Taln.Reich schrieb:Das ist auch, was der Unterschied zwischen Realer und Gefühlter Inflation ist. Die kleinen Dinge, die man häufig kauft (und entsprechend überproportional stark im Bewusstsein sind) wurden teurer, die großen Dinge, die den größeren Teil des Budgets ausmachen aber selten gekauft (und entsprechend weniger starken Einfluss auf das Preisempfinden haben) blieben gleich oder billiger. Hieraus resultiert dann die scheinbare Paradoxie, dass die Reale Inflation auf gemäßigten Level bleibt, während die gefühlte Inflation wesentlich erhöht wurde.
Wenn ich alte und neue Preise vergleiche, komme ich fast überall auf eine klare Verdopplung innerhalb von 18 Jahren, und der Löwenanteil dieses Preisanstiegs hat recht schnell nach Euro-Umstellung stattgefunden, der Rest war normale Inflation. Etwa der BigMac-Index: zu DM- Zeiten irgendwas mit 3,40 DM, heute knapp 4 Euro. Teurer wurde der FischMac, als ich meinen ersten kaufte (Ende der 80er Jahre) noch 1,50 DM, etwas später 1,70 DM, heute 3,40 Euro, also vervierfacht. In einem Restaurant mit billig-gutbürgerlicher Küche, ein Schnitzel mit ca. 6,70 DM in den 90er Jahren, heute 7,90 Euro - verdoppelt. Zehner-Streifenkarte für die Öffentlichen: anfangs 9 DM, kurz vor Umstellung 11 DM, heute 11,80 Euro - wieder verdoppelt. Früher gab es die 50-Pfennig-Billigläden, heute sind es 50 Cent. Und so weiter. Computer und Handys sind ein schlechter Vergleich, weil bei denen der technische Fortschritt, was Leistungsfähigkeit und Herstellerwettbewerb angeht, nach anderen Regeln geht und damit den Preis beeinflußt, läßt sich deshalb nicht unmittelbar vergleichen.
Hatten wir tatsächlich eine derartig starke "normale" Inflation, daß sich binnen 18 Jahren praktisch jeder Preis verdoppelt?