@AldarisEs ist doch auch immer eine Frage der persönlichen Haltung zu bestimmten Sachverhalten. Zugegeben, ich war seinerzeit noch zu jung um es hundertprozentig eindordnen zu können, aber wer hat sich denn hier großartig für den Völkermord der Hutu an den Tutsi interessiert? Zu der Zeit hat sich das gemeine Volk lieber auf die Fußball-WM in den USA vorbereitet. Oder für die Roten Khmer unter Pol Pot? Wen interessiert´s. Kambodscha, wo ist das?
Ich denke eher, hierzulande wird noch recht differenziert mit der Person "Stalin" umgegangen. Relativiert wird da nichts, nur ist es eben auch so, dass von der einstigen Weltmacht SU nichts übriggeblieben ist. 74 Jahre währte dieses System, 20 Jahre später wissen denke ich nur noch die Interessierten und Involvierten damit etwas anzufangen. Damit meine ich nicht nur nachkommenden Generationen, sondern auch spezielle Länder und Regionen. Gerade hier in Deutschland ist man der Zeit des Nationalsozialismus und allem was damit zusammenhängt, nach wie vor sehr verhaftet. Wenn(!), dann gibt es in Europa ein Bewusstsein dafür, wie man historische Personen wie Hitler und Stalin einzuordnen hat, wobei ich "einordnen" selbstredend nicht mit einer Wertigkeit verwechselt sehen will. Je weiter östlich man das europäische Auge richtet, desto wahrscheinlicher ist es, dass tatsächlich relativiert wird.
Dies geht hierzulande schlechterdings nicht, um den obligaten Holocaust und die Entfesselung des WW II kommt man nicht herum, selbst wenn man es wollte.
Dabei umweht das Dritte Reich und die Person Adof Hitler nach wie vor etwas Mystisches. Heute gilt es zwar als evident, dass das marode Reich früher oder später kollabiert wäre, trotzdem hat man den Eindruck, bis heute glauben viele Menschen die Nationalsozialisten hätten um ein Haar die Weltherrschaft an sich gerissen, bereit die Welt sich untertan zu machen. Die Faszination, dass scheinbar die größten Schurken aller Zeiten innerhalb von 12 Jahren, davon die Hälfte im Kriege, die Welt aus den Angeln heben und dann wieder uns Dunkel der Geschichte verschwinden, kann ich nachvollziehen. Dagegen nehmen sich eben die Jahrzehnte der kommunistischen Bedrohung, so real sie auch gewesen sein mag, unspektakulär aus.
Hitler hatte man mit vereinten Kräften in die Knie gezwungen, Stalin samt seiner Nachfolger hielt man in Schach. Die Schlussfolgerung ist simpel: Während Hitler und Gefolge nach wie vor als ewig aktuelle Drohung an die humanistische Welt weiterlebt, wurde im Falle Stalins, oder besser der SU, diese Bedrohung im zähen kalten Stellungskrieg aufgerieben.
Denn, um nochmal auf Ruanda zu kommen: Nicht nur in Las Vegas gilt wohl "Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas". Was ein Stalin oder ein Mao ihrer Bevökerung angetan haben, interessiert doch keinen Menschen, sofern es nicht politisch motiviert ist. Traurig, aber wahr.