Realo schrieb:Wenn das so ist – und ich mag deine historische Einschätzung jetzt nicht bewerten, halte sie aber nicht für grundsätzlich falsch – muss man der EU den Vorwurf machen, dass sie Ungarn zu früh aufgenommen hat oder dass die ungarische Regierung mit falschen Karten gespielt hat, wenn das Volk angeblich noch nicht bereit war, den Nationalismus in eine größere Einheit fließen und dadurch neutralisieren zu lassen.
hier in österreich war im vorfeld des eu beitritts nichts von völkerverständigung und humanistischen projekten zu spüren. man tat genau nichts, um menschen mit menschen jenseits der grenze zum reden zu bringen, sondern drohte nur, erpresste beinahe, dass unser land wirtschaftlich unterginge, wenn es nicht der eu beiträte.
stimme man aber zu, erhalte jeder pro monat einen tasendschillingschein mehr, bisschen mehr als siebzig euro. natürlich bewahrheitete sich das glück nicht. seit dem beitritt zur eu geht die schere zwischen arm und reich immer weiter auf.
auch ungarn verlor durch den beitritt der eu die gleichheit mehr und mehr.
zwar gewannen eliten reichtum, zwar stiegen die westlichen regionen teils zu wohlstand auf, der osten verlor drastisch. vielen im land nahm man das geregelte einkommen und die im kommunismus gesicherte wohnung.
wie hyänen fielen die ausländer ein, und versuchten häuser und land zu kaufen, meist aus spekulationsgründen.
in der situation tat ungarn irgendwann, was schon früher sein erfolgsmodell war, es trotzte gegen den großen bruder eu, wie grüher gegen den bruder moskau, eine selbstbestimmtere existenz heraus.
ich befürworte den erstarkenden nationalismus nicht, aber ich verstehe, dass er auf versäumnissen wurzelt, auf einer eu der wirtschaftlch erzwungenen einheit um den preis der größer werdenden ungleichheit und grundsätzlichen unbrüderlichkeit.
andre, z.b., ungarn für ihre nur halb tauglichen versuche zu beschimpfen, ist nun auch kein kein modell der humanistischen annäherung.
bevor die eu führer überhaupt willens gemacht werden konnten, ein modell zugunsten der menschen, und nicht wie bisher nur des großkapitals zu sein, fing man an, außenpolitische bemühungen um frieden im nahen osten auf diplomatischer ebene radikal zurückzufahren, aber gleichzeitig regime in der region durch waffenlieferungen an rebellen zu destabilisieren, weil angeblich die regierungen zu wenig westliche menschenrechte verwirklichten.
dem erwartbar folgenden bürgerkrieg, der erstarkung der politisch-religiösen strömungen, steht man in der eu mit einer mine gespielter unschuld an den geschehnissen gegenüber.
man kürzt noch die hilfen für die flüchtlingshilfe in den nachbarstaaten der betroffensten regionen, und lädt die reichen der verzweifelten heimatlosen ein, ihr geld an schlepperkriminelle zu geben, um unter deren führung unsere grenzen zu überrennen. alles zusammen politische großentscheidungen wie aus einer laune, unter missachtung der demokratischen prinzipien: frau merkel lud alle ein, aber wie sie es tat, setzte völlig undemokratisch einfach mal die schengen regeln außer kraft aus, zu deren einhaltung wir uns vertraglich verpflichtet hatten.
bei der gelegenheit erst stellen die bürger verzweifelt fest, dass die eu uns den schutz der außengrenzen nicht mehr bieten will, und den schutz der staatsgrenze gar nie mehr gestattet.
ungarn wehrt sich meiner meinung nach gegen eine dikatorisch anmutende entscheidung merkels mit einem nationalistischen konzept, es verteidigte seine nationalen grenzen, eben weil es die eu an den außengrenzen nicht mehr tut.
beschimpfung ungarns ist kein konzept, mit dem man die eu zu einem demokratischen- und völkerverständigungsprojekt machen kann.
ich sage deutlich, für mich ist merkels außerkraftsetzung der schengen regeln ein unfassbar harter schlag ins gesicht aller demokatiebefürworter.
das schengen modell war nicht krisentauglich, das wissen wir alle. aber man hätte mit den eu partnern am verhandlungstisch eine lösung suchen müssen.
den bogen zurück zum rechtsextremismus. die demokratie könnte ein gegenkonzept sein.sie wäre es.
wenn es sie denn in der realität noch gäbe.