Burkaverbot in Europa
05.09.2019 um 14:21Tussinelda schrieb:und auch das ist nicht nachgewiesen, denn weder hatte man je genaue Zahlen, noch kann man wissen, ob es mehr, weniger oder gleich viele sind.@Tussinelda
Die Zahlen waren noch nie genau, sind aber in Frankreich in etwa gleich geblieben. Wie es wäre ohne Verbot wissen wir nicht, in England ist die Zahl auf jeden Fall getiegen.
2019
Studien aus der Banlieue von Lyon und Paris zeigen, dass die Burkaträgerinnen überwiegend Konvertierte sind – und Außenseiterinnen. Die Vollverschleierung ist also keinesfalls Ausdruck einer Glaubensgemeinschaft, die ihre altüberlieferten Prinzipien verteidigt. Es ist eine fabrizierte Religiosität.“https://www.deutschlandfunk.de/muslime-in-frankreich-menschenrecht-auf-burka.886.de.html?dram:article_id=437806
Der Islamexperte macht keinen Hehl daraus: Er ist dafür, dass Frankreich am Anti-Burkagesetz festhält, der vom UN-Menschenrechtsausschuss geforderten Revision eine Absage erteilt. Das Anti-Burka-Gesetz stärke eher die Religionsfreiheit. Weil es im Umkehrschluss das klassische muslimische Kopftuch als religiöse Praktik anerkenne und juristisch legitimiere. Ein Effekt des Gesetzes, der laut Roy nicht zu unterschätzen sei: Es habe Frankreichs Laizismus-Hartlinern den Wind aus den Segeln genommen, die das religiöse Kopftuch auf dem Uni-Campus verbieten wollten.
2016
Was ist mit der Burka: Ist ein Verbot gerechtfertigt?https://www.watson.ch/international/interview/340515064-islamforscher-olivier-roy-im-interview-die-burka-sollte-verboten-werden
Ja, es gibt Grenzen. Mit der Burka sind sie überschritten, sie sollte verboten werden.
Weshalb?
Es gibt dafür keine religiöse Grundlage. Die Burka ist eine persönliche Entscheidung der Frauen, ausser bei gewissen irren Salafisten. Wir haben das Burkaproblem ausführlich studiert und dabei festgestellt, dass in Frankreich ein Drittel der voll verschleierten Frauen konvertiert sind. Auch das widerspricht der These von Gilles Kepel. Die Burka ist für viele junge Frauen ein Mittel geworden, sich selbst zu verwirklichen.
Mit der Burka soll die Frau doch unsichtbar werden?
Das Gegenteil ist der Fall: Mit einer Burka werden die Frauen sichtbar. Eine Studie von Burkaträgerinnen in Lyon hat ergeben, dass sämtliche von ihnen alleinerziehende Mütter sind oder aus komplizierten Familienverhältnissen stammen. Diese Frauen haben in der Burka eine neue Form gefunden, sich auszudrücken. Die Burka ist ein soziales, kein religiöses Problem.
Aber es steht doch im Gegensatz zu den liberalen Werten, Menschen zu verbieten, ein bestimmtes Kleidungsstück zu tragen.
Als Ultraliberaler kann man so argumentieren. Ich halte wenig davon. Was passiert etwa mit den Kindern, wenn man vollkommen abgekoppelt von der Gesellschaft lebt? Die Demokratie beruht auf dem Grundsatz, dass wir zusammenleben. Das bedeutet auch, dass wir gemeinsame Regeln akzeptieren müssen. Die Burka im öffentlichen Raum ist nicht akzeptabel, auch aus Gründen der Sicherheit.
Ist es nicht ein symbolischer Kampf? Man verbietet die Burka, meint aber den Islam.
Wie betrachten die Religionsfreiheit zunehmend als Gefahr für die Demokratie und die moderne Gesellschaft. Sie ist jedoch ein Menschenrecht, die Demokratie muss sie akzeptieren. Das Problem ist sehr alt, es begann mit der französischen und der amerikanischen Revolution. Es ist ein Grundproblem jeder Demokratie, denn jede Religion beruht auf Dogmen, die nicht verhandelbar sind.