Tripane schrieb:Du willst dich von einem allmächtigen Staat (der selbst, wie Bürokratie und Verwaltung generell, sich nur von der Wertschöpfung des freien Marktes nährt) finanziell alimentieren lassen und glaubst ernsthaft, der wird das tun, weil es ihm wichtig ist, grade denen viel "Freiheit" und Geld zu geben, die ihm nichts bringen, nur das Geld kosten, das er und seine Funktionäre auch selbst verprassen könnten?
Tja, dann muss man eben auch mit den sozialen Folgen leben. Ich komme in meiner Lebenszeit wahrscheinlich auch noch ohne das BGE klar, was aber ist mit denen, die schon jetzt immer ärmer werden, weil die Niedriglohn-Globalisierung und gleichzeitig fortschreitende Technologisierung den Marktwert ihrer Arbeitskraft dramatisch senkt (mehr Arbeit für weniger Lohn), etwa die, die zwar arbeiten und trotzdem aufs Amt müssen, die in existenzieller Abhängigkeit sind, mehrere Jobs machen müssen, um die Familie zu ernähren etc. Zunehmende Armut der Bevölkerung ist eben immer auch systemgefährdend, das wäre schon zu bedenken.
Abgesehen davon gibt es ja bereits entsprechende Überlegungen und sogar zaghafte Experimente, da nach und nach offenbar auch einige Politiker der weitsichtigeren Sorte anfangen zu verstehen, dass es sich in diese Richtung bewegen muss. Von daher dürfte deine Darstellung wohl ein wenig verkürzt sein. Und "bringen" tut dem Staat im Prinzip jeder etwas, da jeder Konsument ist und damit zum Hauptsteuereinkommen, nämlich dem der Unternehmen, beiträgt. Das habe ich hier übrigens auch schon mal geschrieben, diese Steuern bezahlen faktisch nicht die Unternehmen, sondern ihre Kunden.
Man schaue sich die Staaten an, in denen die Massen eben nicht konsumfähig sind, weil zu arm; die betreiben dann teilweise Subsistenzwirtschaft, der Staat geht derweil in den A…, weil sich Entscheidungsträger lieber die eigenen Taschen vollmachen als Verantwortung zu übernehmen und am Ende versuchen die alle, dorthin zu fliehen, wo es aufgrund hoher privater Vermögenswerte noch funktioniert und evtl. ein mehr oder weniger kosmetischer Sozialstaat existiert. Sollte das irgendwann einmal nicht mehr funktionieren, wohin werden wir eigentlich fliehen?
PS:
Interessant ist ja, dass der soziale Themenkomplex, anders als oft dargestellt, neben den Fragen der Zuwanderung/Innere Sicherheit durchaus eine Rolle im letzten Wahlkampf gespielt
hätte. Immerhin schnellten Martin Schulz' Werte rasant in die Höhe, als er ankündigte, grundlegende Veränderungen an Hartz IV vorzunehmen. Als er dann aber nach großem Trara nur noch mit homöopathisch anmutenden Reförmchen daherkam, um ja die Wirtschaft nicht zu verschrecken, ging es eben genauso schnell wieder abwärts mit ihm.
Ich habe halt immer so meine Zweifel daran, dass es Sinn macht, Dinge zu negieren und wegzuschauen, "auszusitzen", wie man so schön sagt, das kann nämlich mitunter zu einem ganz bösen Erwachen führen, egal, ob es sich um die Probleme der Zuwanderung, der Inneren Sicherheit oder eben der sozialen Frage handelt.