Bone02943 schrieb:Der Staat(auch nur zum Teil) sagt, ja herzlich wilkommen, die Bürger auf der Straße rufen, "Ausländer Raus!".
Tja, und als "der Staat" im Herbst 2015 merkte, dass "das Volk" keine bzw. nicht so viele Flüchtlinge will, wurde erst mal das Asylgesetz verschärft, anschließend der Türkeideal eingefädelt, um die Flüchtlinge weit entfernt zu halten, denn die nächsten Wahlen kommen immer. Ich habe gestern noch einen Bericht gelsen - leider finde ich den Link nicht -, dass die Majortität der Deutschen keine Ausländer will, obwohl sie natürlich nie "Ausländer raus" sagen würde - sowas überlässt man dem dem rechten Rand. Als das Flüchtlingsheim in Bautzen brannte, jubelten nur die Zuschauer.
http://www.spiegel.de/panorama/bautzen-brand-in-kuenftiger-asylbewerberunterkunft-a-1078501.html Kc schrieb:Resozialisierung ist ja schön und gut und hat vom Grundsatz her meine volle Unterstützung. Genau so, wie ich nichts von drakonischen Strafen halte.
Wenn man die Milde allerdings zu weit treibt, dann verkehren sich die angedachten positiven Effekte ins Gegenteil.
Dann sorgen die Maßnahmen nicht für mehr Schutz gegenüber potenziellen neuen Opfern eines Straftäters, sondern für weniger.
Denn manche Persönlichkeitstypen denken sich, wie gesagt, bei milden Strafen:,,Ich kann machen, was ich will, ich bin der King."
Die Resozialisierung als Programm steht praktisch diametral entgegen der "Erziehung" im Knast, bei der viele Knackis erst die "Hochschule des Verbrechens" lernen und nach ihrer Entlassung dann eine kriminelle Karriere starten. Das Gefängnis ist die Jahrtausende alte Institution der Sühne-Lehre. Eines der letzten Relikte, das wir aus der Bronzezeit übernommen haben. Leider haben wir noch keine adäquaten modernen Mittel gefunden, mit denen Delinquenten zurück aufs Gleis gebracht werden können. Australien war einst die Kontinent große Sträflingsinsel der Engländer, wohin alle abgeschoben wurden, die man nicht mehr haben wollte. Heute ist es für viele eine "Vorzeigedemokratie". natürlich gibt es kein zweites Australien, wo man nochmal einen neuen Sozialversuch starten könnte. Aber das mit dem Wegschließen wird irgendwann durch andere Methoden ersetzt werden.
Kc schrieb:Wenn dagegen in anderen Ländern, in der Türkei, in Marokko etc. ein Jugendlicher einen Renter zusammenschlägt und ausraubt oder einer Oma die Handtasche klaut, dann wird nicht nach tausend Gründen gesucht, warum er eigentlich weniger schuldig ist.
Sondern er wird folgerichtig für seine Taten verantwortlich gemacht.
Und in Saudi Arabien wird dem Dieb gleich die Hand abgehackt. Ich verstehe nicht, woher die Sehnsucht kommt, sich stets nach unten zu orientieren, wo die Strafen noch viel härter sind. Dann müssten wir wohl auch den Burkazwang übernehmen, oder?
Kc schrieb:Ernsthaft, was soll das?
Was willst du denn dem unschuldig zusammengeschlagenen oder überfallenen Opfer sagen?
Das ist jetzt aber eine andere Baustelle, die mit dem Strafprinzip an sich nichts zu tun hat. Durch härtere Strafen der Täter wird den Opfern auch nicht geholfen. Es kommt darauf an, dass es in Zukunft weniger Opfer gibt, und dazu muss man den Kriminalisierungsprozess selbst bekämpfen. Aber wie soll man den Antisozialisierungsprozess im Gefängnis unterbinden? Man kann schließlich nicht alle Insassen jeweils individuell ihren Hofgang machen lassen, ohne Kontakt zu den anderen, zumal das, selbst wenn es theoretisch möglich wär, unmenschlich wäre.
Kc schrieb:Ich plädiere für eine bessere Balance zwischen Strafe und Resozialisierung.
Daxs eine schließt das andere doch nicht aus. Allerdings geht die Resozialisierung über die Bewährungshilfe besser als im Gefängnis, wo es praktisch überhaupt keine Sozialpädagogen und Sozialarbeiter gibt, aber einen 100%igen Einfluss der wirklich großen Gangster ("Chefs") und wo viele erst ihre kriminelle Karriere erlernen. Aus einer Affekthandlung, wegen der man eingesperrt ist, lernt man dort, zukünftiges kriminelles Handeln kontrolliert und professionell durchzuziehen.
Der große Fehler, der bei dieser ganzen Diskussion gemacht wird und den auch die konservativeren Kräfte in der Kriminalitätsdiskussion machen, liegt darin, rückwirkend zu bestrafen anstatt vorausschauend Präventionsmaßnahmen zu entwickeln, auich wenn es schwer ist darüber zu debattieren, wie diese aussehen könnten. Wenn wir in Zukunft die Kriminalitätsrate drastisch senken wollen, müssen wir aber genau diesen Knoten lösen. Höhere Strafen haben noch keinen davon abgehalten eine Drogendealerkarriere zu starten. Je höher die Strafen, umso höher werden die Profitraten ausfallen ("Gefahrenzulage"), und je höher die Profitraten, umso attraktiver für Newbies.
Kc schrieb:Mit deinen Forderungen nach im Grunde gar keiner Bestrafung für einen Täter setzt du den Rechtsstaat auf's Spiel.
Denn dieser funktioniert maßgeblich durch Zustimmung derjenigen, die in seinem Einflussgebiet leben.
Wenn diese Menschen den Eindruck haben, dass selbst ein Minimum an Gerechtigkeit nicht gegeben ist, werden sie ihre Recht zur Bestrafung von Missetätern wieder selbst in die Hand nehmen, statt sie für ein größeres Wohl an den Staat abzutreten.
Mal krass ins Deutscghe übersetzzt: Wenn die Bevölkerung der Meinung ist, dass Strafen zu milde ausfallen und der Resozialisierungsgedanke im Vordergrund steht, werden sie ihren Pakt mit dem Staat aufkündigen und wieder vermehrt zur Selbstjustiz greifen. Mit diesem Argument kannst du jede Diktatur befürworten, indem sie die Höhe der Strafen nach populistischem Belieben festlegt, um jede Gefahr von Selbstjustiz im Keim zu ersticken. Sehr sehr dünnes Eis, noch zudem völlig unwissenschaftlich, auf dem du dich da bewegst. Im Übrigen hat noch keine Diktatur die Kriminalität "besiegen" können. Beispiele kennen wir zuhauf aus der historischen autoritären Phase Südamerikas. In asiatischen Diktaturen wiederum verhindert die unfreie Presse, über Kriminalität und deren Anteil zu berichten, weil dies die "Staatsräson" negativ beeinflussen könnte. Veröffentlichte Kriminalitätsstatistiken gibts also nur in Demokratien.
Kc schrieb:Wir könnten uns aber auch drauf einigen, dass die Realität eben etwas anders funktioniert, als es die wissenschaftliche Theorie gerne hätte
Das sind dann die unbeweisbaren Totschlagargumente, die kommen, wenn man alle Argumente geliefert hat und dennoch keinen neuen Beitrag zum Diskurs erbracht hat, der über das bisher Gesagte hinausgeht. Als wären den Wissenschaftlern nicht schon seit Jahrzehnten alle Argumente und Gegenargumente bekannt. Immerhin zeigt die Langzeitstatistik, dass die Kriminalitätsrate über die Jahrzehnte stabil geblieben ist. Der Pessimist sagt jetzt: Das ist schlecht, denn wären die Gesetze härter, wäre die Kriminalitätsrate rückläufig. Der Optimist sagt: Obwohl immer mehr Menschen von sozialer Hilfe abhängig werden und daher prädestiniert wären für eine kriminelle Karriere, und obwohl auf den Resozialisierungszweck hin die Strafen ausgelegt sind, ist die Kriminalitätsquote gleich geblieben. Das ist gut.
lawine schrieb:die Benachteiligung, die du als Grundlage von Respektlosigkeit ausmachst, geht nicht von staatlichen Strukturen aus, sondern fast ausschließlich von individuellen, meist innerfamiliären Lebensentscheidungen.
Die Benachteiligung geht von gesellschaftlichen Strukturen aus, indem Migranten bzw. "Ausländer" nach wie vor als Menschen 2. Klasse behandelt werden, ihnen also null Respekt entgegen gebracht wird, von ihnen aber mehr als von Deutschen eben selbiger eingefordert wird. Denn das Thema wird HIER besprochen und nicht in irgendeinem anderen Thread, wo die ethnische Frage keine Relevanz hat.
lawine schrieb:Eigenverantwortung ist in einem freiheitlichen Staat wie der Bundesrepublik Deutschland der Schlüssel zum Erfolg!!
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Das gilt leider nicht in einer Zweiklassengesellschaft. Murat kann noch so eigenverantwortlich sein und beste Zeugnisse vorweisen: Er kriegt weder die gewünschte Wohnung noch den für ihn geeigneten Job. Belege wurden mehr als überzählig vorgelegt, primär im Asylgesetzgebungsthread, werde ich also nicht noch mal recyceln, um dieser Frage gleich zuvorzukommen.