Hier nochmal mein Beitrag da ich vergessen hatte den Link anzugeben :
Wenn es um politischen Extremismus geht, denken viele Menschen zunächst an Rechtsradikale. Und das nicht ohne Grund: In vielen Ländern steigt die Zahl der Anhänger von radikal rechten Gruppierungen.
Doch das ist nicht das ganze Bild. Denn auch das radikale linke Lager wächst immer schneller, wie eine Studie der Freien Universität Berlin zeigt. Und damit nimmt auch die Zahl der von Linksextremisten verursachten Gewalttaten zu.
"Es wäre doch eine schöne Vorstellung, wenn eine Gruppe von Bereitschaftspolizisten bei einer Demonstration durch eine Benzinlache läuft und dann einen Molli, also einen Brandsatz fängt."
Solche und ähnliche Sätze waren 2013 in linken Netz-Foren zu lesen, unmittelbar nach eskalierten Demonstrationen in Hamburg.
So wichtig es ist, über Rechtsextremismus zu sprechen: Solche Beispiele zeigen, dass wir auch die immer extremeren Gruppen am anderen Ende des politischen Spektrums nicht übersehen dürfen. Und das hat vor allem fünf Gründe:
1. Die Zahl linksmotivierter Straf- und Gewalttaten steigt
Die Zahl linksextremistischer Straftaten ist laut der FU-Studie allein zwischen 2012 und 2013 um 2500 auf insgesamt 8.637 gestiegen. Damit nahm auch die Zahl der linksextremistisch motivierten Gewalttaten zu - und zwar um 26,7 Prozent.
In der öffentlichen Wahrnehmung würden diese Gewalttaten quantitativ unterschätzt, da der Verfassungsschutz zwischen links und linksextrem motivierten Straf- und Gewalttaten unterscheide und links-motivierte Taten in der Statistik außen vor ließe, heißt es in der Berliner Studie.
2. Es gibt mehr linksextreme als rechtsextremistische Anhänger
Der Verfassungsschutz stuft der Studie zufolge 27.700 Menschen in Deutschland als potentiell linksextrem ein. Diese Zahl liegt weit über der Zahl der offiziell ermittelten Anhänger rechtsextremistischer Gruppierungen - denen stehen 21.700 nahe. Bei einem Drittel der als linksextrem eingestuften Personen sehen die Verfassungsschützer Gewaltbereitschaft.
3. Linksextremisten stehen unter dem Schutz des gesamten linken Milieus
Die mediale Aufmerksamkeit richtet sich eher auf den rechten und islamistischen Extremismus. Linksextreme Aktivitäten rücken eher in den Hintergrund. Darüber hinaus verschwimmen die Grenzen "zwischen extremen, aber demokratischen Linken, so dass alle Linksextremisten unter dem Schutz des gesamten linken Milieus stehen", schreiben die FU-Forscher.
4. Viele Inhalte linksextremen Denkens sind in der Mehrheitsbevölkerung angekommen
Linksextreme Einstellungen beschränken sich nicht auf die linke Szene, sondern haben zum Teil längst Eingang in die "Mehrheitsgesellschaft" gefunden, warnen die Forscher weiter. Viele Versatzstücke linksextremen Denkens finden sich im politischen Mainstream, ohne dass diese gleich als linksextrem assoziiert werden, erklärt der Mitautor der Studie, Klaus Schröder, in einem Interview mit der "Zeit".
13 Prozent der insgesamt 1362 Befragten können sich prinzipiell vorstellen, bei einer Bundestagswahl eine Partei links von der Partei Die Linke zu wählen. Eine breite absolute Mehrheit hält die praktizierte Demokratie nicht für eine echte Demokratie, weil der Einfluss der Wirtschaft zu groß sei; eine Minderheit von knapp 30 Prozent glaubt sogar, eine wirkliche Demokratie sei nur ohne Kapitalismus möglich.
Knapp ein Fünftel der Westdeutschen und knapp ein Viertel der Ostdeutschen plädieren für eine Revolution zur Verbesserung der Lebensbedingungen, da man diese nicht mit Reformen erreichen könne. Die höchste Zustimmung mit 60 Prozent, kommt dabei von denen als linksextremistisch eingestuften Befragten.
5. Linksextremismus birgt demokratiegefährdendes Potenzial
Linksextreme Gruppen und Personen propagieren offen ihr Ziel, die bürgerliche Gesellschaft und den bürgerlichen Staat zu zerschlagen und an seine Stelle eine "neue, anarchistische oder kommunistische Gesellschaftsordnung" errichten zu wollen. Sie sind also nicht nur "antikapitalistisch, sondern auch demokratiefeindlich eingestellt", heißt es in der FU-Studie.
Laut der Berliner Studie liegt das linksextreme Personenpotenzial bei 17 Prozent und ein Sechstel der Gesamtbevölkerung hat eine linksradikale beziehungsweise linksextreme Grundhaltung. Dadurch hat der Linksextremismus ein durchaus demokratiegefährdendes Potenzial, das man ernst nehmen sollte.
Im Gegensatz zu der rechtsradikalen Szene gibt es unter den Antifaschisten (Antifa) allerdings eine breite Debatte über den Einsatz von Gewalt. Jeder Neon-Nazi, jeder gewaltbereite Linksautonome und jeder Ausländerhasser ist einer zuviel.
In keinem Fall ist der Rechtsextremismus zu verharmlosen, aber ebenso wenig darf hier mit zweierlei Maß gemessen werden. Linksextremismus ist genauso gefährlich wie Rechtsextremismus. Es bringt nichts, wenn man sich auf dem linken Auge blind stellt, Gewalt ist Gewalt.
http://www.huffingtonpost.de/2015/02/26/linksextremismus-linke-gefahr_n_6752454.html (Archiv-Version vom 04.05.2015)