oldzambo schrieb:"Die Veranstalter der intersektionalistischen Opferolympiade" das klingt jetzt aber auch nicht gerade neutral...
Es geht auch nicht um Neutralität. Erst recht nicht gegenüber einer Gesinnung, die aus pc-Gründen eine Neuschreibung und -definition der Geschichte im Sinn hat, um ihrem manichäischen Weltbild gerecht zu werden, in dem Opfer schwarz und Täter weiss sein müssen, und die sich wunderbar mit dem Wunsch nach Vergessen ergänzt, wie man auch deinem Beitrag entnehmen kann, der den Holocaust als Völkermord unter anderen in einer Reihe allgemeinmenschlicher Gewalt gestellt sehen will.
oldzambo schrieb:Wer hat behauptet, dass es keine Deutschen waren? Aber selbstverständlich gab es auch in allen besetzten Ländern Kolaborateure, die gewissenlos mitgemacht haben und es gab Deutsche, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben (oder verloren haben) um andere zu schützen.
Wer nur noch Menschen kennt, die anderen Menschen etwas antun, der universalisiert das singuläre Ereignis Holocaust nicht nur, der will auch nicht mehr von Opfern und Tätern sprechen. Denn die Trennlinie verwischt man damit, ob bewusst oder unbewusst.
Die eliminatorische antisemitische Gewalt, an der sich auch ausländische Kollaborateure beteiligt haben, ist ohne Deutsche gar nicht denkbar. Der Feldzug wurde von Deutschen geplant und ausgeführt, ohne Deutsche hätte es keinen Krieg gegeben, ohne Deutsche hätte es keine Einsatzkommandos und Vernichtungslager gegeben, ohne Deutsche hätte man Kollaborateure gar nicht in die Lage versetzen können, sich am von Deutschen begangenen Holocaust zu beteiligen. Ohne Deutsche wären die Quisling's und Pavelic's nie zu Macht gekommen. No Germans, no Holocaust.
Und das wird auch nicht durch die wenigen Deutschen konterkariert, die Juden geholfen oder gerettet haben. Wer aber nur noch Menschen kennt, der muss sich mit dem krassen Missverhältnis von Millionen Tätern gegenüber ein paar Tausend Helfern nicht mehr auseinandersetzen.
oldzambo schrieb:Gegenfrage: Konnte der Holocaust nur und ausschließlich hier in Deutschland stattfinden, weil die Deutschen eine Eigenschaft x oder y besitzen, die andere Nationen nicht haben und somit vor so etwas gefeit sind?
Siehe oben: No Germans, no Holocaust. Antisemitismus ist eng mit der Vorstellung einer deutschen Nation und der Nationwerdung Deutschlands verknüpft, in der der Jude als Negation dessen, was man als Deutsch bestimmte, ausgemacht wurde. Der Nationalsozialismus und seine Idee von der jüdischen Gegenrasse und den für ihn zentralen Begriff deutscher Arbeit (schaffend) versus jüdisches Kapital (raffend, parasitär), sind also nicht Abweichungen von einer Norm, sondern Kulminationspunkt eines kulturgeschichtlich tief verwurzelten Antisemitismus. Auch wenn es auch in anderen Ländern Antisemitismus gab und wir hier auch nicht von einem unveränderlichen Nationalcharakter sprechen, ist das eine Besonderheit Deutschlands, die sich nicht übertragen lässt.
oldzambo schrieb:Wer kann da heute eine ehrliche Antwort geben - unabhängig von seiner Nation, Religion, etc.?
Das sind die falschen Fragen. Es geht schließlich nicht darum, sich in die Grosselterngeneration hineinzuversetzen, was fast immer mit Verständnis für diese endet, vulgo Entschuldigung. Sondern darum, das Handeln zu bewerten.
Und es ist mitnichten so, das die Deutschen gezwungen oder noch groß vom Antisemitismus überzeugt werden mussten. Die Nazis haben die Schrauben ihrer antisemitischen Politik auch ganz bewusst nach und nach angezogen, um zu sehen, wie weit sie gehen können.
Unmut wurde erfolgreich öffentlich bekundet, nur nicht über die Judenverfolgung: Die T4-Aktionen mussten 1941 gestoppt werden, weil christliche Würdenträger öffentlich dagegen aufbegehrten und insbesondere unter Katholiken damit erfolgreich waren. An der Front war es ohne Strafe möglich, den Befehl zur Massenerschiessung zu verweigern. Die Täter waren nicht einfach verrohte, sadistische und autoritätshörige Befehlsempfänger, sondern ordinäre Deutsche, die sich aktiv in die Vernichtung einbrachten und zwar auch weit über die berüchtigten SS-Einsatzgruppen hinaus.
Mal abgesehen von dem jahrelangen, fanatisch geführten Krieg, in dem freiwillig die Grenzen von zivilen und militärischen Sektor aufgehoben wurde.
Deinen Unsinn zum Nahostkonflikt lasse ich jetzt mal unkommentiert, man merkt aber, dass du weniger von realhistorischen Ereignissen oder realpolitischen Gegebenheiten aus argumentiert, sondern einfach menschelnde Parolen drischst. Ein Bewusstsein für Antisemitismus hast du nicht, weder im Bezug auf den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Juden, noch den arabischen oder islamistischen gegen Israel.
Zum Glück haben Juden heute Waffen.