Politischer Islam (Islamismus)
19.11.2016 um 17:23Als ich im Winter 1979 als junger Student meine erste Auslandsreise machte, nach Marokko, kam mir eines Spätnachmittags mein einheimischer Freund, Student aus Agadir, freudestrahlend entgegen. "Hörst du das Hupkonzert? Es ist geschafft, die Revolution hat gerade begonnen. Dafür lade ich dich heute mal ein. Sag mir, wo du hingehen willst, was du essen und trinken willst, ich werde für alles sorgen."
Khomeini war aus dem Exil nach Teheran zurückgekehrt, um zu übernehmen.
Für die Muslime war er sicherlich der wichtigste Mann nach Mohammed; sie verehrten ihn wie einen Halbgott. Aber er war nicht nur ein religiöser Führer, sondern auch und vor allem ein politischer und hat mit Spätzeitwirkung das geschafft, worüber hier in immer mehr Threads gestritten wird. Ohne Khomeini keine AfD? Sehr weit hergeholt, aber die Beziehung ließe sich nahtlos rekonstrúieren. Ein andermal.
Ein paar Tage später machter ich auf der Rückfahrt noch zwei Tage in Casablanca Station, damals dem "Paris des Südens". Da war ein Strandbad, wo sich neben europäischen Touristen auch die Schickeria der Einheimischen traf. Junge Frauen in knappen Bikinis, die sich von Europäerinnen allenfalls durch ihre etwas dunklere Haut unterschieden. Ein paar Jahre später, als ich noch mal da war, gab es das alles nicht, geradeso als wärs von einem anderen Stern gewesen. "Ich will keinen anderen Staat, ich will kein anderes Haus, ich will eine andere Welt", sagte Khomeini mal. (On another occasion emphasizing the importance of martyrdom over material prosperity, he said: "Could anyone wish his child to be martyred to obtain a good house? This is not the issue. The issue is another world." )
Wikipedia: Ruhollah Khomeini#Emigration and economy
Da haben wirs, das ist ein extrem wichtiger Punkt, wenn wir die Unterschiede zwischen Islam und Islamismus, zwischen Religion und politischem Islam herausarbeiten wollen.
Für die Religiösen war das Himmelreich schon stets ein "Jenseits". Auch wenn es Jesus anders formulierte, nämlich dass es nur hier und jetzt sein kann, wenn… und dann kommt der ganze Rattenschwanz an Bedingungen, die die Menschen erfüllen müssten, damit es so kommt. Mohammed sah das ähnlich. Und auch Khomeini – und mit diesem Anspruch, die Umma im Hier und Jetzt zu erreichen, was bedeutet, eine andere Welt innerhalb der hiesigen zu errichten, hat er, ohne daraus eine Vorlesung machen zu müssen, mit diesen paar dürren Worten das Programm des politischen Islams formuliert.
Deshalb, genau deshalb, war das Land an seinem Todestag außer Rand und Band. 3,5 Millionen Trauernde allein in Teheran. Und das nach all den politischen und wirtschaftlichen Debakeln, in die er es in seiner 10-jährigen Herrschaft hineingeritten hat.
Ich versuchte mit meinem Freund auch über die zwiegespaltene Kultur der Araber bzw. der Muslime zu sprechen, die einerseits den Westen als Satan verdammen, ihn andererseits in Sachen Mode noch "links" bzw. westlich zu überholen versuchen, sich gleichzeitig aber nicht von ihrer traditionellen Kultur und von einer starren, unbeweglichen Interpretation dessen, was Islam ist und ausmacht, emanzipieren können. Seine Antwort war, dass das wohl nur ein Ausflug in die Denk- und Lebenswelt des Westens war, dass es aber grundsätzlich keine Einigung zwischen Islam und Christentum, anderen Religionen oder Atheismus geben kann, so dass wie uns "morgen", also bei einer hypothetischen Wiederbegegnung ein paar Jahre später, nicht als Freunde begegnen werden, sondern als erbitterte Feinde.
Ich konnte das nicht glauben, aber er sollte wohl recht behalten.
Ziel des politischen Islams ist es also wohl, die ganze Welt zu islamisieren, auch wenn deren Anhänger nicht so dumm sind um nicht zu wissen, dass das unmöglich ist. Aber Aufgabe des politischen Islamisten ist es nun mal, eben dies nicht hinzunehmen, sondern mit allen Mitteln, auch jenen, die wir für verabscheuenswert und hochgradig kriminell halten, dafür zu kämpfen, da es nach ihrer Sicht kein Zusammenleben zwischen Gläubigen und Ungläubigen geben kann. Was aber in einer globalisierten Welt heißt, dass es für sie keinen Nichtkriegszustand geben kann.
Wikipedia: Islamism
Das hieße dann in letzter Konsequenz, dass noch ein Weltkrieg in petto ist?
Im Jahr 2010 gab es weltweit 2,3 Mrd. Christen, 1,6 Mrd. Muslime und knapp 1 Mrd. Hindus. Wir dürfen nach der Entwicklung der letzten Jahre davon ausgehen, dass sich dieses Verhältnis seither sehr extrem zugunsten des Islams entwickelt hat, zumal die Christen tendenziell immer mehr Atheisten werden. Wahrscheinlich gibt es schon heute mehr gläubige Muslime als Christen, und in 5 Jahren wird das Verhältnis noch viel krasser sein.
Wo es also um 1/3 oder vielleicht bald auch schon die Hälfte der Menschheit geht, da ist ein Weltkrieg, wenn es um "Grundsätzliches" geht, alles andere als ausgeschlossen. Warum es einen Dialog nicht geben kann, hab ich ja schon kurz angedeutet.
Oder seht ihr das anders? Give me hope, Joanna, give me hope, Joanna, give me hope before the morning come…
Khomeini war aus dem Exil nach Teheran zurückgekehrt, um zu übernehmen.
Für die Muslime war er sicherlich der wichtigste Mann nach Mohammed; sie verehrten ihn wie einen Halbgott. Aber er war nicht nur ein religiöser Führer, sondern auch und vor allem ein politischer und hat mit Spätzeitwirkung das geschafft, worüber hier in immer mehr Threads gestritten wird. Ohne Khomeini keine AfD? Sehr weit hergeholt, aber die Beziehung ließe sich nahtlos rekonstrúieren. Ein andermal.
Ein paar Tage später machter ich auf der Rückfahrt noch zwei Tage in Casablanca Station, damals dem "Paris des Südens". Da war ein Strandbad, wo sich neben europäischen Touristen auch die Schickeria der Einheimischen traf. Junge Frauen in knappen Bikinis, die sich von Europäerinnen allenfalls durch ihre etwas dunklere Haut unterschieden. Ein paar Jahre später, als ich noch mal da war, gab es das alles nicht, geradeso als wärs von einem anderen Stern gewesen. "Ich will keinen anderen Staat, ich will kein anderes Haus, ich will eine andere Welt", sagte Khomeini mal. (On another occasion emphasizing the importance of martyrdom over material prosperity, he said: "Could anyone wish his child to be martyred to obtain a good house? This is not the issue. The issue is another world." )
Wikipedia: Ruhollah Khomeini#Emigration and economy
Da haben wirs, das ist ein extrem wichtiger Punkt, wenn wir die Unterschiede zwischen Islam und Islamismus, zwischen Religion und politischem Islam herausarbeiten wollen.
Für die Religiösen war das Himmelreich schon stets ein "Jenseits". Auch wenn es Jesus anders formulierte, nämlich dass es nur hier und jetzt sein kann, wenn… und dann kommt der ganze Rattenschwanz an Bedingungen, die die Menschen erfüllen müssten, damit es so kommt. Mohammed sah das ähnlich. Und auch Khomeini – und mit diesem Anspruch, die Umma im Hier und Jetzt zu erreichen, was bedeutet, eine andere Welt innerhalb der hiesigen zu errichten, hat er, ohne daraus eine Vorlesung machen zu müssen, mit diesen paar dürren Worten das Programm des politischen Islams formuliert.
Deshalb, genau deshalb, war das Land an seinem Todestag außer Rand und Band. 3,5 Millionen Trauernde allein in Teheran. Und das nach all den politischen und wirtschaftlichen Debakeln, in die er es in seiner 10-jährigen Herrschaft hineingeritten hat.
Ich versuchte mit meinem Freund auch über die zwiegespaltene Kultur der Araber bzw. der Muslime zu sprechen, die einerseits den Westen als Satan verdammen, ihn andererseits in Sachen Mode noch "links" bzw. westlich zu überholen versuchen, sich gleichzeitig aber nicht von ihrer traditionellen Kultur und von einer starren, unbeweglichen Interpretation dessen, was Islam ist und ausmacht, emanzipieren können. Seine Antwort war, dass das wohl nur ein Ausflug in die Denk- und Lebenswelt des Westens war, dass es aber grundsätzlich keine Einigung zwischen Islam und Christentum, anderen Religionen oder Atheismus geben kann, so dass wie uns "morgen", also bei einer hypothetischen Wiederbegegnung ein paar Jahre später, nicht als Freunde begegnen werden, sondern als erbitterte Feinde.
Ich konnte das nicht glauben, aber er sollte wohl recht behalten.
Ziel des politischen Islams ist es also wohl, die ganze Welt zu islamisieren, auch wenn deren Anhänger nicht so dumm sind um nicht zu wissen, dass das unmöglich ist. Aber Aufgabe des politischen Islamisten ist es nun mal, eben dies nicht hinzunehmen, sondern mit allen Mitteln, auch jenen, die wir für verabscheuenswert und hochgradig kriminell halten, dafür zu kämpfen, da es nach ihrer Sicht kein Zusammenleben zwischen Gläubigen und Ungläubigen geben kann. Was aber in einer globalisierten Welt heißt, dass es für sie keinen Nichtkriegszustand geben kann.
Wikipedia: Islamism
Das hieße dann in letzter Konsequenz, dass noch ein Weltkrieg in petto ist?
Im Jahr 2010 gab es weltweit 2,3 Mrd. Christen, 1,6 Mrd. Muslime und knapp 1 Mrd. Hindus. Wir dürfen nach der Entwicklung der letzten Jahre davon ausgehen, dass sich dieses Verhältnis seither sehr extrem zugunsten des Islams entwickelt hat, zumal die Christen tendenziell immer mehr Atheisten werden. Wahrscheinlich gibt es schon heute mehr gläubige Muslime als Christen, und in 5 Jahren wird das Verhältnis noch viel krasser sein.
Wo es also um 1/3 oder vielleicht bald auch schon die Hälfte der Menschheit geht, da ist ein Weltkrieg, wenn es um "Grundsätzliches" geht, alles andere als ausgeschlossen. Warum es einen Dialog nicht geben kann, hab ich ja schon kurz angedeutet.
Oder seht ihr das anders? Give me hope, Joanna, give me hope, Joanna, give me hope before the morning come…