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Wenn Hitler 1944 gestorben wäre...
01.12.2014 um 15:42Ich möchte ein Szenario entwerfen, was geschehen wäre, wenn Hitler dem Attentat vom 20. Juli 1944 zum Opfer gefallen wäre...
Am 20. Juli 1944 gegen Mittag explodiert in der Lagebaracke der Wolfsschanze (Ostpreußen) ein Sprengkörper.
Versammelt haben sich Adolf Hitler und hohe Generäle sowie Mitarbeiter Hitlers. Die meisten Teilnehmer des Treffens werden getötet, darunter Hitler, Feldmarschall Keitel, Generaloberst Jodl und mehrere Generäle. Unter den wenigen Überlebenden befindet sich Oberst Claus von Stauffenberg, der kurz vor der Explosion unter einem Vorwand die Baracke verlassen hat. Zu diesem Zeitpunkt weiß noch niemand, dass er für den Bombenanschlag verantwortlich ist.
Dem Attentat folgt fast unverzüglich ein bewaffneter Aufstand des deutschen Widerstands gegen die Naziregierung. Während Hitlers Verbleib noch unklar ist, bricht in Berlin das Chaos aus, als Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, und Hermann Göring, Chef der Luftwaffe, sich einen Machtkampf liefern. Offiziell ist Göring als Hitlers Nachfolger vorgesehen, aber da Hitlers Tod noch unbestätigt ist, sieht Himmler in Görings Handeln nur eine Bedrohung seiner eigenen Macht. Keiner von beiden will nachgeben, und so eskaliert in der deutschen Hauptstadt die Gewalt. Inzwischen haben Kämpfer des Widerstands und einfache Wehrmachtstruppen, die Stauffenberg und seinen Mitverschwörern loyal gegenüberstehen, wichtige Gebäude besetzt, darunter die Reichskanzlei und das Propagandaministerium. Dabei wird Propagandaminister Joseph Goebbels gefangengenommen. Auch in anderen Städten wie Prag, Wien und Paris werden hochrangige Nazifunktionäre festgesetzt. Der Plan zur Ermordung Hitlers und der Aufstand gegen das Naziregime, bekannt unter dem Codenamen "Operation Walküre", wurde von Stauffenberg, Ludwig Beck, Friedrich Olbricht, Henning von Tresckow und anderen hochrangigen Offizieren der Wehrmacht ausgearbeitet. Die Motive für diese Aktion sind bis heute umstritten. Viele glauben der Staatsstreich geschah um der "Endlösung" und dem Völkermord an den Juden ein Ende zur bereiten. Andere sehen das Motiv in der drohenden Kriegsniederlage Deutschlands. Wieder andere meinen, dass nichts weiter als Machtgier die Verschwörer antrieb.
Was auch immer die Motive der Verschwörer waren, es gibt keinen Zweifel daran, dass der Staatsstreich in Deutschland die Geschichte Europas und der ganzen Welt entscheidend verändern sollte. Dank des Chaos in der Naziregierung können die Anführer von "Walküre" rasch die Kontrolle übernehmen. Eine wichtige Rolle dabei spielt General Olbricht, der die Kontrolle über die Radiosender in Berlin übernommen hat. Am Morgen des 21. Juli, nach eine Nacht der Angst und Gewalt in Berlin, lässt er folgende Nachricht senden: "Der Führer Adolf Hitler ist tot. Eine Bombe in seinem Hauptquartier hat ihn und einen Großteil des Generalstabs getötet. Es besteht kein Grund zur Panik. Deutschland steht nun unter dem Kommando von General Beck und anderen Gegnern der Nazidiktatur. Bitte bleiben Sie in ihren Häusern und warten Sie auf weitere Nachrichten." Die Kämpfe gehen auch am 21. und 22. Juli weiter.
Die Reaktion der Alliierten
Im britischen Außenministerium wird die Radionachricht kurz nach ihrer Ausstrahlung empfangen. Verwirrung macht sich breit. Schließlich überbringt Außenminister Anthony Eden die Nachricht direkt an Premierminister Winston Churchill. In Washington wird US-Präsident Roosevelt von seinen Leuten informiert. Churchill und Roosevelt sind skeptisch, verlangen Beweise. Man vermutet hinter der Nachricht einen Trick.
Die letzten Zweifel verschwinden am Abend des 22. Juli. Nach zweitägigen Kämpfen verkündet General Ludwig Beck in einer Radioansprache den Fall des Naziregimes. Hitler ist tot; Göring, Goebbels und andere gefangengenommen. Himmler, der zunächst fliehen konnte, wird in einem billigen Hotel in München aufgegriffen, als er versucht, sich unter dem Bett zu verstecken. Beck ruft eine provisorische Regierung, mit sich als Reichspräsidenten und dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler als Reichskanzler, aus.
Becks Ansprache überzeugt die Alliierten vom Regierungswechsel in Deutschland. Für Churchill ändert das wenig. Er erklärt dem Kabinett am 23. Juli dass auch für die neue deutsche Regierung die Friedensbedingungen der bedingungslosen Kapitulation gelten werden. Roosevelt will erst einmal die Lage in Deutschland genauer sondieren.
Joseph Stalin dagegen teilt Churchills Meinung. Er will Rache für die Massaker von Stalingrad und Leningrad. In Berlin lehnt man eine Kapitulation ab, befürwortet aber einen Verhandlungsfrieden. Beck demonstriert seinen guten Willen, indem er allen deutschen Streitkräften in Frankreich, Skandinavien und Russland den Rückzug nach Deutschland befiehlt. Charles De Gaulle trifft am 28. Juli im befreiten Paris ein und wird zum Oberhaupt der provisorischen Regierung Frankreichs ernannt. In Osteuropa besetzt die Rote Armee schnell die von den Deutschen geräumten Gebiete und steht bald an der deutschen Grenze.
Friedensverhandlungen
Am 6. August ist die Lage in Deutschland wieder vollkommen unter Kontrolle. Himmler, Ribbentrop, Göring und Goebbels sind sicher eingesperrt und warten auf ihre Verurteilung. Goerdeler verspricht nach Kriegsende freie Wahlen in Deutschland. Allerdings verweigern er und Beck nach wie vor die bedingungslose Kapitulation. Schließlich hat sich die Wehrmacht aus den meisten der besetzten Gebiete zurückgezogen und verfügt noch über genug Reserven, um Angriffe auf die deutsche Grenze zurückzuschlagen. Nach seiner Rückkehr nach Paris hat De Gaulle seine Forderungen nach einem Gegenangriff auf Deutschland zurückgezogen. Stalin ist aggressiver, doch die Rote Armee wird bei ihrem Invasionsversuch am 8. August vom unerwartet starken Widerstand der Deutschen zurückgetrieben.
Am 1. September stimmt Churchill schließlich einer Friedenskonferenz zu. Roosevelt schlägt die neutrale Schweiz als Verhandlungsort vor, doch Churchill besteht darauf, die Konferenz auf britischen Territorium stattfinden zu lassen. Beck und Goerdeler sind nicht in der Position dies abzulehnen. Goerdeler stimmt zu Deutschland auf der Friedenskonferenz in Malta zu vertreten, zu der auch Churchill, Stalin und Roosevelt erscheinen. Auf Churchills Vorschlag hin nehmen außerdem John Curtin für Australien und Mackenzie King für Kanada an der Konferenz teil, während De Gaulle die Franzosen vertritt und die Italiener Ivanoe Bonomi schicken. Die Regierungen der teilnehmenden Nationen vereinbaren am 12. September einen Waffenstillstand. Die Konferenz von Valletta beginnt am 14. September 1944. Seit Hitlers Tod sind etwa 6 Wochen vergangen. Churchill wird später dazu sagen: "...es ging auf einmal alles so schnell..."
Jedes Land hat eine lange Liste von Forderungen. Die wichtigsten seien hier kurz zusammengefasst:
Deutschland
Die Hauptforderungen der deutschen provisorischen Regierung sind ihr weiteres Bestehen, keine Besatzung durch die Alliierten, ungestörte Fortsetzung des deutschen Wirtschaftsprogramms und alleinige Aburteilung der Nazi-Kriegsverbrecher durch deutsche Gerichte.
Frankreich
De Gaulle fordert den Rückzug der Achsenmächte von allem nominal französischen Territorium. Außerdem werden Kriegsreparationen von Deutschland gefordert.
Großbritannien
Churchill stellt die meisten Forderungen. Neben Kriegsreparationen verlangt er die permanente Anwesenheit alliierter Truppen in Deutschland, um die Erfüllungen der Friedensbedingungen zu überwachen. Seine bekannteste Forderung ist, dass die Verurteilung der Nazi-Kriegsverbrecher durch alliierte Gerichte stattfinden soll, unter der Begründung dass deutsche Gerichte gewiss zu milde Urteile aussprechen würden. Außerdem verlangt er den Rücktritt von Beck und Goerdeler sowie Neuwahlen in Deutschland vor der Vertragsunterzeichnung.
Vereinigte Staaten von Amerika
Roosevelts einzig wichtige Forderung an Deutschland ist die Räumung aller besetzten Gebiete und die Rückkehr zu den deutschen Grenzen von 1937.
Die Konferenz dauert vom 14. bis zum 26. September an. In dieser Zeit werden keinerlei Berichte über den Stand der Verhandlungen an die Öffentlichkeit mitgeteilt. Roosevelt übernimmt bei den Verhandlung mehrfach die Rolle des Vermittlers zwischen den Delegierten, während Churchill am starrköpfigsten auf seinen Forderungen beharrt.
Sowjetunion
Die Sowjets verlangen die Abtretung Ostpreußens an Polen, die künftige Neutralität Deutschlands und Reparationen.
Vertrag von Valetta
Die Konferenz erzielt schließlich eine Einigung, die zu einem offiziellen Friedensvertrag führt. Die Alliierten und Achsenmächte einigen sich auf einen permanenten Waffenstillstand. Der Vertrag selbst wird erst im April 1946 von den Regierungsoberhäuptern unterzeichnet. Kurzgefasst werden darin folgende Garantien gemacht:
Deutscher Rückzug zu den Grenzen von1937. Österreich bleibt Teil von Deutschland, doch innerhalb der nächsten zwei Jahre findet ein Volksentscheid über die mögliche Unabhängigkeit Österreichs statt.
Neuwahlen in Deutschland vor Ende des Jahres 1945.
Deutschland zahlt Kriegsreparationen in Höhe von 60 Milliarden Dollar im Zeitraum von 25 Jahren.
Die höchstrangigen Mitglieder des Naziregimes werden in Genf in der Schweiz vor ein spezielles Tribunal gestellt.
Ein neues internationales Gremium, die Vereinten Nationen, wird gegründet. Die Mitglieder des Sicherheitsrats sind Frankreich, die USA, die UdSSR und Großbritannien.
Dieser Vertrag wird am 14. April 1946 in Valetta unterzeichnet und beendet den Zweiten Weltkrieg offiziell, während die Kämpfe schon 18 Monate vorher geendet haben. Viele Aspekte des Vertrages werden in der Weltöffentlichkeit stark kritisiert.
Das Ende des Dritten Reichs
Beck und Goerdeler halten ihr Versprechen von den freien Wahlen, und am 16. April 1945 strömt das deutsche Volk an die Wahlurnen. Beck kandidiert nicht für die Präsidentenwahl, die von Theodor Heuss gewonnen wird. Die neugegründete Christlich Demokratische Union gewinnt auch die Parlamentswahl und bildet die neue Regierung, mit Konrad Adenauer als neuem Kanzler. Um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt, führt die neue Regierung weitreichende Reformen am deutschen Staatssystem durch. Die wichtigste besteht wohl darin, die Befugnisse des Präsidenten einzuschränken. Adenauer orientiert sich dabei stark am erfolgreichen britischen System.
In einem Volksentscheid am 15. Mai 1946 entscheidet sich das Volk von Österreich für die Loslösung von Deutschland.
Die Genfer Prozesse
In Übereinstimmung mit dem Friedensvertrag werden ehemalige Mitglieder der Naziregierung von Deutschland an die Alliierten ausgeliefert, während hunderte andere vor deutsche Gerichte gestellt werden. Die Angeklagten werden in Genf in der Schweiz vor ein spezielles Tribunal gestellt; das sich aus einem britischen oder amerikanischen Richter, einem deutschen Richter und einem Richter aus einem neutralen Land zusammensetzt.
Anklagepunkte:
1.Verschwörung (Grundlage: Artikel 6 besonders 6a des Statuts)
2. Verbrechen gegen den Frieden (Grundlage: Artikel 6a des Statuts)
3. Kriegsverbrechen (Grundlage: Artikel 6, besonders 6b des Statuts)
4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Grundlage: Artikel 6, besonders 6c des Statuts)
Dabei werden folgende Urteile gefällt:
Angeklagter
Anklagepunkte
Schuldig in
Urteil
Anmerkung
Martin Bormann
1,3,4
3,4
Tod durch den Strang
in Abwesenheit
Karl Dönitz
1,2,3
2,3
zehn Jahre Haft
Hans Frank
1,3,4
3,4
Tod durch den Strang
Wilhelm Frick
1,2,3,4
2,3,4
Tod durch den Strang
Hans Fritzsche
1,3,4
—
Freispruch
Walther Funk
1,2,3,4
2,3,4
lebenslange Haft
begnadigt 1957
Hermann Göring
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
tötete sich vor der Vollstreckung selbst
Rudolf Heß
1,2,3,4
1,2
lebenslange Haft
Suizid 1987 (in Haft)
Joseph Goebbels
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
Goebbels Suizidversuch konnte vereitelt werden
Ernst Kaltenbrunner
1,3,4
3,4
Tod durch den Strang
Heinrich
Himmler
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
Tötete sich vor der Vollstreckung selbst
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach
1,2,3,4
—
—
Verfahrenseinstellung aus gesundheitlichen Gründen
Robert Ley
1,2,3,4
—
—
tötete sich vor Prozessbeginn selbst
Konstantin von Neurath
1,2,3,4
1,2,3,4
15 Jahre Haft
begnadigt 1954
Franz von Papen
1,2
—
Freispruch
Erich Raeder
1,2,3
1,2,3
lebenslange Haft
begnadigt 1955
Joachim von Ribbentrop
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
Alfred Rosenberg
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
Fritz Sauckel
1,2,3,4
3,4
Tod durch den Strang
Hjalmar Schacht
1,2
—
Freispruch
Baldur von Schirach
1,4
4
20 Jahre Haft
Arthur Seyß-Inquart
1,2,3,4
2,3,4
Tod durch den Strang
Albert Speer
1,2,3,4
3,4
20 Jahre Haft
Julius Streicher
1,4
4
Tod durch den Strang
Nach der Urteilsverkündung begehen Göring und Himmler in ihren Zellen Selbstmord. Dönitz wird nach Verbüßen seine Haftstrafe freigelassen und führt bis zu seinem Tod 1980 ein ruhiges Leben. Heß stirbt 1987 im Gefängnis. Speer wird 1966 freigelassen. Er stirbt 1981.
Die neue Weltordnung
Nach dem Untergang des Dritten Reichs und dem Aufstieg eines modernen, demokratischen Deutschlands bricht in Europa eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands an. Die Hauptakteure des "Neuen Europa" (wie Adenauer es nennt) sind Adenauers Deutschland, Attlees Großbritannien, DeGaulles Frankreich und Stalins UdSSR. Die "Großen Vier" beginnen damit, in Europa ihre Interessengebiete abzustecken. Wie befürchtet, kommt es zwischen Deutschland und Russland zum Konflikt über den Einfluss in Osteuropa. Stalin entsendet von 1948 bis zu seinem Tod 1953 Truppen nach Polen, Ungarn, Rumänien und in die Tschechoslowakei, um die wirtschaftliche Vormachtstellung Deutschlands dort auf ein Minimum zu reduzieren. Den Deutschen sind direkte militärische Interventionen durch den Friedensvertrag und Adenauers Veto nicht möglich. Inzwischen knüpft die USA enge Beziehungen zu Großbritannien und Frankreich, die in einer neuen Triple Entente zwischen Washington, London und Paris gipfeln. Die drei Mächte bilden in den Vereinten Nationen einen mächtigen Block, dem es gelingt die britischen und französischen Kolonien, unter Aufsicht der Vereinten Nationen, langsam in souveräne, demokratische Länder umzuwandeln. Der umstrittenste dieser neuen Staaten ist das ehemalige Völkerbundsmandat Palästina, das 1948 seine Unabhängigkeit erlangt. Die USA befürworten die Schaffung des jüdischen Staates Israel in dieser Region.
Im März 1949 testen die USA die erste Atombombe in der Wüste von Nevada. Damit beginnt der Kalte Krieg, ein ideologischer Kampf zwischen dem kapitalistischen Westen, der kommunistischen UdSSR(und ab 1951 auch China), der mithilfe von Abschreckung durch Nuklearwaffen geführt wird. Deutschland nimmt wenig Anteil an diesem Konflikt. Da beide Seiten laut Vertrag keine Streitkräfte in Deutschland stationieren dürfen, bildet das Land in Zentraleuropa eine Pufferzone zwischen den beiden Machtblöcken.
1953 stirbt Josef Stalin. Sein Nachfolger wird Nikita Chruschtschow...
Am 20. Juli 1944 gegen Mittag explodiert in der Lagebaracke der Wolfsschanze (Ostpreußen) ein Sprengkörper.
Versammelt haben sich Adolf Hitler und hohe Generäle sowie Mitarbeiter Hitlers. Die meisten Teilnehmer des Treffens werden getötet, darunter Hitler, Feldmarschall Keitel, Generaloberst Jodl und mehrere Generäle. Unter den wenigen Überlebenden befindet sich Oberst Claus von Stauffenberg, der kurz vor der Explosion unter einem Vorwand die Baracke verlassen hat. Zu diesem Zeitpunkt weiß noch niemand, dass er für den Bombenanschlag verantwortlich ist.
Dem Attentat folgt fast unverzüglich ein bewaffneter Aufstand des deutschen Widerstands gegen die Naziregierung. Während Hitlers Verbleib noch unklar ist, bricht in Berlin das Chaos aus, als Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, und Hermann Göring, Chef der Luftwaffe, sich einen Machtkampf liefern. Offiziell ist Göring als Hitlers Nachfolger vorgesehen, aber da Hitlers Tod noch unbestätigt ist, sieht Himmler in Görings Handeln nur eine Bedrohung seiner eigenen Macht. Keiner von beiden will nachgeben, und so eskaliert in der deutschen Hauptstadt die Gewalt. Inzwischen haben Kämpfer des Widerstands und einfache Wehrmachtstruppen, die Stauffenberg und seinen Mitverschwörern loyal gegenüberstehen, wichtige Gebäude besetzt, darunter die Reichskanzlei und das Propagandaministerium. Dabei wird Propagandaminister Joseph Goebbels gefangengenommen. Auch in anderen Städten wie Prag, Wien und Paris werden hochrangige Nazifunktionäre festgesetzt. Der Plan zur Ermordung Hitlers und der Aufstand gegen das Naziregime, bekannt unter dem Codenamen "Operation Walküre", wurde von Stauffenberg, Ludwig Beck, Friedrich Olbricht, Henning von Tresckow und anderen hochrangigen Offizieren der Wehrmacht ausgearbeitet. Die Motive für diese Aktion sind bis heute umstritten. Viele glauben der Staatsstreich geschah um der "Endlösung" und dem Völkermord an den Juden ein Ende zur bereiten. Andere sehen das Motiv in der drohenden Kriegsniederlage Deutschlands. Wieder andere meinen, dass nichts weiter als Machtgier die Verschwörer antrieb.
Was auch immer die Motive der Verschwörer waren, es gibt keinen Zweifel daran, dass der Staatsstreich in Deutschland die Geschichte Europas und der ganzen Welt entscheidend verändern sollte. Dank des Chaos in der Naziregierung können die Anführer von "Walküre" rasch die Kontrolle übernehmen. Eine wichtige Rolle dabei spielt General Olbricht, der die Kontrolle über die Radiosender in Berlin übernommen hat. Am Morgen des 21. Juli, nach eine Nacht der Angst und Gewalt in Berlin, lässt er folgende Nachricht senden: "Der Führer Adolf Hitler ist tot. Eine Bombe in seinem Hauptquartier hat ihn und einen Großteil des Generalstabs getötet. Es besteht kein Grund zur Panik. Deutschland steht nun unter dem Kommando von General Beck und anderen Gegnern der Nazidiktatur. Bitte bleiben Sie in ihren Häusern und warten Sie auf weitere Nachrichten." Die Kämpfe gehen auch am 21. und 22. Juli weiter.
Die Reaktion der Alliierten
Im britischen Außenministerium wird die Radionachricht kurz nach ihrer Ausstrahlung empfangen. Verwirrung macht sich breit. Schließlich überbringt Außenminister Anthony Eden die Nachricht direkt an Premierminister Winston Churchill. In Washington wird US-Präsident Roosevelt von seinen Leuten informiert. Churchill und Roosevelt sind skeptisch, verlangen Beweise. Man vermutet hinter der Nachricht einen Trick.
Die letzten Zweifel verschwinden am Abend des 22. Juli. Nach zweitägigen Kämpfen verkündet General Ludwig Beck in einer Radioansprache den Fall des Naziregimes. Hitler ist tot; Göring, Goebbels und andere gefangengenommen. Himmler, der zunächst fliehen konnte, wird in einem billigen Hotel in München aufgegriffen, als er versucht, sich unter dem Bett zu verstecken. Beck ruft eine provisorische Regierung, mit sich als Reichspräsidenten und dem ehemaligen Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler als Reichskanzler, aus.
Becks Ansprache überzeugt die Alliierten vom Regierungswechsel in Deutschland. Für Churchill ändert das wenig. Er erklärt dem Kabinett am 23. Juli dass auch für die neue deutsche Regierung die Friedensbedingungen der bedingungslosen Kapitulation gelten werden. Roosevelt will erst einmal die Lage in Deutschland genauer sondieren.
Joseph Stalin dagegen teilt Churchills Meinung. Er will Rache für die Massaker von Stalingrad und Leningrad. In Berlin lehnt man eine Kapitulation ab, befürwortet aber einen Verhandlungsfrieden. Beck demonstriert seinen guten Willen, indem er allen deutschen Streitkräften in Frankreich, Skandinavien und Russland den Rückzug nach Deutschland befiehlt. Charles De Gaulle trifft am 28. Juli im befreiten Paris ein und wird zum Oberhaupt der provisorischen Regierung Frankreichs ernannt. In Osteuropa besetzt die Rote Armee schnell die von den Deutschen geräumten Gebiete und steht bald an der deutschen Grenze.
Friedensverhandlungen
Am 6. August ist die Lage in Deutschland wieder vollkommen unter Kontrolle. Himmler, Ribbentrop, Göring und Goebbels sind sicher eingesperrt und warten auf ihre Verurteilung. Goerdeler verspricht nach Kriegsende freie Wahlen in Deutschland. Allerdings verweigern er und Beck nach wie vor die bedingungslose Kapitulation. Schließlich hat sich die Wehrmacht aus den meisten der besetzten Gebiete zurückgezogen und verfügt noch über genug Reserven, um Angriffe auf die deutsche Grenze zurückzuschlagen. Nach seiner Rückkehr nach Paris hat De Gaulle seine Forderungen nach einem Gegenangriff auf Deutschland zurückgezogen. Stalin ist aggressiver, doch die Rote Armee wird bei ihrem Invasionsversuch am 8. August vom unerwartet starken Widerstand der Deutschen zurückgetrieben.
Am 1. September stimmt Churchill schließlich einer Friedenskonferenz zu. Roosevelt schlägt die neutrale Schweiz als Verhandlungsort vor, doch Churchill besteht darauf, die Konferenz auf britischen Territorium stattfinden zu lassen. Beck und Goerdeler sind nicht in der Position dies abzulehnen. Goerdeler stimmt zu Deutschland auf der Friedenskonferenz in Malta zu vertreten, zu der auch Churchill, Stalin und Roosevelt erscheinen. Auf Churchills Vorschlag hin nehmen außerdem John Curtin für Australien und Mackenzie King für Kanada an der Konferenz teil, während De Gaulle die Franzosen vertritt und die Italiener Ivanoe Bonomi schicken. Die Regierungen der teilnehmenden Nationen vereinbaren am 12. September einen Waffenstillstand. Die Konferenz von Valletta beginnt am 14. September 1944. Seit Hitlers Tod sind etwa 6 Wochen vergangen. Churchill wird später dazu sagen: "...es ging auf einmal alles so schnell..."
Jedes Land hat eine lange Liste von Forderungen. Die wichtigsten seien hier kurz zusammengefasst:
Deutschland
Die Hauptforderungen der deutschen provisorischen Regierung sind ihr weiteres Bestehen, keine Besatzung durch die Alliierten, ungestörte Fortsetzung des deutschen Wirtschaftsprogramms und alleinige Aburteilung der Nazi-Kriegsverbrecher durch deutsche Gerichte.
Frankreich
De Gaulle fordert den Rückzug der Achsenmächte von allem nominal französischen Territorium. Außerdem werden Kriegsreparationen von Deutschland gefordert.
Großbritannien
Churchill stellt die meisten Forderungen. Neben Kriegsreparationen verlangt er die permanente Anwesenheit alliierter Truppen in Deutschland, um die Erfüllungen der Friedensbedingungen zu überwachen. Seine bekannteste Forderung ist, dass die Verurteilung der Nazi-Kriegsverbrecher durch alliierte Gerichte stattfinden soll, unter der Begründung dass deutsche Gerichte gewiss zu milde Urteile aussprechen würden. Außerdem verlangt er den Rücktritt von Beck und Goerdeler sowie Neuwahlen in Deutschland vor der Vertragsunterzeichnung.
Vereinigte Staaten von Amerika
Roosevelts einzig wichtige Forderung an Deutschland ist die Räumung aller besetzten Gebiete und die Rückkehr zu den deutschen Grenzen von 1937.
Die Konferenz dauert vom 14. bis zum 26. September an. In dieser Zeit werden keinerlei Berichte über den Stand der Verhandlungen an die Öffentlichkeit mitgeteilt. Roosevelt übernimmt bei den Verhandlung mehrfach die Rolle des Vermittlers zwischen den Delegierten, während Churchill am starrköpfigsten auf seinen Forderungen beharrt.
Sowjetunion
Die Sowjets verlangen die Abtretung Ostpreußens an Polen, die künftige Neutralität Deutschlands und Reparationen.
Vertrag von Valetta
Die Konferenz erzielt schließlich eine Einigung, die zu einem offiziellen Friedensvertrag führt. Die Alliierten und Achsenmächte einigen sich auf einen permanenten Waffenstillstand. Der Vertrag selbst wird erst im April 1946 von den Regierungsoberhäuptern unterzeichnet. Kurzgefasst werden darin folgende Garantien gemacht:
Deutscher Rückzug zu den Grenzen von1937. Österreich bleibt Teil von Deutschland, doch innerhalb der nächsten zwei Jahre findet ein Volksentscheid über die mögliche Unabhängigkeit Österreichs statt.
Neuwahlen in Deutschland vor Ende des Jahres 1945.
Deutschland zahlt Kriegsreparationen in Höhe von 60 Milliarden Dollar im Zeitraum von 25 Jahren.
Die höchstrangigen Mitglieder des Naziregimes werden in Genf in der Schweiz vor ein spezielles Tribunal gestellt.
Ein neues internationales Gremium, die Vereinten Nationen, wird gegründet. Die Mitglieder des Sicherheitsrats sind Frankreich, die USA, die UdSSR und Großbritannien.
Dieser Vertrag wird am 14. April 1946 in Valetta unterzeichnet und beendet den Zweiten Weltkrieg offiziell, während die Kämpfe schon 18 Monate vorher geendet haben. Viele Aspekte des Vertrages werden in der Weltöffentlichkeit stark kritisiert.
Das Ende des Dritten Reichs
Beck und Goerdeler halten ihr Versprechen von den freien Wahlen, und am 16. April 1945 strömt das deutsche Volk an die Wahlurnen. Beck kandidiert nicht für die Präsidentenwahl, die von Theodor Heuss gewonnen wird. Die neugegründete Christlich Demokratische Union gewinnt auch die Parlamentswahl und bildet die neue Regierung, mit Konrad Adenauer als neuem Kanzler. Um zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt, führt die neue Regierung weitreichende Reformen am deutschen Staatssystem durch. Die wichtigste besteht wohl darin, die Befugnisse des Präsidenten einzuschränken. Adenauer orientiert sich dabei stark am erfolgreichen britischen System.
In einem Volksentscheid am 15. Mai 1946 entscheidet sich das Volk von Österreich für die Loslösung von Deutschland.
Die Genfer Prozesse
In Übereinstimmung mit dem Friedensvertrag werden ehemalige Mitglieder der Naziregierung von Deutschland an die Alliierten ausgeliefert, während hunderte andere vor deutsche Gerichte gestellt werden. Die Angeklagten werden in Genf in der Schweiz vor ein spezielles Tribunal gestellt; das sich aus einem britischen oder amerikanischen Richter, einem deutschen Richter und einem Richter aus einem neutralen Land zusammensetzt.
Anklagepunkte:
1.Verschwörung (Grundlage: Artikel 6 besonders 6a des Statuts)
2. Verbrechen gegen den Frieden (Grundlage: Artikel 6a des Statuts)
3. Kriegsverbrechen (Grundlage: Artikel 6, besonders 6b des Statuts)
4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Grundlage: Artikel 6, besonders 6c des Statuts)
Dabei werden folgende Urteile gefällt:
Angeklagter
Anklagepunkte
Schuldig in
Urteil
Anmerkung
Martin Bormann
1,3,4
3,4
Tod durch den Strang
in Abwesenheit
Karl Dönitz
1,2,3
2,3
zehn Jahre Haft
Hans Frank
1,3,4
3,4
Tod durch den Strang
Wilhelm Frick
1,2,3,4
2,3,4
Tod durch den Strang
Hans Fritzsche
1,3,4
—
Freispruch
Walther Funk
1,2,3,4
2,3,4
lebenslange Haft
begnadigt 1957
Hermann Göring
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
tötete sich vor der Vollstreckung selbst
Rudolf Heß
1,2,3,4
1,2
lebenslange Haft
Suizid 1987 (in Haft)
Joseph Goebbels
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
Goebbels Suizidversuch konnte vereitelt werden
Ernst Kaltenbrunner
1,3,4
3,4
Tod durch den Strang
Heinrich
Himmler
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
Tötete sich vor der Vollstreckung selbst
Gustav Krupp von Bohlen und Halbach
1,2,3,4
—
—
Verfahrenseinstellung aus gesundheitlichen Gründen
Robert Ley
1,2,3,4
—
—
tötete sich vor Prozessbeginn selbst
Konstantin von Neurath
1,2,3,4
1,2,3,4
15 Jahre Haft
begnadigt 1954
Franz von Papen
1,2
—
Freispruch
Erich Raeder
1,2,3
1,2,3
lebenslange Haft
begnadigt 1955
Joachim von Ribbentrop
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
Alfred Rosenberg
1,2,3,4
1,2,3,4
Tod durch den Strang
Fritz Sauckel
1,2,3,4
3,4
Tod durch den Strang
Hjalmar Schacht
1,2
—
Freispruch
Baldur von Schirach
1,4
4
20 Jahre Haft
Arthur Seyß-Inquart
1,2,3,4
2,3,4
Tod durch den Strang
Albert Speer
1,2,3,4
3,4
20 Jahre Haft
Julius Streicher
1,4
4
Tod durch den Strang
Nach der Urteilsverkündung begehen Göring und Himmler in ihren Zellen Selbstmord. Dönitz wird nach Verbüßen seine Haftstrafe freigelassen und führt bis zu seinem Tod 1980 ein ruhiges Leben. Heß stirbt 1987 im Gefängnis. Speer wird 1966 freigelassen. Er stirbt 1981.
Die neue Weltordnung
Nach dem Untergang des Dritten Reichs und dem Aufstieg eines modernen, demokratischen Deutschlands bricht in Europa eine Zeit des wirtschaftlichen Wohlstands an. Die Hauptakteure des "Neuen Europa" (wie Adenauer es nennt) sind Adenauers Deutschland, Attlees Großbritannien, DeGaulles Frankreich und Stalins UdSSR. Die "Großen Vier" beginnen damit, in Europa ihre Interessengebiete abzustecken. Wie befürchtet, kommt es zwischen Deutschland und Russland zum Konflikt über den Einfluss in Osteuropa. Stalin entsendet von 1948 bis zu seinem Tod 1953 Truppen nach Polen, Ungarn, Rumänien und in die Tschechoslowakei, um die wirtschaftliche Vormachtstellung Deutschlands dort auf ein Minimum zu reduzieren. Den Deutschen sind direkte militärische Interventionen durch den Friedensvertrag und Adenauers Veto nicht möglich. Inzwischen knüpft die USA enge Beziehungen zu Großbritannien und Frankreich, die in einer neuen Triple Entente zwischen Washington, London und Paris gipfeln. Die drei Mächte bilden in den Vereinten Nationen einen mächtigen Block, dem es gelingt die britischen und französischen Kolonien, unter Aufsicht der Vereinten Nationen, langsam in souveräne, demokratische Länder umzuwandeln. Der umstrittenste dieser neuen Staaten ist das ehemalige Völkerbundsmandat Palästina, das 1948 seine Unabhängigkeit erlangt. Die USA befürworten die Schaffung des jüdischen Staates Israel in dieser Region.
Im März 1949 testen die USA die erste Atombombe in der Wüste von Nevada. Damit beginnt der Kalte Krieg, ein ideologischer Kampf zwischen dem kapitalistischen Westen, der kommunistischen UdSSR(und ab 1951 auch China), der mithilfe von Abschreckung durch Nuklearwaffen geführt wird. Deutschland nimmt wenig Anteil an diesem Konflikt. Da beide Seiten laut Vertrag keine Streitkräfte in Deutschland stationieren dürfen, bildet das Land in Zentraleuropa eine Pufferzone zwischen den beiden Machtblöcken.
1953 stirbt Josef Stalin. Sein Nachfolger wird Nikita Chruschtschow...