http://www.welt.de/print-welt/article332621/900_Millionen_Dollar.htmlDie Menge tobt, reckt voll Wut und Hass die geballten Fäuste in die Luft, treibt sich selbst in einen ekstatischen Furor. "Rache! Rache! Rache!", dröhnt es aus tausenden Kehlen. Ihr Führer vernimmt diesen vielstimmigen Aufschrei, lässt die Masse Mensch gewähren, dann hebt er beide Arme und gebietet seinen tobenden Anhängern Einhalt. Auf Arabisch.
"Lasst niemanden denken, dass sie uns mit ihren überlegenen Waffen erschrecken können. Wir haben eine gewaltigere Waffe! Die Waffe des Glaubens! Die Waffe des Martyriums! Die Waffe des Dschihad!" Die Menschen lauschen diesen Anfeuerungen ihres Führers, und als der Friedensnobelpreisträger geendet hat, entlädt sich ihr Hass, ihre Wut, ihre Angst in einem gellenden Schrei. "Tod Israel! Tod den Juden! Tod Amerika" - und Jassir Arafat vernimmt die Raserei seiner Anhänger, die ihm zugehört haben und ihm jetzt hier in Gaza-Stadt zujubeln.
Drei Monate später wird derselbe Arafat, nachdem bei einem Anschlag des Islamischen Dschihad nahe der israelischen Siedlung Kfar Daron im Gazastreifen sieben Israelis und ein Amerikaner getötet wurden, dies als einen Akt des Terrors brandmarken und sich angesichts westlicher Kameras davon distanzieren. Auf Englisch.
Beide Episoden sind symptomatisch - haben sie doch nicht an irgendeinem Tag der nun seit dreieinhalb Jahren tobenden Al Aqsa Intifada stattgefunden, sondern im Januar und April 1995
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Schaut man sich die Zeittafel terroristischer Anschlage seit 1993 an, so fällt ins Auge, dass immer dann von palästinensischen Gruppen gebombt wurde, wenn eine realistische Hoffnung auf Frieden aufschien. Die Täter kamen oft genug aus Arafats Geheimdiensten und Polizeiapparaten.