Linksextremismus - die vergessene Gefahr
03.10.2013 um 17:18Kretschmanns maoistische Terrorgruppe findet Gedenken an den Unrechtsstaat DDR gar nicht gut und hat in orwellscher Manier dafür gesorgt, dass man zumindest in Stuttgart erstmal nicht mehr gedenkt
Das Sturmabteilung des antifaschistischen Wahrheitsministeriums hat sich auch schon dazu geäußert:http://www.redglobe.de/deutschland/bundeslaender/baden-wuerttemberg/9208-stuttgart-vermummte-antifaschisten-vereiteln-anti-ddr-Ausstellung
Was mir dazu nur einfällt:
20-köpfige Gruppe verwüstet DDR-Ausstellung in Stuttgarthttp://www.pz-news.de/baden-wuerttemberg_artikel,-20-koepfige-Gruppe-verwuestet-DDR-Ausstellung-in-Stuttgart-_arid,444071.html (Archiv-Version vom 06.10.2013)
Unmittelbar vor dem Tag der Deutschen Einheit hat eine etwa 20-köpfige Gruppe in Stuttgart eine Ausstellung über die DDR verwüstet. Der Anschlag auf die Ausstellung «Die heile Welt der Diktatur? Herrschaft und Alltag in der DDR» der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur war nach Angaben der Polizei von Mittwoch offensichtlich politisch motiviert.
Das Sturmabteilung des antifaschistischen Wahrheitsministeriums hat sich auch schon dazu geäußert:
In Stuttgart ist am Dienstagabend im Rahmen von Protestaktionen gegen die offiziellen Feierlichkeiten zum »Tag der deutschen Einheit« eine Ausstellung der »Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur« im Jugendhaus Mitte von unbekannten Tätern attackiert worden. Wie die »Stuttgarter Nachrichten« heute berichten, handelte es sich um etwa 20 »faschingsähnlich kostümierte« Personen, die 14 der 20 Ausstellungstafeln herunterrissen und mitnahmen. Verletzt wurde niemand. In einer RedGlobe vorliegenden Erklärung bekannte sich eine Gruppe »Gegen jeden Antikommunismus« zu der Aktion: »Die Aktion richtet sich gegen die geschichtsrevisionistische Darstellung der DDR und das nationalistische Spektakel, das der Legitimierung der herrschenden Politik dienen soll. Unsere Aktion steht, wie auch die Aktivitäten anderer AktivistInnen, etwa der Angriff auf das Büro der CDU, im Rahmen der Mobilisierung gegen die Einheitsfeierlichkeiten. Am Donnerstag, den 03.10. werden zudem zumindest einige hundert Menschen mit einer Demonstration gegen die Feierlichkeiten und für eine Perspektive jenseits des Kapitalismus auf die Straße gehen.«
Zu der angesprochenen Demonstration ruft ein breites Spektrum von Organisationen unter dem Motto »Ihre Einheit heißt Krise, Krieg und Armut« auf. Zu den Unterstützern gehören mehrere Antifa-Gruppen, die DKP Stuttgart und Schwäbisch Hall, die SDAJ Baden-Württemberg, aber auch die Stuttgarter ver.di-jugend. Auftakt der Demonstration ist am Donnerstag, 3. Oktober, um 14.00 Uhr in der Stuttgarter Lautenschlagerstraße. Ob die Verantwortlichen für die Aktion im Jugendhaus Mitte aus dem Kreis der Aufrufer stammen, ist unklar, auch wenn bürgerliche Medien die Gruppe Revolutionäre Aktion Stuttgart nennen.
Nachstehend dokumentieren wir die Erklärung »Warum wir die Bilder der Ausstellung „Alltag in der Diktaturg im Jugendhaus Mitte entfernt haben...«. Das Jugendhaus Mitte hat übrigens bislang auf unsere Bitte um eine Stellungnahme nicht reagiert.
»Im Rahmen der Einheitsfeierlichkeiten, die in diesem Jahr in Stuttgart stattfinden, wird der Untergang der DDR bejubelt und die „Einheit“ Deutschlands gefeiert. Im Rahmen der diversen Ausstellungen, Veranstaltungen und Veröffentlichungen wird ein Bild gezeichnet, in dem die DDR als Diktatur erscheint und die dortigen Entwicklungen entweder als barbarisch oder als lächerlich dargestellt werden. Die BRD hingegen wird als Musterland der Demokratie gefeiert, die höchsten Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Künstler und natürlich die bürgerlichen Medien bejubeln ihre Nation und blenden alles aus, was dieser Darstellung widerspricht.
Wer sich auch nur ein wenig kritisch mit den im Rahmen der Feierlichkeiten dargebotenen Inhalten auseinandersetzt, stößt schnell darauf, dass es dabei in erster Linie um eine Propaganda geht, die die herrschende Politik legitimieren und eine antikapitalistische Perspektive diffamieren soll. Es ist nichts darüber zu finden, dass die Entnazifizierung in der DDR konsequent vonstatten ging, während in der BRD fast sämtliche Verantwortliche für Krieg, den Holocaust und die Konzentrationslager in hohen Ämtern in Staat und Wirtschaft blieben und selbst die Geheimdienste von alten Nazis aufgebaut wurden. Kein Wort über die politische Verfolgung in der BRD, mit Toten auf Antikriegsdemonstrationen schon in den 50er Jahren, dem Verbot der KPD, Notstandsgesetzen, Berufsverboten, Isolationshaft. Man findet keinen Vergleich der Methoden der Stasi, mit den viel weitreichenderen und umfassenderen Überwachungsmaßnahmen von Verfassungsschutz, NSA und weiteren heute aktiven Geheimdiensten. Auch ist nichts darüber zu lesen, dass die repressiven Organe der DDR nicht zuletzt deswegen aufgebaut werden mussten, weil es Sabotageaktionen wie die Vergiftung von Lebensmitteln und Bombenanschläge gab – die nicht zuletzt von den kapitalistischen Staaten aus unterstützt wurden. Man findet kein Wort darüber, dass einzig die DDR der deutschen Verantwortung für die Kriegsschuld und die weitgehende Zerstörung der Sowjetunion mit 25 Millionen Toten nachkam und große Teile der Industrieanlagen als Entschädigung lieferte, wirtschaftliche Schwierigkeiten also auch daher rührten – und die DDR dennoch unter den zehn am weitesten entwickelten Industrienationen rangierte. Dass von der DDR niemals ein Krieg ausging, sondern stets betont wurde, dass der Aufbau der NVA einzig der Verteidigung der Bevölkerung dient, während die Bundeswehr für die „deutschen Interessen“ weltweit an Kriegseinsätzen, inkl. der Ermordung von Zivilisten beteiligt ist, wird ebenfalls nicht erwähnt. Oder auch, dass das Militärgerät der NVA erst nach 1990 eingesetzt wurde – bei Massakern in kurdischen Dörfern, nachdem es von der BRD ans türkische Militär verkauft wurde. Kein Wort davon, dass es in der DDR keine Armut in der Intensität wie in den meisten kapitalistischen Staaten gab, keine Arbeitslosigkeit, keinen Mangel an Ausbildungs- und Kindertagesstättenplätzen.
Man findet auch nichts darüber, dass heute in der BRD ein paar Reiche mehr besitzen als zwei Drittel der gesamten Bevölkerung, weltweit Millionen verhungern, während andere gar nicht wissen wohin mit ihrem Vermögen – während die Einkommensunterschiede in der DDR dagegen minimal waren. Auch das Versprechen, das 1990 von Helmut Kohl an die Menschen in der DDR gemacht wurde, dass es nach der Wiedervereinigung „niemandem schlechter, aber vielen besser gehen“ werde, während bereits wenige Jahre später ein großer Teil der Betriebe in der DDR vernichtet und Millionen Menschen in die Arbeits- und Perspektivlosigkeit gebracht wurden, wird nicht thematisiert. Von der Berliner Mauer ist oft die Rede, aber kein Wort davon, dass an den abgeschotteten europäischen Außengrenzen jedes Jahr mehr Menschen ums Leben kommen, als an der Berliner Mauer in all den Jahrzehnten ihres Bestehens zusammen genommen.
Man findet in der Ausstellung und auch den anderen Teilen des propagandistischen Spektakels nichts über die Errungenschaften der DDR – die Gleichstellung von Frauen, die Bildungsmöglichkeiten, die Freizeit- und Sportmöglichkeiten für Jugendliche, die internationale Solidarität mit Befreiungsbewegungen, die vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen, die Enteignung von Großgrundbesitz zugunsten der Bevölkerung. Man findet natürlich auch nichts über den tatsächlichen Alltag im real existierenden heutigen Kapitalismus – die Millionen die (ver)hungern oder aufgrund ihrer Armut an heilbaren Krankheiten sterben, die Zerstörung der Umwelt durch die kapitalistischen Konzerne, die Kriege und Waffenlieferungen, die staatlich geduldete rassistische Gewalt, die Arbeitsbedingungen in den Billig-Lohnfabriken, den Sozialabbau, Wohnungsnot, Zwangsräumungen armer Familien, Polizeigewalt usw. usf.
Eine sachliche Aufarbeitung der Fehlentwicklungen der sozialistischen Versuche ist nicht nur legitim, sondern auch notwendig. Fundamentale gesellschaftliche Umbrüche gehen nie reibungslos und kurzfristig vonstatten. Insbesondere in einer Welt, in der Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Elend zum Alltag gehören und die Menschen seit Jahrhunderten prägen, bedingen Prozesse zur Überwindung dieser Verhältnisse auch Fehler und Probleme. Aus diesen gilt es zu lernen.
Was von den bürgerlichen Institutionen – und eben auch von Ausstellungen wie der, die wir zu großen Teilen kurz vor ihrem offiziellen Beginn entfernt haben – betrieben wird, hat damit jedoch nichts zu tun. Wir lassen nicht zu, dass sie die Geschichte im Interesse einer Zementierung des Kapitalismus umschreiben. Wir lassen nicht zu, dass sie das Streben vieler Millionen Menschen, die für eine befreite, eine kommunistische Gesellschaft kämpften und ihr Leben ließen, diffamieren.
Was an den mittlerweile historischen sozialistischen Staaten zu kritisieren ist, ist nicht zu viel, sondern noch zu wenig sozialistische Entwicklung. Der Kapitalismus ist sicher keine Alternative hierzu. Seine vollkommene Überwindung hingegen ist nach wie vor möglich und notwendig – durch unseren Widerstand und unsere Organisierung, durch den Aufbau wirklich demokratischer Strukturen.
Gegen jeden Antikommunismus.«
Was mir dazu nur einfällt:
SS, SA - hier kommt die Stuttgarter AntiFa.