@Seegurke Meiner Meinung nach wurde der Antisemitismus aus dieser Ecke zu lange unter Verschluss, bzw. nur sehr ungerne thematisiert und das rächt sich jetzt und sorgt immer öfter für Übergriffe auf jüdische Mitbürger.
Im Bezug auf den Threadtitel, könnte man feststellen, dass Antisemitismus nicht wieder "in" ist, sondern eigentlich nie "out" war. Antisemitische Vorurteile und Klischees stecken noch massenhaft in den Köpfen der Menschen, auch in den Köpfen von Leuten, die ansonsten als kultiviert, gebildet und als akzeptierter Teil der Mehrheitsgesellschaft gelten. Das brodelt dann so verdeckt alles vor sich hin, bis bestimmte gesellschaftliche oder politische Ereignisse es dann an die Oberfläche brechen lässt und plötzlich kommen dann längst vergessene Stereotypen, antijüdische Klischees und Verschwörungstheorien ans Licht, die oftmals garnicht als das erkannt werden, was sie per offizieller Definition sind: Antisemitismus.
Nur wird von diesen Leuten kaum einer, als Juden erkennbare Menschen auf der Straße bepöbeln, anspucken oder ihnen die Kippa vom Kopf boxen. Das sind dann schon eher Menschengruppen, die auch ansonsten eher am Rande der Gesellschaft stehen und in ihrem Lebensbiotop eine komplett andere Lebensweise, andere Moralvorstellungen und einen Verhaltenskodex pflegen, den man als "Straße" benennen könnte und generell gesagt eine Diskussions/Konfliktkultur innehaben, die mehr auf Dominanz, Einschüchterung und Gewalt fußt, als auf verbale Konversation mit dem Ziel der Erkenntnis und Konsensfindung.
Ich bin in diesem Umfeld großgeworden und meine Freunde und Bekannten waren zum größten Teil Ausländer oder Deutsche mit Migrationshintergrund, die meisten davon Türken oder Leute aus dem arabischen Raum und Judenfeindlichkeit war da eigentlich immer weit aus mehr zugegen und wurde auch ganz offen und unbehelligt ausgelebt, als das es bei meinen "Biodeutschen" Bekannten vernehmbar war. "Jude" war damals bei uns das Schimpfwort der Wahl, wenn man jemand als z.B. verräterisch, geizig und geldgierig beleidigen wollte und führte nicht selten zu Schlägerei, weil es als extreme ehrverletzende Beleidigung galt, vergleichbar mit dem Wort "Hurensohn"
Wenn man schaut woher dieser Hass kam, war es meist das Elternhaus, das aufgrund ihrer geographischen Herkunft, dem dortigen Verhältnis zum Staate Israel wegen dem Nahostkonflikt, der halt auch Auswirkungen auf deren Familienhistorie hatte, ihren Kindern schon relativ früh eine Anti-jüdische Gesinnung einpflanzte. Die Beschäftigung mit ihrem Glauben und das in Kontakttreten mit den falschen Predigern in Moscheen, tat sein übriges dazu und der 11. September 2001 und die ganze weltpolitische Irrfahrt in Folge der islamistischen Anschlägen verstärkte die Politisierung und Radikalisierung dieser Menschen nur noch. Dann gibt es auch noch viele Mitläufer, die sich zwar
garnicht für Politik, Glauben und Nationalitäten interessierten aber aus "Gruppenzwang" die Parolen und Ansichten reproduzierten und somit ebenso einen Anteil daran haben, dass die "neue Generation" von Judenhassern heute auf den Straßen Deutschlands für Angst unter jüdischen Mitbürgern sorgt.