfund, unkontrollierten Haushaltsdefizite, britischen und amerikanischen Investmentbanken, Hedge Fonds und exotischen Finanzderivaten.
(11) In der nächsten Ausgabe des GEAB werden wird diese Liste noch anreichern, indem wir auch eine Analyse über die großen US-Bundesstaaten darin einfließen lassen werden. Dann ist sehr wohl möglich, dass unter den ersten acht nur noch ein oder zwei Staaten der Eurozone zu finden sein werden, weil die anderen von US-Bundesstaaten verdrängt wurden. Übrigens ist das Rating der Schulden Kaliforniens auf ein Niveau gefallen, das unter dem von Kasachstan liegt. Wird Borat Terminator als Gouverneur von Kalifornien ablösen? Quellen: Huffington Post, 01/03/2010; Los Angeles Times, 26/02/2009
(12) Sogar Ambrose Evans-Pitchard, der immer eine sehr britische Sichtweise an den Tag legt, warnt die Leser des Telegraph vom11. März 2010 vor britischen Staatsanleihen und dem bevorstehenden Zusammenbruch des britischen Pfunds. Die Rating-Agentur Moody's kündigt an, dass sie wahrscheinlich die Bonitätseinstufung der britischen Banken herabsetzen werde. Quelle: Wall Street Journal, 09/03/2010)
(13) Bisher konnte Japan sein immenses Defizit über Jahre ohne Probleme finanzieren. Diese Zeit scheint nun zu Ende zu gehen. Quelle: Telegraph, 08/03/2010
(14) CNN wagt das Wortspiel, von den USA als « United States of Iceland » , weil auf allen staatlichen Ebenen der USA (Bund, Staaten, Kreise und Gemeinden) sich die Gefahr von Bankrotten häuft. Quellen: CNNMoney, 11/03/2010; YahooFinance, 19/02/2010; MarketWatch, 18/02/2010; CNNMoney, 10/03/2010
(15) Das neuliche Bombenattentat gegen die Büros von JP Morgan Chase in Athen dürfte nur das erste in einer Reihe sein, insbs. in den USA. Quelle: Wall Street Journal, 18/02/2010
(16) Die Anhänger der Tea Parties wollen an den nächsten Wahlen zum US-Kongress im November 2010 teilnehmen; damit streut eine populistische Bewegung Sand in die gut geölte Zweiparteienmaschinerie der US-Politik. Quelle: TPMDC, 06/01/2010
(17) Quellen: MSNBC, 16/02/2010; CNBC, 21/02/2010
(18) Vgl. dazu im Kapitel « Empfehlungen » die Kriterien für eine Messung von sozialen und politischen Unruhen.
(19) In Frankreich wie auch in anderen Ländern explodiert die Zahl der Armen. Quelle: Libération, 25/02/2010
(20) Quellen: Global Times, 24/02/2010; Bloomberg, 24/02/2010
(21) Ein Konflikt, von dem der Spiegel vom 16. Februar 2010 meint, dass China einen Plan dabei verfolge, während die USA planlos agierten.