behind_eyes schrieb:Aus meiner Sicht wird hier versucht in Relation zur Geschichte des Antisemitismus ein Bedeutungsgefälle zu konstruieren, welches garnicht zur Diskussion steht.
Erstmal: Das Juden auch garstige Menschen sein dürfen ist glaube ich zwischen uns zunächst kein Widerspruch. Wir Menschen lügen und betrügen in der Gesamtheit nun mal. Da der Vorsatz der Verleumdung gegen Gil Ofarim aber erst noch gerichtlich geprüft werden muss, sehe ich den Vergleich zu den von dir angeführten linksradikalen Straftaten nicht gegeben. Es geht also beim Antisemitismus nicht um das eventuelle Fehlverhalten Gils Ofarims, sondern lediglich um jene Reaktionen, welche hierzulande gerne reflexhaft dann einsetzen, sofern ein Jude oder Israel ins Spiel kommt. Ich fasse mal die Haupthesen des Artikels, welche die Sequenzen des Antisemitismus für mich wieder spiegeln, zusammen:
- Die Vorverurteilung von Gil Ofarim
- Juden vom deutschen Volkskörper abzutrennen
- Der Vorwurf, sofern Gil Ofarim strafbar handelte, würde er allen Juden großen Schaden zufügen. Er wird in Kollektivhaftung
genommen, weil er ein Jude ist.
behind_eyes schrieb:Unklar warum sich auf Seiten der jüdischen Gemeinde noch nichtmal gefreut wird, das die Vorwürfe sich nicht erhärteten.
Verzeih mir, aber das klingt ein wenig naiv. Warum in Gottes Namen, sollten sich Juden und ihre Freunde freuen, wenn es einen antisemitischen Vorfall weniger gibt? Es doch um die Gesamtentwicklung. Wenn hier im Antisemitismus-Thread sich wutschnaubend seitenweise über einen Juden ausgelassen werden kann und gleichzeitiges Schweigen einsetzt, wenn in Israel wieder mal der Terror wütet, dann kann ich mich darüber einfach nicht freuen.
behind_eyes schrieb:Nun, mir persönlich ist es egal, welche Identität Ofarim hat.
Klar... Gil Ofarim ist Jude und genauso muss das auch betrachten. Wahrscheinlich hat er nicht zum ersten Mal Erfahrungen mit Problemverhalten gemacht.
behind_eyes schrieb:Ich denke, da nehme ich mich nicht aus, dieser hier gezahlte Preis ist einfach zu hoch für eine kleine Lügerei.
Du kannst gerne bei der "Lügerei" bleiben, ich für meinen Teil denke, so ganz ohne Anlass wird Gil Ofarim nicht agiert haben. Abwarten...
behind_eyes schrieb:Die Relativierung mit tatsächlichen antisemitischen Angriffen halte ich als Instrument für nicht tragbar, weil sie im Umkehrschluss die Gräuel des Antisemitismus in der Geschichte (welche deutlich mehr Schaden angerichtet haben als Ofarim es jemals könnte) benutzt und ihre tatsächliche Bedeutung missbraucht. Das dies ausgerechnet von der jüdischen Gemeinde selber gemacht wird, wird der von ihr angesprochenen Geschichte des Antisemitismus nicht mal im Ansatz gerecht.
Also kürzt sich Antisemitismus auf "antisemitische Angriffe" oder den Nationalsozialismus runter? Was denkst du, hat im Vorfeld dieser "antisemitischen Angriffe" jeweils stattgefunden? Entschuldige, aber klingt das so als müsste erst richtig was passieren, damit dieses Wort benutzen werden darf. Was erlauben sich "Jüdische Gemeinde"?
behind_eyes schrieb:Ofarim selber hat diesen Move gemacht mit seiner Lüge, jetzt die jüdische Gemeinde.
Nu schojn... Wie gesagt, Urteil abwarten. Ansonsten etwas heftig dieser Satz.
behind_eyes schrieb:In dem man die Causa Ofarim runterspielt mit dem Argument, das die Greueltaten des Antisemitismus ja viel schlimmer sind.
Hier hätte ich gerne eine Textstelle, die deine Interpretation aufgreift. Kann ja auch sein, dass ich es nicht verstanden habe, aber diesen Zusammenhang sehe ich so nicht.
behind_eyes schrieb:Damit wird Antisemitismus zum Instrument, es wird benutzt.
Antisemitismus würde dann instrumentalisiert werden, um Gil Ofarim von einer möglichen Schuld reinzuwaschen. Vielleicht liest du nochmal über den Artikel. Das wird niemals getan. Das eine ist die Person Gil Ofarim, das andere ist die Reaktion, wie man hier mit ihm umgeht. Das sind zwei Dinge, 2.