Irgendwie entgleitet der Thread ein wenig, weil einfach alles in einen Topf kommt.
Schaffen wir mal etwas Klarheit:
Polizeigewalt bedeutet eigentlich, dass es systematisch erfolgt. Im Dritten Reich z.B. haben Polizisten systematisch Menschen Gewalt an getan, was weder von den Gerichten noch sonstigen Institutionen geahndet wurde.
Im heutigen Deutschland ist das - darüber herrscht vermutlich Konsens - nicht der Fall. In aller Regel verhalten sich Polizisten rechtstreu und es gibt rechtsstaatliche Mechanismen, dass Fälle von Amtsmissbrauch verfolgt werden können.
Dennoch ist es unstreitig, dass auch Polizisten kriminelle Handlungen begehen können und es auch tun. Und es ist leider auch der Systematik geschuldet, dass in solchen Fällen die Verfolgung dieser Straftaten erschwert ist. Es gibt oft keine Zeugen und die Kollegen der Polizisten haben oft eine große Motivation, auch wider besseren Wissens nicht gegen ihre Kollegen auszusagen.
Der Polizist selbst, der sich falsch verhalten hat, hat natürlich auch größtes Interesse, das zu vertuschen.
So ist die Situation, rational betrachtet. Es ist schlicht eine Beweisproblem.
Der Fall Valdemilson de O. zeigt aber, dass die Gerichte hier nicht blind auf Seiten des Polizisten stehen, sondern durchaus deutliche Worte finden.
Aber auch in diesem Fall ist es enorm schwierig heraus zu finden, was eigentlich passiert ist. Wäre der Polizist ggf. klüger gewesen oder seine Kollegen skrupelloser, wäre seine Geschichte vielleicht hinreichend plausibel rüber gekommen und das Opfer hätte zusätzlich zu dem Leid auch noch die Ohnmacht erfahren, hier nicht recht zu bekommen.
Die Frage ist nun, kann man etwas tun, um solche Fälle zu minimieren. Das Problem hier ist, dass Polizisten auch in vielen Fällen zu Unrecht angezeigt werden. Einfach weil das eine Möglichkeit ist, Frust los zu werden oder auch in einem eigenen Prozess u.U. Vorteile zu haben. Eine sonst mögliche und in solchen Fällen gerne genutzte Beweiserleichterung wäre fatal.
Bleiben dinge wie bessere Ausbildung, mehr Ressourcen für die Ahndung solcher Fälle und ggf. auch eine technische Überwachung.
Insofern ist auch der Spiegelartikel
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/polizeigewalt-studie-tausende-menschen-berichten-von-ihren-erfahrungen-a-1286381.html ziemlich sinnlos. Eine solche Befragung in dieser Weise ist schon systematisch unsinnig. Einige der Fehlerquellen sind ja auch dort genannt.
Dieser Artikel sagt eigentlich nichts aus. Außer eben, dass X Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen angeben, mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit Opfer von Polizeigewalt geworden zu sein.