@Hirnlos Hirnlos schrieb am 05.10.2017:Welche Verfilmung meinst du? Es gab einmal den Fernshfilm und dann die Kino Verfilmung.
Ich meine den den deutschen Film von 2008 mit Jürgen Vogel und nicht den amerikanischen Fernsehfilm von 1981. Den hab ich zwar auch gesehen, aber das ist schon recht lange her und außer an den Schluss, kann ich mich kaum noch daran erinnern.
Beim Kinofilm von 2008 fand ich genau das unglaubwürdig dargestellt, was der Film eigentlich "beweisen" wollte, nämlich dass es immer noch sehr einfach sei, faschistoides Gedankengut in die Köpfe (junger) Menschen zu pflanzen. Das mag zwar unter bestimmten Rahmenbedingungen durchaus zutreffen, geschieht aber heutzutage garantiert nicht auf die im Film dargestellte Art und Weise und schon gar nicht innerhalb einer Woche!
Aus Wikipedia:
Er ändert die Sitzordnung in eine frontal auf ihn gerichtete Position und fordert die Schüler auf, beim Reden aufzustehen und schnelle, knappe Antworten zu geben. Dann lässt er sie zwecks körperlicher Ertüchtigung im Gleichschritt auf der Stelle marschieren. Diese Übungen bringt er als Vorschläge, über die sie abstimmen dürfen. Der strenge Ton und die straffe Disziplin kommen bei den meisten Schülern gut an, und sie sind motivierter. Schließlich gründet der Lehrer zu Demonstrationszwecken – darüber klärt er die Schüler nicht mehr auf – eine Art autokratischer Bewegung. Die Prinzipien der Gruppe sind „Macht durch Disziplin“, „Macht durch Gemeinschaft“ und „Macht durch Handeln“. Als Erkennungsmerkmal und eine Art Uniform sollen alle Mitglieder der Gruppe weiße Hemden tragen. Zwei Mädchen protestieren gegen diese Vorschriften, wechseln schließlich den Kurs und sehen sich deswegen zunehmenden Anfeindungen im Freundeskreis ausgesetzt. Der Kurs erhält unterdessen durch Mundpropaganda Zulauf von Schülern aus anderen Kursen. In ihrer Begeisterung bitten einzelne Schüler den Lehrer, dem Ganzen einen Namen zu geben. Die noch demokratische Abstimmung ergibt den Namen „Die Welle“, einer der Schüler entwirft ein Logo und es wird eine gemeinsame Grußgeste eingeführt. Es entstehen neue Ideen, die „Welle“ zu verbreiten und sich in die Bewegung einzubringen. Bald hat die „Welle“ den Rahmen des Unterrichts verlassen und durchdringt den außerschulischen Alltag. Die einst schleppend verlaufenden Theaterproben gewinnen an Struktur und die von Wenger trainierte Wasserballmannschaft mehr Zuschauer. Der Zusammenhalt wächst, die Welle-Mitglieder beschützen einander vor außenstehenden Pöblern, sprühen das Welle-Logo nachts in wilden Gruppenaktionen an Wände in der ganzen Stadt und veranstalten eine spontane Fete. Wikipedia: Die Welle (2008)#Handlung des FilmsDass sowas an einer deutschen Schule möglich sein soll, ohne dass vorher überhaupt genau definiert wurde, für welche Ziele "die Welle" genau eintritt, ist völlig an den Haaren herbeigezogener Unsinn! Dadurch erreicht der Film nur das genaue Gegenteil von dem, was er ursprünglich bezwecken wollte, nämlich dass sich junge Leute in einem Gefühl der Sicherheit wiegen, weil sie nie auf die Idee kämen so zu handeln wie die dämlichen Schüler im Film. Wer trägt z.B. als Erkennungsmerkmal schon freiwillig weiße Hemden?
;)Hirnlos schrieb am 05.10.2017:Und was findest du am Film "Club der Toten Dichter" ungalubwürdig?
"Club der toten Dichter" spielt in einem amerikanischen Internat während der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Zugegeben kann ich nicht beurteilen, wie korrekt im Film die Umstände in einem Internat zur damaligen Zeit wiedergegeben werden.
Was ich an dem Film so unglaublich ärgerlich finde, ähnelt ein wenig dem, was ich auch an "Die Welle" kritikwürdig finde, nur mit vertauschten Vorzeichen: Der "Club der toten Dichter" suggeriert, dass nur jene Schüler mutig und richtig handeln, die den Englischlehrer John Keating unheimlich toll finden, während alle anderen nur als angepasste Duckmäuser wahrgenommen werden sollen.
Was ist aber mit all den Schülern, die sich einen feuchten Scheiß für Poesie interessieren, weil ihre Interessen ganz woanders liegen, zum Beispiel auf dem Gebiet der Naturwissenschaften? Vielleicht ist ein Schüler in seiner Freizeit stundenlang mit dem Schmetterlingsnetz unterwegs, um seltene Insekten zu fangen und zu bestimmen? Ein anderer interessiert sich vielleicht mehr für die punischen Kriege als für englische Lyrik? Und vielleicht gibt es auch Schüler, die zwar grundsätzlich durchaus Interesse an Poesie hätten, denen aber einfach nur die anbiedernde Art von Lehrer Keating auf die Nerven geht?
Trotzdem soll der Club beim Zuschauer so wirken, als seien dessen Mitglieder die heimliche Elite der Klasse und der Rest nur unterwürfige Systemlinge. "Carpe diem!", aber bitte gefälligst nur so, wie es sich die Macher des Films vorstellen. Zum Beispiel in monatelanger Arbeit aus Teilen vom Schrottplatz ein Moped zusammen zu bauen, gehört garantiert nicht zu dem, was einem als "sinnvolles Nutzen des Tages" suggeriert werden soll. Eine handwerkliche Tätigkeit ist dafür nämlich viel zu profan und nicht elitär genug.
Und nicht zuletzt ähnelt der Schluss von "Der Club der toten Dichter" in verblüffender Weise dem Schluss von "die Welle", mit dem Unterschied, dass Personenkult als etwas positives dargestellt wird: "Oh Captain, mein Captain!"
Warum nicht gleich "Oh Führer, mein Führer!" ?