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Das bedingungslose Grundeinkommen

20.847 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Geld, Sozial, Grundeinkommen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das bedingungslose Grundeinkommen

21.01.2021 um 12:06
@Seidenraupe
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:Es ist eigentl egal, ob man ein BGE oder ALGII bezieht:
wichtig ist, aktiv und kreativ zu sein.
Ich denke, unter ALGII Bedingungen ist es ziemlich schwierig, glücklich zu sein. Ich kenne jedenfalls keine glücklichen ALGII EMpfänger und ich habe noch nie ein Interview gehört, wo ein ALGIi EMpfänger sagt: Mensch, das ist aber mal ne dolle Sache.

Wenn man denkt, der eine Amtstermin im Monat oder die Höhe des ALGII wären Hauptursache des immanenten Unglücks, dann glaube ich das nicht.
Ich glaube viel eher, dass so eine alimentierte Existenz einfach dem Charakter des Menschen eigentlich zuwider läuft. Wir sind keine Zootiere, die mit einem Gehege und Fütterung zufrieden sind und ich denke nicht mal die meisten Zoo Tiere mögen so eine Existenz.

Anstatt zu sagen: Wir legen ne kleine Schüppe auf ALGII drauf, nennen es anders und schon haben wir hier beseelte Komponisten, Dichter, Bildhauer sollte man besser Geld in die Hand nehmen, das letztlich dazu führt, dass mehr Menschen ohne Alimentation auskommen.

Wenn jemand Hunger hat, kann man ihm entweder einen Fisch geben oder ihm das Angeln beibringen. Ich wäre da immer für Letzteres.


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21.01.2021 um 12:07
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:i
Das BGE aber ist als lebenslange Transferleistung für jeden Menschen (von 0 -Ende) angelegt.
Es soll mehr als die Grundbedürfnisse abdecken .
ALG II =Existenzminimum
BGE= Existenzminimum + x


Da die Studien das "BGE" nicht unter Realbedingungen* testen, sind die Ergebnisse für'n Ofen.

*lebenslange Transferleistung (von knapp bis komfortabel , je nach Betrag) über dem Existenzminimum
"Komfortabel" kannst Du gleich vergessen. Der Staat ist nicht dafür da, die Leute lebenslänglich zu alimentieren wie kleine Kinder. Wenn überhaupt BGE dann auf Höhe des Existenzminimums, und wer mehr braucht muß sich das entweder selber verdienen oder kann ggf. Zusatzleistungen in Einzelfallentscheidung beantragen, wenn er chronisch verdienstunfähig ist und keine anderen Geldquellen (Versicherungen, angesparte Rente, Vermögen etc.) hat. Mit der Gießkanne wird das Geld auch dann nicht verteilt, damit irgendwer "komfortabel" leben kann.


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21.01.2021 um 12:14
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich glaube viel eher, dass so eine alimentierte Existenz einfach dem Charakter des Menschen eigentlich zuwider läuft.
von Seiten der Glücksforschung könnte man sagen:

es tritt recht schnell ein Gewöhnungseffekt ein. Dass die Wohnung bezahlt wird und man genügend GEld für Essen und Kleidung hat, empfinden glaube ich grad jetzt unter Corona viele MEnschen als einen Glücksfall.

Aber auf Dauer braucht es zum Glücklichsein neuer "Stimulanzien": entweder mehr Geld oder Drogen, in gewissen Kreisen wohl auch beides
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn jemand Hunger hat, kann man ihm entweder einen Fisch geben oder ihm das Angeln beibringen. Ich wäre da immer für Letzteres.

Leider verlangen immer mehr Menschen nicht nach dem selbstgeangeltem Fisch sondern nach der nährenden Mutterbrust (resp nach Vater Staat)

Daher lautet mein bevorzugtes Motto
„Wenn du mit anderen ein Schiff bauen willst, so beginne nicht mit ihnen Holz zu sammeln, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem großen weiten Meer.“
Antoine de Saint-Exupéry


"Stell dir vor, dein Magen knurrt, und du kannst was dagegen tun."


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21.01.2021 um 12:33
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:Aber auf Dauer braucht es zum Glücklichsein neuer "Stimulanzien": entweder mehr Geld oder Drogen, in gewissen Kreisen wohl auch beides

Wer sich nur darauf konzentriert, hat ein äußerst beschränktes Weltbild. Jede Art von neuer Herausforderung kann stimulieren, eine Reise, ein neues Hobby, neue Bekannte, Veränderungen in der Familie oder irgendwelche schwierige Aufgaben, die man in der Arbeit bewältigen muß. Für nichts dergleichen braucht man "automatisch" Geld oder Drogen.


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21.01.2021 um 12:37
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn jemand Hunger hat, kann man ihm entweder einen Fisch geben oder ihm das Angeln beibringen. Ich wäre da immer für Letzteres.
Bei zu vielen Hungernden gehen da leider ziemlich schnell die Fische aus, und dann hat keiner mehr was. Lieber dem einen das Angeln beibringen, dem zweiten das Pflügen, dem dritten wie man Handel treibt. Und so weiter.


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21.01.2021 um 12:39
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:"Stell dir vor, dein Magen knurrt, und du kannst was dagegen tun."
@Seidenraupe

Für mich selbst kann ich nur sagen, dass ein Teil meines Lebensglückes genau daher kommt, nämlich etwas zu wollen und das Ganze dann selbst zu erreichen.

Das ist ja schon bei Kindern so. Die haben Spaß, einen Schneemann zu bauen. Die hätten weniger Spaß, wenn sie einen Antrag stellen könnten, dass ihnen die Eltern anderer Kinder einen fertigen Schneemann bauen müssten.

Und um im Bild zu bleiben: Es gibt auch Kinder, die keinen rechten Anschluss finden. Auch die sollten nicht einen fertigen Schneemann hingestellt bekommen, sondern vielleicht ein bißchen Hilfe bei der Findung von Kontakten bekommen.
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:Aber auf Dauer braucht es zum Glücklichsein neuer "Stimulanzien": entweder mehr Geld oder Drogen, in gewissen Kreisen wohl auch beides
Ich denke, so wäre es, wenn wir zu einer Art alimentierter Terrarienhaltung der Spezies Mensch als Regelfall übergingen. Wer selbst täglich etwas leistet, für den ist ja auch eine tägliche Stimulanz, etwas geschafft zu haben. Ich glaube auch gar nicht, dass 24/7 Freizeit so ganz gut für Menschen sind. Daher bin ich für Projekte, die mehr Menschen zur Selbständigkeit verhelfen, auch immer zu haben und kann für die Idee, jeder solle leistungslos durchgefüttert werden, nur Kopfschütteln aufbringen.

Stell Dir mal vor, wir hätten 40 Jahre lang ein BGE. Wir klammern mal die Finanzierbarkeit kurz aus. Ich nenne die Idee ja auch nicht Studie. Dann wird es sich ein teil der Gesellschaft komplett in dem BGE niedrig alimentiert eingerichtet haben und steht der Idee fern, das Leben könne auch anders ablaufen. Die sind erst mal dann zu 100% von nie versiegenden Steuequellen abhängig.
Was leben die denn ihren Kindern vor? Genau das. Und was machen deren Kinder? Genau das.
Der nächste gedanke liegt dann doch auf der Hand: Warum soll man für so ein Leben denn mühselig 10 Jahre die Schule besuchen?
Erstens ist der Leistungsdruck ja absolut menschenunwürdig. Zweitens reicht doch für so ein Leben die Grundschulbildung absolut aus.
Drittens wird man es dann auch als Zumutung empfinden, dass einen morgens immer die Kinder wecken, weil sie zur Schule müssen. Das ist ja wieder unmenschlicher Leistungsdruck für die Eltern, oder nicht?


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21.01.2021 um 12:40
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Lieber dem einen das Angeln beibringen, dem zweiten das Pflügen, dem dritten wie man Handel treibt. Und so weiter.
bin ich sofort dabei, wenn es nicht nur beim "Beibringen" bleibt.


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21.01.2021 um 12:41
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Bei zu vielen Hungernden gehen da leider ziemlich schnell die Fische aus, und dann hat keiner mehr was. Lieber dem einen das Angeln beibringen, dem zweiten das Pflügen, dem dritten wie man Handel treibt. Und so weiter.
@T.Rick

Das klingt ja ganz so, als hätte sich auf einem ganz ähnlichen Weg mal die Zivilisation entwickelt. Die kann man mit einem BGE dann ja größtenteils rückabwickeln, wenn man will.


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21.01.2021 um 12:43
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Drittens wird man es dann auch als Zumutung empfinden, dass einen morgens immer die Kinder wecken, weil sie zur Schule müssen. Das ist ja wieder unmenschlicher Leistungsdruck für die Eltern, oder nicht?
ich wette nach der Coronapandemie, wenn Schulen wieder regulär geöffnet haben, verändert sich das (zumindest kurzzeitig). Es gehört zur staatlichen Alimentierung ja schon quasi dazu, den Eltern die Erziehung der Kinder bei Wunsch/Bedarf abzunehmen. Von der Kinderkrippe bis zum Studienende können Eltern/teile ihren Nachwuchs anderen anvertrauen.


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21.01.2021 um 12:45
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:in ich sofort dabei, wenn es nicht nur beim "Beibringen" bleibt.
Was die Schüler aus dem Gelernten machen ist dann ihre Sache. Ob sie davon profitieren und es ausbauen können, oder ob sie damit scheitern. Der Lehrer schwebt nicht ewig als schützender Helikopter über ihnen.


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21.01.2021 um 12:46
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Was die Schüler aus dem Gelernten machen ist dann ihre Sache. Ob sie davon profitieren und es ausbauen können, oder ob sie damit scheitern
deswegen würde ich damit beginnen, in ihnen die Sehnsucht zu wecken, selbstwirksam sein zu können.


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21.01.2021 um 12:46
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das klingt ja ganz so, als hätte sich auf einem ganz ähnlichen Weg mal die Zivilisation entwickelt. Die kann man mit einem BGE dann ja größtenteils rückabwickeln, wenn man will.
Ja, so ist es. Wenn keiner mehr was lernen will, denn man wird ja sowieso lebenslänglich durchgefüttert ...


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21.01.2021 um 12:47
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:deswegen würde ich damit beginnen, in ihnen die Sehnsucht zu wecken, selbstwirksam sein zu können.
Die einfachste Sehnsucht ist Notwendigkeit, der Wille etwas besser zu machen, und seien es die eigenen Lebensumstände. Zum Beispiel nicht mehr von Eltern abhängig zu sein.


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21.01.2021 um 12:49
@T.Rick
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Ja, so ist es. Wenn keiner mehr was lernen will, denn man wird ja sowieso lebenslänglich durchgefüttert ...
Das klappt aber auch nur, solange noch ein paar Leute da sind, die sich daran erinnern wie man angelt oder wenn die Fische einfach freiwillig aus dem Fluss springen, was aber eher nicht zu erwarten ist.


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21.01.2021 um 12:53
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Zum Beispiel nicht mehr von Eltern abhängig zu sein.
das trifft schon zu, nur wird leider dieser Wunsch bei Vielen abgelöst von der Frage :
"Wer zahlt jetzt meine Wohnung, mein Essen, meine Drogen" ergänzt um die Forderung, es müsse aber schon mehr als ALG II sein, sonst wäre man arm


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21.01.2021 um 12:53
Zitat von T.RickT.Rick schrieb:Seidenraupe schrieb:
deswegen würde ich damit beginnen, in ihnen die Sehnsucht zu wecken, selbstwirksam sein zu können.
Die einfachste Sehnsucht ist Notwendigkeit, der Wille etwas besser zu machen, und seien es die eigenen Lebensumstände. Zum Beispiel nicht mehr von Eltern abhängig zu sein.
@T.Rick

Das setzt allerdings auch voraus, dass man Eltern hat, die einem das ermöglichen.

Ich zB wollte als Jugendlicher eine schöne Stereoanlage (Ja, ja ist lange her, da gab es kein youtube). Wenn ich Pech gehabt hätte, hätten meine Eltern mir eine gekauft und fertig. Dann würde ich heute vielleicht auch auf ein BGE hoffen.

Stattdessen habe ich ein ferngesteuertes Auto verkauft (mein Vater hat mir dabei ein bißchen geholfen), ich habe Nachhilfe gegeben und die Anlage dann in einem Laden erfeilscht. So erwirbt man Kompetenzen und lernt Selbstwirksamkeit. Dann will man auch kein BGE.

Wenn ich mir aktuell viele Eltern anschaue, die noch in der 9. Klasse die Hausaufgaben ihrer Kinder erledigen und ihnen jeden Wunsch erfüllen, dann wächst da leider zum Teil eine Generation heran, die vielleicht wirklich mal ein BGE brauchen wird.


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21.01.2021 um 12:56
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:das trifft schon zu, nur wird leider dieser Wunsch bei Vielen abgelöst von der Frage :
"Wer zahlt jetzt meine Wohnung, mein Essen, meine Drogen" ergänzt um die Forderung, es müsse aber schon mehr als ALG II sein, sonst wäre man arm
Wieso die ständige Erwähnung von Drogen? Braucht das irgendwer?
Wer genug Herausforderungen im Leben hat, braucht keine Drogen um sich wegzudröhnen. Da ist das Leben aufregend genug.
Drogen sind ein Hinweis auf Defizite im Leben.


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21.01.2021 um 12:57
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das klappt aber auch nur, solange noch ein paar Leute da sind, die sich daran erinnern wie man angelt oder wenn die Fische einfach freiwillig aus dem Fluss springen, was aber eher nicht zu erwarten ist.
Oder wenn die von den BGE-Fans erwarteten eierlegenden Wollmilchsau-Roboter vom Himmel fallen.


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